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5.14. Lebendiger Umgang mit zeitgemäßem Liedgut (Franz Zaunschirm und Sabine Zaunschirm)

5.14.1. Kurztext

5.14.1.1. „Macht euch bereit! – Lieder zum Advent“ von Franz Zaunschirm

Im Lauf eines Jahres ist der Dezember in Bezug auf „Sitten und Bräuche“ in unserer Gegend der Höhepunkt schlechthin. Wer längere Zeit im Ausland verbracht hat, wird bestätigen: Diese Kultur in der Adventzeit ist einzigartig. Einen Gewinn aus den vielen Bräuchen zieht man dadurch, dass man selbst agiert – denn wer selbst singt oder musiziert, erlebt Musik intensiver. Aus diesen Überlegungen entstanden die Liederbücher „Macht euch bereit! – Lieder zum Advent“[1663] und „Freuet euch! – Weihnachtslieder“[1664]. „Macht euch bereit! Adventlieder zum Mitsingen“[1665] wurde als CD mit Liedheft veröffentlicht.

Auf der Suche nach den bekanntesten und schönsten Advent- und Weihnachtsliedern wurden Menschen aus Bayern, Tirol, Kärnten, der Steiermark und dem Land Salzburg befragt. Eine Auswahl dieser Lieder wurde zusammengefasst, es entstanden Lesebücher mit vielen Illustrationen, ausführlichen Erklärungen über Entstehung und Verbreitung der einzelnen Lieder und mit einem Anhang, wie diese Lieder gemeinsam in der Familie, in der Musikschule und im Chor zu singen sind.

Die Praxis hat gezeigt, dass Menschen Interesse an Advent- und Weihnachtsliedern haben. Sie wollen sich mit den Liedern genauer befassen. Mit diesen Büchern wollte ich einen Beitrag gegen den beherrschenden Konsumzwang leisten und eine Möglichkeit aufzeigen, zur Identität unseres kulturgeografischen Raumes durch aktives Tun beizutragen.

5.14.1.2. Singen mit Kindern in der Musikschule. Erfahrungen von Sabine Zaunschirm

Keine Angst vor Volksliedern! Wenn Volksmusik von der Jugend gemacht wird, hat sie einen ganz besonderen Charme und eine herrliche Lebendigkeit, die man unbedingt fördern sollte. Wichtig dabei ist, dass die Auswahl der Volkslieder dem Alter entsprechen muss.

Leider ist der Anteil, den die Eltern oder Großeltern am Weitergeben der alten Lieder haben, heutzutage sehr gering. Man setzt sich nicht mehr zusammen, um neben dem Adventkranz zu singen. Das übernehmen eher Kindergarten, Schule und Kirche. Viele legen einfach eine CD oder Kassette ein, die aber oft nicht zum Mitsingen animiert. Außerdem sind auf den meisten Tonträgern nur Weihnachtslieder zu hören, die nicht für die Vorbereitung auf Weihnachten, nämlich die Adventzeit vorgesehen sind, sondern es sind Lieder, die bereits das geborene Jesuskind loben oder zum Einschlafen wiegen.

Ich glaube, zu keiner Zeit sind die Menschen hier so aufnahmefähig für Volksmusik wie in der Weihnachtszeit. Deshalb singen in diesen Wochen meine Chöre jedes Jahr mindestens einmal in der Kirche. Man sollte als Lehrer/in nicht darauf verzichten, mit den Kindern alte Lieder zu singen, damit diese nicht in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund halte ich es für notwendig, neben guten modernen Kinderliedern im Chor die traditionellen Volkslieder zu singen und dadurch zu pflegen. Die Kinder nehmen sie aus der Chorprobe mit nach Hause und singen sie mit den Geschwistern oder regen die Lehrer in der Schule an, sie dort auch zu singen. Nur so können wir dieses wertvolle Kulturgut vor dem Aussterben bewahren!

5.14.2. Langtext

5.14.2.1. Überlegungen und Erfahrungen zur Veröffentlichung von Liederbüchern (Franz Zaunschirm)

5.14.2.1.1. Einleitung

Die regional verwurzelte Kultur wurde für mich im Laufe der Jahre ein hohes Gut. Das habe ich erst bewusst wahrgenommen, als ich von ihr nicht mehr dauernd umgeben war und berieselt wurde. Ein Zitat von Goethe beschreibt meine damalige Gedankenwelt präzise: „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“

Im Lauf eines Jahres ist der Dezember in Bezug auf Brauchtum in unserer Gegend der Kulminationspunkt schlechthin. Allein die Tatsache, dass es eine Vielzahl von Bräuchen und Liedern zur Advent- und Weihnachtszeit gibt, sagt über den Wert an sich zunächst sehr wenig, fast nichts aus. Wie kann ich damit umgehen, dass ich selbst, meine Familie, meine Freunde und Bekannten einen Gewinn davon haben? Zunächst einmal dadurch, dass ich mich mit diesem Thema bewusst auseinandersetze. Ich agiere selbst. Auf Lieder übertragen heißt das: Ich singe selbst, spiele alleine oder mit anderen, nehme die gehörte und gelesene Musik ganz bewusst wahr und beschaffe mir vielleicht noch zusätzliche Hintergrundinformationen.

Aus diesen Überlegungen heraus entstand der Wunsch, mit meinem Wissen und Können einen Beitrag zu leisten. Ein Liederbuch soll jenen Menschen, die bisher noch keinen Zugang zu dieser Musik, zu diesem Kulturgut, gefunden haben, Anregungen geben, wie sie selbst alleine oder in kleinen Gruppen Lieder so musizieren können, dass diese zu ihrem Besitz werden. Das Ergebnis waren die Bücher „Macht euch bereit – Lieder zum Advent“[1666] und kurz danach „Freuet euch – Weihnachtslieder“[1667]. Ein Tonträger, der zum passiven Konsum verleitet, sollte nicht daraus werden. Doch hier hat sich die Einsicht geändert: „Adventlieder zum Mitsingen“[1668] wurde als CD mit Liederheft veröffentlicht. Im Folgenden werden die darauf aufbauenden Erfahrungen im Umgang mit Advent- und Weihnachtsliedern im Laufe von acht Jahren beschrieben.

5.14.2.1.2. Wer hat Interesse, selber Lieder zu singen?

Ein Großteil der Kunden sind Frauen, genauer: Mütter oder Großmütter. Aus vielen schriftlichen oder telefonischen Bestellungen (z. B. Gewinnspiele mit dem ORF Salzburg) ist zu spüren, dass es vor allem älteren Frauen ein Anliegen ist, jene Lieder, die sie damals mit ihren eigenen Kindern gesungen haben, an die Enkel weiterzugeben. Es ist nicht so, dass sie es ihren Kindern nicht zutrauen würden. Vielmehr ist es eine Frage der Zeit: „Meine Kinder sind berufstätig, sie haben keine Zeit, mit den Enkeln Lieder zu singen.“

Dazu kann ergänzt werden: Wann und wo sind heute überhaupt die Voraussetzungen gegeben, um singen und musizieren zu können? Wo läuft heute nicht pausenlos das Radio, der Fernseher oder ein anderes Medium? Wo herrscht heute in der eigenen Wohnung noch während des Tages jene Ruhe, dass eine Sehnsucht nach aktivem Musizieren entsteht? Manchmal ist mit dem Kauf der Lieder auch der Wunsch verbunden, den Enkeln im Ausland ein Stück Heimat aus Österreich mitzugeben: unsere Sprache, unsere Musik und damit auch einen Teil unserer Identität zu vermitteln. So wurden Pakete nicht nur ins benachbarte deutschsprachige Ausland verschickt, sondern bis nach Australien und in die USA.

5.14.2.1.3. Sind Advent- und Weihnachtslieder heute noch „in“?

Natürlich nicht. Es gibt kaum ein Lied, das nicht in einer der zahllosen CDs, die seit Jahren den Markt überschwemmen, enthalten wäre. Und so zahlreich, wie die Aufnahmen sind, sind auch die Arrangements und die Qualität der Interpretationen. Man kann heute zu jeder Zeit jedes beliebige Lied in jeder beliebigen Besetzung als CD kaufen und hören. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Von diesem Gesichtspunkt aus ist es überflüssig, einen weiteren Tonträger oder gar ein Buch mit Noten veröffentlichen zu wollen.

Die zweite Antwort auf die obige Frage lautet: Natürlich ja. Wir leben heute an der Schwelle zum dritten Jahrtausend in einer Zeit, die ständig alle Arten von Informationen überall zur Verfügung hat. Das Internet ist dafür ein typisches Medium, ähnlich auch die Vielfalt an öffentlichen und privaten Rundfunk- und Fernsehprogrammen, die durch Satellit oder Kabel ins Haus strömen. Es stellt sich für jeden von uns zunehmend die Frage: Was geschieht mit all den Informationen? Wie gehe ich damit um? Wo bleibe ich? Wo ist meine Identität? Wie schaffe ich für meine Kinder, für die nächste Generation kulturelles Bewusstsein?

Ob nun die Wiener Sängerknaben singen oder die Philharmoniker spielen – es bleibt immer dabei, dass die Musik passiv konsumiert wird und damit über eine bestimmte Ebene des Musikerlebnisses nicht hinauskommt. Wer selber singt oder musiziert, kann Musik intensiver erleben. Es ist der jahreszeitliche Wechsel, der verschiedene geografische Regionen auch in seinem Brauchtum voneinander unterscheidet. Weihnachten gibt es fast überall, aber kaum irgendwo in dieser Vielfalt und so stark ausgeprägt wie in unserer alpenländischen Region. Es ist kein Zufall, dass jedes Jahr um die 40.000 Menschen das Salzburger Adventsingen besuchen. Ob es die Zuseher aus dem benachbarten Deutschland im Festspielhaus sind oder die Gäste, die aus Italien über den Adventmarkt spazieren: So etwas finden sie zu Hause nicht. Wer längere Zeit im Ausland verbracht hat, wird bestätigen: Diese Kultur in der Adventzeit ist einzigartig.

5.14.2.1.4. Wie kam es gerade zu dieser Auswahl von Liedern?

Während meines über zehnjährigen Aufenthalts in Hamburg und Schleswig-Holstein wurde mir dieses Gut dadurch bewusst, dass es nicht da war. Abgesehen von der heute überall üblichen Dauerberieselung in den Kaufhäusern ab Oktober stellte sich kaum einmal eine besinnliche Zeit im Advent ein. Es gab weder ausgeprägtes Brauchtum am Land – in einer Weltstadt wie Hamburg hatte ich dies ohnehin nicht erwartet – noch einen Unterschied zwischen Advent und Weihnachten – für mich damals kaum vorstellbar. Aus dieser räumlichen Distanz bekamen Dinge einen Wert, die ich davor kaum geschätzt habe, da ich ihrer überdrüssig war. Jedes Jahr dieselbe Gefühlsduselei. Furchtbar! Jetzt aber spürte ich: Da fehlt etwas, was einen Wert darstellt, der für mein Leben Identität und Heimat bedeutet.

Auf der Suche nach den bekanntesten und schönsten Advent- und Weihnachtsliedern wurden Menschen aus Bayern, Tirol, Kärnten, der Steiermark und dem Land Salzburg befragt. Da den Adventliedern eine weitaus höhere Zahl an Weihnachtsliedern gegenübersteht, war es relativ einfach, zuerst eine Auswahl der bekanntesten und schönsten Adventlieder in einem Buch zusammenzufassen. In diesem Stadium waren die zahlreichen Diskussionen mit Herrn Prof. Harald Dengg, dem damaligen Leiter der Salzburger Volkskultur, sehr bedeutsam und motivierend.

Da der Entschluss gefasst war, die Lieder im Eigenverlag herauszubringen, konnte und wollte ich auch eine persönliche Note, z. B. durch ein gut lesbares Format, durch Begleittexte und Illustrationen, hineinbringen. Es gab Lieder, die mir persönlich wichtig waren und heute noch sind, die ich für sehr wertvoll und erhaltenswert erachte. Mit meiner Kindheit in St. Margarethen im Lungau verbindet mich eine gefühlsstarke Erinnerung als Ministrant: Es ist sechs Uhr morgens, kalt, dunkel und wir singen „O Heiland, reiß die Himmel auf“ oder „Gegrüßt sei Maria“. Ab dem dreizehnten Lebensjahr spielte ich die Orgel. Wenn ich bei der Christmette dreimal den Ruf „Sieh, es wird der Herr sich nah’n“ einspielte, zuerst in C-Dur, dann angehoben nach D-Dur und das dritte Mal in E-Dur, kam auch in der Kirche Schritt für Schritt Licht ins Dunkel. Heute denke ich darüber: Das war Heimat – das ist Heimat. Aus diesem Erlebnis heraus und aufgrund der Überzeugung vom Wert dieser Lieder wurden sie in die Sammlung aufgenommen.

Es erfüllt mich mit Genugtuung und bestätigt meine Ansicht, wenn gerade im Hinblick auf dieses Lied das Liederbuch in einer Zeitschrift für Seelsorger wohlwollend besprochen wurde, denn ich habe mich bei den ausgewählten Liedern für die in unserer Region überlieferte Version entschieden und nicht für die in Text und Melodie veränderte „EU-genormte“ Variante aus dem Gotteslob („Sieh, es wird der Herr sich nah’n“ Nummer 816). Die beabsichtigte Vereinheitlichung bewirkt meiner Beobachtung nach genau das Gegenteil: Der Anfangssatz ist geändert, das Lied im Gotteslob nicht ohne Weiteres auffindbar. Der neue Text verunsichert ebenso wie der zu Beginn der dritten Zeile variierte Rhythmus gerade jene Gläubigen, die den Gemeindegesang in der Kirche tragen. Die Menschen verlieren die bisherige Sicherheit und singen kaum mehr mit. Das Ergebnis wird sein, dass dieser Ruf im Laufe der Zeit verloren geht und aus unserem Repertoire verschwinden wird.

5.14.2.1.5. Wie lange dauert Advent und Weihnachten?

Die kommerzielle Dauerberieselung in den Kaufhäusern ab Oktober verändert die Einstellung zu Weihnachten: Früher dauerte der Advent – eine Zeit des Wartens – vier Wochen. Dann kam das Christkind, es war Weihnachten – in der Regel bis zum Fest der Heiligen Drei Könige am sechsten Jänner. Heute beginnt der Kauf von Nikolaus- und Weihnachtsartikeln im Oktober. Durch die monatelange dauernde akustische Vorbereitung ist mit dem ersten Advent bereits ein gewisser Abschluss erreicht. Anschließend bricht die Hektik aus: Einkäufe einschließlich der Geschenke werden erledigt, Kinder in der Gegend herumgefahren, damit sie die Schul- und Musikschulfeiern vorbereiten können und schließlich sind noch die Adventfeiern oder -konzerte, die man auch nicht missen möchte. So ist die Freude groß, wenn der Heilige Abend und der Christtag endlich da sind und der ganze Rummel vorbei ist. So kontinuierlich und über einen großen Zeitraum sich die Vorbereitungszeit aufgebaut hat, so abrupt endet sie heute. Am zweiten Weihnachtstag, dem Fest des heiligen Stephanus, ist Weihnachten meist schon vorbei. Da ist Schifahren angesagt. Und dann folgt Action: Vorbereitung für Silvester, der Urlaub oder was auch immer. Wer singt oder spielt zu Neujahr noch ein Weihnachtslied? Selbst im Gottesdienst gesungen, wirken diese Lieder heutzutage nach Weihnachten wie von gestern.

Viele Menschen wünschen sich, dass der Klangteppich und der angebotene Nikolaus aus Schokolade in den Geschäften zeitlich dichter an die dafür vorgesehene Zeit rücken. Das ist sicher ein erstrebenswertes Ziel. Genauso wie der Buchhändler Anfang November das Weihnachtssortiment präsentiert, wird auch der Musikschüler für den Advent üben. Denn am ersten Advent soll er die Lieder mit anderen sicher vorspielen können. So ist klar, dass für die vielen kleinen und großen Musikliebhaber die Beschäftigung mit Advent und Weihnachten im Oktober beginnt, beginnen muss, um zum ersten Advent etwas Vorzeigbares präsentieren zu können. Der Unterschied ist trotz der zeitlichen Übereinstimmung ein wesentlicher: In der ersten Situation bin ich gezwungen, Musik zu hören. Ich kann mich dem kaum entziehen. Im zweiten Fall ist es meine eigene Entscheidung, wann, wo und wie lange ich mich damit befassen will. Und ich tue das selbst mit meinem Instrument, dadurch sind höhere Intensität und ein größerer persönlicher Gewinn möglich.

5.14.2.1.6. Welches ist das geeignete Medium?

Es gibt heute genügend Liederbücher, auch jene für Weihnachten. Zum Teil werden sie von den Volksliedwerken kostenlos angeboten. Welchen Sinn hat es da, noch ein Liederbuch mehr veröffentlichen zu wollen? Ein befreundeter Buchhändler aus Salzburg versicherte mir: „Sie werden davon nie 1.000 Exemplare verkaufen. Das ist einerseits zu speziell, andererseits ist das Kopieren von Noten heute Faktum. Keine Schule kauft ein zweites Exemplar.“ Es war und ist noch immer meine Überzeugung, dass ein Musikbuch einen anderen Wert als eine kopierte Seite hat. Wenn ich davon überzeugt bin, dass unsere Advent- und Weihnachtslieder Teil unserer österreichisch/bayerischen Identität sind, dann muss das auch nach außen hin zum Tragen kommen. Dann muss auch das Äußere einen anderen Stellenwert haben und ist mit einem kopierten Liedtext nicht zu vergleichen. Daher fiel meine Entscheidung auf ein großes Format, mit großen Noten und leicht lesbarem Text.

Die Illustrationen – zuerst von Christiane Pott-Schlager, dann von Franziska Traiger – sollen den Wert dieses Buches unterstützen. So wurde daraus ein Lesebuch mit vielen Illustrationen, ausführlichen Erklärungen über Entstehung und Verbreitung der einzelnen Lieder und mit einem Anhang, wie diese Lieder gemeinsam in der Familie, in der Musikschule und im Chor zu singen sind. Mein Freund, der Buchhändler, hat Recht, wenn er meint, damit sei kein großes Geschäft zu machen. Das war von Anfang an nicht mein erstes Ziel. Vielmehr wollte ich mit diesen Büchern einen Beitrag gegen den beherrschenden Konsumzwang leisten und eine Möglichkeit aufzeigen, durch aktives Tun zur Identität unseres kulturgeografischen Raumes beizutragen.

5.14.2.1.7. Ausblick

Die Praxis hat gezeigt, dass Menschen Interesse an Advent- und Weihnachtsliedern haben. Sie wollen sich mit den Liedern genauer befassen. Meistens können Mütter ihren Kindern zwar sagen, wann eine Stelle nicht richtig klingt, aber sie können nicht erklären wie sie richtig zu spielen sei. Daher ist mit Kindern und Erwachsenen ein Tonträger mit allen zwei- und dreistimmigen Arrangements entstanden, den ich ursprünglich unter keinen Umständen veröffentlichen wollte. Doch ist die CD jetzt für viele eine große Hilfe – und Kinder lernen auf diese Weise spielend neue Lieder, hören genau auf eine zweite Stimme hin. Ich weiß heute auch, dass nur wenige Klavierlehrer mit Akkordsymbolen umgehen können. Musizieren ohne Noten ist bei den Volksmusikanten üblich, bei den meisten Musikschullehrern aber unbekannt. Daher enthält die Neuauflage des Adventliederbuchs wie das Weihnachtsliederbuch eine ausgeschriebene Klavierstimme im Anhang.

5.14.2.2. Singen mit Kindern in der Musikschule. Erfahrungen und Tipps aus der Praxis (Sabine Zaunschirm)

5.14.2.2.1. Einführung

Als gebürtige Hamburgerin konnte ich meine ersten Kinderchor-Erfahrungen im Rahmen meiner Tätigkeit als Kirchenmusikerin in Norddeutschland machen. Kurz darauf war ich neben meinem Studium in Kirchenmusik (später auch Musikpädagogik und Gesang) an einer Musikschule in Schleswig-Holstein als Lehrerin für Musikalische Früherziehung, Grundausbildung und Singschule bzw. Kinderchor tätig. Immer war es Aufbauarbeit aus dem Nichts, da es dort vorher keine Gruppen für diese Fächer gab.

Nach dem Umzug nach Österreich arbeitete ich zwei Jahre lang als Stimmbildnerin und Assistentin von J. Bogensberger mit den Salzburger Domkapellknaben, bevor ich schließlich 1994 bis heute im Salzburger Musikschulwerk (heute: Musikum Salzburg) als Gesangslehrerin angestellt wurde. Auf Bitte des Elternvereins der Volksschule Nußdorf/Haunsberg begann ich 1995 mit der Singschularbeit: Der „Haunsberger Kinderchor“ war geboren (den Namen haben die Kinder selbst gewählt).

5.14.2.2.2. Ein Vergleich zwischen Norddeutschland und Salzburg

Als ich in Nußdorf mit dem Kinderchor begann, war ich sehr erfreut: Hier gab es Kinder, die „frisch drauflos“ sangen und zwar in der normalen Kinderstimmlage, wie sie in den Fachbüchern angegeben wird. In Norddeutschland musste man dagegen fast alle Lieder eine Terz tiefer anstimmen. – Das ist übrigens auch der Grund, weshalb die Lieder von R. Zuckowski relativ tief sind. Fast kein Kind machte den Mund richtig auf, das lasche, spannungslose Singen, Anschleifen der Töne, wie man es von Schlagersänger/innen so oft hört, wurde nachgeahmt. Mit einem gemeinsamen alten Volks- oder Kinderlied zu beginnen, war undenkbar, weil die Kinder die Lieder entweder nicht mochten oder gar nicht kannten. Man merkte deutlich, dass die Kinder weder zu Hause noch in der Schule gesungen haben und darin ungeübt waren. Am ehesten wurde in den Kindergärten gesungen, nur klagten die Erzieherinnen ständig darüber, dass ihnen die Lieder zu hoch seien. Also haben sie mit den Kindern entweder sehr tief oder fast gar nicht gesungen. So war die Aufbauarbeit sehr mühsam und ich brauchte viel Geduld, bis die Kinder sauber einstimmig und allmählich auch zweistimmig singen konnten. In den warmen Monaten gingen die Kinder oft lieber baden oder Ähnliches, sodass es viel Einfallsreichtum brauchte, um sie für den Chor zu begeistern.

In Nußdorf gab es natürlich ebenso Kinder, die zunächst nicht gut intonierten (einen oder zwei „Brummer“ hat man immer dabei), aber die Mehrzahl sang sofort annähernd richtig. Wir haben damals, da fast alle Kinder aus einer Schule waren, gleich ein Lied gemeinsam finden und singen können. Ich hatte das Gefühl: „Hier in Österreich wird noch gesungen und musiziert.“

Auch sind mir Unterschiede im Verhalten der Kinder aufgefallen: In beiden Gruppen, der in Norddeutschland und der in Nußdorf, waren Kinder „vom Land“. Aber die Salzburger waren leichter zu führen, wirkten noch nicht so „überfüttert“ (Konsum und Freizeit), waren besser zu motivieren und kritikloser, man kann auch sagen: Sie waren braver. Ob dies nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Die Chorarbeit wird dadurch jedenfalls leichter, man kommt schneller voran und es macht mehr Spaß. Im Chor müssen nun einmal alle auf eine/n Leiter/in reagieren und ich kann nicht stundenlang diskutieren, ob wir jetzt das eine oder das andere Lied singen wollen.

Mit den Domkapellknaben war es anders: Hier waren es nur Buben. Sie kamen aus einer höheren sozialen Schicht, waren Stadtkinder, hatten meist musikalische Vorbildung, konnten bereits die Töne richtig treffen, kamen zweimal wöchentlich, hatten Singen zu ihrem Hobby gewählt und fühlten sich oft als etwas Besonderes, weil sie in einem Knabenchor mit Tradition sangen. Klar, dass es manchmal nicht ganz leicht war, sich bei den jungen Herren durchzusetzen. Die Arbeit mit einem solchen, bereits lange Zeit bestehenden, qualitativ guten Knabenchor kann man nicht mit der in einer Musikschule vergleichen. Im Übrigen ist es heute sehr schwer, genügend Buben für das Singen zu begeistern. Darum kommen die meisten Knabenchöre nicht mehr ohne Mädchen aus oder lösen sich auf. (Auch die Wiener Sängerknaben haben Nachwuchsprobleme, die ehem. „Salzburger Chorknaben“ heißen jetzt: „Salzburger Chorknaben und Chormädchen“.)

5.14.2.2.3. Ein neues Schuljahr beginnt in der Musikschule

An der Musikschule findet man am Anfang des Schuljahres folgende Situationen vor:

a) Es haben sich bereits einige Kinder (12 bis 15 sollten es mindestens sein) fix für den Kinderchor oder die Singschule angemeldet. Zunächst schaut man sich die Anmeldungen hinsichtlich des Alters an, da eine altersgemäße Trennung unbedingt erforderlich ist. Optimal ist es, wenn man folgendermaßen aufteilen kann:

1. und 2. Volksschulklasse, 3. und 4. Volksschulklasse, 1. und 2. Klasse Hauptschule bzw. Gymnasium

Das ist aber ein sehr seltener Fall, denn meistens melden sich nicht so viele Kinder auf einmal, dass drei oder mehr neue Gruppen entstehen können. Sollten sich um die 15 Kinder in allen Altersgruppen angemeldet haben, versucht man möglichst noch einige anzuwerben, sodass wenigstens zwei Gruppen gebildet werden können. Manchmal gelingt es, alle Kinder im Volksschulalter in einer Chorgruppe zusammenzufassen. In der Praxis muss man ohnehin oft Kompromisse wegen der Geschwister eingehen.

b) Die Musikschule möchte eine Kinder- oder Singschulgruppe neu einrichten. Hier muss, soweit noch nicht geschehen, an den Schulen für den Chor geworben werden, dabei sollte das Alter eingegrenzt sein und ein Abschnitt für die Anmeldung mit den genauen Probenterminen im Brief enthalten sein. Der Chorleiter weiß in diesem Fall nicht, ob eine Gruppe überhaupt zustande kommt und muss genügend Zeit für die Organisation bis zum Singen des ersten Tones einplanen.

c) Die bestehenden Chor- oder Singschulgruppen laufen weiter. In diesem Fall kenne ich als Leiter die Kinder und kann auf dem aufbauen, was bereits gesungen und erarbeitet wurde. Manchmal wird aus einer Anfänger- und einer Fortgeschrittenengruppe vom letzten Jahr eine neue Gruppe mit Fortgeschrittenen, da es immer Kinder gibt, die aufhören. Wenn es irgendwie möglich ist, sollte neben den weiter bestehenden Gruppen auch eine Anfängergruppe angeboten werden. Die fortgeschrittenen Sänger/innen sollten nicht zu wenige sein (mindestens 15 bis 18), damit sie als Chor „einsatzfähig“ sind. Später kann man evtl. für Auftritte die neue Gruppe mit Anfängern hinzutun. Dabei muss man sehr behutsam vorgehen, damit sich die einen nicht unter- und die anderen überfordert fühlen. Ein Tipp: Lieder für die erfahrenen Sänger/innen, welche diese alleine vortragen, bereithalten. Psychologisch ist die Sache nicht immer ganz einfach, denn Kinder, die sich im sauberen Singen noch schwer tun, werden von den guten Sängern oft schief angeschaut.

5.14.2.2.4. Überlegungen zur ersten Chorstunde und zu traditionellem Liedgut allgemein

Die erste Singstunde mit einer Anfängergruppe ist besonders wichtig:

  • Ich möchte, dass die Kinder Spaß haben und wiederkommen.

  • Ich möchte, dass die Kinder aus der Gruppe einander und mich kennenlernen.

  • Ich möchte, dass sie mich als Autorität anerkennen, Ängste aber abgebaut werden.

In der Regel kommen Kinder aus vielen verschiedenen Schulen bzw. Kindergärten. Jede/r Lehrer/in oder Kindergärtnerin setzt andere Schwerpunkte, manche singen viel, andere sehr wenig. Die erste Schwierigkeit ist, Kindergartenkinder, die gerade in die Schule gekommen sind, mit Schulkindern gemeinsam zu unterrichten, da Schulanfänger den leistungsbezogenen Unterricht von 50 Minuten Dauer noch nicht kennen. Aus dem Grund gibt es viele Kolleginnen/Kollegen, die Singschule oder Kinderchor erst ab der zweiten Volksschulklasse beginnen, auch weil die Kinder dann bereits lesen können. Die Aufnahmefähigkeit ohne Text- oder Notenblatt ist aber gerade bei den Erstklasslern hoch, die Motivation groß und die Unbefangenheit und Frische noch so vorhanden, dass ich gern dieses Jahr mit ihnen nutze. Es ist mir bei der Chor-Aufbauarbeit zugutegekommen, dass ich immer von „unten“ neu angefangen habe. Die Kinder der ersten Volksschulklasse sind besser „über die Ohren“ zu erreichen als die Älteren und gerade Volks- und Kinderlieder lassen sich in dem Alter sehr gut vermitteln. Im Übrigen möchte ich nicht die Sechsjährigen (in Ausnahmefällen sogar Fünfjährige) wieder heimschicken, wenn sie unbedingt singen möchten. Vielleicht singt sogar die Schwester oder der Bruder bereits mit. Natürlich habe ich mehr Unruhe in der Gruppe und die an das Stillsitzen gewöhnten Schüler/innen sind vielleicht leichter zu führen, aber mit entsprechender Literatur und Bewegungsspielen kann man einen guten Anfängerchor formen.

Wen und was finde ich also in der ersten Stunde vor?

  • Kinder verschiedenen Alters aus unterschiedlichen Schulen bzw. Kindergärten

  • Kinder mit unterschiedlichen Erwartungen

  • Ängstliche Kinder, die evtl. noch an der Mutter hängen

  • Verhaltensauffällige Kinder (leider heutzutage immer mehr), die von den Eltern zum Singen geschickt werden, selbst vielleicht gar nicht recht wollen

  • Kinder mit unterschiedlichem Leistungsstand, begabte und weniger begabte (einige singen schon sehr schön, treffen die Töne usw., spielen vielleicht sogar bereits ein Instrument, andere haben überhaupt keine Ton- und Rhythmusvorstellung)

Um Teilnehmer mit so unterschiedlichen Voraussetzungen „unter einen Hut“ zu bekommen, sucht man zunächst nach einem gemeinsamen Kriterium. Was liegt näher, als nach einem allgemein bekannten Lied zu fragen, das man gemeinsam singen kann? Das habe ich jedes Jahr wieder versucht, bin aber zu dem Ergebnis gekommen, dass man auch innerhalb eines Bundeslandes Österreichs (hier: Salzburg Land) keinen gemeinsamen Liedschatz mehr voraussetzen kann. Es gibt keine Volks- oder Kinderlieder, die jedes Kind in Österreich mit sechs Jahren kennt, außer „Alle meine Entchen“ und evtl. „Hänschen klein“, die man aber nicht mehr mit Kindern im Volksschulalter singen kann, weil es nach Meinung der Kinder „Babylieder“ sind. (Im Übrigen ist von diesen Liedern meist nur die erste Strophe bekannt.) Lieder von Fernsehserien, wie „Pumuckl“, „Biene Maja“, „Pippi Langstrumpf“, um nur einige – etwas bessere – zu nennen, sind eher in aller Munde, sie sind jedoch für die Kleineren oft zu schwer zu singen und meist können die Kinder nur die Anfänge oder einen Teil des Refrains. Für Kinder in dem Alter heißt „kennen“ auch oft nur „wieder erkennen“ und nicht „können“.

Als ich Kinder nach ihrer Meinung über Volksmusik gefragt habe, bekam ich folgende Antworten: „Mundartlieder gefallen mir nicht, weil ich die Sprache jeden Tag spreche, dann möchte ich nicht auch noch Liadln singen in der Sprache, lieber auf deutsch oder spanisch, aber nicht auf österreichisch, da komme ich mir blöd vor“ (10 Jahre) oder: „Tiriti-di-ho und so was ist blöd, Stimmbildungsübungen singt man ja auch nicht vor“ (9 Jahre) oder: „Die Liadln haben ja gar keine richtige Melodie, sondern gehen nur in Dreiklängen hinauf und hinunter, einmal auf Text, danach auf dreihallerei oder so“ (11 Jahre), „Ich finde einen Dreigesang mit Mädchen blöd, wenn sie so fad (jede Strophe gleich, langsam und gleichförmig und so hauchig) singen“ (10 Jahre).

Nach diesen Äußerungen sollte man als Lehrer wohl Abstand von Volksliedern nehmen, da man offensichtlich die Kinder mit dieser Musik nicht begeistern kann!? Weit gefehlt! Die gleichen Kinder, die diese Meinung über Volksmusik hatten, haben Dialektlieder selbst mit Begeisterung im Chor gesungen. Offenbar haben sie einige fade Interpretationen gehört und sich so ihre Meinung über Volkslieder gebildet. Wenn sie aber dazu angehalten werden, die Lieder wirklich „frisch“, mit einem gewissen Schwung zu singen und die Strophen dem Inhalt entsprechend verschieden zu interpretieren, wenn sie selbst diese Musik machen, sieht die Sache völlig anders aus! Das bedeutet: Keine Angst vor Volksliedern! Wenn Volksmusik von der Jugend gemacht wird, hat sie einen ganz besonderen Charme und eine herrliche Lebendigkeit, die unbedingt gefördert werden sollte! Sie haben großen Spaß an bestimmten Liedern, andere wiederum sollte man den Erwachsenen überlassen. Aber: Sollen wir die Lieder wirklich vergessen, sollen sie verschwinden oder sind sie es nicht wert, weitergegeben zu werden und erhalten zu bleiben? Die Auswahl der Volkslieder ist sehr wichtig und muss unbedingt dem Alter entsprechen!

Die beste Erfahrung habe ich mit traditionellem Liedgut in der Frühlings- und Weihnachtszeit gemacht. „Es tönen die Lieder“, „Alle Vögel sind schon da“, „Es geht eine helle Flöte“, „Komm, lieber Mai“ sind in meinem Chor sehr beliebte und gern gesungene (mehrstimmige) Lieder, ebenso wie jahreszeitlich ungebundene Lieder wie etwa „Wann’s Häusl kloa is“.

Was auch möglich ist: Man nehme ein Lied wie „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“, singt es in einem angemessenen Tempo (schnelles Sprechen fällt Kindern zunächst schwer, man kann aber auch in der ersten Stunde mit diesem bekannten Text schon Artikulationsübungen verknüpfen), übt es allmählich schneller, verändert evtl. den Rhythmus synkopisch oder punktiert in Richtung Jazz, spielt Jazzakkorde auf dem Klavier dazu und verändert schließlich noch gemeinsam mit den Kindern den Text, sodass ein „flotter neuer Titel“ entsteht (das Ganze natürlich Schritt für Schritt). Oder man spielt ein gutes, „fetziges“ Vorspiel auf dem Instrument, das die Kinder zum flotten Singen motiviert, und eine entsprechend gut harmonisierte Begleitung der Strophen dazu. „Traut sich einer, die zweite Strophe allein zu singen?“ Es gibt viele Möglichkeiten, ein als „Babylied“ abgetanes Lied „aufzupeppen“. Außerdem kann man die Kinder fragen: „Können Babys denn so ein Lied überhaupt schon singen? Müssen nicht wir es ihnen vorsingen und das möglichst gut? Wer macht denn die CDs für Eure kleinen Geschwister?“ Ein Gemeinschaftserlebnis, das den Sänger/innen sehr viel Spaß macht und keiner wird es in dieser Form noch als „Babylied“ bezeichnen.

Mit dem Verändern ist aber nicht das Nivellieren mit gleichförmigem Schlagzeug gemeint wie man es auf zahlreichen CDs hört. Diese schlagermäßige Art von Kinderliedern verdirbt meiner Meinung nach jeden spezifischen Charakter von Volks- und Kinderliedern. Da wird ein 6/8-Takt zum Dreier, ein Alla-breve-Takt zum Vierer-Stampfer usw., eine unterschiedliche Interpretation der einzelnen Strophen unterbleibt meist ganz. Die Kinder singen spannungslos und schleifen die Töne an. Wenn gute, alte Kinderlieder zu schlechten Schlagern werden, sollte man lieber zu neuen Kinderliedern greifen. Eine gute Bearbeitung für Vor- und Zwischenspiele und eine interessante Begleitung der Kinderstimmen wertet die Lieder auf. Das Lied „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ sowie andere alte Kinderlieder sind mit neuen Arrangements in meinem ersten Kindermusical „Eine Gans im Theater“ enthalten und wurden mit Begeisterung auch von größeren Kindern (die Älteste war 12 Jahre) gesungen.

Da es also ein Lied, das jedes Kind im Grundschulalter gleich mitsingen kann, heutzutage in unserer Region meist leider nicht mehr gibt (ausgenommen vielleicht ein Weihnachtslied), suche ich andere Möglichkeiten des Gemeinschaftserlebnisses: Kennenlernspiele zum Beispiel, die für alle Gruppen in diesem Alter geeignet sind. Zu empfehlen ist auch ein einfacher Tanz (auch hier darf nichts als bekannt vorausgesetzt werden). Ich habe immer ein lustiges Bewegungslied – wie etwa „Das Flumilied“ von D. Jöker – bereit, das jeder ohne Voraussetzungen mitmachen kann. Zumindest den Refrain singen die Kinder dann meist auf dem Heimweg.

Aber neben dem Ausprobieren der Stimme (hoch, tief, laut, leise, Tiere und Geräusche nachahmen ...) gehört ein Lied zum Programm der ersten Stunde. Wenn ich ein bekanntes Lied der Jahreszeit „Herbst“ entsprechend aussuche, kennt es oft jemand aus der Gruppe. Vielleicht kann ich sie/ihn überreden mit mir gemeinsam dieses Lied den anderen vorzusingen? (Übrigens: Zunächst immer mit dem Instrument begleiten!) Die älteren traditionellen Herbstlieder wie „Bunt sind schon die Wälder“, „Der Summa is umma, da Summa is aussi“, „Springt der Hirsch“ sind für den Beginn nicht gut geeignet, weil sie entweder zu schwierige Melodiewendungen, Sprünge oder einen zu großen Tonumfang aufweisen oder aber der Text für Kinder zu schwer ist (Liebe, Trauer usw.). Später, wenn sie die Liebe zu schönen Melodien entwickelt haben, singen sie gern Lieder wie „Das Laub fällt von den Bäumen“.

Ausgesprochene traditionelle Herbstlieder für Kinder sind etwa „Spannenlanger Hansl“ oder „In meinem kleinen Apfel“. Diese sind aber eher für das Kindergartenalter geeignet und meist nicht bekannt, sondern müssten neu gelernt werden. In vielen Kindergärten wird das Lied „Der Herbst, der Herbst ist da“ gesungen, weil es einer gewissen „Frische“ nicht entbehrt und die Kinder es wahrscheinlich deshalb sehr gern haben. Zumindest bei dem „Hei, hei hussasa“ können alle gleich mittun. Sollte es die Mehrheit der Gruppe kennen, kann man bereits etwas an der Interpretation arbeiten oder das Lied transponieren. Spielerisch kann das Lied „Ihr Blätter wollt ihr tanzen?“ erarbeitet werden: Eine Gruppe spielt die Blätter, eine andere Gruppe oder ein Einzelner den Wind. Dafür sind dünne Tücher sehr gut geeignet oder man bastelt Blätter ... Das Thema Herbst ist ideal für Atem- und Bewegungsspiele mit Wind, Bäumen, Blättern usw. Ich würde deshalb darauf nicht verzichten.

Natürlich kann ich auch Lieder mit einem anderen Thema wählen, aber gerade im Hinblick auf die Zeit bis Weihnachten ist ein Herbstlied eine sehr gute Überleitung und schärft das Bewusstsein für Zeitabschnitte, Brauchtum und Tradition. Wenn es nicht in die erste Stunde hineinpasst, bewahre ich mir das Herbst-Thema für kommende Proben auf. Für die erste Stunde braucht man sehr viel Flexibilität, Kompetenz und Einfühlungsvermögen, um auf die Kinder einzugehen. Man darf sich aber das „Ruder“ nicht aus der Hand nehmen lassen.

Falls die erste Chorprobe noch nicht nach meinen Vorstellungen verlaufen ist, weil ich das mir Vorgenommene nicht erreicht habe oder es noch etwas chaotisch war, weiß ich: Das Wichtigste ist: Den Kindern hat es Spaß gemacht und sie haben „Appetit auf’s Singen“ bekommen. „Gut Ding braucht Weil!“ Mir ist es Gott sei Dank bisher noch nie passiert, dass einige Kinder die nächste Stunde nicht mehr wiederkommen wollten. Das sollte das oberste Ziel der ersten Singstunden sein, denn damit ist schon viel gewonnen!

5.14.2.2.5. Aufbauarbeit bis zum ersten Advent- oder Weihnachtskonzert

Die weiteren Chorstunden beinhalten:

  • Soziale Komponente: Die Kinder lernen sich immer besser kennen, sie lernen aufeinander zu hören, miteinander zu spielen und zu singen (nicht nur die Freundin mit ihrem besten Freund, sondern jeder mit jedem). Sie sollen eine Gruppe mit gemeinsamen Zielen werden.

  • Stimmbildung: Dazu gehört unbedingt Lockerung und Bewegung, Spaß, die Stimme kennenzulernen, mit ihr besser umgehen zu können, Haltung usw.

  • Herbst-, Laternen-, Martinslieder, allgemeine Lieder wie „Unser Bua der Hansl“

  • Das Reagieren auf Dirigierzeichen: gemeinsames Beginnen, Endungen, laut, leise usw.

  • Einführung der Solmisationssilben: Zunächst mit so – mi beginnen (Namen singen usw.), Intonation immer mehr verbessern (sogenannte „Brummer“ zunächst in Kauf nehmen).

Nach den ersten vier Stunden kann ich meist überblicken, ob die Chorgruppe schon beim nächsten Adventkonzert mitmachen kann. Mehr als zwei bis drei Lieder sollte man sich allerdings mit einer Anfängergruppe nicht vornehmen, da die Zeit bis zum ersten Advent sehr knapp ist. Oft singen die Kinder noch nicht einstimmig, abgesehen von der Schwierigkeit, still zu stehen und auf die Chorleiterin zu achten.

Nehme ich mir vor, die Gruppe bei einem Adventsingen auftreten zu lassen, habe ich Folgendes zu berücksichtigen:

1. Wo findet das Konzert statt? 2. Wann findet das Konzert statt? 3. In welchem Rahmen findet das Konzert statt?

Alle drei Punkte haben unmittelbaren Einfluss auf die Auswahl der Lieder, die ich in den nächsten Stunden mit den Kindern singe und übe. Auf jeden Fall sollte man aber eine kleine Advent- oder Weihnachtsfeier mit dem Chor – gibt es andere Gruppen, dann mit ihnen gemeinsam – machen und dort so viele Lieder wie möglich gemeinsam singen, ohne sie lange vorher geübt zu haben. Dafür bereite ich Textblätter vor, die sie dann nach Hause mitnehmen. Einige spielen vielleicht dazu auf ihren Instrumenten. Es ist wichtig, die Kinder anzuhalten, die Lieder auch daheim mit der Familie zu singen, meist kennt wenigstens die Oma noch verschiedene Strophen und freut sich, wenn sie alte bekannte Lieder mit den Enkeln auffrischen kann.

5.14.2.2.6. Vom Umgang mit Advent- und Weihnachtsliedern

Welche Advent- und Weihnachtslieder kennen die meisten Kinder?

  • „Lasst uns froh und munter sein“

  • „Wir sagen euch an den lieben Advent“

  • „Stille Nacht“

  • „Ihr Kinderlein kommet“

  • „O Tannenbaum“

  • „Es wird scho glei dumpa“

  • „Kling Glöckchen, klingelingeling“

Am ehesten kann man das erste Lied „Lasst uns froh und munter sein“ sofort, ohne Vorbereitung mit Kindern singen. Meistens klatschen sie bei dem Refrain: „Lustig, lustig, trallala“ von sich aus mit. Dieses Lied wird in fast allen Kindergärten gesungen. Bekannt ist zunächst nur die erste Strophe, die anderen lernen die Kinder aber sehr leicht, oft kennt ein Kind aus der Gruppe die weiteren Verse, so entsteht ein „Solo-Tutti-Lied“. Interessanterweise stört es niemanden, dass der Inhalt des Liedes mit dem Brauchtum im Alpenraum überhaupt nicht übereinstimmt: „Dann stell ich den Teller auf ...“. Es gibt aber kein traditionelles Nikolauslied aus dem Alpenraum, das einen ähnlichen Bekanntheitsgrad aufweist wie gerade dieses Lied. Mag sein, dass es der fröhliche Refrain ist, der es so beliebt macht oder die kleine Geschichte, die im Text erzählt wird oder ist es nur, weil es am häufigsten in Kaufhäusern u. Ä. gespielt wird? Vielleicht wäre es eine lohnende Aufgabe für Wissenschaftler, den Grund der Beliebtheit einzelner Lieder zu untersuchen?

Tatsache ist: Es gibt auch andere gute Lieder und es setzen sich nicht immer die besten durch. Zum Beispiel wird das Lied „Heiliger Nikolaus“ aus den Volkslied-Blättern des Salzburger Volksliedwerkes in einigen Kindergärten gesungen, ich habe aber auch schon erlebt, dass niemand aus einer Gruppe von 20 Kindern dieses Lied kannte. Es ist auch eher für die Jüngeren geeignet, da es vom Text her sonst nicht mehr passt. Einmal habe ich es mit den Kindern umgedichtet: Statt „Bin noch so kloa ...“ „Bin schon so groß ...“, dann haben es noch die 7- bis 9-Jährigen mit Begeisterung gesungen. Viele Lehrer haben heutzutage Angst, traditionelle Lieder könnten für die Kinder „fad und langweilig“ sein. Diese Angst habe ich nicht bestätigt bekommen. Es ist vielmehr eine Frage, wie man die Lieder den Kindern „verkauft“, wie man sie in das Chorprogramm einbettet, mit anderen Liedern kombiniert, wie man sie musikalisch gestaltet und oft ist es auch nur eine Frage des Tempos.

Wenn ich mit einer Anfängergruppe, die im Herbst begonnen hat, bereits bei einem Adventkonzert in irgendeiner Form mitmachen möchte, nehme ich bestimmte Fakten als gegeben an:

  • Es wird noch nicht ganz sauber klingen,

  • die Kinder können noch nicht mehrstimmig singen,

  • es dürfen nur wenige Lieder sein, die einen bestimmten Schwierigkeitsgrad nicht überschreiten sollten.

Was aber Kinder im Anfangsstadium können: durch ihren frischen, begeisterten Gesang die Eltern und das Publikum gefühlsmäßig erreichen. Das bedeutet nicht, dass der Vortrag der Kinder niveaulos sein muss. So habe ich bei der Einspielung für die CD „Macht euch bereit“ nur eine Anfängergruppe gehabt. Wir haben in Nußdorf/Haunsberg im September mit der Singschule begonnen und bereits im Februar die Aufnahmen gemacht. Es durfte jeder dabei sein, nicht nur „die guten Sänger/innen“. Ein mutiges Unterfangen, das ich vielleicht heute nicht mehr wagen würde. Aber ich habe damals gewusst: Perfekt kann es mit den Kindern nicht werden. Es gibt viele Aufnahmen mit etablierten Kinderchören wie „Wiener Sängerknaben“, „Tölzer Knabenchor“ usw., mit denen ich meinen Chor nicht vergleichen konnte. Es sollte aber so klingen, dass jeder daheim denkt: „Das kann ich auch!“ Es sollte eine „Mitsing-CD“ und keine „Zuhör-CD“ werden. (Wenn beides der Fall ist, umso besser!) Die Kinder sollten frei und ungezwungen klingen, das war mein Ziel. Vielleicht ist dies deshalb so gut gelungen, weil die Gemeinschaft so gut war, weil es „Kinder vom Land“ waren, weil es schon vor sechs Jahren war, weil alle aus einem oder zwei Orten waren? Die Antwort weiß ich nicht, auf jeden Fall hat es trotz der vielen Wiederholungen für die Aufnahme jedem Spaß gemacht dort im Lungau.

Was mich besonders freut: Einige dieser ersten Kinder singen bei mir immer noch, inzwischen im „Jugendensemble“. Ich stelle fest, dass es heute (im Jahr 2002) schwerer ist, eine solche Anfängergruppe in so kurzer Zeit so weit zu bringen. Jetzt gibt es viel mehr Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, sodass man mehr mit den psychologischen, sozialen und disziplinären Problemen zu kämpfen hat als früher. Studien besagen, dass in Kindergärten und Schulen heute weniger gesungen wird als früher und das, obwohl es viel mehr zeitgemäße Lieder gibt und die Lehrer eine große Auswahl an zusätzlichen Hilfen wie CDs, Kassetten, CD-ROMs u. Ä., je nach Geschmack und Können, zur Verfügung haben.

Bei allen traditionellen Liedern kann man übereinstimmend feststellen: Die Kinder (wie auch Erwachsene) kennen weniger Lieder als vor einigen Jahren, meist nur die erste Strophe und die oft nicht einmal vollständig. Da aber ein besonderer Reiz im Gestalten der einzelnen Strophen besteht, lerne ich mit den Kindern immer mehrere Liedverse. Dies trainiert zudem das Gedächtnis, denn Gedichte werden in der Schule meiner Meinung nach viel zu wenig gelernt.

Wir haben früher zu Hause jedes Jahr für die Familie „heimlich“ ein Gedicht gelernt, das dann am Heiligen Abend unter dem Weihnachtsbaum aufgesagt wurde. Später haben wir die Gedichte und Geschichten selbst geschrieben. Gedichte und Lieder, die ich als Kind gelernt habe, kenne ich heute noch. Meine Mutter hat mit uns, ihren drei Kindern, jeden Adventsonntag gesungen: Sie saß in der Mitte auf dem Sofa und wir um sie herum. Ich habe immer versucht, den Platz neben ihr zu bekommen, weil sie das Weihnachtslieder-Buch mit allen Strophen auf dem Schoß hatte, obwohl ich damals noch nicht lesen konnte. Die Bilder im Buch halfen mir, den Text zu erinnern. Wir Kinder entwickelten einen gewissen Ehrgeiz darin, auch die weiteren Strophen der Lieder zu können. Den Inhalt der Lieder habe ich oft erst als Erwachsene verstanden. Ich bin mir sicher: Meine Mutter hat den Grundstein für mein Interesse an Gesang, Gedichten und Musik gelegt.

5.14.2.2.7. Woher kennen die Kinder Advent- und Weihnachtslieder?

  • vom Kindergarten

  • von der CD

  • von der Schule

  • vom Gottesdienst

  • von den Eltern, Großeltern

Heutzutage ist leider der Anteil, den die Eltern oder Großeltern am Weitergeben der alten Lieder haben, sehr gering. Man setzt sich nicht mehr zusammen, um neben dem Adventkranz zu singen. Das übernehmen eher Kindergarten, Schule und Kirche. Viele legen einfach eine CD oder Kassette ein, die aber oft nicht zum Mitsingen animiert. Außerdem sind auf den meisten Tonträgern nur Weihnachtslieder zu hören, die nicht für die Vorbereitung auf Weihnachten, nämlich die Adventzeit, vorgesehen sind, sondern es sind Lieder, die bereits das geborene Jesuskind loben oder zum Einschlafen wiegen.

Die gleichgemachte Kaufhausmusik, die etwa aus einem interessanten Sarabande-Rhythmus in „O Tannenbaum“ einen langweiligen Vierer mit Computerschlagzeug macht, ist für Kinder musikalisch nicht sehr erstrebenswert. Es ist schade, wenn die Lieder nur noch in dieser „ausgetretenen“ Form weitergegeben werden! Interessanter werden sie für die Kinder dadurch meiner Erfahrung nach nicht. Man sollte vielmehr zur ursprünglichen Form sowohl vom Text als auch von der Melodie her zurückkehren. Lieder, die im Dialekt gesungen werden sollten, klingen auf hochdeutsch oft „gespreizt“ (Es wird scho glei dumper = Es wird schon gleich dunkel). Kinder können in allen Sprachen singen, wenn man es ihnen richtig vorspricht. Mein Chor in Nußdorf wollte unbedingt einmal ein Lied auf „plattdütsch“ singen. Natürlich haben wir es gemacht und dabei viel Spaß gehabt. Vielleicht klingt das Lied nicht authentisch, aber es entspricht vielmehr der Mentalität des Liedes, und es macht den Kindern einen riesigen Spaß.

Da ich als Norddeutsche die unterschiedlichen alpenländischen Dialekte nicht beherrsche, lasse ich den Text immer von verschiedenen Kindern vorsprechen. Das ist hochinteressant: Wie spricht man „Äpfibam“ in Lamprechtshausen, wie in Nußdorf und wie in Salzburg oder Oberösterreich? Ein Kind hat eine Lungauer oder Pinzgauer Oma und dadurch bekommen wir noch eine Variante. So lernen die Kinder, dass es viele verschiedene Dialekt-Formen gibt und man sich schließlich im Chor auf eine Aussprache einigen muss. Einige Adventlieder wie „Sieh, es wird der Herr sich nah’n“ oder „Gegrüßt sei Maria“ habe ich erst hier in Österreich kennen- und lieben gelernt, denn diese Lied-Tradition gibt es in Norddeutschland in dieser Form nicht.

Klingt nicht die Melodie in der Originalfassung von „Stille Nacht“ fließender, inniger und ruhiger? Man sollte sie unbedingt kennen und singen können. Obwohl ich in Oberndorf, dem „Stille-Nacht-Ort“ unterrichte, kennen die Kinder meist nur die allgemein bekannte Version und nicht das Original. Am Heiligen Abend in der Kirche wurde der Versuch gemacht, das Lied mit der Gemeinde in der Original-Version zu singen. Die Melodie wurde dann aber nicht von D-Dur nach unten transponiert, sodass es für die meisten Leute viel zu hoch war und sie dann trotz Bemühungen nicht mitsingen konnten. So hatten viele wohl keine schöne Erinnerung an „Stille Nacht“. Etwas anderes ist es, wenn man das Lied solistisch oder im Chor vorträgt, am besten mit zwei Männerstimmen und Gitarre, wie es bei der Uraufführung gesungen wurde.

Ich glaube, zu keiner Zeit sind die Menschen hier so aufnahmefähig für Volksmusik wie in der Weihnachtszeit. Deshalb singen in diesen Wochen meine Chöre jedes Jahr mindestens einmal in der Kirche. Wenn das Adventkonzert in der Kirche stattfindet, lasse ich nur Advent- und noch keine ausgesprochenen Weihnachtslieder singen, Hirtenlieder gehören traditionsgemäß dazu. So ein Lied wie „Schniwi, schnawi, schneibn“ passt – von der Anfängergruppe gesungen – sehr gut in das Programm. Volkslieder werden von den Zuhörern erwartet. Bereitet man ein Hirtenspiel oder die Herbergsuche szenisch mit dem Chor vor, sollte man die Lieder geschickt hineinflechten. Abwechslung zwischen Soli und Chor, Instrumentalstücken und gesprochenem Text, zwischen Volksmusik und Klassik geben dem ganzen Adventkonzert eine besondere Note.

Man sollte als Lehrer/in nicht darauf verzichten mit den Kindern alte Lieder zu singen, damit diese nicht in Vergessenheit geraten. Eine solche Erfahrung habe ich letztes Jahr machen müssen: Viele Jahre habe ich mit den Kindern das Lied von der Herbergsuche „Wer klopfet an?“ gesungen, meist kannten sie es bereits. Drei Jahre lang stand dieses Lied aber nicht auf unserem Programm. Nun war ich davon ausgegangen, dass auch diese Fortgeschrittenen-Gruppe das Lied bereits kannte. Als ich es jedoch anstimmte, sang nur ein Kind schüchtern mit. Zu meinem Erstaunen kannten die anderen Kinder das Lied nicht, obwohl die meisten bereits die 4. Volksschul- oder 1. Klasse des Gymnasiums besuchten. Ich musste das Lied mit ihnen für das Adventkonzert erst einüben. Offensichtlich kann man nicht mehr voraussetzen, dass bestimmte Lieder bekannt sind. Aus diesem Grund halte ich es für notwendig, neben guten modernen Kinderliedern im Chor die traditionellen Volkslieder zu singen und zu pflegen. Die Kinder nehmen sie aus der Chorprobe mit nach Hause und singen sie mit den Geschwistern oder regen die Lehrer in der Schule an, sie dort auch zu singen. Nur so können wir dieses wertvolle Kulturgut vor dem Aussterben bewahren!

Literatur

[Zaunschirm 1994] Zaunschirm, Franz (Bearb.): Macht euch bereit! Singt und spielt. Lieder zum Advent. Bekannte Lieder mit Akkord-Begleitung, zweistimmig, dreistimmig, mit Klavier-/Keyboard-Begleitung. Melodie mit Text-Strophen und Erklärung anschaulich notiert. St. Pantaleon bei Salzburg 1994.

[Zaunschirm 1996] Zaunschirm, Franz (Bearb.): Macht euch bereit! Adventlieder zum Mitsingen. CD mit Notenheft. St. Pantaleon bei Salzburg 1996.

[Zaunschirm 1998] Zaunschirm, Franz (Bearb.): Freuet euch! Weihnachtslieder leicht gesetzt zum gemeinsamen Musizieren im kleinen Kreis. Bekannte Lieder mit Akkord-Begleitung, zweistimmig, dreistimmig, mit Klavier-/Keyboard-Begleitung. Melodie mit Text-Strophen und Erklärung anschaulich notiert. St. Pantaleon bei Salzburg 1998.



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