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7.8. Anton Grabmayr: Anglöckler in Oberndorf

Anton Grabmayr (Anglöcklergruppe in Oberndorf a. d. Salzach) im Gespräch mit Verena Trifich

Das Anglöckeln ist ein Brauch der Salzachschiffer gewesen. Welchen Zweck hatte dieser Brauch ursprünglich?

Das Anglöckeln geht in Oberndorf auf die Schöffleute zurück. Die Zeit der Schöffleute war nicht gerade rosig, sie haben wenig Verdienste gehabt. An Ruperti, am 24. September, ist auf der Salzach die Schifffahrt eingestellt worden und die Schöffer hatten keinen Broterwerb mehr. Somit mussten sie gewissen Tätigkeiten nachgehen, damit der Broterwerb gesichert war. Das war einerseits das Theaterspielen und in der Weihnachtszeit sind sie in Oberndorf zum Anglöckeln gegangen und haben durch Gesang bei den Bauernhöfen um Gaben gebeten. Diese sind von der Bevölkerung weitergegeben worden, damit der Hunger nicht zu groß war. Durch das Erheischen, Erwerben kommt die Bezeichnung, dass es sich beim Anglöckeln um einen Heischebrauch handelt.

Wie läuft dieser Brauch heute ab und wer ist der Träger?

Wir als Pfadfindergruppe Oberndorf haben diesen Brauch übernommen und zwar durch einen Lehrer namens Hermann Rasp im Jahre 1924. Die Kinder der Pfadfindergruppe Oberndorf kommen im November zusammen und lernen Lieder ein. Die Kinder sind recht begeistert bei der Sache, denn einerseits singen sie gerne und andererseits können sie bei einer guten Sache mithelfen. Sie bekommen auch Süßigkeiten und andere Kleinigkeiten für ihre Mühe. Die Leute sind recht froh, wenn die Anglöckler in ihr Haus kommen. Für viele ist das der Auftakt vom Advent. Gegangen wird den ganzen Advent bis zum 24. Dezember. Als Heischegaben werden heute nicht mehr Naturalien genommen, sondern Geldspenden, die dann in Oberndorf an Bedürftige weitergegeben werden. Diese Verteilung erfolgt nicht nach einem sturen Schema, sondern wie der Notfall auftritt, so wird ohne große Aufmachung geholfen.

Sie haben persönlich sehr intensiv mit Bräuchen und kulturellen Inhalten zu tun. Wie hat sich das ergeben?

Durch die Pfadfinder, bei denen ich bereits als kleiner Bub dabei war, bin ich schon integriert worden. Das lässt einen dann nicht mehr los.

Verstehen Sie sich eher als Hüter, Bewahrer, Weiterentwickler oder Neubegründer von Bräuchen, oder spielen – je nachdem – alle diese möglichen Zugänge bei Ihnen eine Rolle?

Das Anglöckeln ist ein schöner Brauch in Oberndorf, den wir weiterführen wollen. Die Kinder sind als Hiatabuam verkleidet. Das Äußere ist ganz der damaligen Zeit angepasst, also noch richtig ursprünglich. Wir wollen die Gegend beglücken mit unserem Besuch und uns nicht nach außen hin präsentieren. Für mich ist es wichtig, dass das ganze Brauchtum beibehalten wird und man auch die Kinder darin einbaut, damit dann der Funke auf sie auch überspringt. Dadurch bekommen sie auch ein ganz anderes Weihnachtsgefühl, wo nicht nur der Wunschzettel wichtig ist.

Wie verbringen Sie persönlich die Weihnachtszeit und Weihnachten?

Für mich ist der Advent durch das Anglöckeln ein ziemlicher Stress. Ich bin mit dem Brauchtum voll ausgefüllt.

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