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7.7. Roland Floimair: Der Kern bleibt erhalten

Hofrat Dr. Roland Floimair (Leiter des Landespressebüros von 1989 bis 2010, Ehrenobmann des Vereines „Freunde des Salzburger Adventsingens“) im Gespräch mit Marina Wimmer

Sie haben persönlich sehr intensiv mit Bräuchen und kulturellen Inhalten zu tun. Wie hat sich das ergeben?

In der Familie wurden Bräuche schon gepflegt, aber nicht besonders intensiv. Die meisten Bräuche wurden außerhalb der Familie im Ort selbst gepflegt. Ich habe versucht, bei der von mir gegründeten Familie gewisse Bräuche stärker zu pflegen.

Das Salzburger Adventsingen war am Anfang ein Nebenprodukt zusätzlich zu meiner Tätigkeit im Landespressebüro. Ich bin vom damaligen Landeshauptmann Lechner gebeten worden, mich für die Herkunft des Stille-Nacht-Liedes zu engagieren und Informationen darüber zu sammeln. Daraufhin haben wir eine eigene Schriftreihe über die Werke von Franz Xaver Gruber herausgegeben; wir haben die Sache wissenschaftlich behandelt und unter anderem auch Schriftstücke über das Leben von Gruber und Mohr angefertigt. Wir haben auch versucht, das Lied vor der „Verkitschung“ zu retten, was kläglich gescheitert ist. In den Stille-Nacht-Orten haben wir uns bemüht, Gegenstände, die Gruber und Mohr benützt haben, für die Allgemeinheit zu sichern. Durch die Herausgabe von Partituren haben wir vielen Kirchenchören die Möglichkeit geboten, Werke von Gruber auch zu singen.

Verstehen Sie sich eher als Hüter, Bewahrer, Weiterentwickler oder Neubegründer von Bräuchen?

Für mich war immer wichtig, dass Entwicklung möglich sein muss. Ich bin Anhänger einer Kultur, die sich weiterentwickeln kann, einer Kultur, die nicht stehen bleiben darf. Es gibt immer etwas, das durch die Zeit geprägt ist. Die Knechtlieder zum Beispiel haben ins vorherige Jahrhundert gepasst, nicht in die heutige Zeit, deshalb gibt es sie auch heute nicht mehr. Gerade aus diesem Beispiel heraus ergibt sich für die Volkskultur zwingend, dass sich etwas weiterentwickeln wird. Es wird nie die Gefahr bestehen, dass das Alte bedroht wird, der Kern bleibt erhalten, drum herum entwickelt sich das Neue, die Qualität hält sich. Zum Adventsingen bin ich deshalb gekommen, weil das Adventsingen für Salzburg etwas so Typisches ist und ein Interesse meinerseits vorhanden war. Tobi Reiser d. Ä. und ich, wir waren sofort auf einer Wellenlänge, und zwar insofern, dass man immer neue Inhalte hineinbringen muss.

Welche Bedeutung hat das Salzburger Adventsingen für die Stadt Salzburg?

Das Adventsingen ist für Stadt und Land Salzburg wichtig, sowohl kulturell als auch wirtschaftlich. Dem jungen Tobias Reiser ist es gelungen, mit neuen Formen eine Verbindung zwischen der klassischen Kultur und der Volkskultur zu schaffen! Die 18 Vorstellungen ermöglichen eine reine private Finanzierung durch die Personen, die die Veranstaltungen besuchen. Heute ist das Adventsingen ein Markenartikel, es hat eine Vorbildwirkung auf andere Adventsingen verschiedensten Charakters.

Hat die Adventzeit als solche eine besondere Bedeutung für Salzburg?

Vom Standpunkt des Tourismus und der Wirtschaft her gesehen sicherlich. Das ist etwas, was Salzburg eine neue Saison eröffnet hat, begonnen vom ersten Advent bis über Weihnachten hinaus. Zu dieser Zeit sind sehr viele Touristen in Salzburg. Viele Veranstaltungen, Weihnachtssingen, Konzerte, Adventsingen; diese Veranstaltungen haben nicht nur kulturelle Bedeutung, sondern auch eine kommerzielle. Die Advent- und Weihnachtszeit hat deshalb besondere Bedeutung für Salzburg, da ein völlig neues Feld eröffnet wurde, das Tausende von Menschen nützen, um Salzburg zu besuchen.

Wie verbringen Sie persönlich die Weihnachtszeit und Weihnachten?

Ich versuche, die Advent- und Weihnachtszeit sehr bewusst zu erleben. Gerade in meinem Beruf geht es sehr hektisch zu und ich genieße diese Zeit, weil wir in der Familie versuchen, es etwas ruhiger anzugehen. Diese Zeit ist ein guter Anlass, die Stille bewusst zu pflegen.

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