Was Schüler/innen aus dem Abtenauer Becken im Alter zwischen 11 und 15 Jahren über „Weihnachten“ schreiben, dem ist Maria Katharina Aschaber anhand von 110 anonymen Aufsätzen im Schuljahr 2001 nachgegangen. Mit der Veränderung der Sozialstrukturen, Arbeitsbedingungen und Gewohnheiten haben sich auch Feste wie Weihnachten verändert. Es hat sich herausgestellt, dass Bräuche, von denen auch die (Ur)Großelterngeneration berichtet (wie das Rauchen, der Gang zur Mette), neben neuen Ritualen (aufwendiges Familienfrühstück nach spätem Aufstehen, Weihnachtsfilm, Packerln-Ausfahren) stehen. Früher wie heute spielen Festspeisen eine große Rolle, wenngleich der „Festtagsbraten“ gegen Fondue/Raclette, Hendl, Schnitzel und andere Gerichte eingetauscht wurde. Durch Familien aus unterschiedlichen Kulturkreisen lernen die Schüler/innen auch andere Feierformen kennen. „Der Heilige Abend ist bei uns am 7. Jänner. Wer kleine Kinder hat stellt am 6. Jänner unter den Eßtisch einen Haufen Heu und stellt Nüsse, Geld, Süßigkeiten usw. hinein. Wer dann am meisten findet, so sagt man, hat in diesem Jahr Glück.“
Die Adventzeit und das Weihnachtsfest werden von der Gleichzeitigkeit von Überliefertem und dem Entstehen von neuen Ritualen und Symbolen geprägt. Im Gegensatz zur Vergangenheit wird heutzutage den Weihnachtsgeschenken (Anzahl, Preis) große Beachtung zuteil. Dem Feiern im Familienkreis wird große Wertschätzung entgegengebracht. Die Kids-Generation ist der Ansicht, dass „selbstgebackene Weihnachtskekserl“ „wunderbar“ sind, Weihnachten „super“ und der Heilige Abend der „schönste Tag im ganzen Jahr“ ist.
Weihnachten beginnt für manche Schüler/innen, wie Maria Katharina Aschaber im Rahmen ihrer Feldforschung für das Abtenauer Becken festgestellt hat, mit Adventkalender, Adventkranzweihe und Christkindbrief-Schreiben; die Adventfeiern in der Familie werden durchwegs als „heimelig“ und „schön“ empfunden: „Schon ein paar Wochen vor dem Heiligen Abend bin ich schon sehr aufgeregt. Wenn wir beim Adventkranz eine Kerze anzünde[n] weiß ich, dass Weihnachten nicht mehr lange dauert. Dann kommt der große Tag.“
Krampuslaufen ist „cool“, einige „rennen mit Freunden“ etwa „zwei Wochen vor dem 5. Dezember schon jeden Abend um Leute zu schrecken“. Der Nikolaus ist ein gern gesehener Gast, bei manchen vor allem ohne seine Begleiter: „Die schrecklichen Masken jagen nicht nur mir, sondern auch meiner Katze Angst ein. Sie flüchtet unter den Tisch“.
Adventmärkte werden gern besucht, der Weihnachtsrummel mit den „Drengeleien“ in den Geschäften und die „Weihnachtsmusik“ sowie „Dekoration“ ab Oktober werden jedoch als störend abgelehnt: „Ich denke dass viele Eltern meinen Weihnachten ist nur noch ein Geschenkstag, nicht mehr ein Tag der Freude.“ Für einen Teil der Schüler/innen sind Keksbacken, Basteln, das Haus schmücken und das Entzünden der Adventkerzen wichtig. Zur richtigen Stimmung und gegen die Langeweile trägt bei den Befragten der Schnee bei: „Wenn zu Weihnachten Schnee ist, gehe ich vormittags Schi fahren und schlafe auch viel länger als sonst, damit die Zeit schneller vergeht.“
Die Schüler/innen stehen, wie Maria Katharina Aschaber im Rahmen ihrer Feldforschung für das Abtenauer Becken festgestellt hat, vor Nervosität entweder sehr früh oder, weil es tagsüber „so fad“ ist und die Zeit nicht vergeht, sehr spät auf. „Letztes Weihnachten stand ich um 11.30 auf. Danach ging ich Zähneputzen und wusch mich. Ich frühstückte nicht mehr weil [es] gleich Mittagessen gab.“ Als Mittagessen oder Jause gibt es z. B. Hendl, Fondue, Wiener Schnitzel mit Pommes oder Würstlsuppe. In manchen Familien wird der Heilige Abend für letzte Weihnachtsvorbereitungen genützt: „An diesem Tag ist viel los. Am Vormittag wird alles geputzt und der letzte Rest zusammengeräumt. Oma rennt immer durchs ganze Haus und Opa vergräbt sich in der Werkstadt.“ Für manche jedoch vergeht der 24. Dezember sehr langsam – Abhilfe wird im Fernsehen oder im Wintersport gesehen. „Ich gehe nach dem Frühstück auf die Piste. Um ca. 4 Uhr komme ich dann nach Hause und meine Mutter hat wieder einige Nerven gespart, da sie sich nicht mit uns Kindern ärgern hat müssen.“
Für mehr als die Hälfte der Befragten beginnen die Feierlichkeiten mit Besuchstouren: Packerl werden abgeholt, Packerl werden hingebracht. Als Beginn des Heiligen Abends wird auch das Holen des Friedenslichtes, der Besuch der Kindermette oder das Rauchen bzw. „Weihrauchen mit Rosenkranz beten“ angesehen. „Dann um ca. 20.00 Uhr gehen wir Rauchen. Zuerst ins Alte Haus dann in die Bienenhütte, Stall, Garage, wieder Bienenhütte dann ins Haus und bis wir vertig sind ist es ca. 2100 Uhr [...].“ „Die Zeit ferget sehr langsam. Aber dann der Zeitpunkt ist gekommen, mein Papa, mein Bruder und ich gehen Rauchen ich nehme immer das Weiwasser wir gehen durch das ganze Haus sogar auserm Haus. Mama bereitet gleichzeitig das Weihnachtsessen zu. Wen wir fertig sind mit dem Rauchen ist auch Mama mit dem Essen fertig. Das essen schmekt vorzüglich.“
Das Läuten des Glöckchens beendet, wie aus einigen Schilderungen der Schüler/innen der Hauptschule Abtenau hervorgeht, die Zeit des Wartens und der Vorbereitungen: „Wenn das Rauchen vorbei ist gehen wir immer in das Wohnzimmer und stürzen uns auf die Weihnachtsgeschenke.“ Andere wiederum „flitzen“ nach dem weitverbreiteten Rauchen und Rosenkranzbeten in das Wohnzimmer und „schielen nach den Packerln“.
In etwa zwei Drittel der Aufsätze wird ein Christbaum erwähnt – entweder, dass ihn die Eltern am Vortag oder am Heiligen Abend mit z. B. „gold und silver farbenen Kugeln“ „schmücken“ oder dass er „aufgestellt“ wird. Einige Kids „kranzen“ ihn „zusammen mit den Eltern“ auf: „Nach dem Mittagessen, dass wir gemeinsam gemacht haben müssen meine zwei Schwestern ins Bett gehen und meine Eltern und ich machen den Weihnachtsbaum. Um 3 Uhr dürfen sie runter kommen und den Christbaum ansehen.“ „Dann holten uns unsere Eltern und wir durften zum Weihnachtsbaum. Er war wunderschön und all die vielen Geschenke. Da wir beim Weihnachtsbaum nichts beten oder singen durften wir die Geschenke gleich auspaken.“ „Wir haben jedes [Jahr] einen rießen Weihnachtsbaum und ein wunderschönes dekoriertes Zimmer. Wie jedes Jahr singen wir viele Weihnachtslieder. Zum Schluss packen wir unsere tollen Geschenke aus und freuen uns rießig.“
Nach der Bescherung setzen sich die meisten Familien zusammen, „reden ein wenig“ und essen Kekse. Den Abschluss des Tages bildet die Christmette. „Dieser Tag war immer wunderschön‘, dachte ich und schlief zufrieden ein.“ Für den Großteil der Schüler/innen enden die Weihnachtsfeiertage mit dem Festgottesdienst am Christtag – die restlichen Tage sind Schulferien.
Die Feldforschung wurde von Mag. Maria Katharina Aschaber mit Lehrer/innen der Hauptschule Abtenau und Schüler/innen aus den Ortschaften Rußbach, Abtenau und Voglau im Auftrag von Mag. Lucia Luidold im Schuljahr 2001 durchgeführt. 110 anonym abgegebene, nicht verbesserte Aufsätze von Schüler/innen zwischen 11 und 15 Jahren bilden die Grundlage der Zusammenfassung im ersten Teil. Es wurden Zitate aus den Aufsätzen aneinandergereiht, Verbindendes wurde verkürzt referiert. Aus diesem Puzzle entstand ein allgemeiner Bericht, der ein anschauliches Bild ergibt, wie der Advent und die Weihnachtszeit heute vorbereitet, gefeiert und „von den Kids subjektiv erlebt“ werden. Anschließend sind „typische“ oder „besonders berührende“ Schilderungen der subjektiven Weihnachtserlebnisse der Schüler/innen im Originalwortlaut zitiert. Um das Stimmungsbild abzurunden, sind auch einige Aufsätze von zugezogenen Jugendlichen anderer Religionsbekenntnisse dabei. Diese Dokumentation kann als Gegenüberstellung zu „Weihnachten früher“, den Erzählungen der Ur- und Großeltern gesehen werden.
Für etwa 20 % der Erzählenden beginnt Weihnachten „mit der Adventkranzweihe“ oder „mit dem Nikolaus“. Das „Öffnen der Fensterl“ des Adventkalenders und die „Lieblingsbeschäftigung der Mama“, nämlich „Adventkranzbinden“, „Weihnachtsgestecke gestalten“ und „Basteln aller möglichen Dinge“ in Zusammenhang mit „Haus schmücken“ dominieren bei den Weihnachtsvorbereitungen in der Adventzeit. In einem Aufsatz ist zu lesen: „[...] danach steigert es sich in mehreren Schritten z. B. Keksbacken, Christkindbrief schreiben“. Mehrere Kids finden die Vorweihnachtszeit immer noch „spannend“, sind „nervös“ und „freuen“ sich.
Einige finden das Krampuslaufen „cool“, haben „eigene Masken“ und „rennen mit Freunden“ etwa „zwei Wochen vor dem 5. Dezember schon jeden Abend um Leute zu schrecken“. Am 5. Dezember gehen viele mit ihren Familien zum Krampuslauf auf die Straße, einige auch nur „mit Freunden“. Ein paar Kids mögen „das Zuschlagen nicht“, weil es „nicht der Brauch ist“, andere sagen „einmal geschlagen werden bringt Glück“. Allgemeine Freude herrscht über das Sackerl mit Nüssen, Feigen, Mandarinen, Äpfeln, Nikolaus- und Krampusschokolade und anderen Süßigkeiten, das der Nikolaus in Begleitung von Krampussen am 6. Dezember ins Haus bringt oder „einlegt“. Die Krampusse sind im Haus von den Kids nicht gerne gesehen: „Die schrecklichen Masken jagen nicht nur mir, sondern auch meiner Katze Angst ein. Sie flüchtet unter den Tisch“.
Manche Schüler/innen erwähnen, dass sie in ihrer Familie jede Woche eine weitere Adventkerze anzünden; in einigen Familien wird „gesungen“ oder „vorgelesen“; ganz wenige „beten dabei“. Die Adventfeiern in der Familie werden durchwegs als „heimelig“ und „schön“ empfunden.
Diejenigen, die sich Gedanken über die Vorweihnachtszeit gemacht haben, sind sich einig: dass der Weihnachtsrummel mit den „Drengeleien“ in den Geschäften unerträglich sei, „die Weihnachtsstimmung“ ruiniere und die „Weihnachtsmusik“ und die „Dekoration“ ab Oktober unmöglich seien. Die im Geschäft so früh angebotenen Weihnachtsbäckereien verderben einerseits das Interesse am Selberbacken und andererseits die Freude über die Besonderheit, nur zu Weihnachten Kekserl zu bekommen. Die Schreiberin/der Schreiber eines Aufsatzes sorgt sich: „Was sollen sich die kleinen Kinder da nur vom Weihnachtsmann denken?“, und weiter „Ich denke dass viele Eltern meinen Weihnachten ist nur noch ein Geschenkstag, nicht mehr ein Tag der Freude.“ Allerdings scheinen einige Kids schon der Meinung zu sein, dass die Geschenke das einzig Wichtige an Weihnachten sind. Manche versuchen, die Verstecke der Geschenke ausfindig zu machen oder gucken am Heiligen Abend „durch das Türloch, weil es verschlossen ist“.
„Kekse von der Mutter gebacken“, oder „beim Backen mithelfen“ bzw. „der Duft des Keksebackens im Haus“ spielen nach wie vor eine große Rolle. Freude bereitet auch „der Besuch von Advent Märkten“, „weil es dort viel Selbstgebasteltes gibt“.
In etwa zwei Drittel der Aufsätze wird ein Christbaum erwähnt – entweder dass ihn die Eltern am Vortag oder am Heiligen Abend „schmücken“ oder dass er „aufgestellt“ wird. Einige Kids „kranzen“ ihn „zusammen mit den Eltern“ auf. In nur drei der 110 Aufsätze wird der Christbaumschmuck beschrieben: z. B. „gold und silver farbene Kugeln“ oder „verschiedene Dinge und Süßigkeiten“.
Etwa 70 % der Schüler/innen stehen am Heiligen Abend „sehr spät“ auf. Fast allen ist ein mit den Eltern und Geschwistern gemeinsam eingenommenes „üppiges Frühstück“ in „gemütlicher Atmosphäre“ sehr wichtig, teilweise mit „angezündeten Adventkerzen“, vereinzelt auch „mit Fernsehen“. Bei drei Familien „müssen“ die jungen Leute „aufräumen“, zumindest „ihre Zimmer“. Nervosität stellt sich bei denjenigen ein, die „im letzten Moment“ für ihre Weihnachtsgeschenke „kein Weihnachtspapier“ finden.
Nach dem Frühstück beginnt „die große Langeweile“ – „es ist so fad“. Der größte Teil der Kids sieht im Fernsehen (teilweise mit den Eltern) eine Abhilfe. Wintersport („Mama bringt uns zum Schilift, Mama holt uns vom Schilift“), das Spielen im Schnee und die Beschäftigung mit Haustieren oder Computer helfen ebenfalls gegen die Langeweile. Die Überbrückung bis zum Abend wird z. B. in einem Aufsatz so geschildert: „Ich gehe nach dem Frühstück auf die Piste. Um ca. 4 Uhr komme ich dann nach Hause und meine Mutter hat wieder einige Nerven gespart, da sie sich nicht mit uns Kindern ärgern hat müssen. Es hat bei uns wenige Weihnachten ohne kleine Streitereien gegeben. Ob zwischen Mama und Papa oder kleine Kämpfe zwischen meiner Schwester und mir, die manchmal brutal ausarten. Die Lage entspannt sich aber schnell wenn es dann beginnt.“
„Baden und schön anziehen“ ist einigen Erzählerinnen/Erzählern relativ wichtig. Ein Mädl erzählt, dass sie sich jahrelang ins Dirndl zwängen musste, wobei sie sich nunmehr gegen die Mutter durchgesetzt und keines angezogen habe. Ein „sehr gutes Mittagessen“ zu Hause oder bei der Oma, wobei manche Omas auch ins Gasthaus einladen („extrem fad“), zählt ebenso zum beliebten Zeitvertreib, „bis es endlich beginnt“.
Ja, bis was endlich beginnt? Mehr als die Hälfte der Familien beginnt die „Einleitung des Heiligen Abends“ mit Besuchstouren. Es werden Großeltern, Goden, Tanten, Onkel, außer Haus lebende Elternteile und Freundinnen/Freunde besucht. Manche Kinder müssen mehrere Besuchsstationen „mitmachen“, bis sie zwischen 18 und 21 Uhr wieder nach Hause kommen. Einige Großfamilien leben auf Bauernhöfen zusammen, die anderen Kleinfamilien laden Großeltern, Tanten oder Freunde zum Mitfeiern nach Hause ein. Überall gibt es eine Jause, Kaffee oder Tee mit Keksen oder ein Festessen (Hendl, Fondue, auch Würstlsuppe), überall werden „Pakerl abgeholt“, „Geschenke hingebracht“ und häufig eine (Vor)Bescherung beim Christbaum schon erlebt. Zu Hause angekommen wird „schnell Rauchen gegangen“ und der Rest wiederholt sich – Geschenke auspacken und essen, nicht zu vergessen das Weihnachts-Fernsehprogramm in der „Heiligen Nacht“.
„Beginnen tut es dann“:
entweder mit dem Holen des „Friedenslichts“ („Heiliges Licht“) oder
dem Besuch der „Kindermette“: „Wir gehen zur Kirche. Dort singen alle verschiedene Weihnachtslieder, der Pfarrer hält wie immer zu Weihnachten seine Rede.“ „Nach der Kirche besuchen wir die Gräber unserer Opas, da kommen wir so richtig in Stimmung.“, weiters
mit dem „Turmblasen und dem Warten auf den Weihnachtsmann, der am Marktplatz Süßigkeiten verteilt“
und/oder dem „Rauchen“ bzw. „Weihrauchen gehen mit Rosenkranz beten“ (das machen etwa 90 % der Familien).
Nicht selten holt währenddessen die Mutter die Packerl „aus dem Keller“ und legt sie „unter den Baum“.
Dann ist es endlich soweit: Das Läuten des Glöckchens beendet, wie aus einigen Schilderungen hervorgeht, die Zeit des angespannten Wartens. Manche „flitzen“ nun in das Wohnzimmer und „schielen nach den Packerln“. Vor dem Austeilen der Geschenke singt oder musiziert etwa ein Viertel der Familien, zwei von 110 Familien beten unter dem Christbaum ein „Vater Unser“. „Wenn das Rauchen vorbei ist gehen wir immer in das Wohnzimmer und stürzen uns auf die Weihnachtsgeschenke. Wenn die größte Aufregung vorbei ist, essen wir unser Festmahl (Huhn).“ oder: „Wir Jüngeren packen dann fleißig aus und freuen uns über jedes einzelne Geschenk. Meistens bekommen wir von der Oma Kleidung und vom Rest der Familie, was wir uns wünschen. Schlechte Laune ist da natürlich nicht angesagt.“ Einzelne erzählen, dass sie sich für die Geschenke „gegenseitig bedanken“.
Dass das Wohnzimmer von Kerzenschein festlich erstrahlt, wird mit wenigen Ausnahmen ebensowenig erwähnt wie der Christbaum selbst, der in den Schilderungen des Weihnachtsgeschehens eine untergeordnete oder gar keine Rolle spielt.
Die meisten Familien setzen sich anschließend zusammen und „reden ein wenig“. Mehrere Kids freuen sich sehr darüber, dass „die Familie zusammen“ ist. Zwei Drittel der Familien gehen in die Christmette, manche am Christtag in den Festgottesdienst. Für den Großteil der Schüler/innen ist damit Weihnachten vorbei – die restlichen Tage bis Heiligdreikönig sind nur mehr Schulferien. Einmal wird erwähnt, dass zu Silvester „Weihnachten vorbei“ sei.
„Schon ein paar Wochen vor dem Heiligen Abend bin ich schon sehr aufgeregt. Wenn wir beim Adventkranz eine Kerze anzünde[n] weiß ich, dass Weihn[a]chten nicht mehr lange dauert. Dann kommt der große Tag.
Am Morgen stehe ich als erster auf und mache das Frühstück. Nachdem es fertig ist gehe ich ins Wohnzimmer und schaue fern. Dann stehen auch meine Schwestern auf. Zum Schluss kommen die Eltern. Gemeinsam Essen wir das Frühstück. Nach dem Mittagessen, dass wir gemeinsam gemacht haben müssen meine zwei Schwestern ins Bett gehen und meine Eltern und ich machen den Weihnachtsbaum. Um 3 Uhr dürfen sie runter kommen und den Christbaum ansehen. Dann um 4 Uhr gehen wir zur Hl. Messe. Am Abend gibt es dann ein Fondue. Danach packen wir die Geschenke aus und essen Kekse. Dann gehen wir schlafen.“
„Ich stehe um 9 Uhr auf, nervos gehe ich ins Wohnzimmer und schalte den Fer[n]seher an nebenbei esse ich ein Marmeladensemmerl. Gemütlich hole ich eine Karotte und ein Schüsserl Lowenzahnkekserl und gehe zu meine zwei Zwergkaninchen Tina und Maxi und füttere (ich) sie. Meine Katze kommt mir schon [...] entgegen dan gebe ich ihr eine Dose KiteKat. Beim Mittagessen gibt es immer sehr was leckeres. Die Zeit ferget sehr langsam. Aber dann der Zeitpunkt ist gekommen, mein Papa, mein Bruder und ich gehen Rauchen ich nehme immer das Weiwasser wir gehen durch das ganze Haus sogar auserm Haus. Mama bereitet gleichzeitig das Weihnachtsessen zu. Wen wir fertig sind mit dem Rauchen ist auch Mama mit dem Essen fertig. Das essen schmekt vorzüglich. Auf gets ins Wohnzimmer da steht auch der Beschmükte Weihnachtsbaum und die Geschenke, wir teilen sie auf und machen sie auf. Nacher gehen wir zu meiner Tante. Da bekomme ich auch noch Geschenke. Gute Kuchen und was zu Essen u. zu Trinken dieser Abend ist der schönste tag im Jahr.“
„An diesem Tag ist viel los. Am Vormittag wird alles geputzt und der letzte Rest zusammengeräumt. Oma rennt immer durchs ganze Haus und Opa vergräbt sich in der Werkstadt. Zu Mittag kommt die ganze Familie und isst. Dann strömmen wieder alle aus und um 1500 Uhr fahren Papa und Mama Heiliges Licht holen. Dann geht Papa in den Stall um alles schön und sauber ist [zu machen]. Werendessen stellt Mama die Suppe zum Kochen und bereitet die Kerze mit dem Heiligen Licht for. Dann um ca 2000 Uhr gehen wir Rauchen. zuerst ins Alte Haus dann in die Bienenhütte, Stall, Garage, wieder Bienenhütte dann ins Haus und bis wir vertig sind ist es ca. 2100 Uhr dann reden wir bei einer Würstelsuppe.
Dann gehen wir in das Wohnzimmer Geschenke auspacken. Danach gehen wir Kirchen.“
„Am Vorigen Tag wird bei uns der Christbaum geschmückt. Am 24. Dezember gehen wir um 900 Uhr in der früh meistens in die Kirche. Am Nachmittag schmücken wir unser ganzes Haus mit Tannenzweigen und Lametern. [N]ach dem stellen wir unsere Krippe in der Küche in die Ecke. Am Abend gehen wir mit einer Rauchpfanne und mit Weihrauch und mit Weihwasser durch das ganze Haus und in den Stall durch.
Nach dem Rauchen gehen machen wir unseren ganzen Geschenke auf und Essen etwas. Dann bleiben wir bis spät in die Nacht auf und um 2400 gehen Wir in die Weihnachtsmette in die Kirche. Das ist mein Heilig Abend.“
„Der hl. Abend läuft bei mir so ab: zuerst bin ich bei meiner Mutter und wir kranzen den Weihnachtsbaum auf. Um ca. 17:00 Uhr ist dann die Bescherung und danach essen wir.
Um ca. 20:00 Uhr bin ich bei meinem Vater, dort kranzen wir den Weihnachtsbaum auf und danach ist wieder die Bescherung. Wenn diese vorbei ist gibt es wieder ein Festmahl.
Um ca. 22:00 Uhr ist dann bei meinem Taufpaten die Bescherung und es gibt ein kleines Festmahl. Um 24:00 gehen wir dann alle in die Kirche. Wenn diese zu Ende ist schlafe ich dann bei meinem Cousin. Das ist mein Heilig Abend.“
„Letztes Weihnachten stand ich um 11.30 auf. Danach ging ich Zähneputzen und wusch mich. Ich frühstückte nicht mehr weil [es] gleich Mittagessen gab.
Von 13.00 – 17.00 ging ich Schi fahren, danach ging ich fernsehen.
Um 18.00 gingen wir in die Kirche wo die Kirche um 19.30 aus war. Danach fuhren wir heim, wo wir dann Wienerschnitzel mit Pommes aßen. Um 20.00 gingen wir Weihrauchen und beten dabei den Roßenkranz, als wir fertig sind gehen wir ins Haus und beten dort den Roßenkranz fertig.
Danach gehen wir ins Wohnzimmer fernsehen.
Um 23.00 bekommen wir die Geschänke und packen sie dann aus. Danach trinken wir etwas und fernsehen wieder. Um ca. 2.00 gehe ich dann schlafen.“
„Wenn zu Weihnachten Schnee ist, gehe ich vormittags Schi fahren und schlafe auch viel länger als sonst, damit die Zeit schneller vergeht.
Meistens darf ich nicht ins Zimmer, denn es sollte ja eine Überraschung sein! Dann gehe ich halt hinaus und treffe mich mit meinem Freund und da fahren wir dann meistens mit dem Auto oder mit der Cross. Voriges Jahr habe ich eine Handbremsschleuderkurve gemacht, bin um die Kurve gedriftet und wäre fast in die Garage hineingefahren.
Wenn es dann endlich spät genug ist, und das kleine Glöcklein läutet, stürme ich ins Wohnzimmer und packe meine Geschenke aus.“
„Ich stand um ca. halb 10 auf. Frühstückte in Ruhe. Inzwischen schmückten meine Eltern den Weihnachtsbaum. Ich ging mit meinen Brüdern in den Schnee hinaus. Wir bauten eine Schneeburg und machten anschließend eine Schneeballschlacht. Um ca. 13.00 Uhr holt uns unsere Mutter zum Mittagessen. Wir aßen einen Truthahn mit Pommes. Am nachmittag fieberten wir schon den Geschenken entgegen. Um 16.00 Uhr gingen wir mit unserer Oma in die Kirche. Als wir um ca 17.00 Uhr nach Hause kamen aßen wir ein Hendl mit Kartoffeln. Dann holten uns unsere Eltern und wir durften zum Weihnachtsbaum. Er war wunderschön und all die vielen Geschenke. Da wir beim Weihnachtsbaum nichts beten oder singen durften wir die Geschenke gleich auspaken. Für mich waren neue Schischuhe und eine Schibrille als Hauptgeschenk dabei. Dann bekam ich noch ein Computerspiel. Meine Brüder bekamen auch sehr viel. Danach fuhren wir noch zu meiner Oma. Da bekam ich noch einen Schianzug. Danach naschten wir noch die selbstgebackenen Kekse. Um ca. 22.30 Uhr fuhren wir nach Hause und gingen ins Bett.“
„‚Endlich, heute ist Weihnachten‘, rief ich erfreut als [ich] früh am Morgen aufgeweckt aus meinem Bett hüpfte. Doch bald ging der ganze Stress los. Meine Mutter sie putzte und fegt das sich die Balken biegen. Mein Bruder und ich fragen Mama immer irgendetwas das sie fast durchdreht: ‚Geht raus, oder spielt etwas, doch lasst mich in ruhe!‘ Wir wissen einfach nicht was wir machen sollten. Dann fingen mein Bruder und ich zum Streiten an. Mama drehte durch und wir mussten rausghen. Bei uns hatte es über einen Meter Schnee. Unsere Nachbarin war auch drausen und wir versuchten uns irgendwie die Zeit im Schnee zu vertreiben. Als es uns im Schnee zu kalt wurde gingen wir wieder ins Haus. Zu Mittag weckte ich meine große Schwester und am Nachmittag half sie mir ausnahmsweise die Geschenke zu suchen. Um 5 Uhr kam meine Oma und wir konnten endlich anfangen. Nach dem Essen gingen wir mit Weihrauch und Weihwasser Rauchen. Wir haben jedes (Jahr) einen rießen Weihnachtsbaum und ein wunderschönes dekoriertes Zimmer. Wie jedes Jahr singen wir viele Weihnachtslieder. Zum Schluss packen wir unsere tollen Geschenke aus und freuen uns rießig. ‚Dieser Tag war immer wunderschön‘, dachte ich und schlief zufrieden ein.“
„Ich wache ca um 8 Uhr auf, weil ich nicht sehr lange schlafen kann. Besonders nicht an Weihnachten. Freudig riss ich die Vorhänge auf. Alles weiß – wie es sich für Weihnachten gehört. Ich schlürfe ins Wohnzimmer wo meine Mum schon ein Frühstück hergerichtet hat. Doch zuerst begrüßte ich meinen Hund und dann fütterte ich meine Hasen. Danach haute ich mein Frühstück rein und zog mich an. Ich schnappte mir die Hundeleine und stapfte nach unten mit meinem Hund im Schlepptau. Ich begrüßte Mum und Dad die schon fleißig unten im Hotel am arbeiten waren. Weihnachtsvorbereitungen für die Gäste. Ich konnte es kaum erwarten. Während ich mit dem Hund spazieren ging überlegte ich fieberhaft was ich bekommen könnte. Doof war nur, dass ich vor der heiligen Bescherung noch mit Mum jedem Gast gratulieren und ein Geschenk in die Hand drücken musste. Als ich nach Hause kam kontrollierte ich nochmals ob ich auch für jeden ein Geschenk hatte. Da fiel mir wieder ein, das[s] ich am Abend 150 verschwitzte Hände schütteln musste. Bäh. Und ehe ich mirs versah war es schon Abend. Wir standen in der Mitte des Saals, mein Hund mit einer roten Schleife um den Hals, und ich sagte ein Gedicht auf. Wobei ich mich zweimal versprach und einmal nicht mehr wusste wie es weitergeht. Naja Künstlerpech. Trotzdem klatschten alle Gäste danach kräftig in die Hände. Daraufhin kam das, was ich am meisten haßte. Jedem Gast die Hand reichen immer lächeln und Geschenke überreichen. Pfui. Aber dann. Wir gingen alle in die Wohnung wo ein großer Christbaum stand. Plötzlich klingelte ein Glöcken und wir sangen Weihnachtslieder. Hoffentlich durften wir bald die Geschenke auspacken. Und dann war es so weit. Juhu, ich bekam genau das, was ich mir gewünscht hatte. Außer die häßliche Jacke war alles super. Tja so ist unser Weihnachten.“
„Zuerst stehen wir ganz normal, wie jeden Morgen auf. Ich versuche immer lange zu schlafen, damit die Zeit schneller vergeht und ich nicht beim Hausputz helfen muss. Doch leider komme ich darum nicht herum.
Wir frühstücken gemeinsam. Im Laufe des Vormittags müssen wir dann die Zimmer aufräumen und meine Mama wird immer hecktischer und nervöser, dass wir nicht rechtzeitig zur Messe fertig werden. Wir essen ganz normal und dürfen aber leider nicht fernsehen, weil das am Heiligen Abend nicht notwendig ist (meint jedenfalls meine Mutter).
Während meine Mama, meine Schwester und ich in der Kirche sind, schmückt mein Papa (natürlich mit dem Christkind) den Baum. Dann versuchen wir uns irgendwie die Zeit zu vertreiben. Am Abend gehen wir dann rauchen und beten einen Rosenkranz aus dem Gebetsbuch (auswendig können wir ihn ehrlich gesagt nicht!). Mein Papa, der ja eine andere Religion hat, schaltet inzwischen die Filmkamera ein. Wenn wir [vom Rauchen] zurückkommen dürfen wir in das Wohnzimmer gehen. Bevor wir die Geschenke auspacken dürfen, müssen wir noch mit den Instrumenten spielen (ich mit der Querflöte, meine Schwester mit der Gitarre) und meine Eltern singen dazu.
Endlich ist es so weit, die ganze Spannung ist vorbei und wir dürfen unsere Geschenke auspacken. Wir essen immer verschiedene Sachen. Meistens treffen wir uns noch mit unseren Bekannten und verbringen einen gemütlichen Heiligen Abend.“
„Der Heilige Abend ist bei uns am 7. Jänner. Wer kleine Kinder hat stellt am 6. Jänner unter den Eßtisch einen Haufen Heu und stellt Nüsse, Geld, Süßigkeiten usw. hinein. Wer dann am meisten findet, so sagt man, hat in diesem Jahr Glück.
Am 7. Jänner steht man dann um 6 Uhr auf und badet erst einmal. Später versammelt sich dann die ganze Familie am Eßplatz. Es gibt am Tisch einen Brotlaib der mit ein paar Münzen gefüllt ist, einen Brei, der aus Maismehl und Milch gemacht wird, und ein gebratenes Schwein. Jeder trinkt wenigstens einen Tropfen Schnaps. Alle nehmen das Brot und reißen daran. Wer am meisten Münzen findet hat in diesem Jahr Glück. Sehr viele Geschenke bekommt man nicht weil man ist mehr mit der Familie zusammen. Einen Weihnachtsbaum stellen wir auch immer auf. Eine Woche später am 14. Jänner wird dann so eine Art Nachweihnachten. An diesem Tag stellt man den Schweinskopf mit dem Apfel im Mund auf den Tisch.“
„Ein Christbaum wird aufgestellt eine Krippe (eine Bruchbude) und ein Festessen wird gemacht. Der Christbaum wird geschmückt. Geschenke werden unter den Christbaum gestellt. In der Krippe sind Sparlampen installiert. Das Festessen wird von meiner Mutter hergerichtet. Meine Mutter bäckt auch einen Fettkuchen mit einer Münze drin und wenn man diese Münze findet bekommt man das zehnfache von diesem Geld.
Ein kleines Gebet wird gesprochen und dann wird miteinander gegessen. Nach dem Essen dürfen wir die Geschenke auspacken. Das ist die Serbisch-Orthodoxe Weihnacht.“
„Ich finde Weihnachten sehr toll. Aber leider feiern wir in Bosnien kein W[e]ihnachten, sondern ‚Bajram‘. Das ist etwas wie Weihnachten. Aber seit sechs Jahren feiern wir Weihnachten. Ich mag eher Weihnachten als Bajram. Bei uns beginnt Weihnachten am 1. Dezember. Denn erst dann weiß ich dass Weihnachten kommt. Am 24. Dezember am Abend gehen meine Mutter, mein Vater und ich zur Tante hinüber. Dort sind schon fast alle aus der Familie da. Wir stellen die Geschenke unter den schön geschmückten Baum. Nachdem die Kinder ein bißchen gespielt hatten, und die Erwachsenen geredet haben, gingen wir essen. Es gibt Verschiedenes zum Essen. Dann aber dürfen wir die Geschenke aufmachen. Jeder freut sich sehr über sein Geschenk. Etwas später essen wir sehr leckere selbstgemachte Kekse. Weihnachten ist wundervoll.“
Die Mechanisierung aller Lebensbereiche, die Dynamik des Handels, die Angebote von Freizeitwirtschaft und Unterhaltungsindustrie, andere Arbeits-, Lebensbedingungen und Wohnverhältnisse der in kleine Familieneinheiten zerfallenen Großfamilien haben auch Weihnachten verändert. Advent, Weihnachtsvorbereitungen und Weihnachten feiern werden von der Gleichzeitigkeit von Überliefertem und dem Entstehen von neuen Ritualen bzw. Symbolen und der Bewältigung neuer gesellschaftlicher Anforderungen geprägt. Die Erinnerung an Weihnachten als Fest der Großfamilie ist lebendig. Da Kleinfamilien Weihnachten ganz allgemein nicht alleine feiern wollen, werden alle möglichen Anstrengungen und Unbequemlichkeiten in Kauf genommen, um nahe Verwandte zumindest zu sehen und so die Familienzusammengehörigkeit zu empfinden bzw. Familiensinn zu demonstrieren. Beschaulichkeit und Intimität innerhalb der Familie sind selten geworden, Hektik, Mobilität und Wiederholung der Symbolhandlungen bis zur Sinnentlehrung lösten sie ab; wenngleich das Zusammensein der Familie als positiv hervorgehoben wird. Spannung, Heimlichkeiten und Vorfreude scheinen relativ oft durch Langeweile und Kaufrausch, durch die Selbstverständlichkeit des „Bekommens“ und des „Unterhaltenwerdens“ ersetzt worden zu sein. Bräuche aus dem kirchlich-religiösen Kontext sind in Erinnerung geblieben und werden im Rahmen der jeweiligen (persönlichen) Interessen ritualisiert. Unverändert vorhanden ist auch in der Kids-Generation die Ansicht, dass „selbstgebackene Weihnachtskekserl“ „wunderbar“ sind, Weihnachten „super“ und der Heilige Abend der „schönste Tag im ganzen Jahr“ ist.