Wie ist es zur Gründung der Salzburger Faschingsgilde gekommen?
Unsere Gründer haben während des Krieges Bekanntschaft gemacht mit dem rheinländischen Karneval und die haben diese Idee geboren, in Österreich, in diesem Fall in Salzburg, eine Faschingsgilde zu gründen. Das ist der Beginn des rheinländischen Faschings, der hier erstmals nach Österreich importiert worden ist.
Was sind die Merkmale dieses Faschings und insbesondere der Gilden?
Die Merkmale sind: Der rheinländische Fasching unterscheidet sich von unserem Landfasching. Wir haben z. B. als besonderes Merkmal – das ist spezifisch für die Salzburger Faschingsgilde – ein Prinzenpaar und eine Garde. Zum Prinzenpaar gehört die Aufgabe, Orden zu verleihen. Wir haben einen Hofstaat, ein Prinzenpaar – das Ganze ist eine Persiflage an die Obrigkeit; was damals die Oberen gemacht haben, das macht in unserem Fall das Prinzenpaar. Was die Kleidung betrifft, so hat jede Gilde einen eigenen Ornat. Wir werden die Rotröcke genannt, weil wir ein rotes Sakko tragen. Jede Gilde hat eine andere Mütze und jede Gilde hat ein Abzeichen, mit dem sie sich identifiziert. Unseres wurde schon vor Jahrzehnten kreiert und zeigt einen Kasperl. Dieser Kasperl ist in jedem Orden enthalten und wird als Hausorden verliehen. Wir tragen ihn auch als Miniaturabzeichen. Jede Gilde hat auch einen Ruf oder Schlachtruf und der lautet bei uns in Salzburg: HE-MU – das hat nichts mit dem Stierwascher zu tun, sondern ist die Abkürzung für Heiterkeit und Muße. Daher ein dreifaches HE-MU!
An wen verleiht das Salzburger Prinzenpaar die Orden der Gilde?
Die Orden werden an die Prominenten, wie zum Beispiel den Salzburger Landeshauptmann und den Bürgermeister, die zum Krönungsball eingeladen werden, verliehen. Ansonsten erhalten die Orden ausgesuchte Leute, die aktiven Mitglieder der Gilde. Bei Auftritten werden zwei bis fünf Orden verliehen. Beim Krönungsball gibt es einen eigenen Ordenskommers; wir dürfen jährlich sehr viele in- und ausländische Abordnungen begrüßen. Im Schloss Mirabell, im Marmorsaal, findet der weitum bekannte Empfang der Prinzenpaare und Abordnungen statt. Da gibt es diesen Ordenskommers, wo mit den Prinzenpaaren und Präsidenten die Orden gegenseitig ausgetauscht werden.
Wie ist die Salzburger Faschingsgilde organisiert?
Da beziehe ich mich auf unsere Statuten, wir sind ein Verein, unsere Hauptfunktionäre sind ein Präsident und mehrere Vizepräsidenten, ein Schatzmeister sowie ein Schriftführer oder eine Schriftführerin. Was uns von anderen Vereinen unterscheidet ist, dass wir noch andere wichtige Funktionäre haben, wie zum Beispiel das Amt eines Hofmarschalls. Der Hofmarschall ist laut Statuten für das Ausfindigmachen eines Prinzenpaares verantwortlich, das wir jedes Jahr neu bestellen oder suchen. Wir haben zum Beispiel auch einen Zeremonienmeister, der beim Ball und den Auftritten für den gesamten Ablauf verantwortlich ist. Wir haben mehrere Garden, unsere Tanzgarde, die eine Pandurengarde ist, wir haben eine Prinzengarde und haben auch mit dem Nachwuchs begonnen – mit den Tanzmäusen, das sind die ganz Kleinen. Wir haben die Salzburger Gardeschlümpfe, das ist so eine Art Jugendgarde. Seit drei Jahren (Stand 2003), das haben wir auch importiert, haben wir ein Kinderprinzenpaar.
Was sind die Aufgaben der Faschingsgilde in der Öffentlichkeit?
In unseren Statuten stehen Sinn und Zweck unseres Vereines: Erstens ist das die Pflege des österreichischen Faschingsbrauchtums, zweitens die Pflege des Kontaktes mit in- und ausländischen Faschingsgesellschaften. Und drittens – was in Salzburg ein sehr wichtiger Faktor ist – die Unterstützung der Stadt und des Landes Salzburg in der Werbung und, durch unsere vielen Reisen, die Repräsentation der Stadt und des Landes Salzburg im Inland und besonders im Ausland.
Was sind die Höhepunkte der Salzburger Faschingsgilde im Fasching?
Die Höhepunkte sind unsere eigenen Veranstaltungen, wobei wir keine Sitzungen haben. Unsere Höhepunkte sind der 11.11, wo der Fasching eingeläutet wird, man nennt das auch das Narrenwecken. Wir machen die Prinzenpaarvorstellung; früher haben wir das immer in Hotels gemacht, in den letzten drei Jahren haben wir das öffentlich gemacht, meistens am Alten Markt. Der Auftakt selbst ist bald nach dem neuen Jahr, da halten wir unseren Krönungsball ab. Dieser Krönungsball ist ein großes Gilden- und Gardentreffen. Mit diesem Krönungsball, wo das neue Prinzenpaar gekrönt wird und das alte abtritt, ist der nachmittägliche Empfang im Schloss Mirabell verbunden, wo der Ordenskommers stattfindet. Was bei uns weitum bekannt ist, deshalb kommen auch sehr viele Gilden, das ist der große Frühschoppen im Müllner Bräustübl. Das ist das einzige Mal im Jahr, wo das Müllner Bräustübl bereits um 10 Uhr vormittags aufsperrt. Wo eigentlich alles, was sonst verboten ist, erlaubt ist: singen, musizieren und so weiter. Das ist einer der Höhepunkte. Wir veranstalten dann während des Faschings, je nachdem ob er kurz oder lang ist, ein bis zwei Kindermaskenbälle, die immer bestens besucht sind. Der traditionelle Abschluss ist bei uns die Prinzenverbrennung, jahrzehntelang ist diese Verbrennung auf der Zistelalm gemacht worden, seit ca. 20 bis 25 Jahren wird sie im Müllner Bräustübl durchgeführt. Damit endet unser Fasching. Ansonsten sind unsere Aktivitäten hauptsächlich entweder bezahlte Auftritte in der Stadt oder Umgebung bzw. Besuche von befreundeten Gastgilden. Wir haben auch ein soziales Anliegen und besuchen fast alle Altersheime in der Stadt; während der Adventzeit haben wir an einem Samstag einen Stand. Der Reinerlös wird einem sozialen Zweck gespendet, das war 2002 eine Spende von € 850 an das Konradinum in Eugendorf.
Sind mit dem Faschingsdienstag die Aktivitäten der Faschingsgilde beendet?
Die Aktivitäten hinsichtlich des Faschings sind natürlich beendet. Außerhalb der Faschingszeit ist es zum Beispiel verboten, den Ornat zu tragen. Was wir an Aktivitäten haben, ist zum Beispiel ein Zimmergewehrschießen, das wir alle zwei Jahre veranstalten, dazu laden wir andere, umliegende Gilden ein. Unser Damen-Elferrat zum Beispiel veranstaltet jedes Jahr ein Sommerfest; unsere Prinzengarde macht ein Ritteressen, wir haben Stammtische, damit wir uns während des Jahres nicht aus den Augen verlieren. Da wir einer Dachorganisation angehören, dem Bund österreichischer Faschingsgilden, besuchen unsere Funktionäre die Landesverbandssitzung sowie den jährlichen Verbundstag des Bundes österreichischer Faschingsgilden. Wir haben keine Sitzungen bei unseren Veranstaltungen im Fasching, da müssen wir nichts vorbereiten, aber unsere Garden, die neu zusammengestellt werden, fangen meist vor dem Sommer mit dem Training an. Wir haben keine eigene Trainerin, unsere Garden werden erfreulicherweise von der Tanzschule Seifert ausgebildet.
Werden Moden wie das Harry-Potter-Fieber von der Faschingsgilde aufgegriffen, ist bei Gildentreffen von Trends und Modeströmungen etwas zu bemerken?
Unsere Pandurengarde macht neben einem Gardetanz auch einen Showtanz. Bei den ausländischen Gilden, besonders bei den städtischen aus dem Münchner Raum, da merkt man, dass sie ihre Tänze nach dem neuesten Modetanz und der neuesten Musik einstudieren. Diesen Trend können wir schon feststellen. Es gibt Gilden, die haben jedes Jahr ein Faschingsmotto; das ist mit viel Geld verbunden. Wir haben kein Faschingsmotto.