Herr Obermair, Sie sind über Ihr ehrenamtliches Engagement für die Höhlenrettung mit jenen Sonderfällen von Natur- und Landschaftsbegeisterung wie Alpentourismus konfrontiert, die Menschen in Gefahr bringen. Was sind die Hauptursachen für solche Unglücksfälle in unserem Land? Wer sind die Verursacher von Rettungseinsätzen?
Die Hauptursachen für Unglücksfälle sind meistens Selbstüberschätzung, mangelnde bzw. ungenügende Erfahrung und Ausrüstung. Betroffen sind meistens Jugendliche und Touristen, die das Abenteuer suchen.
Heute wird in Freizeit und Urlaub oft das spektakuläre Erlebnis gesucht. Menschen wollen ihre Kräfte erproben und ihre Grenzen kennenlernen. Was raten Sie jenen Menschen, die die Besonderheiten unserer Landschaft „hautnah“ und „unverfälscht“ erleben oder sich „mit dem Berg messen“ wollen?
Ganz wichtig, bevor ich ein Unternehmen starte, ist die Information. Es gibt in Salzburg genug Vereine und Institutionen, bei denen man sich beraten lassen kann – oder über Internet, zum Beispiel unter www.hoehlenrettung.at.
Man sollte immer bedenken: „Keine Schönheit ohne Gefahr“. Ganz wichtig auch: Viele Höhlen stehen unter Naturschutz („besonders geschützte Höhlen“) und diese besonders geschützten Höhlen dürfen nur mit Genehmigung durch das Naturschutzreferat des Amtes der Salzburger Landesregierung befahren werden. Daher: Das Wichtigste vor einer Tour ist die Information! In der heutigen Zeit kann man das auch über Internet machen. Wenn man in unserer Homepage ein bisschen herumsurft, kommt man ganz bestimmt auf die Naturschutz- und weiter auf die Höhlenseite. Da findet man dann sicher wichtige Infos, unter anderem auch eine Liste der besonders geschützten Höhlen. Spätestens aber beim Höhleneingang, wenn man die Tafel „Naturdenkmal ... Name ... Höhle“ erblickt, weiß man, dass es sich um eine besonders geschützte Höhle handelt.
Im heurigen Jahr (2003) startete Herr Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger die Aktion „Sicheres Salzburg – Leben retten“. Bei dieser Aktion wird allen Salzburgerinnen und Salzburgern die Möglichkeit geboten, bei den Einsatzorganisationen des Landes Salzburg zu lernen: „Was muss ich tun, wenn ... ?“. Am 31. Jänner 2003 eröffnet der Herr Landeshauptmann mit einer Pressekonferenz diese Aktion – welche somit in den Medien kundgemacht wird. Weiters wird mit Faltern und Plakaten dafür Werbung gemacht. Über eine eigens für diese Aktion eingerichtete Hotline können sich alle interessierten Salzburger und Salzburgerinnen bei der jeweiligen Einsatzorganisation anmelden. Bei der Höhlenrettung zum Beispiel erlernen die Teilnehmer anhand von praktischen Höhlenbefahrungen das richtige Verhalten in Höhlen und wie man Unfälle vermeidet.
Welchen Stellenwert haben die berühmte Salzburger Landschaft und Kultur in Ihrer Freizeit – oder: Geht ein Berg- und Höhlenretter auch privat, mit seiner Familie auf den Berg? Was beachtet er dabei?
Die Liebe zur Natur und zu unserer schönen Landschaft ist der wichtigste Bestandteil unserer ehrenamtlichen Tätigkeit. Natürlich geht ein Berg- oder Höhlenretter auch privat mit seiner Familie auf den Berg. Was beachtet er dabei? Die Regeln der alpinen Sicherheit und als oberstes Gebot den Schutz der Natur – auf dem Berg und im Berg. Und was heißt Naturschutz? Einfach die Schöpfung respektieren und das immer wieder beweisen – zum Beispiel, dass man seinen Abfall, den man mit Jausenpapier, Zigarettenschachteln, Plastikflaschen u. Ä. produziert, wieder mitnimmt – und im Müllsackerl, das ja nicht viel Platz braucht, hat sicher auch noch die Dose Platz, die andere weggeworfen haben. Auch aus der Höhle muss der Müll wieder mitgenommen werden – auch wenn nicht so viele Leute hineingehen. Auch bei einem Rettungseinsatz gibt es einen sogenannten „Nachtrupp“, der den entstandenen Müll und Abfall einsammelt.
Was ist noch Naturschutz? Andere Leute höflich auf ihr eventuelles Fehlverhalten aufmerksam machen. Kleine Geschichte gefällig? An einem wunderschönen Sonntag im Winter war ich mit meiner Frau und meinen zwei Kindern am Untersberg Skifahren. Am Skianschnallplatz waren viele Leute wie immer. Weiter vor uns war ebenfalls ein Vater mit Frau und zwei Kindern. Ich sah schon die ganze Zeit, dass der Mann versuchte ein Klebeband, das nicht gerade gering war, von seinen Skiern herunter zu lösen. Endlich hatte er es geschafft, knüllte es ganz langsam zusammen und warf es achtlos in den Schnee; nicht etwa auf die Seite, nein, mitten auf die Piste. In solchen Momenten weiß ich immer, was zu tun ist. Da ich meine Ski schon an hatte, fuhr ich zu dem Papierknäuel, hob ihn auf und sagte zu dem Mann, so laut, dass alle Leute es hören konnten: „Entschuldigen Sie, Sie haben da was verloren“ und gab ihm den Papierknäuel. Er lief rot an, bedankte sich und fuhr davon. Ich hoffe, dass diese Blamage eine gewisse Erziehungswirkung hatte.