Dem Feiern von Festen kam bei den Nationalsozialisten eine zentrale Rolle zu. Schon vor 1933 hatten sie durch Massenveranstaltungen Aufmerksamkeit erregt. Nach der Machtübernahme wurden „Magie und Manipulation“[425] bei den Feiern erweitert und ganz bewusst eingesetzt, um die Massen im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie zu emotionalisieren. Die Feiertermine der Nationalsozialisten erstreckten sich über das ganze Jahr: Dem „Tag der nationalsozialistischen Machtergreifung“ am 30. Januar folgte Hitlers Geburtstag am 20. April, dann der 1. Mai als „nationaler Feiertag des deutschen Volkes“ und „der Tag der deutschen Mutter“ im Mai, die „deutsche Sommersonnwende“ im Juni, ferner die Reichsparteitage und das „Deutsche Erntedankfest auf dem Bückeberg, der Ehrentag des deutschen Bauern“ im Herbst, der 9. November als „Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung“ und schließlich die „Deutsche Wintersonnwende“ einige Tage vor Weihnachten.[426]
Für die nationalsozialistischen Feste wurden nur zum geringeren Teil neue Feierelemente geschaffen; überwiegend lehnte man sich an bereits bestehende Termine und Traditionen an. Manche Bestandteile entstammten den Festen der Arbeiter- und Jugendbewegung; andere Vorbilder für NS-Feiern kamen aus bürgerlichen Feierveranstaltungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die größte Rolle aber spielten die Übernahmen und Verwandlungen kirchlicher Festtraditionen. Erklärtes Ziel war es, das christliche Feierjahr durch ein nationalsozialistisches völlig zu ersetzen.
Mit Kriegsbeginn 1939 versuchte das Propagandaministerium ganz gezielt, seinen Einfluss auf das Weihnachtsfest in der Familie auszubauen. Den Heiligen Abend als stark emotional besetztes Fest wollte man nicht mehr länger der Kirche überlassen, sondern für die eigenen Zwecke benützen. Das wachsende Interesse an der Familienweihnacht hatte noch andere Ursachen: Die großen öffentlichen, aufwendig inszenierten Feste der Nationalsozialisten waren durch den Krieg – wenn überhaupt – nur noch im kleinen Rahmen möglich, sodass sich das Augenmerk auf die Gestaltung privater Feiern richten musste. Außerdem führte ein kriegsbedingtes Verdunklungsgebot dazu, dass die großen, im Freien entzündeten Feuer der Wintersonnwende fast überall verboten wurden. Damit entfiel eines der großen, schon früh nationalsozialistisch vereinnahmten Feste mit hohem ideologischen Gehalt, für das ein Ersatz in der Familienweihnacht gesucht wurde.
Ideales Mittel einer kaum spürbaren (aber nicht minder wirksamen) Beeinflussung schienen Weihnachtsbücher für die Familien zu sein.[427] Die oft mehrere Hundert Seiten umfassenden, reich illustrierten Bände enthielten Märchen, Lieder, Gedichte, Rollenspiele, Rezepte und Geschichten. Zwischen diese Beiträge hatten die Herausgeber Sachtexte eingefügt, die zum Beispiel von den germanischen Wurzeln des Weihnachtsfestes handelten, Vorschläge für die häusliche Weihnachtsfeier machten oder Anleitungen für „artgerechtes“ Brauchtum in der Vorweihnachtszeit gaben.
In den Jahren von 1941 bis 1944 wurde Weihnachten verstärkt für die Kriegspropaganda eingesetzt. Das „Hauptkulturamt der NSDAP in der Reichspropagandaleitung“ gab in diesen Jahren jährlich einen neuen Band mit dem Titel „Deutsche Kriegsweihnacht“[428] heraus. Diese Bücher, die in hohen Auflagen erschienen, waren sowohl für die Familien als auch für die Soldaten an der Front bestimmt. Sie unterschieden sich in ihrer Ausrichtung auf Nationalsozialismus und Krieg erheblich von den Weihnachtsbüchern der Dreißigerjahre. Mit großer Anstrengung wurde versucht, eine positive Verbindung zwischen Krieg und Weihnachten herzustellen. Auf diese Weise wollte man verhindern, dass in der Bevölkerung an Weihnachten – dem christlichen Fest des Friedens – eine Kriegsverdrossenheit aufkam. Mehrere Beiträge und Illustrationen in „Deutsche Kriegsweihnacht“ geben vor, der Kampf an der Front werde vor allem deshalb geführt, damit die Deutschen auch noch in Zukunft Weihnachten feiern können.
Für die verstärkte Propaganda an Weihnachten gab es noch einen weiteren Grund: Viele Frauen hatten durch den Krieg ihren Mann, viele Kinder ihren Vater, viele Mütter ihre Söhne und viele Soldaten ihre Kameraden verloren. Gerade am Weihnachtsabend musste dieser Verlust besonders schmerzlich empfunden werden. Joseph Goebbels forderte dazu auf, den Weihnachtsabend ganz dem Angedenken der Toten zu widmen. Er heroisierte die Gefallenen und deren Angehörige in ihrer Opferbereitschaft. Das sinnlose Sterben von Millionen gerät bei ihm zu einem notwendigen Opfer für ein „freies kommendes Jahrhundert“.
Volkskundler hatten keinen geringen Anteil daran, wie das Weihnachtsfest im Nationalsozialismus buchstäblich in Dienst genommen wurde: vom christlich geprägten Familienfest hin zu einem politischen Bekenntnis zu Führer, Vaterland, Heldentod, Mütterkult, Volksgemeinschaft und Krieg. Die Wissenschaftler – und solche, die sich dafür hielten – beließen es nicht beim Erforschen des Weihnachtsfestes von gestern und heute, sondern griffen direkt in die Bräuche der Gegenwart ein, indem sie diese selektiv beschrieben oder gleich, ihren Zwecken entsprechend, erfanden – in diesem Ausmaß und in dieser Konsequenz einzigartig in der Geschichte der deutschen Volkskunde.
Mit der Frage nach germanischen Elementen im christlichen Weihnachtsfest war ein Problem wiederaufgetaucht, das die Autoren von Büchern über Weihnachten schon seit dem 19. Jahrhundert beschäftigt hatte.[429] Was bisher aber relativ wertfrei behandelt worden war, wurde nun dazu verwendet, alle Elemente des Weihnachtsfestes von ihrem angeblich germanischen Erbe abzuleiten und „ein aus nationalsozialistischer Weltanschauung geborenes, neues arteigenes Brauchtum“[430] zu entwickeln: die Thesen eines indogermanischen Ursprungs des Weihnachtsbaumes[431], eines germanischen Sippenfestes in den Raunächten (25. Dezember bis 6. Januar)[432], einer tiefen Symbolhaftigkeit des Weihnachtsgebäckes[433] und der Bedeutung des Totengedenkens in dieser Zeit.[434]
Seit 1933 stand vor dem Propagandaministerium in Berlin eine überdimensionale beleuchtete Tanne, die jedes Jahr aus einem anderen Teil des Reiches (Schwarzwald, Oberbayern, Bayrische Ostmark) kam.[435] In vielen anderen Städten wurde der Baum auf großen, freien Plätzen vor Kirchen oder vor dem Rathaus errichtet, wie das bis heute noch üblich ist. Die Bezeichnung „Weihnachtsbaum für Alle“ galt ab 1933 als Programm, denn dieser Weihnachtsbaum sollte denjenigen ein Ersatz sein, die sich selbst keinen leisten konnten. Um seine Bedeutung zu steigern und ihn noch stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen, wurden unter dem „Weihnachtsbaum für Alle“ die Abzeichen des Winterhilfswerkes verkauft; hier fanden auch die offiziellen Übergaben von Geschenken an die Armen statt.
Im Verlauf des Krieges wurde Weihnachten immer mehr im Sinne eines Gedenkens an die Gefallenen interpretiert. Damit war DER entscheidende Unterschied zum christlichen Weihnachtsfest gegeben: Stand dort das neugeborene göttliche Kind im Mittelpunkt, so galt nun die Aufmerksamkeit den im Krieg gestorbenen „Helden“. Das „Heldengedenken“ fand in zwei Bereichen statt: Außerhalb des Hauses sollte das Heldenmal in die „Heimholung des Feuers“ symbolhaft für die „Idee, daß der toten Helden Geist fortwirkt in der Haltung der Lebenden“, in die Familienweihnacht einbezogen werden. Außerdem gab es den Vorschlag, den Toten zu „Weihnachten einen Tannenbaum aufs Grab“[436] zu stellen, der in den Illustrationen der Kriegsjahre oft vorkam und bei der Zeichnung eines Gefallenenfriedhofes sogar die Form eines „Weihnachtsbaumes für Alle“ angenommen hat.[437]
1934 entwarf John Heartfield für die Weihnachtsnummer der kommunistischen „Arbeiter-Illustrierten-Zeitung“ eine seiner hervorragenden Fotomontagen: Ein Tannenbaum steht in einem hölzernen Hakenkreuzständer; seine wenigen, dürren Äste sind so gebrochen, dass sich in ihnen die Form des Hakenkreuzes wiederholt. Die Fotomontage trägt die Überschrift „O Tannenbaum im deutschen Raum, wie krumm sind deine Äste!“ – eine Abwandlung der ersten Zeile des bekannten deutschen Weihnachtsliedes aus dem 19. Jahrhundert „O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter“. Die Unterschrift lautet: „Dem Tannenbaum wird laut Erlaß des Reichsernährungsministers Darré ab Weihnachten 1934 als artfremdem Eindringling auf deutschem Boden die Fortpflanzung verboten. Erlaubt ist künftighin nur noch der in Walhall gezüchtete braune Einheitstannenbaum DRGM.“[439]
In ironisch überspitzter Form spielt Heartfield hier auf eine sich damals gerade anbahnende Auseinandersetzung an, bei der es um die Ursprünge von Weihnachtsbaum und Weihnachtsfest ging: Volkskundler und Historiker (in Darrés Ministerium und andernorts) lieferten Argumente und Kontinuitätsreihen, die eine germanische Abstammung eines Festes im Dezember mit immergrünen Zweigen als Schmuck beweisen sollten. Das erscheint aus heutiger Sicht höchst fragwürdig, weil wir keinerlei schriftliche Quellen für private Weihnachtsfeiern mit Weihnachtsbäumen kennen, die vor dem 16. Jahrhundert liegen.[440] Die Quellenlage nicht achtend, wurde aber in den 1930er- und 1940er-Jahren von offiziellen Stellen die Existenz eines germanischen Weihnachtsfestes verbreitet. Das geschah in einer derartigen Vehemenz, dass wir (als Volkskundler und Nicht-Volkskundler) immer wieder davon eingeholt werden, denn die Handbücher und Lexika, die damals entstanden und bis heute verwendet werden, und viele Bücher und Artikel sind voll dieser Interpretationen.[441] Die ausgesprochene Hochschätzung alles Germanischen (von Heartfield in das Wort „Walhall“ gelegt) bedingte eine deutlich negative Einstellung zu allen christlichen Elementen im Weihnachtsfest (im Wortgebrauch der Zeit als „artfremd“ bezeichnet) und führte zu deren regelrechter Verdrängung.
Heartfield hatte mit seiner Fotomontage schon sehr früh auf einen Sachverhalt aufmerksam gemacht, der sich erst Jahre später in allen Facetten zeigen sollte. Im Dritten Reich wurde nicht nur der Weihnachtsbaum, sondern das Weihnachtsfest insgesamt ideologisch benützt. Die Nationalsozialisten leiteten es von (vermeintlich) germanischen Wurzeln ab, propagierten Weihnachten dann – je nach Bedarf – als „Fest der Volksgemeinschaft“ oder „Fest der deutschen Familie“ und setzten es in Zusammenhang mit Krieg und Opfertod ein.
Dem Feiern von Festen kam bei den Nationalsozialisten eine zentrale Rolle zu. Schon vor 1933 hatten sie durch Massenveranstaltungen Aufmerksamkeit erregt. Nach der Machtübernahme wurden „Magie und Manipulation“[442] bei den Feiern erweitert und ganz bewusst eingesetzt, um die Massen im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie zu emotionalisieren. Die Feiertermine der Nationalsozialisten erstreckten sich über das ganze Jahr: Dem „Tag der nationalsozialistischen Machtergreifung“ am 30. Januar folgte Hitlers Geburtstag am 20. April, dann der 1. Mai als „nationaler Feiertag des deutschen Volkes“ und „der Tag der deutschen Mutter“ im Mai, die „deutsche Sommersonnwende“ im Juni, ferner die Reichsparteitage und das „Deutsche Erntedankfest auf dem Bückeberg, der Ehrentag des deutschen Bauern“ im Herbst, der 9. November als „Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung“ und schließlich die „Deutsche Wintersonnwende“ einige Tage vor Weihnachten.[443]
Für die nationalsozialistischen Feste wurden nur zum geringeren Teil neue Feierelemente geschaffen; überwiegend lehnte man sich an bereits bestehende Termine und Traditionen an. Manche Bestandteile entstammten den Festen der Arbeiter- und Jugendbewegung; andere Vorbilder für NS-Feiern kamen aus bürgerlichen Feierveranstaltungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die größte Rolle aber spielten die Übernahmen und Verwandlungen kirchlicher Festtraditionen. Erklärtes Ziel war es, das christliche Feierjahr durch ein nationalsozialistisches völlig zu ersetzen.
Der neue Feierstil wurde von parteiamtlichen Dienststellen erarbeitet, die mit groß angelegten Schulungen und zahllosen Veröffentlichungen für dessen Verbreitung sorgten. Die wichtigsten dieser Einrichtungen seien kurz genannt: Joseph Goebbels’ Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda, die Dienststelle des Beauftragten des Führers (das sogenannte Amt Rosenberg[444]) und das dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler unterstellte SS-Ahnenerbe.[445] In diesen Institutionen arbeiteten Wissenschaftler an der Deutung traditioneller Feierformen im nationalsozialistischen Sinne mit und beschäftigten sich dann sogar damit, für alle größeren Anlässe des Jahres- und Lebenslaufbrauchtums ein „arteigenes“ Brauchtum zu entwickeln. Während der 1930er-Jahre wurde der Feierstil kanonisiert. 1935 erschien mit „Die neue Gemeinschaft. Das Parteiarchiv für nationalsozialistische Feier- und Freizeitgestaltung“ die parteiamtliche Publikation, die Anweisungen enthielt, wie öffentliche, aber auch private Feiern von nun an zu begehen seien.
Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft gab es noch keine spezifischen Richtlinien, wie Weihnachten zu feiern sei.[446] Die „Erste Weihnachtsfeier der Reichsbahndirektion Berlin“ war zwar aufwendig inszeniert und sogar in einem Film dokumentiert,[447] zeigte christliche und nationalsozialistische Feierelemente noch gleichberechtigt nebeneinander: Das Publikum sang sowohl „O du fröhliche“ als auch das Horst-Wessel-Lied: „Die Fahne hoch“; auf die politischen Ansprachen folgte das Krippenspiel „Im Zeichen des Kreuzes“, in dem neben der Heiligen Familie auch eine Reihe von SA-Männern auftrat. Auch in den ab 1934 regelmäßig erscheinenden Heften und Büchern über Weihnachten mit Feiervorschlägen für die Familie, „die Truppe“ oder das „Heim der Mädelschar“ ist anfangs noch die Verbindung christlicher Glaubensinhalte mit einer „germanisch-deutschen Weihnacht“ möglich.[448]
Nur drei Jahre später heißt es dann aber in der Zeitschrift „Die neue Gemeinschaft“: Es „besteht für uns keinerlei Veranlassung, in der ‚Volksweihnacht‘ Engel, Hirten oder Gestalten der kirchen-christlichen Legende auf die Bühne zu bemühen.“[449] Statt „sentimentaler konfessioneller Rührseligkeit“ gab es in diesen ersten offiziellen Anweisungen für eine nationalsozialistische Weihnachtsfeier ganz eindeutige ideologisch-politische Belehrung, denn „was die Partei und ihre Gliederungen anbelangt, muß einmal Klarheit darüber geschaffen werden, in welcher Form sie sich bei der Gestaltung des völkischen Gemeinschaftslebens in diesem Abschnitt des Jahreslaufkreises einschalten.“[450] „Erfahrungen der letzten Jahre, die bei der Durchführung nationalsozialistischer Weihnachtsveranstaltungen gemacht wurden“,[451] bildeten die Grundlage für die Feierabfolgen. Die sehr detaillierten Beschreibungen des Ablaufs waren ausschließlich für die Wintersonnwendfeiern im Freien und die Weihnachtsfeiern politischer Gruppierungen (SA, SS etc.) bestimmt, die jeweils einige Tage vor dem 24. Dezember stattfanden. In der „Neuen Gemeinschaft“ erschienen jedoch keine Anweisungen für die Festlichkeiten des Heiligen Abends, doch erhoffte man sich, dass die in jeder Hinsicht ambitioniert gestalteten Weihnachtsfeiern der Partei auf das Fest im Familienkreis zurückwirken und dieses bald überformen würden.
1938 wurde in der vom NS-Lehrerbund herausgegebenen Zeitschrift „Die deutsche Schulfeier“, der „Amtlichen Zeitschrift für die Spiel-, Feier- und Freizeitgestaltung der deutschen Schulen und Schulgemeinden“, eine „volksdeutsche Weihnachtsfeier“ für die Schule abgedruckt, die in Hinsicht auf Inhalt, Aufbau und Dramaturgie als typisch gelten kann:[452]
Der Autor gibt sehr genau die Reihenfolge der Ereignisse an, bestimmt die Lieder und benennt die Vortragstexte. Sogar die Reaktionen der Teilnehmer sind aufgeführt; eine individuelle oder gar spontane Äußerung hat in diesem durchorganisierten Ablauf keinen Platz mehr. Der Aufbau der Feier gleicht deutlich dem eines Gottesdienstes: Rufe einzelner und Antworten der „Gemeinschaft“ (wie nun die Gemeinde heißt), bewusster Einsatz von Musik, gemeinsames Singen, Mittelteil mit Rede (an der Stelle der Predigt) und gebetartige Rufe, denen am Schluss ein (Glaubens-)„Bekenntnis an die Gemeinschaft“ folgt. Hier lässt sich bis in die Wortwahl hinein nachvollziehen, was auf viele Elemente nationalsozialistischer Weihnacht zutrifft: Christliche Rituale wurden formal übernommen, aber inhaltlich neu gefüllt.
Den Feiervorschlägen sind meist Zeichnungen oder Fotografien mit vorbildlich geschmückten Feierräumen beigegeben. Auch hier ist das sakrale Vorbild kaum zu übersehen: lange Bankreihen, ein kanzelähnliches Rednerpult und – an der Stelle einer Christusdarstellung im Altarraum – ein Führerbild oder eine Hakenkreuzfahne. Die Gleichsetzung von Führer und Erlöser hat hier ihren sinnfälligen Ausdruck gefunden. Mit Kriegsbeginn 1939 versuchte das Propagandaministerium ganz gezielt, seinen Einfluss auf das Weihnachtsfest in der Familie auszubauen. Der Heilige Abend wurde in seinem Potential als stark emotional besetztes Fest erkannt, das man nicht mehr länger der Kirche und deren (gerade im Krieg gefährlich klingenden) Botschaft von „Frieden auf Erden“ überlassen konnte, sondern für die eigenen Zwecke benützen wollte.
Das wachsende Interesse an der Familienweihnacht hatte noch andere Ursachen: Die großen öffentlich, aufwendig inszenierten Feste der Nationalsozialisten waren durch den Krieg – wenn überhaupt – nur noch im kleinen Rahmen möglich, sodass sich das Augenmerk auf die Gestaltung privater Feiern richten musste. Außerdem führte ein kriegsbedingtes Verdunklungsgebot dazu, dass die großen, im Freien entzündeten Feuer der Wintersonnwende fast überall verboten wurden. Damit entfiel eines der großen, schon früh nationalsozialistisch vereinnahmten Feste mit hohem ideologischem Gehalt, für das ein Ersatz in der Familienweihnacht gesucht wurde.
Aus organisatorischen und psychologischen Gründen war das Weihnachtsfest in der Familie nicht unmittelbar zu beeinflussen. Familienveranstaltungen im Stil der Weihnachtsfeiern nationalsozialistischer Gruppierungen mit deutlich politischer Ausrichtung und festgelegter Feierabfolge hätten zu sehr das autoritäre und ideologische Vorgehen offenbart. Hinzu kam, dass auf diese Weise – noch mehr als bisher schon geschehen – der Charakter des im engsten Kreise der Familie begangenen Weihnachtsfestes, wie es in Deutschland gefeiert wurde und wird, verändert worden wäre.
Ideales Mittel einer kaum spürbaren (aber nicht minder wirksamen) Beeinflussung schienen Weihnachtsbücher für die Familien zu sein.[453] Die oft mehrere hundert Seiten umfassenden, reich illustrierten Bände enthielten Märchen, Lieder, Gedichte, Rollenspiele, Rezepte und Geschichten. Zwischen diese Beiträge hatten die Herausgeber Sachtexte eingefügt, die zum Beispiel von den germanischen Wurzeln des Weihnachtsfestes handelten, Vorschläge für die häusliche Weihnachtsfeier machten oder Anleitungen für „artgerechtes“ Brauchtum in der Vorweihnachtszeit gaben.
In diesen Büchern wurden mit großer Konsequenz alle christlichen Elemente des Weihnachtsfestes ersetzt: Die Weihnachtslieder aus dem Gesangbuch tauchten nun mit nationalsozialistischen Texten, aber unter Beibehaltung der gewohnten Melodien auf; und es erschienen die neuen, nationalsozialistischen Weihnachtslieder, deren berühmtestes das „Hohe Nacht der klaren Sterne“ von Hans Baumann ist. Es galt als das „Stille Nacht“ der Nationalsozialisten und wurde vor allem bei den Wintersonnwendfeiern unter freiem Himmel gesungen. Mütterkult und Naturmystizismus ersetzten christliche Inhalte; die Geburt des (Jesus-)Kindes verkümmerte zum Attribut.[454] Statt Kapiteln aus dem Weihnachtsevangelium gab es „deutsche Märchen“ zum Vorlesen am Heiligen Abend, die als Überlieferungsträger germanischer Mythen gedeutet wurden; der christliche Sankt Nikolaus wich als Gabenbringer Knecht Ruprecht, weil man in diesem den Schimmelreiter, den germanischen Gott Wotan, zu erkennen meinte; Maria galt als das „Urbild der deutschen Mutter“ und wurde gar nicht mehr benannt, sondern als „die deutsche Frau“ abgebildet,[455] und das Christkind tauchte unter dem Namen „Lichtkind“ auf.
Zur Weihnachtszeit häufen sich in Zeitschriften und Kalendern Abbildungen kinderreicher Familien: Der Blick der nationalsozialistischen Weihnacht war nicht vergangenheitsorientiert; er erinnerte sich nicht an die Geburt des Erlösers vor fast 2000 Jahren, sondern schaute – siegessicher – in die Zukunft. In den Jahren von 1941 bis 1944 wurde Weihnachten verstärkt für die Kriegspropaganda eingesetzt. Das „Hauptkulturamt der NSDAP in der Reichspropagandaleitung“ gab in diesen Jahren jährlich einen neuen Band mit dem Titel „Deutsche Kriegsweihnacht“[456] heraus. Diese Bücher, die in hohen Auflagen erschienen, waren sowohl für die Familien als auch für die Soldaten an der Front bestimmt. Sie unterschieden sich in ihrer Ausrichtung auf Nationalsozialismus und Krieg erheblich von den Weihnachtsbüchern der 1930er-Jahre. Bei den Text- und Bildbeiträgen fällt auf, mit welcher Anstrengung versucht wurde, eine positive Verbindung zwischen Krieg und Weihnachten herzustellen. Auf diese Weise wollte man verhindern, dass in der Bevölkerung an Weihnachten – dem christlichen Fest des Friedens – eine Kriegsverdrossenheit aufkam. Mehrere Beiträge und Illustrationen in „Deutsche Kriegsweihnacht“ geben vor, der Kampf an der Front werde vor allem deshalb geführt, damit die Deutschen auch noch in Zukunft Weihnachten feiern können:
„Laßt uns einen Atemzug vor unserem Tannenbaum bedenken, daß der Bolschewismus das Weihnachtsfest mit Stumpf und Stiel ausgerottet und daß der Amerikanismus es zu einem Rummel mit Jazz und Barbetrieb verunstaltet hat, dann wissen wir, daß wir auch im Kriege, nein, gerade im Kriege Weihnachten in der Familie begehen müssen; denn auch dafür, daß wir dieses Fest behalten und gestalten dürfen, stehen unsere Soldaten die Wacht.“[457]
Für die verstärkte Propaganda an Weihnachten gab es noch einen weiteren Grund: Viele Frauen hatten durch den Krieg ihren Mann, viele Kinder ihren Vater, viele Mütter ihre Söhne und viele Soldaten ihre Kameraden verloren. Gerade am Weihnachtsabend musste dieser Verlust besonders schmerzlich empfunden werden. In seiner Weihnachtsansprache aus dem Jahre 1942, die – wie jedes Jahr – über das Radio ausgestrahlt und dann noch gedruckt wurde,[458] ging Goebbels auf diese Stimmungen ein: „Von seinen gefallenen Kameraden spricht heute abend der Soldat [...], und an jeden toten Helden denkt heute zu Hause eine Mutter, ein Vater, eine Frau oder eine Kinderschaft in stolzer (!)Trauer.“
Goebbels forderte dazu auf, den Weihnachtsabend ganz dem Angedenken der Toten zu widmen. Er heroisierte die Gefallenen und deren Angehörige in ihrer Opferbereitschaft. Das sinnlose Sterben von Millionen gerät bei ihm zu einem notwendigen Opfer für ein „freies kommendes Jahrhundert“:
„Die Mütter, die Trauer um ihre verlorenen Söhne tragen, mögen beruhigt sein. Sie haben ihre Kinder nicht umsonst unter Schmerzen geboren und unter Schmerzen erzogen. Sie führten als Männer und Helden das stolzeste und tapferste Leben, das ein Sohn des Vaterlandes führen kann, und krönten es mit dem heroischsten Abschluß, mit dem man es überhaupt zu Ende zu bringen vermag: Sie opferten sich, damit wir im Lichte stehen.“
Diese Hymne auf den Gefallenentod ließ Goebbels in einem Zitat der letzten Strophe der Hölderlinschen Ode „Der Tod fürs Vaterland“ gipfeln. Die Stelle musste im Hinblick auf den Winter 1942, als gerade die Schlacht um Stalingrad stattfand und alle in Atem hielt, wie blanker Zynismus wirken: „Und Siegesboten kommen herab: Die Schlacht ist unser! / Lebe droben, o Vaterland, und zähle nicht die Toten! / Dir ist, Liebes, nicht einer zuviel gefallen.“
In den 1930er- und 1940er-Jahren erschien in Fachorganen, auflagenstarken Buchreihen und Zeitschriften eine ungewöhnlich große Zahl von Veröffentlichungen über Weihnachten.[459] Die Autoren waren akademisch ausgebildete Volkskundler, Germanisten, Historiker und sich berufen fühlende Laien.[460] Bei den behandelten Themen ist auffallend, dass Arbeiten über regionales oder gegenwärtiges Brauchtum nur einen kleinen Teil ausmachen; in der Mehrzahl erschienen Werke, in denen die Hervorhebung der germanischen Elemente des Weihnachtsfestes sowie konkrete Feieranleitungen im Mittelpunkt stehen.
Die Autoren meinen zeigen zu können, dass die Kirche ihr Weihnachtsfest aus taktischen Gründen auf einen bereits bestehenden germanischen Feiertermin mit einer Vielzahl von Traditionen gelegt habe und seither das ältere Erbe geschickt für ihre Zwecke benutze. Heute aber, so stellen sie mit einer kaum zu überhörenden Genugtuung fest, sei die Zeit gekommen, diesen Prozess rückgängig zu machen: „Wenn dadurch artfremdes Brauchtum – auch falls es schon Jahrhunderte in unserem Volke lebte – langsam wieder verdrängt und ausgemerzt wird, so ist das kein gewaltsames und verwerfliches Zerreißen eines geschichtlich gewachsenen Zustandes, sondern ein ganz natürliches, für die Zukunft unseres Volkes sogar unerläßliches Wiedergutmachen und Wiedergesunden.“[461]
Mit der Frage nach germanischen Elementen im christlichen Weihnachtsfest war ein Problem wiederaufgetaucht, das die Autoren von Büchern über Weihnachten schon seit dem 19. Jahrhundert beschäftigt hatte.[462] Was bisher aber relativ wertfrei behandelt worden war, geriet nun – in eine apodiktische Sprache gekleidet – zur Legitimierung, alle Elemente des Weihnachtsfestes von ihrem angeblich germanischen Erbe abzuleiten und „ein aus nationalsozialistischer Weltanschauung geborenes, neues arteigenes Brauchtum“[463] zu entwickeln. Das Thema der kirchlichen Aneignung germanischer Traditionen wurde in den 1930er-Jahren auch in den erklärenden Passagen der Feierliteratur immer wieder hervorgehoben und bildete dann sogar einen festen Bestandteil der dort ausgearbeiteten Weihnachtsansprachen.[464]
Volkskundliche Beiträge über Weihnachten hielten nicht nur Argumentationsmuster bereit, sondern konnten auch zu bestimmten Themen ausgewertet werden. Hier war schon formuliert, was dann – in verkürzter und leichter verständlicher Form – in den Einleitungen der Feiervorschläge, den erklärenden Passagen der Weihnachtsbücher, im nationalsozialistischen Adventskalender[465] und in den Weihnachtsbroschüren der Parteiverbände stand:[466] die Thesen eines indogermanischen Ursprungs des Weihnachtsbaumes,[467] eines germanischen Sippenfestes in den Raunächten (24. 12.–6. 1.),[468] einer tiefen Symbolhaftigkeit des Weihnachtsgebäckes[469] und der Bedeutung des Totengedenkens in dieser Zeit.[470]
Ein Beitrag, der in der nationalsozialistischen Feierliteratur immer wieder als Quelle angegeben wurde, war der Artikel „Weihnachten“ von Wolfgang Schultz. Dieser hatte ihn zunächst 1924 für die „Monatshefte für Deutsche Erziehung“ in Wien geschrieben und ihn dann 1935 für die „Nationalsozialistischen Monatshefte“ ergänzt. Der knapp dreißig Seiten lange Text ist ein gutes Beispiel dafür, wie früh schon bestimmte Deutungsmuster, aber auch deren praktische Umsetzung in Form ritueller Handlungen bestanden haben,[471] die dann aufgegriffen und nachgeahmt werden konnten.
Wer aber war der Autor? Wolfgang Schultz wurde 1881 geboren, studierte Philosophie, promovierte 1904 und veröffentlichte Bücher mit philosophischen, mythologischen und frühgeschichtlichen Untersuchungen.[472] 1919 gründete er den „Lehrgang Deutsche Bildung“, bei dem „von Anfang an unter Bildung das Wissen um die volkseigenen Werte verstanden wurde, die sich als Rasse, Sprache und arische Überlieferungswelt darbieten“, wie Karl Spieß in seinem Nachruf auf Schultz betonte.[473] Das „lange Versagen der Anerkennung“ – in Fachkreisen gab es bis zuletzt „offene und versteckte Widerstände“[474] – wurde im „Dritten Reich“ wieder gutgemacht, indem man Schultz zum „Reichshauptstellenleiter in der Dienststelle des Reichsleiters Rosenberg“ ernannte und 1934 zum Professor der Philosophie an die Universität München berief.[475]
Ein Teil der Veröffentlichungen von Wolfgang Schultz behandelt „das festliche Brauchtum vom Standpunkt alter Überlieferungen und des Verlangens der Gegenwart nach sinnvoller Feiergestaltung“.[476] Diese Mischung aus dargestellter Überlieferung und praktischer Anwendung kennzeichnet auch den Artikel über das Weihnachtsfest. Schultz gibt zunächst einen Überblick über den „Schatz der Überlieferungen zur altgermanischen und deutschen Weihnachtszeit“ (S. 26). Er holt weit aus, bezieht indogermanische und persische Mythologien mit ein, um sie vor dem Leser auszubreiten. Seine Argumentation schlägt dabei oft eine kaum nachvollziehbare Richtung ein. Das wird noch dadurch verstärkt, dass Schultz nur selten Beweise für seine Thesen anführt und meist die eigenen Veröffentlichungen zitiert. Er verdreht Überlieferungen und schweift in mythologischen Ergüssen zuweilen völlig vom eigentlichen Thema ab. Bemerkenswert ist, dass Schultz’ Artikel schon alle Deutungsmuster der Weihnachtsbräuche und -gestalten, die für die nationalsozialistische Weihnachtsliteratur charakteristisch sind, enthält: Weihnachten sei ein Fest der „Sippe“ (S. 2) und gehöre „in den engsten Kreis der Familie und des Hauses“ (S. 27); das Fest gebe Anlass zur Verehrung der Mütter und des „Lichtkindes“ (S. 9), finde aber auch im Gedenken an die Toten (S. 15) statt; der Weihnachtsbaum sei Zeugnis „alten heimischen Guts“ (S. 17), die Barbarazweige gingen auf Frau Holle oder Bercht zurück (S. 22), und in den Perchtenumzügen seien Jungmännerbünde verborgen (S. 23).
Schultz fasst diesen Teil seines Artikels mit den Worten zusammen: „Wir sehen, daß wir aus einer überreichen Fülle schöpfen können, wenn wir nur wollen.“ Hier liege ein „wirklich reicher, gedanklich-sittlich hochwertiger Überlieferungsstoff vor [...] um eine sinnvoll gegliederte, zwölfnächtige Festzeit, in der sich einst eine alte, sinnige Weltanschauung höchst mannigfach ausgeprägt hat“ (S. 26).
Im letzten Teil seines Artikels wird Schultz dann konkret, wenn er Ratschläge gibt, wie der „Heilige Abend“ zu feiern sei (S. 26–30). Er bedient sich dabei der alten Überlieferungen und wendet sie auf die Gegenwart an, indem er eine „Feier der Geburt des Heilands“[477] für den „engsten Kreis der Familie und des Hauses“ (S. 27) entwirft. Es ist aufschlussreich, den Text in seinen Inhalten in seiner altertümelnden Sprache (mit dem Dative) zu erleben: „Dem Feste selbst stehen der Hausvater und die Hausmutter vor, alle Hausgenossen, beim Bauern auch das ganze Gesinde, nehmen daran seinem ganzen Verlaufe nach teil [...].“ (S. 28). Schultz entwirft hier das Bild des „ganzen Hauses“, wenn sich die „Sippe“ zur „Haus-Gemeinschaft“ versammelt.
Das Fest „hat zwei vorbereitende Teile: das Entzünden des Lichterbaumes samt der Bescherung und das anschließende Festmahl“ (S. 28). Damit nennt Schultz Momente, die nach wie vor für die meisten Menschen das Weihnachtsfest ausmachen: Weihnachtsbaum, Bescherung und Essen. Bei ihm hat jedoch alles eine tiefere, weihevolle Bedeutung: Der Baumständer ist nach einer Stelle in der „Edda“ geschnitzt (vier Drachen nagen an der Weltesche Yggdrasil), die Zahl der Kerzen mit 27 Stück festgelegt („gemäß der Zahl der lichten Nächte des Mondes“, S. 28), und auch alles, „was am Baume hängt, soll seinen Sinn haben“ (S. 28),[478] denn die Gebildebrote werden im „engen Anschlusse an alte Bauernkunst und altgermanische Zierkunst“ (S. 28) entworfen.
„Unter oder neben dem Baume ist die Bescherung zugerichtet. Sie soll nicht die Hauptsache sein, sinnig [!], aber nicht protzig. Ist dann der Baum entzündet, erklingen die Weihnachtslieder. Nach der Bescherung aber beginnt das Mahl, das nach alter Sitte neunerlei Speisen bietet. Am Schlusse kann der Hausvater einen Apfel des Baumes in so viel Teile schneiden als Tischgenossen da sind und jedem einen Teil davon zu essen geben. Dann folge das Minnetrinken. Auf dem Weihnachtstische wird Met stehen dürfen“ (S. 29).
Schultz beschreibt eine Art Abendmahl: In feierlicher Handlung[479] verteilt der „Hausvater“, einem Priester vergleichbar, einen Apfel vom „Lebensbaum“ unter den Anwesenden und gibt ihnen zu trinken. Damit wird die kultische Handlung in die Familie verlegt und die Kirche überflüssig gemacht. Zum Abschluss der Feier folgt ein fürbittenähnliches Gedenken: „Gedacht wird bei der Minne zuerst Gottes, dann der Helden, die für Volk und Heimat gestorben sind, dann der toten Verwandten und Freunde, dann der Lebenden am Tische und ihrer Verbindung mit jenen, und des Vaterlandes und seiner Führung durch die Vorsehung“ (S. 29).
In diesem Teil lehnt sich Wolfgang Schultz am engsten an das an, was er weiter oben (S. 15f.) zum „Julmahl“ der Germanen geschrieben hatte. Nach Erzählungen über die „Dahingeschiedenen“ solle sich der Blick „in die Vergangenheit und in die Geschichte“ weiten, woraus der „Wille für die Zukunft“ gefestigt werde, „auf daß uns die Heimat wieder Vaterland sei“ (S. 29). Weihnachten bildet für ihn den Anlass, sich auf die eigene, ruhmvolle Vergangenheit zu besinnen, um daraus Kraft für Gegenwart und Zukunft zu schöpfen.
Wolfgang Schultz schließt seinen Artikel mit einem selbstverfassten Gedicht, das deutlich macht, wie das Weihnachtsfest systematisch in emotionaler und politischer Hinsicht auch für ganz andere Zwecke verfügbar gemacht werden konnte: „Heilige Heimat / wo sind deine Hügel? / Die Gräber der Toten sind der Heimat Hügel. / Heilige Heimat / wo loht dein Herd? / Im Schoße der Mütter loht der Heimat Herd. // Heilige Heimat / wo grünt dein Hain? / In der Schar der Kinder grünt der Heimat Hain. / Heilige Heimat / was ist dein Hehrstes? / Das Blut des Volkes ist der Heimat Hehrstes! // Den Boden tränkt / das Blut der Helden, / seine Arbeit ändert ihn um; / wirkender Geist / gib ihm Gestalt – / Heimat, du bist, was du bist, durchs Blut! // Im Boden wurzelt / der Baum des Volkes, / wächst hoch zum Himmel / aus der Heimat Kräften; / seinen Samen weht / der Wind in die Welt – / ewig grünt / der uralte Stamm.“[480]
Volkskundler hatten Anteil an den Veränderungen des Weihnachtsfestes, indem sie Argumente und Inhalte bereitstellten; ihre Mitarbeit an der „deutschen Weihnacht“ geht aber noch deutlicher aus den nationalsozialistisch ausgerichteten Weihnachtsbräuchen hervor, die sie propagierten oder sogar eigens entwickelten.
Das Thema eines nationalsozialistischen Brauchtums beschäftigte fast ausschließlich Volkskundler, die dem „Amt Rosenberg“ angehörten oder ihm nahe standen; von den anderen Dienststellen sind kaum vergleichbare Ideen veröffentlicht worden.[481] Von der Mitte der 1930er-Jahre bis zum Kriegsende wurde der Bereich der Brauch- und Feiergestaltung am „Amt Rosenberg“ systematisch ausgebaut.[482] Möglicherweise kann sogar die Einstellung des 1911 geborenen, promovierten Volkskundlers Hans Strobel, die 1937 erfolgte, in diesem Zusammenhang gesehen werden. Strobel hatte sich in seinem Buch „Bauernbrauch im Jahreslauf“[483] (1936) an mehreren Stellen vehement gegen alle christlichen Elemente in Jahreslaufbräuchen ausgesprochen – was Alfred Rosenbergs antikirchlicher Haltung entgegenkam –, und er war für ein neues, nationalsozialistisches Brauchtum eingetreten. In seinen späteren Aufsätzen[484] vertrat Strobel immer wieder diese Thesen und setzte sich dann auch – auf einer zwar theoretischeren, aber nicht minder ideologischen Ebene – mit den Elementen und Wirkungsmöglichkeiten von Bräuchen auseinander.[485]
Ab 1939 arbeitete Strobel mit Thilo Scheller zusammen. Scheller „kam aus der Jugendbewegung, war vor 1933 Sportlehrer an der Hochschule für Leibesübungen in Berlin und nun im RAD [Reichsarbeitsdienst] zu einer hohen Führungsposition aufgestiegen“.[486] Der „Oberstfeldmeister in der Reichsleitung des RAD“ besorgte die „Auswahl der Feiervorschläge, Sprechchöre und anderen Materialien“[487] für die Zeitschrift „Feierabend“; Scheller verfasste außerdem jährlich die chorische Dichtung, die der RAD auf dem Reichsparteitag aufführte[488] und veröffentlichte regelmäßig in der Zeitschrift „Deutsche Volkskunde“, die von der – Rosenberg nahe stehenden – „Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Volkskunde“[489] herausgegeben wurde. Scheller rezensierte Bücher zur Feiergestaltung[490] und verfasste – alleine oder zusammen mit Hans Strobel – einschlägige Aufsätze wie jene über „Gedanken zur Feiergestaltung“.[491]
Bei der „Arbeitsgemeinschaft für Volkskunde“ bestand seit 1939 eine von Hans Strobel geleitete „Mittelstelle für Fest- und Feiergestaltung“, die z. B. im März 1939 eine „1. Arbeitswoche für Feiergestaltung“[492] organisierte. Dieser „Mittelstelle“ gehörten „grundsätzlich alle Gliederungen der Partei“ an. Sie unterstand der Leitung Rosenbergs; „1942 wurde sie dem Amt ‚Volkskunde und Feiergestaltung‘ in seinem Hauptamt ‚Kunstpflege‘ angeschlossen.“[493]
1941 gelang es Alfred Rosenberg, Thilo Scheller vom RAD abzuwerben und zur Mitarbeit an seiner Institution zu gewinnen.[494] Im Jahr darauf konnte Rosenberg seinen Einfluss in der Feiergestaltung noch weiter ausbauen; er erreichte, dass er die Inhalte der zentralen Zeitschrift für Feiergestaltung, „Die neue Gemeinschaft“, neben der Reichspropagandaleitung als zweiter Herausgeber mitbestimmen durfte.[495] Rosenberg entwickelte sie „zu einem wichtigen eigenen Lenkungsinstrument“ und „vermochte dadurch erheblichen ideologischen Einfluß auszuüben“.[496] Bis 1945 wurde der Gestaltung von Feiern immer größeres Gewicht beigemessen. „Am Ende des Dritten Reiches hatten die Lenkungsmaßnahmen auf dem Gebiet der Feiergestaltung ihren Höhepunkt.“[497]
Der kurze Überblick über die Institutionalisierung der Feiergestaltung am „Amt Rosenberg“ lässt die Bedeutung erahnen, die Alfred Rosenberg diesem Bereich einräumte.[498] Sie drückt sich außerdem in einer Vielzahl von Veröffentlichungen über Brauchdeutungen und neue Feierformen aus, die er bei seinen Mitarbeitern in Auftrag gab.[499]
Im Folgenden seien einige nationalsozialistische Weihnachtsbräuche vorgestellt, an deren Erfindung und Förderung Volkskundler maßgeblich beteiligt waren. Die meisten Bräuche nahmen in ihren äußeren Formen bereits bestehende Elemente auf, erhielten nun aber eine neue, zum Teil sogar gegensätzliche Deutung. Sie dienten damit „nicht nur einer weitergehenden Säkularisierung des Weihnachtsfestes, sondern auch der Vermittlung und Verfestigung ganz bestimmter ideologischer Positionen“.[500]
1912 ließ die New Yorkerin J. B. Herreshoff erstmals einen großen Tannenbaum auf einem öffentlichen Platz, dem Madison Square, errichten. In Deutschland fand der „elektrisch gespeiste Lichterbaum“ nach dem Ersten Weltkrieg eine „beispiellose Beliebtheit“.[501] Besonders Geschäftsleute wussten in den 1920er-Jahren den großen beleuchteten Weihnachtsbaum geschickt zu nutzen, wenn sie ihn vor ihren Läden als überdimensionalen Blickfang aufstellten oder gleich als Werbung (z. B. für Glühbirnen) verwendeten. Aus einer Reihe von Belegen, die der Volkskundler Hermann Tardel in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren zusammengetragen hat, geht hervor, dass der „Weihnachtsbaum für Alle“ aus der städtischen Oberschicht kam und bereits vor 1933 unter diesem Namen in vielen deutschen und einigen europäischen Städten zum festen Bestandteil der Vorweihnachtszeit gehörte.[502]
Im Dritten Reich wurde der Brauch, einen Weihnachtsbaum auf einem großen Platz aufzustellen, beibehalten, aber nun als Zeichen der „Volksgemeinschaft“ deklariert. Seit 1933 stand vor dem Propagandaministerium in Berlin eine überdimensionale beleuchtete Tanne, die jedes Jahr aus einem anderen Teil des Reiches (Schwarzwald, Oberbayern, Bayrische Ostmark) kam.[503] In vielen anderen Städten wurde der Baum auf großen, freien Plätzen vor Kirchen oder vor dem Rathaus errichtet, wie das bis heute noch üblich ist. Die Bezeichnung „Weihnachtsbaum für Alle“ galt ab 1933 als Programm, denn dieser Weihnachtsbaum sollte denjenigen ein Ersatz sein, die sich selber keinen leisten konnten.
Um seine Bedeutung zu steigern und ihn noch stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen, machte man den „Weihnachtsbaum für Alle“ zum Mittelpunkt verschiedener Handlungen: Hier wurden die Abzeichen des Winterhilfswerkes verkauft, die den Weihnachtsbaum zu Hause schmücken sollten, und unter dem „Weihnachtsbaum für Alle“ fanden die offiziellen Übergaben von Geschenken an die Armen statt. Gerade diese öffentlichen Schenkungen bildeten einen neuen Brauch, den Hans Strobel nachträglich in seiner „Arteigenheit“ als beste Tradition legitimierte: „Durchaus arteigenem Rechtsempfinden und wahrer Nächstenliebe [!] entspringt auch der damit verbundene Brauch, den der Nationalsozialismus erweckt hat, den Armen und Ärmsten der Gemeinschaft hier unter dem öffentlichen Weihnachtsbaum eine Weihnachtsgabe der Gemeinschaft zu überreichen.“[504]
Noch 1939 scheint aber der „Weihnachtsbaum für Alle“ nicht vollständig von der Bevölkerung angenommen worden zu sein. Thilo Scheller beklagte, dass die Aufstellung dieses großen Weihnachtsbaumes „bis jetzt noch nicht in einen organischen Zusammenhang mit den übrigen Feiern [gemeint waren die Wintersonnwende und die Familienweihnacht, EG] gebracht worden“ sei.[505] Scheller setzte sich deshalb mit großem Nachdruck für die Verbreitung eines neuen, von ihm erdachten Brauches ein.
Dieser Brauch, der kein direktes Vorbild hatte, sollte „eine sinnvolle Verbindung zwischen dem Sonnwendfeuer der Bewegung und dem Weihnachtsfest der deutschen Familie“[506] ermöglichen. Beide Feste hätten bisher beziehungslos oder sogar in Konkurrenz zueinander bestanden. Außerdem werde hier „die hohe Idee sinnbildlich verkörpert, daß sich das Lebenslicht jedes einzelnen und jeder Familie stets aufs Neue am Feuer der Gemeinschaft entzündet“.[507]
In einem Artikel, der ausschließlich dem neuen Brauch gewidmet war, beschrieb Thilo Scheller, „was an solchem Brauchtum bisher schon entstanden ist“, in allen Details und mit einer aussagekräftigen Abbildung, die den „Weihnachtsbaum mit Weihnachtslicht in der Klause“ und die Kinder beim Holen des Lichtes zeigte. Das mag zur Illustrierung des Textes geschehen sein, hatte aber sicher auch damit zu tun, dass Scheller eine möglichst genaue Nachahmung anstrebte. Den neuen Brauch beschrieb er wie folgt:
„Die Mannschaft: SA, SS, Arbeitsdienst, Hitlerjugend usw. (ohne das Jungvolk) sind am 21. Dezember hinausgezogen und haben auf den Höhen das Feuer angezündet, haben ihre schon brauchtümlich gewordene [!] Fackelübergabe vollzogen, Lieder der Sonnwende wurden gesungen, zum Schluß wurden vier Fackeln am Sonnwendfeuer entzündet. [...] Während die Mannschaft draußen am Feuer stand, sammelten sich auf dem Feierplatz im Dorf oder in der Stadt, Jugendgruppen der NS-Frauenschaft oder die Arbeitsmaiden sangen einige unserer neuen Weihnachtslieder [...]. Mancherorts wurden die neuen Lieder im offenen Singen gemeinsam mit der Bevölkerung eingeübt, am Mast wurden die Julkränze aufgezogen, oder es wurden die Lichterkugeln am Tannenbaum zum Leuchten gebracht, bis zur festgesetzten Zeit die Mannschaft mit dem Feuer in den Ring marschierte. Ein gemeinsames Lied, vielleicht eines der vorher mit allen Beteiligten eingeübten Lieder, eröffnet die Feier, dann wurden mit einem kurzen Spruch von den Fackelträgern die vier Laternen am Lichterbaum oder das Licht in der Klause [unten im Baum, am ehemaligen Ort der Krippe] angezündet. [...] Ein Schlußlied beendet die Heimholung des Feuers. Eine Wache zieht auf, die bis zum Weihnachtsabend um Mitternacht das Feuer hütet. Am Weihnachtsabend, mit Einbruch der Dunkelheit, kommen nun die Kinder aus allen Häusern mit ihren selbstgefertigten Laternen [...] und holen sich, unterstützt von den Wächtern des Feuers, das Feuer für ihren Tannenbaum und geben es zu Hause den Eltern ab.“[508]
In die Feierabfolge der Heimholung des Feuers waren sehr geschickt alle Altersgruppen miteinbezogen. Der Höhepunkt bestand im gemeinsamen Singen der neuen nationalsozialistischen, profanierten Weihnachtslieder um den großen, freistehenden Weihnachtsbaum, das ein Gefühl von Gemeinschaft entstehen lassen sollte. Es gab keine ideologische Belehrung in Form langer Reden, sodass sich jeder angesprochen fühlen konnte, doch die „Weltanschauung“, das Stiften einer Volksgemeinschaft war subtil in jede einzelne Handlung eingebaut.
Schellers Brauch hatte – vor allem durch seine Anklänge an schon vorhandene Feierformen (Entzünden des Osterlichtes, Laternenumzüge) und durch die Kombination bekannter Brauchelemente (Kerzen, Feuer, Baum) – alle Voraussetzungen, um sich schnell zu verbreiten.[509] Dass es dazu nicht im vollen Umfang kam, lag in erster Linie nicht an der Konstruiertheit des Brauches oder gar an dessen gewolltem „brauchtümlich Werden“, sondern hatte einen ganz anderen Grund: Das kriegsbedingte Verdunklungsgebot und damit einhergehende Verbot nächtlicher offener Feuer schränkte die Ausübung der „Heimholung des Feuers“ erheblich ein.[510]
Wie leicht dieser Brauch – je nach Zweck – instrumentalisiert werden konnte, zeigt die „Kriegsversion“, die der Kollege Schellers, Hans Strobel, 1943 veröffentlichte: „Gerade dieses Bekenntnis [zur Volksgemeinschaft, EG] spricht eindringlich zu uns, wenn die weihnachtliche Feuerheimholung derart vor sich geht, daß die Kinder aller Familien am Heiligen Abend das Licht für den häuslichen Weihnachtsbaum von einer Flamme abholen, die am Heldenmal der Gemeinde brennt. Dieser Brauch, wie er in einigen Gemeinden zu werden begann, verbindet den alten [!] [...] Grundgedanken der Feuerheimholung, der Erneuerung des Lebenslichtes der einzelnen und ihrer Familien aus dem Feuer der größeren Gemeinschaft, mit dem großen Erlebnis der Kriegsweihnacht: daß die kämpfende Front der Heimat den Weihnachtsfrieden schenkt. Und auf diesem allgemeinen Hintergrunde steht dann noch die im Brauch gestaltgewordene Idee, daß der toten Helden Geist fortwirkt in der Haltung der Lebenden, die sich neue Kraft für den Lebenskampf aus dem Opfer der toten Soldaten heimholen, indem sie das Lebenslicht für den Weihnachtsbaum von der Flamme des Heldenmals empfangen.“[511]
Der Brauch der „weihnachtlichen Feuerheimholung“ entsprach zwar dem dringenden Bedürfnis der Hinterbliebenen nach einer Form des Umgangs mit dem schmerzhaften Verlust von Verwandten und Freunden, wie er in den Kriegsjahren trauriger Alltag geworden war, tatsächlich handelte es sich hier aber um Kult als Manipulation zu Gehorsam und Opferbereitschaft.
Ein Thema, das immer wieder in Weihnachtsbüchern und -aufsätzen zur Sprache kam, war der richtige Schmuck des Weihnachtsbaumes. Auch hier fand man eine zeitgemäße, als „würdig“ geltende Form: Kerzen, Nüsse, Äpfel und als bedeutungsvoll interpretiertes „Sinnbildgebäck“. „Diesen Baumschmuck bereiten wir in der Vorweihnachtszeit vor; es entsteht ein Wettbewerb nach den schönsten Formen, und besonders der BDM wird damit in seinen Heimabenden auch das Fest der Familie mit vorbereiten können.“ Die Gebildebrote sollten nach den „mythischen Gestalten der zwölf heiligen Nächte“[512] gebacken werden: „Da ist der Schimmelreiter [...], dann [...] die Schicksalsfrauen, Holle mit ihren beiden Schwestern [...]. Der Eber aus Lebkuchenteig gemahnt an den Festebraten der Heiligen Nächte und die westfälischen ‚Wowölfe‘ erinnern auch dem Namen nach an Wotan.“[513]
Aber nicht nur Märchenfiguren und Gestalten aus der germanischen Mythologie bildeten die Vorlagen für den gebackenen Baumschmuck, auch das Dekor von Häusern und Möbeln: „Das ist ein anderes Backen als zu den übrigen Zeiten des Jahres! Und darum geben wir dem Gebäck der Weihnachtszeit auch eine eigene Gestalt. Denn alle diese Sterne, Ringe und Scheiben, den ‚Zopf‘ und den Vogel, die ‚Schnecke‘ und die Brezel, die wir da sorgsam formen für den Weihnachtsteller und den Weihnachtsbaum, die finden wir ja in der Kunst unseres Volkes wieder, auf Bauernhäusern und Möbeln und Gerät.“[514]
Während Volkskundler und Buchautoren die Weihnachtsbäckerei zu einer „Angelegenheit von geradezu metaphysischer Bedeutung“[515] stilisierten und den einzelnen Formen des Baumschmucks hohen symbolischen Wert beimaßen, ließ sich Adolf Hitler von seinem Hausfotografen Heinrich Hoffmann neben einem Weihnachtsbaum ablichten, der lediglich mit Kerzen und Lametta geschmückt worden war. Dieses Porträt wurde unter dem Titel „Deutsche Weihnacht“ als Postkarte verkauft und selbst in den Kriegsweihnachtsbüchern zwischen die „germanischen“ Interpretationen von Weihnachtsfest und - schmuck gedruckt[516] – eines der vielen Beispiele für das gespaltene Bewusstsein jener Zeit.
In den Kriegsjahren taucht in der nationalsozialistischen Feierliteratur zu Weihnachten immer wieder ein weiterer Brauch auf, an dem Thilo Scheller, der Feierspezialist vom Amt Rosenberg, entscheidenden Anteil hatte: „die Lichtersprüche“. Die Handlung konzentrierte sich dabei auf den sogenannten „Sonnwendkranz“ und dessen vier rote Kerzen: Im Kreis der Familie wurden am Weihnachtsabend, nachdem der Vater einleitende Worte gesprochen hatte, nacheinander die Lichter angesteckt und von den Kindern in Zweizeilern jeweils der Mutter, armen Menschen, den gefallenen Soldaten und – als Höhepunkt – dem Führer gewidmet: „Mein hellstes Licht sei dem Führer geschenkt, der immer an uns und Deutschland denkt“.
Schon bei den großen Weihnachtsfeiern, wie sie von der „Neuen Gemeinschaft“ vorbereitet und veröffentlicht wurden, kam eine ähnliche Handlung vor, die Scheller als Vorbild gedient haben mag: Sechs Teilnehmer gehen auf das Podium und „nehmen je einen der vorgerichteten kleinen Zweige mit brennenden Kerzen [...] und legen sie in die schon vorher brennende Feuer-Schale“. Dabei sprechen sie „Gedenkworte“ auf die „Helden des Krieges“, die toten Soldaten, „die Opfer um unser täglich Brot“, die „gläubigen Mütter“, die „ewige Jugend“ und das „heilig Vaterland“.[517]
Thilo Scheller hatte diese Handlungen leicht verändert und dem Ganzen eine ansprechende Form für den Kreis der Familie gegeben. Wieder gelang es ihm, viele verschiedene Absichten geschickt miteinander zu verbinden: Der abgeschlossene Rahmen der familiären Weihnachtsfeier wurde von den verschiedenen Widmungen durchbrochen, die Verbundenheit von Heimat und Front erklärt und die Identifikation mit dem nationalsozialistischen Staat und dessen Führer bekräftigt.[518]
Im Verlauf des Krieges wurde Weihnachten immer mehr im Sinne eines Gedenkens an die Gefallenen interpretiert. Damit war der entscheidende Unterschied zum christlichen Weihnachtsfest gegeben: Stand dort das neugeborene göttliche Kind im Mittelpunkt, so galt nun die Aufmerksamkeit den im Krieg gestorbenen „Helden“. Die Aufgaben der Volkskunde, die sich angesichts der veränderten Umstände stellten, formulierte Hans Strobel wie folgt: „Das große Erleben des Krieges, das Vermächtnis der Kameraden, die an unserer Seite fielen, verpflichtet uns, mit ganz besonderem Ernste würdige Formen des Heldengedenkens zu suchen.“[519]
Diese „würdigen Formen“ waren bald in angeblich alten Traditionen gefunden oder wurden auch ganz neu ausgearbeitet. Das „Heldengedenken“ fand in zwei Bereichen statt: Außerhalb des Hauses sollte das Heldenmal in die „Heimholung des Feuers“ symbolhaft für die „Idee, daß der toten Helden Geist fortwirkt in der Haltung der Lebenden“, in die Familienweihnacht einbezogen werden. Außerdem gab es den Vorschlag, den Toten zu „Weihnachten einen Tannenbaum aufs Grab“[520] zu stellen, der in den Illustrationen der Kriegsjahre oft vorkam und bei der Zeichnung eines Gefallenenfriedhofes sogar die Form eines „Weihnachtsbaumes für Alle“ angenommen hat.[521]
Der Großteil der Bräuche richtete sich aber an die unmittelbar Betroffenen, die Familien: „So wird auch die Heldenverehrung ihre tiefste Wurzel in der Familie der Gefallenen haben [...]. Die schlichtesten Formen dieses familiengebundenen Gedenkens mögen darin bestehen, daß ein Bild des Gefallenen einen Ehrenplatz in der Wohnung erhält und mit Grün und Blumen geschmückt wird.“[522] Auf einer Illustration aus „Kriegsweihnacht“ von 1944 wurde dem Bild des Abwesenden sogar der „Ehrenplatz“ unter dem Weihnachtsbaum eingeräumt; es nimmt dort – in Vertretung des Abgebildeten – am Weihnachtsfest teil.[523]
Hertha Ohling[524] hob in ihrem Weihnachtsbuch einen anderen Brauch hervor, der ihrer Meinung nach wieder große Bedeutung erlangt habe: „Stolz und stark wollen wir in dieser Wendezeit vor Tod und Leben stehen; und wir wollen daran denken, dass einst unsere Ahnen am Weihnachtsabend zum festlichen Mahl den Tisch auch für den deckten, der im Vorjahr noch in ihrer Mitte war.“[525]
Dem Bedürfnis, die Toten zu vergegenwärtigen, entsprang auch die Idee, für sie ein Licht am Weihnachtsbaum anzuzünden: „Daß die toten Helden in allen großen Stunden der Familie zu Gast bei den Lebenden sind, fand auch in anderen Formen symbolhaften Ausdruck. So, wenn eine Mutter oder Witwe am Weihnachtsbaum ein eigenes Licht zum Gedenken des gefallenen Sohnes oder Mannes entzündete.“[526] Gerade die Kinder wurden in dem nationalsozialistischen Adventskalender „Vorweihnachten“, den die Reichspropagandaleitung 1942 und 1943 herausgab, einen Tag vor dem 24. Dezember dazu aufgefordert, „am Fest in jedem Hause ein Licht für alle die Getreuesten, die an den weiten Fronten des Großdeutschen Krieges ewige Wache halten“,[527] zu entzünden.
Thilo Schellers Beitrag zum „Heldengedenken“ bestand in einem längeren Gedicht, das gekonnt alle Rituale der Erinnerung an die Gefallenen in den Ablauf des Heiligen Abends einbezog. Der Titel, „Der toten Soldaten Heimkehr“ suggerierte, dass die schmerzlich vermissten toten Angehörigen wenigstens am Weihnachtsabend für einen kurzen Besuch unter die Lebenden kämen. In allen Kriegsweihnachtsbüchern aus den Jahren 1942 bis 1944 ist Thilo Schellers Gedicht abgedruckt. Es steht dort nicht isoliert, sondern bildet den Höhepunkt eines längeren Textes mit Anregungen für die Weihnachtsfeiern in der Familie: „Einmal im Jahr, in der Heiligen Nacht, / verlassen die toten Soldaten die Wacht, / die sie für Deutschlands Zukunft stehn. / Sie kommen nach Haus, nach Art und Ordnung zu sehn. / Schweigend treten sie ein in den festlichen Raum – / den Tritt der genagelten Stiefel, man hört ihn kaum – / sie stellen sich still zu Vater und Mutter und Kind, / aber sie spüren, daß sie erwartete Gäste sind: / Es brennt für sie eine rote Kerze am Tannenbaum, / es steht für sie ein Stuhl am gedeckten Tisch, / es glüht für sie im Glase dunkel der Wein. / Und in die Weihnachtslieder, gläubig und frisch, / stimmen sie fröhlichen Herzens mit ein. / Hinter dem Bild im Stahlhelm dort an der Wand / steckt ein Tannenzweig mit silbernem Stern. / Es duftet nach Tannen und Äpfeln und Mandelkern. / Und es ist alles wie einst – und der Tod ist so fern. / Wenn dann die Kerzen am Lichtbaum zu Ende gebrannt, / legt der tote Soldat die erdverkrustete Hand / jedem der Kinder leise aufs junge Haupt: / ‚Wir starben für euch, weil wir an Deutschland geglaubt. ‘/ Einmal im Jahr, nach der Heiligen Nacht, / beziehen die toten Soldaten wieder die ewige Wacht.“[528]
Die Säkularisierung um 1800, die schleichende Nationalisierung seit den 1860er-Jahren, die Militarisierung seit 1870 und die Paganisierung seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert instrumentalisierten das Weihnachtsfest, die Politisierung erreichte aber einen Höhepunkt im Dritten Reich. Die Bräuche um das Heldengedenken machen das deutlich.
Volkskundler hatten keinen geringen Anteil daran, wie das Weihnachtsfest im Nationalsozialismus buchstäblich in Dienst genommen wurde: vom christlich geprägten Familienfest hin zu einem politischen Bekenntnis zu Führer, Vaterland, Heldentod, Mütterkult, Volksgemeinschaft und Krieg. Die Wissenschaftler – und solche, die sich dafür hielten – beließen es nicht beim Erforschen des Weihnachtsfestes von gestern und heute, sondern griffen direkt in die Bräuche der Gegenwart ein, indem sie diese selektiv beschrieben oder gleich, ihren Zwecken entsprechend, erfanden – in diesem Ausmaß und in dieser Konsequenz einzigartig in der Geschichte der deutschen Volkskunde. Wolfgang Schultz, Hans Strobel, Thilo Scheller und ihre Kollegen rechtfertigten mit ihren Argumenten und den von ihnen erdachten und propagierten Bräuchen indirekt ein System, das den Massentod von Millionen Menschen zu verantworten hat. Dass viele nationalsozialistische Volkskundler Idealisten waren, dass sie zum Teil auf Deutungen des 19. Jahrhunderts zurückgreifen konnten[529] und dass sich andere Wissenschaftler ebenso bereitwillig dem Nationalsozialismus zur Verfügung stellten,[530] kann ihr Handeln nicht entschuldigen.
[425] Vgl. [Vondung 1971].
[426] Bei der Aufzählung nationalsozialistischer Feiertermine wurden nur die wichtigsten berücksichtigt.
[427] Vgl. [Ohling 1942].
[428] [Deutsche Kriegsweihnacht 1941]. – [Deutsche Kriegsweihnacht 1942]. – [Deutsche Kriegsweihnacht 1943]. – [Deutsche Kriegsweihnacht 1944].
[429] Vgl. z. B. [Rietschel 1902]. – [Tille 1893]. – [Ortwein 1892].
[430] [Strobel 1936a], S. 22.
[432] Vgl. [SchultzW 1935a].
[433] Vgl. [Haiding 1938a].
[434] Vgl. [Strobel 1936b].
[435] Vgl. [Spamer 1937], S. 89.
[437] Vgl. [Deutsche Kriegsweihnacht 1944], S. 190.
[438] Überarbeitete Fassung von [Gajek 1990].
[439] [Heartfield 1972], S. 72.
[440] Vgl. [Weber-Kellermann 1978], S. 107.
[441] Vgl. z. B. Stichwort „Weihnachten“ in: [Wörterbuch der deutschen Volkskunde 1981].
[442] Vgl. [Vondung 1971].
[443] Bei der Aufzählung nationalsozialistischer Feiertermine wurden nur die wichtigsten berücksichtigt.
[444] Vgl. [Bollmus 1970].
[445] Vgl. [Kater 1974].
[446] Das Thema der nationalsozialistischen Weihnacht ist bisher nur wenig erforscht. Vgl. einzelne Hinweise darauf bei Volkskundlerinnen/Volkskundlern: [Bausinger 1965], hier S. 196 f. – [Scharfe 1974], S. 5. – [Scharfe 1975], hier S. 7 f. – [Weber-Kellermann 1978], S. 57–127. – [MarkmillerF 1987]. – [Daxelmüller 1992]. – Ausführlich in: [Foitzik 1988a]. – [Foitzik 1988b]. – [Foitzik 1994], S. 77–143. – Vgl. in diesem Zusammenhang auch von anderen Wissenschaftlern: [Söhngen 1950], S. 33–38. – [Gamm 1962], S. 180–186. – [Vondung 1971], S. 85–87. – [Stollmann 1980]. – [Faber 1994].
[447] Der Film ist beim Institut für den wissenschaftlichen Film, Göttingen, ausleihbar. Vgl. dazu auch [Reimers 1968].
[449] In: [Neue Gemeinschaft] 1937/November, S. 3004b.
[450] In: [Neue Gemeinschaft] 1937/November, S. 3004a (Hervorhebung nach Original).
[451] In: [Neue Gemeinschaft] 1937/November, S. 10001a.
[452] In: [Neue Gemeinschaft] 1937/November, S. 10001a.
[453] Vgl. z. B. [Ohling 1942].
[454] Vgl. [Gajek 1994].
[455] Vgl. die Bildunterschrift zu einem Albrecht-Dürer-Kupferstich im [SS-Kalender] Dezember 1944. Zum Mütterkult der Nationalsozialisten an Weihnachten vgl. [Foitzik 1994], S. 138–142.
[456] [Deutsche Kriegsweihnacht 1941]. – [Deutsche Kriegsweihnacht 1942]. – [Deutsche Kriegsweihnacht 1943]. – [Deutsche Kriegsweihnacht 1944].
[457] In: [Deutsche Kriegsweihnacht 1943], S. 114.
[458] Z. B. in: [Deutsche Kriegsweihnacht 1944], S. 191 (Zitiergrundlage).
[459] Für den vorliegenden Aufsatz wurden ausschließlich diese „offiziellen“ Veröffentlichungen ausgewertet. Viele von ihnen beschreiben „Musterlösungen“ nationalsozialistischer Weihnachtsfeiern im öffentlichen und privaten Rahmen. Wie aber die Praxis aussah, wie in den 1930er- und 1940er-Jahren Weihnachten tatsächlich gefeiert wurde, geht nicht aus ihnen hervor. Dieses Thema bedürfte einer eigenen Untersuchung.
[460] Gerade im „Dritten Reich“ ist es schwer zu bestimmen, wer Volkskundler ist. Nahezu jeder Geisteswissenschaftler fühlte sich für die Themen dieses Faches, die nun so gut in die Zeit passten, zuständig. Volkskunde hatte im Nationalsozialismus Konjunktur und wurde an vielen deutschsprachigen Universitäten als eigenes Fach institutionalisiert. Vgl. dazu: [Gerndt 1987a]. Als Volkskundler soll im Folgenden gelten, wer in volkskundlichen Fachzeitschriften veröffentlicht hat.
[461] [Strobel 1936a], S. 22. Das Zitat ist bei Strobel nicht nur auf Weihnachten bezogen; der Autor stellt in seinem Buch die These auf, die Kirche habe sich in so gut wie allen ihren Festen und Bräuchen eines älteren germanischen Erbes bedient.
[462] Vgl. z. B. [Rietschel 1902]. – [Tille 1893]. – [Ortwein 1892].
[463] [Strobel 1936a], S. 22 (Hervorhebung nach Original).
[464] Vgl. z. B. [Neue Gemeinschaft] 1938/November, S. 10001e. Die Passage sei wegen ihrer Argumentation und Sprache ganz wiedergegeben: „Meine Parteigenossen! Volksgenossen! [...] Diese Unterscheidung dürfen und müssen wir auch schon deshalb machen, weil Weihnachtsbrauch und -sinnbild unseres Volkes um viele Jahrtausende älter sind als die christliche Weihnachtslegende. Seit undenklichen Zeiten feierten deutsche Menschen alljährlich um diese Zeit schon ihre ‚Heiligen Weihenächte‘, als der erste Sendbote des Christentums germanischen Boden betrat. Mit keinem Mittel gelang es auch dem Christentum in einer jahrhundertelangen Entwicklung, die aus grauer Vorzeit überkommenen Zeichen, Sinnbilder und Feierformen der alten deutschen Weihenacht je ganz auszutilgen.“ (Hervorhebung nach Original).
[465] Vgl. dazu [Gajek 1988], S. 79–85.
[466] Dass die volkskundliche Weihnachtsliteratur tatsächlich als Quelle benützt wurde, geht aus den zum Teil sehr ausführlichen Angaben über die verwendete Literatur hervor, die in den Büchern zur Feiergestaltung abgedruckt sind. Dabei wurden die Werke folgender Autoren am häufigsten aufgeführt: [Huth 1938]. – [SchultzW 1935a]. – [Haiding 1938a]. – [Strobel 1936b].
[468] Vgl. [SchultzW 1935a].
[469] Vgl. [Haiding 1938a].
[470] Vgl. [Strobel 1936b].
[471] Schultz’ Artikel ([SchultzW 1935a]) geht eine Bemerkung der Schriftleitung voraus, in der betont wird, dass der Beitrag bei seinem Erscheinen 1924 „nur von wenigen beachtet“ worden sei, „denn die darin entwickelten Gedanken eilten damals ihrer Zeit voraus“.
[472] Ich bin mir der Problematik bewusst, Wolfgang Schultz unter die Volkskundler zu rechnen. Ausschlaggebend dafür war erstens das erheblich andere Verständnis von Volkskunde, das in den 1930er-Jahren herrschte und z. B. mythologische Untersuchungen (wie die von Schultz) durchaus miteinbezog; zweitens ist Wolfgang Schultz in seinem Artikel „Weihnachten“ ([SchultzW 1935a]) vielen Fragestellungen nachgegangen, die damals auch von Volkskundlern in ganz ähnlicher Weise behandelt worden sind.
[473] Vgl. [Spieß 1936].
[474] [Spieß 1936], hier S. 14, S. 19.
[475] Zit. nach Rüdiger in seiner Besprechung eines Buches von Schultz: [Rüdiger 1939].
[476] Vgl. [Spieß 1936], hier S. 15.
[477] Vgl. [SchultzW 1935a], hier S. 13: „Die Übereinstimmungen mit der christlichen Legende beruhen nicht auf Entlehnung, sondern auf Stammverwandtschaft der Bräuche und Mythen: beide Male eine Mutter, die eben geboren hat [...] Götterkind.“
[478] Schultz zählt hier das gesamte Inventar des „Sinnbildgebäcks“ auf: „Hufeisen [...], Wodan [...], Schimmelreiter [...], Rad mit dem Kreuze [...], Mond [...], Lebensbaum [...], Eber [...], Hirsch [...], Wickelkind [...]“ ([SchultzW 1935a], hier S. 28).
[479] Dass die Anweisungen in ihrer Ausführlichkeit mitunter groteske Züge annehmen können, geht etwa daraus hervor, dass Schultz sogar festlegt, wie zu trinken sei („bei jeder Minne bloß ein Nippen“), und warnt, „das Mahl darf nicht in ein Gelage ausarten, über das der Reiher der Vergessenheit, der Rausch, krächzend hinwegfliegt“ ([SchultzW 1935a], hier S. 29).
[480] [SchultzW 1935a], hier S. 29 f.
[481] Das muss nicht unbedingt heißen, dass es keine Feiervorschläge gegeben hätte. Gerade bei den parteiamtlichen Stellen war es üblich, in Reihen zu veröffentlichen, die „Nur für den Dienstgebrauch“ bestimmt waren und deswegen heute schwer auffindbar sind. Außerdem wurde nur ein Teil der Beiträge mit dem Namen des Verfassers gekennzeichnet, sodass die Beteiligung der Volkskundler an der Feiergestaltung wesentlich höher sein wird, als es zunächst erscheinen mag.
[482] Vgl. dazu auch [Gajek 2001a] sowie [LixfeldH/LixfeldG 1994], hier bes. [LixfeldH 1994].
[484] Vgl. z. B. [Strobel 1938].
[486] [Vondung 1971], S. 62.
[487] [Vondung 1971], S. 61 f.
[488] Vgl. auch [Scheller 1939a].
[489] Vgl. dazu auch [LixfeldH 1994].
[490] Vgl. z. B. [Scheller 1939b].
[491] Vgl. [Scheller/Strobel 1939].
[492] Vgl. dazu [Scheller 1939c].
[493] [Vondung 1971], S. 65.
[494] Vgl. dazu auch [LixfeldH 1994].
[495] [Vondung 1971], S. 65 ff.
[496] [Vondung 1971], S. 69.
[498] Es wäre eine eigene Untersuchung wert, der Wirkung der Feiergestaltung (nicht nur auf Weihnachten bezogen, sondern alle Feste des Jahres- und Lebenslaufes umfassend) nachzugehen. Die Veröffentlichungen von Strobel und Scheller lassen den Eindruck entstehen, die Abteilung habe über erhebliche Möglichkeiten der Publizierung und Verbreitung auf Schulungen und Tagungen verfügt. Auch Klaus Vondung ([Vondung 1971], S. 69) deutet an, dass Rosenberg gerade in den letzten Kriegsjahren sehr erfolgreich gearbeitet habe. Würde sich hier eine erkennbare Wirkung abzeichnen, müsste Bollmus’ These einer weitgehenden Wirkungslosigkeit des „Amtes Rosenberg“ korrigiert werden.
[499] Ein eindrucksvolles Beispiel „geballter“ volkskundlicher Expertenmeinung zur neuen Deutung und Feiergestaltung des Weihnachtsfestes bietet die Dezembernummer des Jahres 1941 der [Nationalsozialistische Monatshefte]. Diese enthält Beiträge von Bernhard Kummer („Der Sieg des Glaubens in den mütterlichen Nächten“), Karl von Spieß („Die Weihnachtszeit und ihre Gestalten“), Edmund Mudrak („Volkstümliche Überlieferung und deutsche Erziehung“) sowie Thilo Scheller („Die Heimholung des Feuers“).
[500] [Foitzik 1988b], S. 67.
[501] [Spamer 1937], S. 89.
[502] [Tardel 1932]. In der nationalsozialistischen Weihnachtsliteratur werden Tardels Erkenntnisse nicht wahrgenommen; man behauptet stattdessen, der Brauch entspringe „gesundem Volksempfinden“.
[503] Vgl. [Spamer 1937], S. 89.
[504] [Strobel 1936a], S. 66.
[505] [Scheller 1939d], hier S. 293.
[506] [Scheller 1939d], hier S. 293.
[507] [Strobel 1943], S. 54.
[508] [Scheller 1939d], hier S. 294.
[509] Vgl. auch die rasche Aufnahme des neuen Brauches in der Weihnachtsliteratur: [Beilstein 1940], S. 40.
[510] [Foitzik 1988b], S. 86.
[511] [Strobel 1943], S. 49.
[512] [Haiding 1938a], hier S. 426 f.
[513] [Haiding 1938a], hier S. 426 f. Die Stelle gibt einen guten Eindruck von den unglaublichen Wortanalogien, zu denen Haiding – wie viele andere Autoren dieser Zeit – neigte. – Vgl. zu Haiding [Jacobeit 1994]. Nur am Rande bemerkt sei außerdem, dass Karl Haiding ein Märchen verfasst hat, das oft in der nationalsozialistischen Weihnachtsliteratur abgedruckt und zum Vorlesen am Heiligen Abend bestimmt ist: [Haiding 1936].
[514] [Ohling 1942], S. 48.
[515] [Foitzik 1988b], S. 62.
[516] Vgl. [Deutsche Kriegsweihnacht 1944], S. 7.
[517] In: [Neue Gemeinschaft] 1937/November, S. 10001f, g.
[518] [Foitzik 1988b], S. 66.
[519] [Strobel 1943], S. 47 (Hervorhebung nach Original).
[521] Vgl. [Deutsche Kriegsweihnacht 1944], S. 190.
[522] [Strobel 1943], S. 47.
[523] Vgl. [Deutsche Kriegsweihnacht 1944], S. 123.
[524] Vgl. zu Ohling: Lebenslauf ([Ohling 1938]) und Arbeit ([Ohling 1939]).
[525] [Ohling 1942], S. 81.
[526] [Strobel 1943], S. 47.
[527] Vgl. [Vorweihnachten 1942], S. 23.
[528] Abgedruckt in [Deutsche Kriegsweihnacht 1944], S. 138.
[529] Vgl. z. B. [Emmerich 1968].
[530] Vgl. z. B. [Lundgreen 1985].