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Als „Klosterarbeit“ werden jene Andachtsgegenstände bezeichnet, die ein religiöses Bildnis, in spezieller Auszierung (mit leonischen Drahtspitzen, Brokat, Leinen, Seidenstickereien usw.) gestaltet, in einem Glasschrein mit Holzrahmen oder im Glassturz präsentieren. Diese Arbeiten haben ihren Ausgangspunkt einerseits in der Reliquiengestaltung und andererseits im Gebrauch der Andachtsbilder. Beide Formen wurden in Klöstern entwickelt und erlebten im Hochmittelalter eine Hochblüte. Man nennt diese Klosterarbeiten unter anderem auch Andachtskästchen, Bildnis- oder Szenenkästchen oder „Eing’richt“.
Trotz des Bilderstreites auf den Konzilen und Synoden zwischen 730 und 843 waren Bilder von großer Bedeutung – ihnen wurden besondere Kraft und Wirkung zugeschrieben. Das Konzil von Trient (1545–1563) legte Richtlinien für die Bildverehrung fest: „Bilder sollen der Phantasie der Gläubigen eine konkrete Richtung geben und abstrakte Inhalte verdeutlichen, die Konzentration fördern und das Empfinden steigern.“ Neben den sogenannten „wahren Abbildungen“ (Vorläufer des Gnadenbildes) erhielten die Reliquien überragende Bedeutung. Sie wurden bereits in den ersten Jahrhunderten n. Chr. zu „Effigies“ – zu Abbildern der Heiligen – durchgestaltet. Sie sind die eigentlichen Vorläufer der großen Fülle an Andachtsgegenständen und Bildern, die der privaten Verehrung und Betrachtung dienen.
Obwohl oder gerade weil die Religionsreformer gegen diese üppige katholische Bilderwelt ankämpften, entwickelte sie in der Zeit der Gegenreformation eine Hochblüte.
Andachtsgegenstände zur privaten Andacht sind Mittel der sinnlichen Vergegenwärtigung und der emotionalen Vereinigung mit dem Abgebildeten. Im Wohnbereich dienen sie als stete Erinnerung an das Gebet bzw. die Allgegenwart Gottes und der Heiligen. Im adeligen, großbürgerlichen Haushalt gehörte religiöse Andacht seit dem frühen Mittelalter zum geregelten Tagesablauf und hatte auch räumlich gesehen ihren Ort. Mit der Gegenreformation wurde der Gebrauch von Andachtsgegenständen von der Kirche gefördert. Im 17. Jahrhundert entstand in den kleinbürgerlichen und bäuerlichen Haushalten der sogenannte „Herrgottswinkel“ über dem Esstisch des Hauptwohnraumes. Weiters wurden Andachtsgegenstände für die Etappen des Kirchenjahres, für besondere Standesgruppen und Namenspatrone entwickelt. Der individuelle Bezug, die Nähe zur dargestellten Person, zum Ereignis war von Bedeutung.
Mit der Verbreitung in alle Schichten der Bevölkerung entstanden besonders im 18. Jahrhundert Vereinfachungen dieser Kostbarkeiten für weite Kreise. Alles, was im 16. und 17. Jahrhundert in Kirchen, Klöstern und im adeligen Haushalt üblich war, kam in einfacherer Form, hergestellt in dezentraler Manufaktur oder vom Handwerker, in Bürger- und schließlich auch in Bauernhaushalte. Trotzdem war der Erwerb für die einfache bürgerlich-bäuerliche Bevölkerung sehr teuer und daher mit besonderen Lebensfesten verbunden. Die einfachste Form war daher das kleine Andachtsbild, eingeklebt in den Deckel der Gewandtruhe armer Dienstboten. Heute bieten Devotionalienstände vor den Wallfahrtskirchen alles Erdenkliche zwischen industrieller Massenproduktion und Kunsthandwerk an. Einzelne Klöster, etwa St. Peter in Salzburg oder die Abtei Seckau in der Steiermark, unterhalten Werkstätten zur Erzeugung künstlerisch qualitätvoller Devotionalien und „Vasae Sacrae“ (ritueller Gefäße).