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3.30. St. Georgi-Ritt auf Hohensalzburg (Gert Korell)

3.30.1. „Lustige Kirchweih im Burghof ...“

... so wurde im Jahr 1982 die St. Georgi-Kirchweih auf der Festung Hohensalzburg angekündigt. Auf Initiative des ehemaligen Obmanns der Bürgergarde der Stadt Salzburg (Bürgergarde der Stadt Salzburg), Erwin Markl, wurde dieser Brauch auf der Festung Hohensalzburg wiederbelebt. Bis Mitte der 1950er-Jahre trafen sich die Salzburger jährlich im Burghof der Festung Hohensalzburg, um dort des heiligen Georgs zu gedenken und ein Volksfest zu feiern. Nach langjähriger Unterbrechung wurde 1982 ein zweitägiges Patroziniumsfest angesetzt. Nach dem Einläuten der Kirchweih mit der großen Festungsglocke wurde der Standlmarkt eröffnet. Neben türkischem Honig und anderen Süßigkeiten, Spielwaren und Luftballons gab es Schießbuden, Ringelspiel und Schaukel. Für das leibliche Wohl sorgte die Bürgergarde mit Kesselsuppe, Bratwürsten, Speckbroten und Bauernkrapfen. Auch ein Tanzboden war unter der Burglinde aufgebaut worden, wo die „Eglseer“ und die „Lustigen Salzburger“ Volkstänze vorführten. Auch das Publikum wurde zum Tanz eingeladen. In der Festungskirche zum heiligen Georg wurde am Sonntag die heilige Messe gelesen und anschließend zu Ehren des Heiligen der Salut abgegeben.

Der St. Georgi-Ritt auf Hohensalzburg wird seit 1983 durchgeführt. Das Reiterfähnlein besteht 2003 aus 25 Reitern, darunter vier Frauen, die mit großer Begeisterung die Uniform der Bürgergarde tragen. Die Reiterinnen und Reiter vertreten nicht nur bei Ausritten mit Pferden die Bürgergarde, sondern auch bei Ausrückungen zu Fuß. Der Besucherandrang beim St. Georgi-Ritt auf Hohensalzburg mit anschließender Kirchweih hat enorm zugenommen. Die Bürgergarde freut sich, mit dem bereits zur Tradition gewordenen Ritt in ihrer Heimatstadt, den Salzburgern sowie den Gästen diesen Brauch vorzustellen.

3.30.2. Der St. Georgi-Ritt auf Hohensalzburg

Sankt Georg, laß uns net in Ruah, der Dracha hebt sein Kopf, stich zua! Sei uns Patron im harten Streit um Freiheit und Gerechtigkeit“, so der Chronist der Salzburger Bürgergarde. Im Programm für die „St. Georgi-Kirchweih auf der Festung Hohensalzburg“ (23./24. April 1983) waren folgende Punkte angeführt: Einläuten mit der großen Festungsglocke und Salut zu Ehren des heiligen Georg von der Kuenburgbastei, heilige Messe in der Festungskirche, Sammlung des Reiterfähnleins der Salzburger Bürgergarde am Kapitelplatz, Pferdesegnung im Burghof vor der St. Georgs Kirche, von der ein Chronist einst berichtete: „Es steht vortrefflich postiert inmitten des großen Schloßhofes, von der alten Linde halb beschattet und harmoniert köstlich mit den umstehenden Gebäudekomplexen. Was das Kirchlein ‚einzig‘ auszeichnet ist der Reichtum an Marmor-Skulpturwerk, womit es sein erzbischöflicher Erbauer Leonhard von Keutschach innen und außen ausstattete.“

Unter der Führung des Reiterfähnleins der Bürgergarde zog im Jahre 1983 der Georgi-Ritt vom Kapitelplatz über den Hohen Weg und das Stift Nonnberg hinüber zum Krauthügel, über das Bürgermeisterloch durch die Verteidigungswehr hinauf in den Hof der Festung Hohensalzburg. In der Jahresschrift „Der Gardist“ (seit 1981) wird über den 1983 durchgeführten St. Georgi-Ritt Folgendes festgehalten: „Ein recht farben-prächtiges Bild gab die Sammlung der Reitergruppen zur Pferdesegnung im Hofe der Hohensalzburg. Von der Ferne waren die Pferde in Transportern und bäuerlichen Traktorenanhängern gefahren und aus der näheren Umgebung herbeigeritten worden. Ponys, Haflinger, Araber, Noriker, Voll- und Warmblüter erfreuten die zahlreichen Salzburger und Gäste der Stadt – besonders Japaner, Italiener und Amerikaner. Ein stattlicher Zug von Pferden, wie ihn wohl die Stadt seit den Zeiten der Fürsterzbischöfe nicht mehr gesehen hat.“

3.30.3. „Reiter dürfen zu Georgi nicht fehlen ...

... Bürgergarde Salzburg lädt groß und klein wieder zum Mitfeiern auf der Festung ein.“[144] Im Jahr 1984 beteiligten sich viele Reitvereine aus der Umgebung von Salzburg und der Stadt am St. Georgi-Ritt auf Hohensalzburg. Der Georgi-Ritt im Jahre 1985 wird als „Garde im Schneetreiben“ beschrieben; dem Wetter zum Trotz kamen an beiden Tagen des Patroziniumsfestes jeweils über 1.000 Besucher auf die Festung.

1987 wurde – unter anderem auch im Rahmen der St. Georgi-Kirchweih – 700 Jahre Salzburger Stadtrecht gefeiert. Die erste Prägung der „700-Jahr-Münze“ erfolgte im Burghof, jeder Besucher konnte sich selbst seine eigene Erinnerungsmedaille schlagen. Die Stieglbrauerei zu Salzburg hatte ein Stadtrecht-Festbier gebraut. Die historische Bindertanzgruppe tanzte unter der Burglinde. Für den Sonntag wurde am Kapitelplatz ein mittelalterlicher Turnierplatz mit Kirtagsständen aufgebaut. Dort wurden nach der Pferdesegnung im Burghof und dem Abritt von der Festung Reiterspiele aufgeführt.

Über die Veranstaltung im Jahr 1988 berichteten die „Salzburger Nachrichten“, „Hufgetrappel im Ravenna des Nordens. Zur St. Georgi-Kirchweih war Salzburg die Hauptstadt der Emilia Romagna. Zum Wochenende war Salzburg fast völlig in italienischer Hand. Die Quelli de Ponte aus Ravenna und die Skandieratori aus Faenza, unterstützt von Tausenden Landsleuten aus der Emilia Romagna, beherrschten fahnenschwingend das Bild. Nicht einmal die Salzburger Bürgergarde leistete ernsthaften Widerstand, ganz im Gegenteil, sie verbrüderte sich mit den ‚Eindringlingen‘ zu einem farbenprächtigen, mittelalterlichen Heer, das zur St. Georgi-Kirchweih die Festung Hohensalzburg stürmte.“

3.30.4. Georgi-Ritt, Patroziniumsmesse, Pferdesegnung und Kirchweih

Im Anschluss an die Festmesse der St. Georgi-Kirchweih auf Hohensalzburg nahm 1989 der neue Gardekurat Kanonikus Balthasar Sieberer die Pferdesegnung im Burghof vor. Die seit 1982 von der Bürgergarde der Stadt Salzburg veranstaltete St. Georgi-Kirchweih war bis zum Jahre 1989 auf der Festung Hohensalzburg im Burghof beheimatet – und dem Wetter ausgeliefert. So entschloss man sich, die St. Georgi-Kirchweih 1990 nicht auf der Festung Hohensalzburg, sondern auf dem Kapitelplatz im Zentrum der Stadt Salzburg abzuhalten. Durch ein kleines Festzelt wurde man so vom Wetter unabhängig und auch für die Standler war der neue Ort eine enorme Erleichterung.

Der Ablauf der Festlichkeiten hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Die Reiterinnen und Reiter sammeln sich mit ihren Pferden auf dem Kapitelplatz. Um 9:45 Uhr erfolgt der Abritt unter Führung des Reiterfähnleins der Bürgergarde durch die linke Altstadt und durch die Festungsgasse zur Festung, wo im Burghof nach Beendigung der Patroziniumsmesse in der St. Georgs Kirche die Pferdesegnung vorgenommen wird. Jedes Pferd bekommt als Belohnung für die Teilnahme am Georgi-Ritt eine Schleife mit dem BG(Bürgergarde)-Abzeichen an das Zaumzeug gesteckt. Der Gardehauptmann bedankt sich mit Handschlag bei jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin, die männlichen Reiter werden mit einem Gardeschnaps belohnt, die Damen und die jugendlichen Reiter mit Mozartkugeln. Nach einigen Worten des Dankes an Besucherinnen und Besucher sowie an die Reiterinnen und Reiter durch den Gardehauptmann erfolgt der Abritt zum Kapitelplatz und die Auflösung des Reiterzuges.



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