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9.23. Kulturarbeit auf dem Land (Elisabeth Schneider) - Langtext

Im Jahr 2000 initiierte der Fachbeirat Kulturinitiativen Land (Landeskulturbeirat) das Projekt „L@nd – 29 Positionen zu Kunst und Kultur im Land Salzburg”,[3048] welches Arbeit, Engagement, Vielfalt, künstlerische und kulturelle Kompetenz der Kulturinitiativen dokumentierte:

Die hier plakativ genannten Zahlen geben Aufschluss über das hohe Ausmaß an Engagement der Mitarbeiter und Mitglieder der einzelnen Initiativen. Die in den 1970er und 80er Jahren entstandenen Kulturvereine wurden aufgrund persönlicher Bedürfnisse, dem Verständnis für kultur- und sozialpolitische Entwicklungen in der Gemeinde oder Region von deren Initiatoren gegründet. Kulturelles Angebot und dessen Vielfalt wurde nicht nur als Gegenmodell zum vorherrschenden tradierten Kulturverständnis gefordert, sondern auch als ergänzendes Freizeitangebot, maßgeschneidert auf eigene Bedürfnisse. Noch heute werden Kulturinitiativen auf dem Land ausschließlich über die handelnden Personen definiert. Ein Aufhören oder Scheitern der Person wird mit dem Ende der Initiative gleichgesetzt. In seltenen Fällen gelingt Initiativen eine Institutionalisierung. Dazu tragen unter anderem fehlende Strukturen (Infrastruktur, Veranstaltungsräumlichkeiten, Haus, ...) bei.

Die ursprünglichen Probleme der Kulturinitiativen waren das Anderssein, das Neue, Unbekannte oder das Provokante. Geblieben ist das Gefühl, dass Kulturarbeit und Kunstvermittlung (ohne erkennbaren Zusatznutzen wie Umwegrentabilität, Imageverbesserung, Nächtigungszahlen, touristische Verwertbarkeit etc., vor allem, wenn es sich um zeitgenössische Kunst handelt) auch heute noch keinen Stellenwert besitzen.

Kunst ist nach wie vor – oder vielleicht in der heutigen Zeit stärker denn je – wieder eine Frage des persönlichen Geschmacks geworden. Über Kunst und Kultur kann jeder reden, ein Urteil abgeben. Während man sich in der Stadt innerhalb einer meist klar definierten Gruppe bewegt, bietet das Arbeiten in einer Gemeinde nur geringe Rückzugsmöglichkeiten. Ein jeder nimmt sich das Recht heraus, die Arbeit, sei es die des Künstlers, des Kulturschaffenden oder des Kulturvermittlers, zu beurteilen, Projekte abzulehnen, vergebene Subventionen in Relation zur geleisteten Arbeit zu setzen. Auch wenn nur ein kleiner Teil der Bevölkerung die Kulturarbeit auf dem Land wirklich zur Kenntnis nimmt ist das Urteil aller bestimmend.

Kulturelle Modelle – wie „die Integration von ländlichen Bevölkerungsgruppen” bis zum scheinbar „elitären Kunstbetrieb” – zeigen, dass allen die Suche nach neuen Inhalten, nach dem kritischen Menschen, dem Aufbrechen von vorgefassten Sicht- und Denkweisen sowie nach der Förderung von zeitgenössischer Kunst und Künstlern gemein ist. Die in den letzten Jahren für alle wahrnehmbare, vielschichtige Veränderung der Lebensformen und Arbeitsbedingungen stellt an jeden von uns, in seinem speziellen Tätigkeitsfeld, höchste Anforderungen. So auch im Bereich der Kunst- und Kulturschaffenden. Diese sich ständig verändernden Parameter stellten den Kulturkreis DAS ZENTRUM Radstadt (gegründet 1981) vor die Herausforderung, sein bisher gewohntes Veranstaltungskonzept neu zu definieren. Basis für diese Veränderung war die 20 Jahre währende Arbeit zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeiter. Die Errichtung eines Kulturzentrums (1998) „Zeughaus am Turm”[3050] und der Abschluss Consulting-Vertrages mit der Stadtgemeinde und dem Tourismusverband bildeten die Voraussetzung für ein neues Konzept, das 1997 entwickelt wurde und in permanenter Bearbeitung ist.

Der Kulturverein präsentiert sich nun als kompetenter Kulturberater. Die Verbindung von Tradition und Zeitgenössischem, die Pflege und Erneuerung des kulturellen Erbes sowie ein sensibles Reagieren auf gesellschaftliche Veränderungen bilden den Kernpunkt der unverwechselbaren, innovativen Kulturarbeit des Vereines. Trotz der Etablierung des fixen Veranstaltungsortes im „Zeughaus am Turm” sprengt der Kulturverein immer wieder dessen Grenzen und begibt sich mit seinen Projekten und Aktionen in den öffentlichen Raum. Folgende Ziele werden verfolgt:

Im Arbeitsverständnis des Kulturvereines überwiegt der Qualitätsanspruch gegenüber dem der Quantität. Veranstaltungsreihen, Projekte und neue erstmalige Produktionen mit bestimmten inhaltlichen Schwerpunkten (Paul-Hofhaimer-Tage, Kunstzeichen, Literaturfestival freies lesen usw.) werden forciert. Die gewählten inhaltlichen Vorgaben stellen nicht selten einen Bezug zu Radstadt dar, was die Einzigartigkeit der Produktionen unterstreicht. Immer wieder wird die Zusammenarbeit von traditionellen Kulturträgern mit zeitgenössischen Künstlern gesucht. Als Beispiele sind zu nennen: Vergabe von Kompositionsaufträgen an Christian Muthspiel (1997) und Gunter Waldeck (2000) für Stadtmusikkapelle und Orchester des Musikschulwerkes, die Zusammenarbeit von Radstädter Vereinen mit den Salzburger Regisseuren Hubert Lepka und Beda Percht im Open-Air- Theater „Parrochia Rastat”, Sonderausstellung über die Geschichte der Radstädter Kunstkeramik vom 16. bis zum 20. Jahrhundert.

Die Programmkonzeption bietet regional wie international bekannten Künstlern eine gleichrangige Plattform und bringt somit kulturinteressierte Menschen aus den umliegenden Regionen nach Radstadt. Der jahrelangen konsequenten Arbeit des Kulturvereines ist es zu verdanken, dass Radstadt sich zum kulturellen Zentrum der Region, des Enns-Pongaues, etablieren konnte. Das professionelle Konzept und die langjährige Geschichte des Kulturvereines vermögen es nicht, im gewünschten Ausmaß die Widerstände und Vorbehalte vor Ort aus dem Weg zu räumen. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass Kunst- und Kulturarbeit ständig mit Ressentiments zu kämpfen hat. Legitimationsdruck, Überzeugungsarbeit, Idealismus, Enthusiasmus und der Wunsch, gesellschafts- und kulturpolitische Strömungen mit zu gestalten, sind bestimmend für die tägliche Arbeit im Verein. Die Abhängigkeit von politischen Entscheidungsträgern stellt den bereits erworbenen Status immer wieder in Frage. Ausdauer, Konsequenz, Zähigkeit und Unerschrockenheit gehören zu den notwendigen Persönlichkeitsmerkmalen von Kunst- und Kulturschaffenden auf dem Land.

9.23.1. Beispiele von realisierten Kulturprojekten

  1. Kunstzeichen Radstadt 1998 - Open-Air-Theater Parrochia Rastat ... „von lerchenem Holz und silbernem Linnen” 12.–22.August 1998:

    Mit der 1996 initiierten Veranstaltung „Kunstzeichen Radstadt 1996” wurde erstmals ein Schwerpunkt auf Kunst im öffentlichen Raum respektive auf die Einmaligkeit und architektonische Besonderheit der historischen Stadt Radstadt gesetzt. Im Konzept lag die Absicht, diese Veranstaltung in biennaler Abfolge durchzuführen. Als Veranstalter und Organisator sieht der Kulturverein die Hauptintention dieser Veranstaltung darin, historisch gewachsenes, traditionelles Kulturgut mit den Aspekten der zeitgenössischen Kunst zu verknüpfen oder in Kontrast zu setzen. Mit engagierter und innovativer Kulturarbeit wird beabsichtigt, Radstadt als kulturelles Zentrum in der Region zu etablieren.

    Das Konzept Kunstzeichen 1998 entwickelte sich in intensiver Auseinandersetzung mit der Geschichte Radstadts. Die Vision von einer zeitgenössischen Theaterinszenierung mit Radstadt als Bühne beziehungsweise als Kulisse und dem Geschichtsstoff als Inhalt, konkretisierte sich durch die Kontaktaufnahme mit den Salzburger Regisseuren und Choreografen Hubert Lepka und Beda Percht. Beide waren bereits bestens bekannt für Inszenierungen unkonventioneller Theaterproduktionen vor allem in öffentlichen Räumen.

    Im April 1997 kamen die Regisseure erstmals nach Radstadt und gemeinsam besichtigten wir die Stadt, ihre historischen Besonderheiten und stellten bereits ein geistiges Rohkonzept her. Klar war, dass inhaltlich historische Bezüge, die Belagerung der Bauern vor Radstadt 1526/27 und in diesem Zusammenhang das Spannungsfeld Bürger – Bauern, Historisches – Zeitgenössisches, Säulen der Konzeptentwicklung sein werden. Auch einigten wir uns sofort auf die Darstellungsorte (wie Stadtteich, die Gärten entlang der nördlichen Stadtmauer und die Schießstatt mit ihrer mächtigen Stadtmauer). Ab Oktober 1997 arbeitete die Projektgruppe (Michael Habersatter, Marianne Ellmer, Franz Warter, Josef Schneider, Elisabeth Schneider) intensiv an der Vorbereitung des Open-Air-Theaters.

    Nach Zusage der Basisfinanzierung[3052] durch Stadtgemeinde und Fremdenverkehrsverband, Land Salzburg und Bund nahm die Suche nach Sponsoren und Förderern[3053] einen großen Teil der Arbeit in Anspruch. Gleichzeitig wurde mit allen Vereinsvertretern von Radstadt Kontakt aufgenommen und ihnen im Rahmen einer Sitzung mit den Regisseuren das Projekt[3054] mit Hintergründen und den Möglichkeiten ihrer Mitwirkung vorgestellt. Die Zusage der einheimischen Vereine, am Open-Air- Theater mitzuwirken, war ein wichtiger Aspekt des Gesamtkonzeptes.

    • Identifikation und Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte wurde angeregt.

    • Die Vereine fungierten als Multiplikatoren für die Verbreitung der Idee des Open-Air-Theaters.

    • Große Gemeinschaftsprojekte einer Gemeinde fördern und verstärken das Zusammengehörigkeitsgefühl.

    Nach Ausarbeitung und Vorbereitung des Gesamtkonzeptes trafen die Regisseure mit ihren Tanz-/Theater-Gruppen (12 Personen incl. Sicherungstechnikern) am 11. August in Radstadt ein. In intensiver zehntägiger Probenarbeit wurde – sowohl mit den professionellen Akteuren als auch mit den mitwirkenden Vereinsmitgliedern – das „Theater Spektakel” erarbeitet. Die Probenkoordination erforderte von allen Beteiligten ein besonderes Maß an Organisationsgabe, galt es doch, ca. 200 Personen in einen sinnvollen Probenablauf zu organisieren. Bereits die zum Teil spektakulären Probenarbeiten auf Stadtmauer und Kirchturm erregten das Interesse der Öffentlichkeit und zahlreiche Schaulustige fanden sich täglich zu den Proben ein; das Medieninteresse war groß. Zur öffentlichen Generalprobe am Abend davor (21. 8.1998) kamen bereits an die 500 Zuseher, was für die Bewerbung der Aufführung am nächsten Tag von großer Bedeutung war.

    An die 3.500 Besucher kamen am 22. August 1998 zur Aufführung Parrochia Rastat „...von lerchenem Holz und silbernem Linnen” nach Radstadt. Wie einem Spaziergang gleich erwanderte sich das Publikum das Theater Bild für Bild. Bei der 1. Szene am Stadtteich befanden sich die Darsteller im Wasser und rezitierten Texte von Luther und aus der Reformationszeit. In der 2. Szene – einer Doppelszene am Stadtturm – berichtete eine Frau/Bäuerin ihrem Mann von zu Hause. In der 3. Szene, im Apothekergarten, sang eine Bäuerin das Gaismaierlied; Ziegen, Schafe und Kinder waren Teil dieser Szene. In der 4. Szene weideten Pferde im Sparkassengarten, Bäuerinnen saßen in Festtagstracht auf Stühlen, eine Tänzerin trat auf. In der 5. Szene am Tor befand sich ein Gefangener hinter Gitter; ein Mädchen war Teil der Szene. Die 6. Szene spielte im Kellergarten – eine große Tafel, Tafelmusik, silbernes Linnen waren aufgebaut, eine Bürgersfrau deckte den Tisch. Zwei Frauen, von denen eine in der Stadt wohnte, eine außerhalb, waren Teil der 7. Szene am Kapuzinerturm. Bei der 8. Szene am Steirer Tor bewachte die Bürgergarde die Stadt. Nach Erreichung der 8. Szene wurde das Publikum entlang eines Leitpfades auf die Katschbergbundesstrasse geführt. Diese wurde zu diesem Zweck für den Verkehr gesperrt. Das Publikum hatte aus dieser Position die optimale Einsicht auf den Schauplatz (Schießstatt, Stadtmauer, Kirchturm). In eindrucksvoller Weise wurde hier die Belagerung der Bauern unter ihrem Anführer Michael Gaismair, die Verteidigung der Stadt unter Graf Christof Schernberg dargestellt. (Szene 9–16 Belagerung der Stadt durch die Bauern, Verteidigung durch die Bürger).

    Die Professionalität aller Mitwirkenden – die fantastische Beleuchtungsregie, der Einsatz von unkonventionellen Stilmitteln, Historisches und Zeitgenössisches zu verbinden, die spannende und aufregende Darstellung der Geschichte der Bürger und Bauern von Radstadt – ließ die Aufführung für alle aktiv Beteiligten zu einem großen Erfolg und für das Publikum zu einem besonderen Erlebnis werden.

  2. Kunstzeichen Radstadt 2000 - „Wohnzimmer Stadtplatz”:

    Der Kulturkreis DAS ZENTRUM Radstadt präsentierte im Aktionszeitraum von 8. bis 12. Juli 2000 eine alternative Gestaltung des Stadtplatzes. Der seit Jahrzehnten zum Parkplatz verkommene Hauptplatz wurde für die Kunst geöffnet. Aus dem „Parkplatz- Stadtplatz” wurde das „Wohnzimmer Stadtplatz”.[3055] Blauer Kunstrasen und Metallmöbel des oberösterreichischen Künstlers Alois Bauer waren das bestimmende Ambiente von „Wohnzimmer Stadtplatz”. Die innovative Gestaltung allein stellte einen optischen Anreiz dar das Wohnzimmer zu betreten. Bereits Anfang März 2000 wurde die Radstädter Bevölkerung eingeladen, Fotos ihrer privaten Wohnzimmer an den Kulturverein zu schicken. Für jeden von uns ist das Wohnzimmer ein zentraler Ort im Haus oder in der Wohnung – auch der Stadtplatz sollte das werden. Durch Gegenüberstellung von privaten und öffentlichen Räumlichkeiten sollte eine verstärkte Auseinandersetzung mit unserem „Wohnzimmer Stadtplatz” angeregt werden. Aus den über 150 eingesandten Fotos wurde eine Auswahl als Grundlage für die Folder- und Plakatgestaltung verwendet.

    „Parkplatz-Stadtplatz” versus „Wohnzimmer Stadtplatz” war ein Versuch, unter den Bewohnern Radstadts eine öffentliche Diskussion über die Zukunft des Stadtplatzes anzuregen. Bewohner wie Gäste wurden durch die täglichen Kunst- und Kulturaktionen im öffentlichen Raum zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Kunstformen aufgefordert. Die täglich sich im Eigenheim wiederholenden Fernsehtalkshows verwandelten sich im „Wohnzimmer Stadtplatz” zum „Talk in town”. Besucher des Stadtplatzes gerieten dadurch in eine Interaktion. Themen wie: „Wie lebt es sich im Cyber-Wohnzimmer?”, „Wohnen mit Tradition!” oder „Wohnzimmer der Welten!” wurden täglich ab 17.00 Uhr von Talkmaster Markus Pausch und seinen Gästen diskutiert.

    Im Anschluss daran wurde den Wohnzimmergästen ein täglich spontan stattfindender Kulturevent geboten. Das Kulturereignis brach quasi als Aktion völlig unerwartet über den ahnungslosen Wohnzimmerbesucher herein. Der Besucher kannte den konkreten programmatischen Inhalt nicht, sondern nur den Zeitpunkt der Aktion und war somit der Überraschung beziehungsweise der Provokation des Unerwarteten ausgesetzt. Es lag in der Absicht des Veranstalters, im „Zeitalter des Megatimers”, des absoluten Timings, die spontane Entscheidungsfreude der Besucher herauszufordern. Als Abschluss des Tages wurde täglich im „hpt-wohnzimmer”,[3056] Stadtplatz 8, ein Film vorgeführt.

    Mit dem Konzept für Kunstzeichen Radstadt 2000 – „Wohnzimmer Stadtplatz” hatte der Kulturkreis DAS ZENTRUM das bisher gewohnte „Kulturmacher-Schema” verlassen und ein neues Terrain betreten. Zeit und Qualität der Kunstaktion am Stadtplatz erfuhren eine neue Dimension. Der optische Reiz durch die künstliche Gestaltung des Stadtplatzes, die täglichen Aktionen, das qualitativ hochwertige Programm und die dadurch entstehende Mundpropaganda reihten sich zum „art in progress”. Nicht Kulturkonsum stand im Vordergrund, sondern Spontaneität, Neugierde, Offenheit und Interesse waren Voraussetzung für diesen Prozess. Alle Veranstaltungen fanden bei freiem Eintritt und bei jeder Witterung statt.

  3. Alpines Architektur Labor 01 - Bestandsaufnahme November 2001:

    Margarete Schütte-Lihotzky (1897–2000), erste Frau Österreichs, die Architektur studierte, plante und realisierte in den 1950er Jahren für ihre Schwester ein Privathaus in Radstadt. Im Jahr 2000 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt. 1997 – zu ihrem 100. Geburtstag – wurde die Architektin von der Stadtgemeinde mit einer Platzbenennung geehrt. Architektur hieß für Margarete Schütte-Lihotzky „... die direkte Umgebung des Menschen zu gestalten, die richtigen Proportionen zu wählen, das Soziale, Künstlerische und Mathematische zu verbinden”.[3057] In freundschaftlicher Erinnerung an diese großartige Frau war es uns ein Anliegen, Impulse für eine engagierte Architektur-Diskussion in der Region zu geben.

    Das „Alpine Architektur Labor”[3058] beabsichtigte:

    • Die Schnittstelle von Tradition und Innovation in Tourismusregionen zu thematisieren und die Akzeptanz von zeitgemäßer Architektur zu fördern.

    • Die Auseinandersetzung mit Architektur als Ausdruck von Lebensqualität und Lebensgefühl.

    • Das umfassende sinnliche Erfahren von umbauten Räumen unter Einbeziehung unterschiedlicher Kunstformen zu ermöglichen.

    Reges Interesse, Anliegen und Fragen der unterschiedlichsten Art ließen im November 2001 eine bemerkenswerte Anzahl von Menschen das Zeughaus am Turm besuchen. Zum ersten Mal lud der ortsansässige Kulturverein gemeinsam mit jungen Architekten und Designern zu einer offenen, intensiven Diskussion. Ziel war es, einen Beitrag zur sachlichen Auseinandersetzung mit Architektur zu leisten und den Entwicklungen hinsichtlich der Baukultur auf den Grund zu gehen. Ebenso war es ein Versuch, eine den Alltagsfragen übergeordnete Struktur, auf deren Basis Wendungen und Weiterentwicklung der Sichtweisen stattfinden können, zu ermöglichen.

    Um einer Bestandsaufnahme gerecht zu werden und den Inhalten der Region Enns- Pongau eine fundierte Basis zu geben, wurden im Vorfeld zum Symposium Studien erstellt. Über eine Woche arbeiteten im Juli mehrere junge Architekten-Teams Arge TM, Filter, like, vop und DK vor Ort, um Material und Information zu recherchieren. Die inhaltliche Konzeption orientierte sich an drei Themen:

    BIG WHEEL - Liftanlagen – das „Harte”: Infrastruktur, Technik, Wirtschaft, Flächenverbrauch.
    HERBERGE - das „Weiche” bedienen, freundlich sein, lachen, grüßen, zu Hause sein, ...
    IDYLLE ALM - die „Idylle” rein, ungehobelt, Holz, Brunnentrog, Astloch, grüne Wiese, ...

    Im Rahmen von fünf Tagen wurden auf unkonventionelle Art und Weise die Studien präsentiert und mit kompetenten Diskussionsteilnehmern in einem äußerst ansprechenden Ambiente diskutiert.



[3049] Zahlenangaben wurden 1999 von 44 Kulturinitiativen gemeldet.

[3050] Zeughaus: Früher Gebäude, in dem Waffen und Geräte aufbewahrt wurden; wurden vom 16. bis zum 18. Jahrhundert von Künstlern als Repräsentationsbauten errichtet. (Neuer Brockhaus). Zeughäuser gab es auf allen Burgen und Befestigungsanlagen. Der Name Zeughaus am Turm nimmt Bezug auf Mauer und Befestigungsanlage. Durch den Anbau an die historische Stadtmauer und die Eingliederung des Turmes in das neue Bauwerk wurde ein einmaliger architektonischer Akzent gesetzt. Zeughaus als Bezeichnung für das neue Kulturzentrum steht somit in Zusammenhang zur Geschichte und Tradition Radstadts. Im Zeughaus am Turm befindet sich nun das „Rüstzeug Radstadts“ für die Zukunft (Vereine, Stadtbibliothek, Musikkapelle, Jugend, Kunst und Kultur).

[3051] „Parrochia Rastat ... „ von lerchenem Holz und silbernem Linnen“ Ein Open-Air-Theater, das die Geschichte der Stadt während der Bauernkriege 1557 in Szene setzte. Stadtmauer, Teich, Turm und Tore wurden noch einmal zum Schauplatz: diesmal für Tänzer, Schauspieler, Sänger, Bürger von Radstadt, um mit spektakulärem Licht, Musik, Akrobatik, Schauspiel, Pyrotechnik und vertikalem Tanz der wahren Geschichte der Stadt nachzufühlen.

[3052] Subventionsgeber: Stadtgemeinde Radstadt; Fremdenverkehrsverband Radstadt; Kultur Land Salzburg; Schatzkammer Land Salzburg; Kunst Bundeskanzleramt; Salzburger Volkskultur; Dachverband Salzburger Kulturstätten

[3053] Sponsoren: ERSTE Bank AG Radstadt; Ing. R. Zeiler GmbH.; Krankenanstalten Dr. Aufmesser; Raiffeisen Bank; Schichtle-Habersatter Bau GmbH.; Salzburger Nachrichten; GSG Getränke & Service Gesellschaft; Tischlerei Prehal; Stiegl Brauerei; Tauerngolf Radstadt; Metzgerei Ladinger; Tischlerei Siegfried Scherübl; RA Dr. Bertram Maschke; Gasthof Brüggler; Schuhfachgeschäft Klieber; Fahrschule Pewny; Fa. Steiner Herbert, TPS; Frisiersalon Pototschnik; Reiteralm und Fageralm Bergbahnen; Baumeister Ing.W. Steiner; Gesundheitszentrum Dr. Walter. Sachleistungen und Mitarbeit: Familie Ruhdorfer, Jugendgästehaus Tauernruh; Baumeister Ing. W. Steiner; Familie Quehenberger, Gasthof Brüggler; Robert Gründler, Sporthotel; Gerhard Schnell, Diskothek Nachtfalter; Familie Künßberg, Stadtapotheke; Erste Bank AG Radstadt; Familie Dr. Bertram Maschke; Familie Helmut Fankhauser; Familie Dipl. Ing. Hubert Keller; Frau Ilse Weissenbacher; Georg Scheibner, Kunstschmiede; Bundesstrassenverwaltung; Mitarbeiter des Gemeindebauhofes; Straßenmeisterei, Radstadt; Steiner Herbert, TPS; Klaus Cassar; Heinrich Sadilek; Nina Hubacek; Pfarrer Dechant Hans Schmitzberger; Thomas Eibl, Bau und Verputz Eibl GmbH; Peter Greifeneder, Spengler und Dachdecker; Alois Perwein, Pongauer Gerüstverleih; Porsche Salzburg; Szene Salzburg; Franz Bott, Malerei; Ing. Werner Pitter, Elektrounternehmen; Harald Stücklschwaiger, Malerei; Gendarmerieposten Radstadt; Wilfried Winter, Michael Weiß, Gebhard Rieder

[3054] Darsteller und Mitwirkende (Mitglieder der Radstädter Vereine): ASKÖ Reitclub Sonneg; Bäuerlicher Gästering; Bergrettung; Bogenschützen; Bürgergarde; Familie Kaswurm, vlg. Lerchenhof; Freiwillige Feuerwehr Radstadt; Kirchenchor; Liedertafel; Ortsbäuerinnen; Stadtmusikkapelle; Trachtenverein „D’Goasstoana”; Werkkreis Theater; Weitere ehrenamtliche Mitarbeiter Kompanien LAWINE TORREN und CATARACTS Musik: Therry Zaboitzeff; Text: Robert Kleindienst; Kostüme: Lucia Riccelli; Lichtdesign: Envide, Ralph Köhler, Frankfurt; Pyrotechnik: Pyrovision, Eugen Seethaler, Christian Czech; Sicherheitstechnik: Pascal Oliveira, Hannes Gfrerer. Produktionsleitung: Kulturkreis DAS ZENTRUM Radstadt, Elisabeth Schneider, Claudia Gründl de Keijzser.

[3055] Programm im Wohnzimmer Stadtplatz: Täglich ab 17 Uhr „talk in town” Themen: Einstandsfeier, Cyberwohnzimmer, Wohnen mit Tradition, Wohnzimmer der Welten, Geburtstagsfest Täglich ab 18 Uhr: Big Band der MS Radstadt Pongau I & II, Cataracts & Beda Percht & junge Choreografinnen/Tanzperformance, Kampenbrunner Sänger aus Filzmoos, Michael Köhlmeier „Sagen des klassischen Altertums” „Movie” Solotheaterproduktion von Marion Hackl, Mollner Maultrommler, Kammermusikquartett Sabia aus Portugal, SEAD salzburg experimental academy of dance, Sigi Singer Band mit Schlager und Schnulzen der 50er Jahre, Vocalensemble Stimmlos, The Dixi Kings. Täglich ab 22 Uhr: Kino im hpt-Wohnzimmer, Buena Vista Social Club, Waking Ned Divine, … und jeder sucht sein Kätzchen, Lola rennt, Stan Laurel & Oliver Hardy.

[3056] Das im Rahmen von „Wohnzimmer Stadtplatz“ eingerichtete „hpt-wohnzimmer”, Stadtplatz 8, bot darüber hinaus täglich von 10.00 bis 24.00 Uhr einen Treffpunkt mit ARGE™.

[3057] Margarete Schütte-Lihotzky: Erinnerungen aus dem Widerstand. Das kämpferische Leben einer Architektin von 1938–1945, Edition Spuren Pro media.

[3058] Teilnehmer und Teilnehmerinnen: Arch. DI Auböck Maria, Lehrbeauftragte an der TU Wien, Landschaftsarchitektin, Mag. Habersatter Wolfgang; Geschäftsführer Reiter- und Fageralmbergbahnen, Hell Bodo, Autor und Senner, DI Hinteregger Christof, Geschäftsleitung Fa. Dopplmayr, Hinterreithner Lisa, Tänzerin, Jenewein Mark, Architekt, Prof. DI Arch. Krischanitz Adolf, Hochschule der Künste Berlin, LP Architekten, Radstadt, Mag. Percht Beda, Choreograf, Dr. Sperl Gerfried, Der Standard, Dr. Thuswaldner Werner, Salzburger Nachrichten, Mag. Weissenböck Peter, Amt der Sbg. Landesregierung/Überörtliche Raumplanung, Vipers, Verein zur Förderung der Popkultur.

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