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Christlicher Totenkult (Johannes Neuhardt)[66]

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Grundvoraussetzungen des christlichen Totenkults

In allen Kulturen gibt es in irgendeiner Form die Ahnenverehrung, den Totenkult. Trotz großer Unterschiede sämtlicher Kulturen haben sie doch eines gemeinsam: den Glauben an ein persönliches Weiterleben nach dem Tod.

Der christliche Totenkult hat in den 2000 Jahren der Christentumsgeschichte große Wandlungen erlebt. Die ältesten uns bekannten Gebete der heiligen Messe kennen noch kein Totengedenken. Das Christentum war in dieser Welt als Ankündigung angetreten, dass Gottes Reich im Kommen sei. Die Zielrichtung der Verkündigung des jungen Christentums ist also eindeutig eine nach vorwärts gerichtete. Jesus Christus ist nicht Mensch geworden, um uns Menschen darüber zu belehren, dass wir für Verstorbene beten sollen (Mt 8,22: „Lasst die Toten bei den Toten begraben – du aber komm und folge mir nach“).

Wenn also im Christentum Totenkult eine Rolle spielt, dann auf ganz anderer Basis. Die Voraussetzung für den christlichen Glauben an das Fortleben nach dem Tod und somit auch für den Totenkult ist die Auferstehung Christi. Christliche Botschaft ist, dass der unteilbare ganze Mensch auch mit seinem verwandelten Leibe, so wie Jesus, fortleben wird, da der getaufte Christ ein neuer Mensch geworden ist. Paulus schreibt im Galaterbrief (6,2): „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Im Tod wird den Christen nichts Neues mehr geschenkt – es wird nur verwandelt. Trotz dieser geistlichen Grundlage gibt es im Christentum einen stark verankerten Armen-Seelen-Kult, der sich auf die nach der Jahrtausendwende in Irland geprägte Lehre vom Fegefeuer zurückführen lässt.

Gebet und Opfer für die Verstorbenen

Wie auf allen Gebieten katholischen Glaubenslebens hat auch im Totenkult das Konzil von Trient (545–1563) tief greifende Veränderungen gebracht. So wurde der Ritus der Bestattung des Toten neu geregelt; vor allem aber wurde die Obsorge für den Schwerkranken dem Pfarrer zur Pflicht gemacht.

Aus der katholischen Lehre des Fegefeuers ergeben sich die wichtigsten Gestaltungselemente für den christlichen Totenkult. Das auch heute noch lebendige Gedächtnis an die Verstorbenen in der christlichen Gemeinde hat zwei Wurzeln: zum einen das Gebet für Verstorbene (beruhend auf Eph 4,15) und zum anderen das Opfer für die Verstorbenen (Tod und Auferstehung Jesu).

Der Gottesdienst für Verstorbene, sei es am Begräbnis selbst oder am Jahrestag, hat einen besonderen Namen: das „Requiem“. Neben dem fürbittenden Gebet und dem Seelengottesdienst gehört zum christlichen Totenkult noch ein Ritus mit symbolträchtigen Handlungen. Dazu gehört die Reinigung des schon über die Schwelle von Zeit und Ewigkeit Getretenen mit dem „Weihwasser“ ebenso wie der Weihrauch, der im Haus des Toten, aber auch am Grab alles Böse, Dämonische und Widergöttliche fernhalten soll. Auch die Kerze hat eine besondere Bedeutung. Allerorten ist es üblich, die Aufbahrung des Toten zwischen Kerzen zu machen (Taufkerze, heute meist elektrisches Licht). Damit wird die Herrlichkeit, die der Verstorbene jetzt schon erblicken mag, symbolisiert.



[66] Kurzfassung von Ilona Holzbauer

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