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6.12. Sternsinger einst und heute in Texten von August Hartmann

6.12.1. Kommentar von Ulrike Kammerhofer-Aggermann

6.12.1.1. Sternsingen einst und heute

Die im 19. Jahrhundert von den Sternsingern zwischen Inn und Salzach vorgetragenen Lieder hat August Hartmann ab den 1830ern gesammelt und 1875 herausgegeben. In Hartmanns Sammlungen wird vielfach noch die enge Verbindung zwischen Sternsingerliedern, Weihnachts- und Nikolausspielen ersichtlich. Diese Lieder wurden teils von umherziehenden Erwachsenen, manchmal auch von Familien vorgetragen und dienten als „Heischegang“ in erster Linie dem Broterwerb. An Inn und Salzach waren es die Schiffer, die im Winter einen Zusatzverdienst brauchten, um ihre Familien ernähren zu können. Da, wie Hartmann beschreibt, dieselben Sänger auch als Weihnachtssänger und Hirtenspieler umherzogen, geben wir nachstehend im zweiten Teil deren gesamtes Repertoire wieder.

6.12.1.2. Die Sternsinger der Katholischen Jungschar

Ganz anders ist das heutige Sternsingen der Katholischen Jungschar anzusehen, das 1955 begonnen hat. Die Sternsinger-Aktion ist „die größte Hilfsaktion für Menschen in der ‚Dritten Welt‘ in Österreich“ und ermöglicht jährlich über einer Million Menschen eine Verbesserung ihrer Lebenssituation. Jährlich werden mit den eingenommenen Spenden über 500 Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika unterstützt, und zwar in den Bereichen: Pastoralarbeit, Gesundheit, Straßenkinder, Ausbildung, Menschenrechte, Einsatz für Ureinwohner/innen und Umweltschutz. Daneben werden mit Bildungsarbeit in Europa Vorurteile der Menschen abgebaut und Anwaltschaften bei Missachtung von Menschenrechten in Ländern der „Dritten Welt“ übernommen. Im Jahr 2001 haben die Österreichischen Sternsinger/innen – es sind etwa 80.000 jährlich – 147,5 Millionen ÖS (€ 10,72 Millionen) gesammelt; im Jahr 2002 lag das Sammelergebnis bei € 10,89 Millionen. Davon werden jährlich 7,8 % für Verwaltung ausgegeben und 40 Millionen für pastorale Projekte eingesetzt.[1957]

Heute ist das Sternsingen daher eine karitative Aktion der Begüterten für die Benachteiligten, an der sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene beteiligen. Für einen großen Teil der Bevölkerung gehören der Besuch der Sternsinger im Haus, das Anschreiben der Jahrzahl und die Spende zu den Bräuchen zwischen Neujahr und Dreikönig. Als Gestaltungshilfe wird heute eine Broschüre „Lieder und Sprüche zur Sternsingeraktion“[1958] aufgelegt. Sie enthält 43 Lieder (darunter auch vier slowenische und ein kroatisches in Einbeziehung einiger österreichischer Sprachminderheiten), Sprüche (jeweils auch je einen in kroatisch und slowenisch), Spruchbausteine zum Zusammenstellen, Segen und Cartoons. Unter Liedern und Sprüchen finden sich jeweils neue und historisch belegte bzw. regional gebrauchte Lieder und Sprüche zur Auswahl.

Helga Maria Wolf weist auf einen Vorläufer der Sternsinger-Aktion hin, der bedeutsam für deren Entwicklung war. Der Wiener Beamte Franz Pollheimer (1900–1986) sammelte mit seinen Kindern zwischen 1946 und 1954 in einer privat inszenierten Sternsinger-Aktion in Maria Treu in der Josefstadt für die Restaurierung des Stephansdomes, der Piaristenkirche Maria Treu, für Flüchtlinge und Missionsprojekte. Sein Sohn, Klaus Pollheimer, erinnert sich an den verwendeten Spruch, der auch nach Laupheim in Deutschland gelangte und dort einige Zeit Verwendung fand: „Des Gotteskindes Frieden / kehr ein in euer Haus / und schütte Glück und Segen / auf eure Häupter aus! / Gesundheit mög’s euch geben, / recht viel für’s ganze Leben, bis dass wir alle kommen / glückselig einst zusammen / – in gloria die patris – / im Himmel oben. – Amen.“[1959]

6.12.2. Lieder aus Oberbayern. Zwischen Salzach und Inn (August Hartmann)[1960]

1–4 mündlich aus Laufen.

Diese 4 L. werden gewöhnlich von alten Männern gesungen, die nach Avemarialäuten als „Sternsinger“ von Haus zu Haus wandern. Letztere sind meist Laufener oder Oberndorfer Schiffleute und in der Regel gute Sänger. Sie tragen über dem Rocke ein weißes Hemd und auf dem „Gupf“ des Hutes eine Erhöhung von farbigem Papier, die von innen mittelst einer Kerze erleuchtet ist; außen steht: C. M. B. (Caspar, Melchior, Balthasar). In der Hand halten sie Stäbe, Einer aber einen inwendig erleuchteten Stern, der während des Singens beständig gedreht wird. Wie man sieht, paßt diese Ausrüstung eigentlich zu den Dreikönigliedern.

Die Zeit, in welcher die Sternsinger „gehen“, währt vom „alten Jahr“ (Silvester) an 14 Tage lang. Um die eigentliche Christzeit führen dieselben Leute Weihnacht-Spiele auf. Manche Laufener Sternsinger ziehen nicht bloß in der Stadt, sondern weit umher, sowohl im bayrischen als österreichischen Gebiet.

1. (Zum Theil auch mdl. aus Mittersill).

1. Frohlocket, ihr Brüder,

Seid alle voll Freud,

Legt ab eure Sorgen

Und denkt an kein Leid!

Iaz weaschd (dort) ge bal kemma

Die gewünschte Zeit

Von der Küneg David

Schou lang prophezeit.

2. Zu Bethlehem drenten

In an alten Stall

Ligt schön in der Krippen

– Betrachtet amal! –

Ja unser Erlöser,

Ein Kindlein ganz klein,

Mit Nam hoasst er Jesus,

Das tuat mi recht freu’n.

3. Iaz wellma halt schleunig

Auf Bethlehem geñ!

Schauts, Buama, duascht (dort) tuat schou

A Stall offat steñ!

A Stern tuat hell leuchten,

A Schrift hängt dabei,

Hoasst: Gloria pax dawis,

Der Frid sei mit euch!

4. Got grüass enk beisamma

En Stall da herin!

Schau, Jodl und Tamma,

Da ligt dös kloañ Kind!

So liabla, so freiñdla,

So zart und so schaiñ (schön)!

Vor Freuden teant mir schouñ

Die Augn übergeañ.

5. I sollt enk was schenka,

Hañ aber nöt vil

Oar, Schmalz und Budern,

Und a Kañl (Kännlein) Goassmill‘;

Und i häd no dader

An Zweschpenbrantweiñ,

Der ghöascht (gehört) für dein Vader,

Dir möcht er z’stark sei.

6. O du göttlechs Büabai,

Mir bitten di schaiñ,

Tua unser gedenka,

Wann’s zan Sterben sollt geañ:

Tua unser gedenka

O liabs Jesulein,

’N Himmi tua schenka

Und lass uns all eiñ!

7. O du liabster Jesu,

Mir bitten allzeit:

Von Feuer und Wasser

Dös Laufen befrei!

Und schenke uns heuer

Ein glücklichs neus Jahr,

Von Kriag und von Unglück

Dös ganz Land bewahr!

2. (Nicht vollständig.)

1. Losts (hört), meine Nachbern, und bleibts a weng dader!

Der Houzetlader

Hat mehrer Faxenweri (Possenwerk), wia mi zimt (dünkt);

Er tuat gern voñ der heiligen Schrift brachten (schwätzen)

Als wia-r-er erst nachten

D’Bauern en ganzen Darf allsam hat gstimmt!

2. Der Houzetlader mit seiner grean Joppen

Tuat d’Leut gern foppen.

Drum woass i nöt, wo (ob) i eam dösmal sollt glauben,

Er tuat gern von Prophezeiung was zammaklauben,

Möcht eppan deañscht (dennoch) wohl seiñ,

Dar-er häd ghabt an Scheiñ,

An Engelsgab

Vom Himmel herab.

3. Geñ ma halt, geñ ma halt all, liabe Manner,

Schaiñ mid ananner

In die Stadt Bethlehem, wo der Stall ist! etc. (5 Str.)

3.

Was Wunder! auf, Steffel! i hör drausst schaiñ singa;

Geh, lafma zan Losen, was Das denn bedeut etc.

4.

Warum hat der Schöpfer uns Menschen derschaffen?

Dass wir ihm treu dienen, ihn lieben und ehrn.

Wia Adam im Paradeis (Paradies, 1. Sylbe betont) ruarig (ruhig) hat gschlaffen,

So macht er eam a Weiberl, dö Welt zum vermehrn.

Da nimmt er vom Adam a Rippen heraus

Und macht eam a kreuzsaubers Diarnai daraus.

In den übrigen 6 Str. wird der Sündenfall in drolliger Manier erzählt und satirische Bemerkungen gegen das schöne Geschlecht daran geknüpft;

Schluß: Wenn Oane a trutziger Teufisbär ist, So is sie’s nöt werth, dass’s an Erdepfi (einen Erdapfel) frisst! Auch hfl. aus Bergen, wo dieses L. früher ebenfalls von „Sternsingern“ vorgetragen wurde. Nachdem die Laufener Sänger ein Geschenk erhalten, folgt ein Dank und Glückwunsch: Wir danken euch mit Herz und Mund / Vor dia geleiste Gab etc. (2 Str.). Die Abweichungen der vorstehenden L. von der gewöhnlichen b. Mundart (Weri = Werk, schaiñ = schön, schouñ = schon, geañ = gehn u.) erklären sich theils aus Laufens Eigenschaft als Grenzstadt, theils aus der größeren Alterthümlichkeit der Schiffersprache („Schefleutsprach“).

5. Mdl. aus der Gegend von Titmoning.

An den Tagen vor den „Anrollnächten“ (s. o. p. 53–4) giengen die Kinder umher und sangen Weihnachtslieder, z. B. dieses

Ihr Hirten, erwacht

Vom Schlummer! Habt Acht!

Nach Trübsal und Leiden

Verkündet euch Freuden

Der Engel, der fröhliche Botschaft gebracht.

(7 Str.; auch hfl. aus Wessen und Übersee).

6–55. Aus Unterwessen (Großachenthal). Hfl. Sammlung von Weihnachtsliedern im Besitz des „Mesners“ (Hausname), welcher sie von seinen Vorfahren überkam. Er ist selbst ein geschickter „Hirtenspieler“ und bewahrt auch die Tradition der „Weisen“ zu jenen Liedern. Das Msc. stammt den Zügen nach aus dem vorigen Jahrhundert und zeigt eine in der Orthographie nicht sehr geübte Feder.

6. „Das erste Adventgesang“.

Ist uns ein Reis (Ros M.) entsprungen

Aus einer Wurzel zart etc. (4 Str.)

Die ältere Literatur dieses L. Wck. KL. II, p. 926. Aus Franken Ditf. I, 112. Aus Sachsen Mos. 63.

7. „Der zweite ruef“.

1. Gegrüsst seist, Maria,

Jungfräuliche Zier!

Du bist voll der Gnaden,

Der Herr ist mit dir.

Ein ganz neue Botschaft.

Ein unerhörts Ding

Von himmlischer Hofstatt

Ich Gabriel bring.

2. „Was seind das für Reden?

Was soll Dieses sein?

Wer kommt da zu mir ins

Schlafzimmer herein?

Die Thür ist versperret (verschlossen Mss.)

Die Fenster seind zue;

Wer ist, der da störet

Die nächtliche Rue (rueffet bei n. R. Mss. Vg. Hfm., Wh., Lx.)?“

3. Erschrick nit, Maria!

Es gschicht dir kein Leid.

Ich bin nur ein Engel,

Verkündig dir Freud:

Dass du sollst empfangen

Und tragen ein Sohn,

Nach welchem verlangen

Viertausend Jahr schon.

4. „Wie mag das geschehen?

Erkenn‘ keinen Mann;

Wollt lieber zergehen,

Als tragen ein Sohn;

Ich habe geschworen

Die Jungfrauschaft Gott,

Bin ganz rein geboren,

Will’s bleibn bis in Tod.“

5. Gott ist Alles möglich,

– Auf ihn nur vertrau! –

Auch, dass man dich nenne

Mutter und Jungfrau.

Gleichwie die schön‘ Blumen

Das Thauen benetzt,

Wird Gott zu dir kommen,

Du bleibst unverletzt.

6. „Wann Gott selbst wird kommen

Vom himmlischen Thron,

Eine Mutter zu suechen

Für sein lieben Sohn,

So wird er sie nehmen

Im Königspallast,

Mein Armuet und Stammen

Taugt nit solchem Gast.“

7. Der Reichist von Allen

Der fragt nach kein Geld;

Dein Frommheit und Tugend

Ihm also gefällt.

Tue’s nur überlassen

Dem weisisten Gott!

„Bin eine Dienerin des Herrn,

Mir gscheh nach deim Wort!“

8. Frohlocket, o Himmel!

Frohlocke, o Erd!

Das höllisch Getümmel

Zertrümmert werd.

Maria hat gfunden

Bei Gott alle Gnad;

Von Sünden („Den Sünder durchs fiat entbunden sie hat“; „den Sünder das Viat verbunden – enthaltn – sie hat“ Mss.) entbunden

Hat uns ihr „Fiat!“

[Anm. Ka.: Gemeint ist hier Marias Antwort auf die Verkündigung des Engels: „Fiat“ – mir geschehe nach Deinem Worte“.]

Auch in Hss. aus Bergen, Eisenärzt und Ellbach b. T.; Str. 6–8 nur in diesen. Zu Rott am Inn sang man das L. ungefähr bis 1834 in der Kirche bei einem der „Engelämter“, vertheilt unter eine Alt= und eine Discantstimme; mdl. aus Hartbenning, Otterfing, Holzkirchen, Aschau u.

Theilweise abweichend und in verschiedener Strophenzahl aus Steiermark (Wh. 139), Kärnten (Lex. 273), dem Salzburgischen (Sß. 25), u. Franken (Dtf. I, 21), Schlesien (Hfm. Pl. N. 277; Pet. P. 324). In gedr. Gesangbüchern kommt es nirgends vor; doch scheint es auf fl. Bll. umgelaufen zu sein (mdl.). Folgt in der Wss. Hs. „der dritt ruef“ u. s. f. bis zum „achten ruef“ – 6 L., welche ebenfalls die Verkündigung Mariä zum Gegenstand haben; das älteste scheint dieses:

8.

Da kommen sollt der Weltheiland,

Ward Gabriel von Gott gesandt

In ein Stadt aus Galilea

Zu einer Jungfrau Maria.

(5 Str. Bg. Schröer W. a. U. 167, U. 2). Die andern „Rufe“ übergehe ich als minder alterthümlich.

9.

(Str. 1–4, ein Wechselgesang zwischen Maria und Joseph, sind ganz entstellt).

5. Ihr Freund’ und Nachbarleut! Die Thür aufmacht!

Wir bitten um Herberg euch die heintrig (heutige, noch jetzt im Dialekt; M. heuterig) Nacht.

Ach das Begehren

Will Niemand hören

Wir seind veracht!

6. Ihr Felsen, Berg’ und Bühel, auf euch spalt’ (Lehnt sich an die Sage, daß Jesus in einer Höhle geboren wurde – Wh. 83 und A. – „Eröffne dich, o Felsenstein! Erkenne doch den Schepfer dein! Ihr Engel kommet ohne Zahl, Helft zubereiten diesen Stall!“ Wh. 437 und ib. 428, 451; Pet. 387; Du Mer. 393; Wernher von Tegernsee Hofm. Fundgr. II. Theil, p. 193.)!

Gebt uns ein Ort und Platz zum Aufenthalt!

Über uns Arme

Tuet euch erbarmen,

Erhöret uns bald!

7. O liebes Jesulein, komb bald herfür!

Mein Herz und ganzer Leib erfreuet sich!

Lass unsre Augen

Dich bald erschaugen

Und lieben dich!

10.

Maria: Liebster Freund, tue dich erbarmen

Und eröffne doch dein Herz

Über uns verlassne Arme

Und erlindre doch mein Schmerz!

Ganz diemüetig wir dich bitten,

Lass mich ein in deine Hütten!

Ganz und gar verstoss uns nit

Und erhöre meine Bitt!

Wirth: Wer ist denn verhanden (verhanden da; in dieser Bed. noch jetzt im Chiemgau)?

Wer ist vor mein Haus,

Dass ich bei eitler Nacht

Machen sollt auf?

Weißt du dann nit,

Dass all Häuser seind zue,

Und du getraust dir

Zu erstören die Rue?

Maria: Liebster Freund, nur Dies verzeihe!

Zwar ich hab’s nit gern gethan;

Ich den Tag herum schon reise

Und kein Herberg finden kann.

Sollt ich denn auf offner Gassen

Meinen Jesum liegen lassen,

Allwo’s bständig schneibt und weht

Und die Kält niemals vergeht?

Wirth: Ich sag dir’s noch einmal:

Geh, pack dich bald fort!

In meiner Behausung

Ist für dich kein Ort.

Wer weiss, was du bei dir

Führst für ein List,

Weil du bei der Nacht

Auf der Gass so spät bist!

Maria: Ach, was Trauren, ach, was Schmerze,

Ach, was Qualen, ach, was Pein

Ueberfallet mir mein Herze,

Weil ich muess verlassen sein!

Alle meine matte Glieder

Sinken schier zur Erden nieder;

Kann vor lauter Frost kaum stehn

Und sollt iezt noch weiter gehn!

Wirth: Weilst (weilst weil du) gar a so wein‘ tuest

Und gar a so klagn,

So will ich dir endlich

A Herberg ansagn:

Draussten im Stall wannst (wannst wenn du)

Zufrieden willst sein –

In meine Behausung

Lass ich dich nit ein.

Maria: Nun, so sei der Dank gesprochen

Von mir dir, o liebster Freund!

Weil du mich nit gar verstossen

Und ein Herberg gebest heint,

Dass ich meine matte Glieder

Auf das Stroh kann legen nieder

Und die Augen in gueter Ruhe

Sanftiglich kann schliessen zue.

Auch mdl. aus Berchtesgaden.

11. „Bei der Metten der h. Nacht.“

Auf, ihr Brüeder! Lasst euch sàgn:

Der Hammer und der hat zwölf Uhr gschlàgn.

Was soll dann Dis bedeuten?

Secht disen Glanz von weiten!

Zu Mitternacht tuets dòn’ (donnern, noch jetzt im Chiemgau) (6 Str., z. Th. im Dialekt).

Auch aus Pfaffenhofen am Inn (Löst auf, ihr Herrn etc.)

und Hüttenkirchen.

12. „Ein anderes in der h. Nacht.“

Es solle dich ja freuen

Die schöne helle Nacht etc. (5 Str.)

13. „Ein anderes auf die h. Nacht.“

Heiligste Nacht! heiligste Nacht!

Finsterniss weichet, es glanzet hernieder;

Harpfen verbreiten den süssesten Klang etc. (4 Str.)

14.

1. Los’, Hiasel, meiñ Nachber! i muass dă was sagen;

Geh! Sitz di zu mir her in d’Strá (Streu)!

Und was si hat náchst (soeben) für a Wunder zuatragen;

Es wár mir, mein Oachan (anstatt: mein Oad! S. Schm. 12,23)! vil z’rá (rar, seltsam, räthselhaft).

Als i bei der Nacht zu mein Scháfin (Schäflein) wollt schauñ,

Da is der ganz Himmi voll Feuer und Fackel, ganz roud (roth) und ganz brauñ!

2. D’Sunn hat wahrhaftig um Mitternacht gschina,

I kunt dir all Wunder nit sagn!

All Orten und Enden tuat’s glanzen und brinna,

Hàñ gmoañt, es häd’s Wêder ei`gschlagn.

Ungfár (unerwartet) tát a Liachten von Aufgang (Osten) entstêñ –

Die Kirzen und Liachter, Laterna und Fackeln sánd halb nit so schöñ.

3. Náchst (gleich darauf) hat mi a ganzö Schar Engai (Englain) umrunga;

Sie sánd so weiss gwen wia der Schnee;

Das Gloria in excelsis ham s‘ wunderschöñ gsunga,

Sie hupfant und springant auf d’Höh.

Mit Pfeifen und Geignañ, da kámen s’ma z’gegn;

Recht lusti ham s‘ pfiffa, meiñ Dudelsàk wár grad (nur) a Hadern (Lumpen) dagegn.

4. Aft sagt glei an Engel, i sült nit derschrecka

Un sült gschwind auf Bethlehem geñ;

Aft nám i meine Handschuach, mein Huat und mein Stecka,

Und find halt a Kind wunderschö`.

Das Kind tát glei lacha, das hat mi recht gfreut;

I gláb, es is gscheider als i und meiñ Vàder – sánd schon alte Leut!

15.

1. Auf, ihr Hirten, von dem Schlaf

Bei so schönen Zeiten!

Samblet eure zerstreute Schaf,

Lasst sie fröhlich weiden!

Denn die Nacht ist schon vorbei

Und der Tag aufgangen neu;

Hebt euch eilends aus der Ruh,

Lauft geschwind nach Bethlehem zu! (Str. 1 auch im Seebr. Sp. Und in einem kärnt. Lex)

2. Sehet Wunder, höret an,

Was wir Neus vernommen!

Uns ist fremder Freudenton

Heut zu Ohren kommen;

Ja, es kombt uns eben vor,

Als wär es ein Engelchor,

Denn eins einzgen Schäfers Ton

Nit so lieblich klingen kann.

3. Geht mit uns an dises Ort,

Wo das Wunder gschehen,

Weil wir selbsten gwesen dort

Und mit Augen gsehen

Ein gar grosse Engelschar,

Unter der auch einer war,

Der sich ganz zu uns geneigt,

Tausend Freuden angezeigt. (Str. 4 sehr entstellt. – Str. 3 im Wess. Sp.)

16. (Auch mündlich aus Giesing).

1. Wachet, nit schlafet, ihr Hirten im Feld!

Die Nacht ist verschwunden, es glanzt die ganz Welt.

Es neigt sich ein Steren zu uns eilends her;

Gleichwie ein Karfunkel

So leucht er im Dunkel

Je länger, je mehr.

2. Buama, treibts uma die Lámpln zu mir! (Fast derselbe Wers vereinzelt in einem kärnt. Sp. Lx. 277 „Bua so treib uma die Lamplan zu mir!“)

I glaub, in dem Himmel steht offen die Thür.

O wann’s ma tát g’rathen, kunt kemma hineiñ,

Wia wollt i nöt springa,

Mithelfa-r-á singa

Und lusti bráv seiñ! (brav. Adv.)

3. Sehet! aufstehet! es kommet ein Bot,

Ist herrlich, ganz munter, sieht gleich keiner Noth

Er sagt, dass geboren der Heiland der Welt;

Beim glanzenden Steren

Dort sollma eiñkehren

In Bethlehems Feld.

4. Nackend, erfroren das Kindlein im Stall,

Das sonst bei sein Vatter herrscht in Himmelssal,

Ligt völlig verlassen – sein Mutter ist arm –

Bein Ochs und bein Esel;

Zum Siz is koañ Sessel,

Die Wohnung nit warm.

5. O herziges Kindlein, wie zitterst vor Wind!

Nimm hin doch dis Pelzlein, erwärme dich gschwind!

Schau! wir arme Hirten zu dir gehn herein:

Lass uns halt in Himmel

Von der Welt Getümmel

Auch gehen hinein!

17.

Was uns lustig macht?

Was Neus, was Rárs is gschecha! etc. (4 Str., jede zu 24 Versen).

Auch aus der Feldwies c. 1800.

18.

Potztausend, Brüader meiñ! auf von dem Schlaf! (5 Str. im Dial.)

19.

Die Hirten blasen mit dem Horn etc. (5 Str.)

Auch aus der Feldwies c. 1800.

20.

Laufet, ihr Hirten und eilet zum Stall etc. (6 Str.)

21.

O Bethlehem, du Fürstenthumb!

Woher hast du das Glück? etc. (6 Str.)

Auch mdl. aus Steinkirchen auf dem Samerberg.

22.

Tochter Sion, deine Porten

Oeffne heut etc. (7 Str.) Auch aus Pfaffenhofen am Inn, Hs. d. 18. Jh.

23.

Brüder, auf vom Schlafe!

Schaut an das Firmament (7 Str., z. Th. im Dial.)

Auch hsl. aus Uebersee.

24.

Heut sieht man grosses Wunder

Auf unsrer Schäfersweid etc. (5 Str.)

25.

Veichtel, steh gschwind auf! etc. (5 Str. im Dial.)

26.

Heisa, Buama! lassts enk sagn,

Was i für an Trám tát habn etc. (5 Str.)

27.

Nácht bei der Nàcht (heute Nacht s. Schm. I1, 1717)

Hàn is recht betracht,

Hamt vil Musikanten in Himmi aufgmacht (gespielt);

A wunderlichs Gjoad

Is drausst auf der Hoad etc. (6 Str.)

Auch mdl. aus Neubeuern.

28.

Potz hundert Stern! potz tausend Lebn!

uam, auf, auf, auf von schlaffa!

Schaut oasla (schrecklich, hmd. Eislich) aus –

Dös ist a Graus,

Toats a Bissl aussigàpfa (gaffen, schauen, mhd. kapfen)! etc. (7 Str.)

29.

Auf, auf, ihr Hirten! versäumet euch nicht!

Lasst euch erzählen ein Wundergeschicht etc. (5 Str.)

30.

Potztausend Buama, stehts doch auf! etc. (6 Str.)

31.

O grosser Trost und Freud etc. (5 Str.)

32.

Was muass heiñt z’Bethlehem Neus seiñ gschecha? etc. (5 Str.)

33.

O fröhliche Zeitung etc. (4 Str.)

34.

Auf, ihr Hirten, stehet auf

Und ein jeder nur gschwind lauf etc.

(4 Str. größtentheils im Dial.) Auch aus Eisenärzt.

35.

Ihr Menschen auf Erden!

Legt ab die Beschwerden etc. (4 Str.)

36.

Meiñ! was tuat uns heiñt derschrecka? etc. (5 Str.)

37.

Jàkai, Steffel, Lenzel, stehts auf! etc. (5 Str.)

38.

Die Welt will iezt ein Wunder machen etc. (5 Str.)

39.

Auf, ihr Brüder, schlaft nicht so lang! etc. (5 Str., z. Th. im Dial.)

40.

Dasselbe schöne L., welches Wh. (452) in Kärnten fand.

Abweichend besonders Str. 1:

Still, o Erden! still, o Himmel!

Euer Gott ligt in der Rue!

Still, o Meer mit dein Getümmel!

Schliesset eure Schranken zue!

Er ist wie ein Ris (Hirsch Msc. Aus Pfh.) geloffen –

Wird vom Pfeil der Lieb getroffen:

Ei da ligt er iezt ganz matt

Auf der harten Ligerstatt. (5 Str.)

Auch hsl. aus Pfaffenhofen am Inn; mdl. aus Ellbach bei Tölz. Aus Franken Ditf. I, 7.

41.

Still, o Himmel! still o Erde!

Jesus schliesst die Augen zue! etc. (7 Str.)

Bg. G. Hausen „Der neue Singende Christ“ Augsb. 1779. p. 23.

42.

Springt munter, ihr Lämmer!

Frohlocket, ihr Herden etc. (5 Str.)

43.

Erfreut euch, ihr auf Erden etc. (4 Str., z. Th. im Dial.)

44.

Wunder, Wunder ist zu sehen! etc. (4 Str., z. Th. im Dial.)

45.

Unschuldige Kindlein, helleuchtende Stern,

Die ihr iez (iez auch Angelus Silesius schreibt itz) vom Himmel uns leuchtet von fern etc. (3 Str.)

46.

„Auf das neue Jahr.“

Geduldiger Jesu! wir rufen dich an etc. (4 Str.)

47.

„An dem H. Dreykönigstag“.

Brüader, iazt schauts! Biñ schoñ da voñ der Roas;

Glaubn möcht’s koañ Mensch nit, was i alles woass etc. (5 Str.)

48.

Ein Stern ist erschienen

In dem Morgenland etc. (4 Str.)

Soweit das Wessener Msc. aus dem vorigen Jahrh. Auf leergelassene Blätter sind mit jüngerer Schrift noch andere Wl. eingetragen, die ich nachfolgend anführe. Auch unter ihnen sind einige Stücke, deren Entstehung nach verschiedenen Anzeichen wenigstens bis ins 18. Jahrh. zurückreicht.

49. Auch aus der Feldwies mit dem Datum 1795.

1. Potztausend, Buam, stehts auf vom Schlaf

Und richts enk sauber zamm!

I hör just um Mitternacht

An wunderschöna Klang!

Toant d’Engeln so schöñ musicirn

Und gar so wunderschöñ,

Sie toant mir frei mein Kopf vòwirrn,

Weil i Nix kàñ vòsteñ.

2. Darauf los‘ i a guade Weil,

Aft kám i schier voñ Sinn,

Da ham’s gsunga das Gloria,

Dáss’s in den Wolken klingt.

Aft hàn i’s halt vònumma glei

– Da bin i voller Freud –

Dass ein Kind geboren sei

Zu diser Weihnáchtzeit.

3. Und das Kind tuat Messias seiñ,

Glaubts mir all, liabe Leut!

Es trifft auf die Propheten eiñ,

Wia’s längst hamt prophezeit,

Von einer Jungfrau auserkorn,

Die reinste war von alln,

Ist uns das Kindlein heut geborn,

Ligt z‘ Bethlehem im Stall.

4. Geh, Girgal, sag’s’n Nachbern gschwind,

Dáss er tuat mit uns ge,

Dáss er den Kind an Opfer bringt,

An Budern oder zweñ!

Du nimmst a Mili und a Mell,

Bringst eam’s zu einer Gab,

I nimm a schwarzes Lámpelfell,

Weil i nix Bessers hab.

5. Und bal ma zu den Stall kemmant,

So buckts enk sauber feiñ,

Toats’s Weisat (Geschenk, welches auf dem Lande die Wöchnerin von den Bekannten zu erhalten pflegt) in die Hand nemma

Und gehts schöñ zugsam (anständig, = zuchtsam) neiñ;

Drinna fallts nider auf die Knia

Und bets das Kindel òñ,

Dáss es die Sünd verzeiche hier

Und dort ewig verschon!

50.

1. Es blühen die Maien;

Bei kalter Winterszeit

Ist Alles im Freien

Auf unsrer Schäfersweid;

Ja, Alles ist in schönster Blüe,

Die Erd bringt süessen G’ruch herfür;

Es singet

Und klinget,

Flauten blasen, Harpfen schlagn

Und ich mag’s ja nit Alls dersagn,

Was sich zue hat tragn.

2. Heut ist uns geboren

Der Heiland diser Welt

Und Gott ist Mensch geworden,

Wie jene Stimm vermeldt.

Es singt die schöne Nachtigall;

Ich siech vom Himmel einen Strahl

Von feren

Auf Erden;

Es steigt die Sonn vom Himmelssaal

Und neiget sich auf einen Stall;

Die Engel singen all.

3. Ein schönes Kindlein

Es ligt auf blossem Heu

In blühenden Windlein;

Zwei Thier seind nebenbei

Und schnaufen seine Füesslein an,

Dass ihm der Frost nit schaden kann;

Es greinet

Und weinet;

Ist dann in der ganzen Stadt

Kein Ort, dass Gott ein Herberg hat?

O wohl ein Schand und Spott!

4. Ach ruehe, ach schlafe,

O allerschönstes Kind!

Ich wache und klage,

Bereue mein Sünd.

Es ist ja heint die lezte Nacht

Die ich in Sünden geschlafen hab;

Will büessen;

Es fliessen

Die Zäher voll in’s Angesicht.

Ach liebes Kind, verlass uns nicht,

Wann jene Stund anbricht!

5. Lass sehen, lass gschehen,

Dass ich in voller Freud

Dich einmal kann sehen

In deiner Herrlichkeit!

Du wirst einmal mein Richter sein

Und ich werd vil zu g’ring erschein‘:

Dein Weinen

Lass scheinen!

Gib mir noch heute wahre Reu,

Weil noch die Zeit der Gnaden sei!

O Kindlein, steh mir bei!

(Auch aus der Feldwies, Hs. vom Anfang des Jh.; mdl. aus Kiefersfelden).

51.

Hui, Nachber, auf! „Was tuast denn du schòñ auf?“ etc. (3 Str.)

52.

Ihr Hirten, auf mit Freuden etc. (6 Str.)

53.

Nur auf, nur auf! ihr Hirten etc. (6 Str.)

54.

Lustig, Buama, auf von Schlaf etc. (9 Str.)

55. (Str. 2–4 nur mdl.)

1. Buama! gehts, was gibt’s denn hei`t,

– Muass enk um was Nárisch fragn –

Dáss denn die Sunn schòñ scheiñt

Und hat no nia zwölf Uhr gschlagn?

Alles siacht ma schimmern und glanzen;

D’Engai müassent nárisch seiñ:

Sie toant so lustig umatanzen,

Dáss ma’s gar hört àba schreiñ;

Sie tanzent, woasst wol!

Und grad uma wia toll.

2. „Márxel (Marcus), du muasst nárisch seiñ!

Geh, mach mir koañ U`rua nit!

Du bist támisch (nicht bei Sinnen), hast z’vil Weiñ;

Leg di nider, gib an Frid!

Trámt dir eppan gar? In Tráma

Kimmt, das Bluat in doppeln Lauf.

Machst an Flausen und an Lárma,

Weckst uns wárla (wahrlich) alle auf!“

Und ihr Hirten, woasst wol –

„Und a Räuschel hàst do!“

3. Was, ös glaubts, i biñ a Nàr

Und wár rauschig á dabei?

Hirten meiñ, mir fáit (fehlt) koa ñ Hàr;

I hör allwei Huppenei (s.p. 44).

Und ös werds bald selber secha,

Dáss es mi tuat nit betriagn:

Toats a Bissel aussispecha,

Ob nit d’Engeln umifliagn!

- - - - - - - - -

4. Tausend! tausend! was ist Das?

Iaz fangt’s gar zun singa-r-àñ:

– Hiasel (Matthias), Hoisel (Matthäus)! sag mir, was

Dises Ding bedeuten kàñ? –

Gloria in excelsis dea

Et in tero fax dazua,

Ehre sei Gott in der Höhe

Und auf Erden Frid und Rua!

„‘S gibt Friden, woasst wol,

Und heiñt lebma reacht toll!“

(Die 2 letzten V. jeder Str. im Falsett; der Sänger dreht sich dabei tanzend im Kreise).

56–71. Aus der Feldwies.

Zwei hsl. Sammlungen geistlicher Lieder. Die erste überschrieben: „Peter Franz Metzger Sohn in der Veldwiß anno 1789“; die Hirtenlieder sind von 1795–1804 datirt. Die zweite ohne Jahrzahl, den Zügen nach aus dem Anfang dieses Jh.

56.

Auf, auf, liabe Brüader!

Stehts auf von Schlaf nur gschwind etc. (4 Str.)

57.

Steh auf, meiñ Hánsel

Und weck den Fránzel etc. (7 Str.)

Auch mdl. aus Otterfing, Willing, Großholzhausen, H. Aschau, Mittersill u.

58.

Ham ma z’náchst Gfragt ghabt bei unsern Dorfrichter,

Ham recht a nárische Zeitung derfahrn etc. (D. h. wohl Gerichtstag von der wiederholten Frage nach den Recht, welche der Richter beim periodischen Verlesen der Weisthümer an die aus der Zahl der Gerichtsunterthanen genommenen Beisitzer ergehn ließ s. z. B. Trostberger Ehaftbuch v. J. 1641, Grimm Weist. III.) (4 Str.)

59.

Lauft ihr Hirten und eilet zum Stall etc. (6 Str.)

60.

Biñ wohl schoñ an alter Táttel,

Neuñzig schier,

Aber koañ so rárs Spektákel

Woass i nia etc. (6 Str.)

61.

Auf, auf, ihr lieben Hirten all!

Ein Wunder ist geschehen etc. (5 Str.)

62.

Es hat just netta (netta gerade, genau) zwölfe gschlagn:

Háñ, Márxl, was is Das ge gschwind? etc. (7 Str.)

63.

A fröhliche Zeit, a lustige Nacht etc. (2 Str. im Dial.)

64.

Auf vom Schlaf, Ihr Hirten auf den Weiden!

Vernehmt die grosse Freude etc. (6 Str.)

65.

Potztausend, Buama, stehts doch auf

Und sehet all geschwind etc. (7 Str.)

66.

Mir kimmt’s auf der Welt heiñt so wunderlich für etc. (6 Str.)

67.

Meiñ Got, iaz losts nàñ! heiñt hàn i was derfragt,

Dös hat meiñ Guck – Eñl Guck-E ñ 1 Urgroßvater) mein rechten Eñl gsagt etc. (5 Str.)

68.

Sions Tochter! dich erfreue etc. (5 Str.)

69.

Potztausend! wia gehts schòñ mehr zua etc. (7 Str.)

70.

Pfui, scham di, meiñ Lenzl, mit deiner Schalmei!

I hàñ ghört a Musi, i glaub, es (es sie) is neu,

Schöñ trumbelt und blasen,

Schöñ über die Massen etc. (4 Str.)

71.

Ihr Hirten! wacht auf und lasst euch sagen:

Der Hammer und der hat zwölf geschlagen;

Mich zimt (zimt dünkt), es leucht schon der Tag herein

Und siehe von weitem dort neuen Schein (5 Str.)

72–75. Aus Uebersee.

Msc. von der Hand des unlängst verstorbenen Fleidlbauern,

eines vorzüglichen „Singers“. Ueberschrift: „Gesängerbuch.

Felix Rieperdinger, Martl=Fleidl=Sohn von Ibersee 1820.“

72.

Gehts all her! Es gibt schòñ mehr was Neus etc. (7 Str.)

73.

Was hör i heiñt um Mitternacht?

I woass nöt, was’s bedeut etc. (5 Str.)

74.

Steht auf, ihr lieben Hirtenleut!

Erwachet von dem Schlaf!

Es springent heint vor lauter Freud

Die Lämmlein und die Schaf etc. Schon der h. Fulgentius erzählt: Angeli coeperunt hymnum cantare de coelo, qui faciunt et stellam micare et noctem lucere, pastores vigilare, oves ruminare, agnos tripudiare (Cassel XC). (7 Str., größtentheils im Dial.)

75.

O ewige Weisheit, was hast du gethan (vg. Wck. II, N. 616-8),

Dass du das Menschenkleid g’nommen hast an? etc. (6 Str.)

Auch mdl. aus Neubeuern.

76–90. Aus Eisenärzt an der Traun.

76.

Was ham ma nöt heiñt für a lustige Zeit,

Was is heiñt, dáss der Gugu so schreit? etc. (9 Str.)

77.

Was ist denn das, ihr lieben Freund,

Dass heut die Sonn so lieblich scheint? (6 Str.)

78.

Auf, auf, ihr Hirten! stehts eilig gschwind auf! etc. (8 Str.)

79.

Auf, ihr Hirten, nur geschwind! etc. (5 Str., z. Th. im Dial.)

80.

Alter Máxel, steh doch auf,

Nimm den Zöger (Tasche von Binsen; Hirtentasche vg. Süß 266) gschwind und lauf!

Los! i hör das wilde Gjoad –

Helf dir Got, wann’s di derfroat! (erfragt, d. h. erreicht) etc. (5 Str.)

81.

Auf, auf, ihr Hirten! auf mit Freuden!

Wollen gschwind nach Bethlehem eilen etc. (8 Str.)

82.

Es ist ja heiñt so wunderbar etc. (5 Str., z. Th. im Dial.)

83.

Hirten, auf! erwachet von dem Schlaf!

Was ist das für ein Morgenröth? etc. (5 Str.)

84.

Liabe Nachbern! schauts nàñ gschwind,

Was tuat heiñt z‘ Nacht gschecha etc. (10 Str.)

85.

Stehts auf, ihr lieben Brüder mein etc. (10 Str.)

Str. 3: So stehts nàñ nàñ (Hss. nan, na) wird gleichbedeutend mit nur gebraucht, ist aber nicht dasselbe Wort, sondern = mhd. niwan (Schm. I, 1745). auf und legts enk àñ

Und losts nàñ, was i sag:

Mi mahnt ja gar nöt anders dràñ,

Als’s is der Suñwendtag,

Dá (dà daß) heiñt a so grouss Foia brinnt

Und hamt a sötlas (dà daß) Gsäus etc.

86.

Auf vom Schlaf, ihr meine Brüder!

Bei dem ersten Sonnenstrahl

Hör ich schon der Vögel Lieder...

„Du nárischer Bua!

Was hast für a Metten?“ etc.( 4 Str., meist im Dial.)

87.

Ich war zu Feld

Und wacht‘ bei meinen Schafen etc. (6 Str.)

88.

Auf, Brüder, auf! Es ist schon Zeit,

Die Sonn bescheint die grüne Haid (3 Str., z. Th. im Dial.)

89.

Ihr Kindlein unschuldig

Vom himmlischen Zelt

Erleuchtet geduldig

Wie Sterne die Welt. (6 Str.)

Str. 5: Nun leuchten sie droben

Vom Blute so roth etc. (vgl. N. 45.)

90.

O edler liebreicher herzguldener Tag etc. (8 Str.)

Dasselbe Lied mit wenigen Abweichungen aus Steiermark und Kärnten Wh. 142 und A. 2. In unserm Msc. hat es die Ueberschrift: „Noch ein Herberglied“. Voraus, mithin wohl als erstes Herberglied, steht daselbst „Gegrüßt seist, Maria, jungfräuliche Zier“ (N. 7). Ueber die mehrfache Bed. von „Herberglied“ s. N. 118; vg. oben p. 48.

91. Aus Traunstein.

Steh auf, Stöffel, steh auf, Lippel,

Weil’s der Engel nöt nachgeit! (10 Str.)

Vollständig im „Münchner Intelligenzblatt“ 1783 p. 19, „Weynachtslied nach der Mundart der Bauersleute in unserm Gebürge“. Am Schlusse: „Virgil Haselberger. Verfaßt zu Traunstein 1782.“

92–105. Aus Seeon (Ldg. Trostberg).

In dem hsl. Werke Typi et exempla rhythmorum (7 Voll. Cgm. 3636-42, a. 1646-7) Theilt Joh. Werlin, Benedictiner zu Seeon, als Proben von Versmaßen u. a. die Anfangsstrophen zahlreicher Wl. mit. Wenn nun diese Gesänge auch nicht alle ursprünglich aus O.B. stammen, so geben sie uns doch ein Bild, welche Wl. damals in und bei Seeon im Gebrauche waren. Die bemerkenswertheren Eingänge mögen hier Platz finden.

92.

Joseph mein!

Wirb mir um ein kleins Örtelein!

Es wird sich nit lang ferren,

Ein Kind wird ich (wird noch jetzt im Dial. I wir ich werde) geberen,

O Joseph mein!

(Werl. B. I, p. 160. Mel. B. III, 1790. Zu demselben L. gehörten wohl mehrere Str. im O. U. Sp. p. 70, 72. Unsere Str. entstellt im Presb. Sp. 194. Das ganze L. ist eine Fortbildung des Joseph lieber neve mein (oben p. 23), dessen 1 Str. auch im O. U. Sp. gleich nach den vorerwähnten folgt.

93.

O Bethlehem! du edle Statt,

Meines Geschlechts Herkommen,

Von dannen auch der David hat

Sein Ursprung hergenommen:

Ach über mich Erbarme dich!

Weil d’Nacht anbricht, Verstoss mich nicht!

Ein Zimmerlein vergonne!

B. II, Einlage nach p. 710; Mel. IV, 3100. Etwas abweichend in einem kärnt. Spiel Lx. 275.

94.

Nun lasst uns singen, weil es Zeit:

Est puer natus hodie

Er ist, der uns hat all erfreut

Pro reorum crimine.

Disen Tag Sing und sag:

Natus est rex gloriae!

B. I, p. 416. Fehlt in Heinr. Hoffmanns Schrift über die Mischgedichte („In dulci jubilo“ 1854). V. 4 dem Sinn nach mit 2 zu verbinden.

95.

Es ist ein Kindlein uns geborn,

Vor andern auserkorn,

Das stillet Gottes Zorn. (Werl. I, 18; Hfm. Kl. N. 315).

96.

Dich grüessen wir, o Jesulein,

Schöns Kindelein etc. (IV, 38; Ditf. I, 93).

97.

O Jesulein süess, o Jesulein milt!

Deins Vaters Will hast du erfüllt:

Bist kommen aus dem Himmelreich,

Uns armen Menschen worden gleich,

O Jesulein süess! o Jesulein milt! (IV, 146; Mel. III, 1771).

98.

Zu Bethlehem geboren

Ist uns ein Kindelein,

Das hab ich auserkoren,

Sein Aigen will ich sein.

Eya, eya!

Es ist auch aller mein. (IV, 288. Ditf. I, 95).

99.

O Jesulein zart, Das Betlein ist hart! etc.

II, 818; Mel IV, 3272. Simrock 103; Wh. 178.

100.

Kommt her, Kinder, singet fein!

Nun wiegen, wiegen wir das allerliebste Jesulein etc.

I, 418. Hfm. Kl. 431; Dtf. I, 88.

101.

Lasst uns das Kindlein wiegen,

Das Herz zum Kripplein biegen! etc.

I, 270; Mel. III, 2077. Auch hsl. aus der Feldwies. Hfm. Kl. 416; Hfm. Schles. Bl. p. 232; Dtf. I, 3. In Spielen Wh. 114; Pet. 437; D. U. Sp. 89; Kremn. Sp. 403.

102.

O Kind, o wahrer Gottessohn,

O Kripp, o Salomonis Thron,

O Stall, o schönes Paradeis,

O Stro, wie Rosen rot und weiss!

Kindlein im Stall, Mach uns selig all!

Kindlein im Stro, Mach uns fro! (I, 450. Dtf. I, 91).

103.

Am Weynachtabend in der Still

Ein tiefer Schlaf mich überfiel etc. III, 1668; Mel. ib. Das L. auch Lx. 304; vg. oben p. 23.

104.

Lustige Hirten, fröliche Knaben,

So guten Lust zum Singen haben,

Aber wolan! so lasst uns singen,

Hell erklingen Guter Dingen:

David, ein wahrer Hirtenjung,

David erfüllt uns Herz und Zung!

B. I, Abth. VII, N. CXXVII; Mel. B. IV, 2410. Auch in zwei vermuthlich altbayr. Sp. aus dem 17. Jh. Wh. 183-4; D. U. Sp. 85; Presb. Sp. 196.

105.

Ihr König und Fürsten aus Morgenland!

Ihr Pilgram vest

Und werthe Gäst!

Diss ist das Kind,

Des Stern euch zündt;

Das ist der Stern aus Jacobs Stamm (Msc. Davids),

Den euch gezaigt hat Balaam.

Ebenda N. CXXVIII; wohl aus einem Spiele.

106.

Aus Baumburg an der Alz.

Hs. aus obigem Kloster Cgm. 4404. Schrift des 18. Jh.

1. Buam, seits alle da?

Schreits nàñ gschwindi (gschwidi Msc.): ja!

„Ja! ja! seind schon alle da!

Koaner geht von uns mehr à!

Wür seind schon alle da!“

Lassts enk sagn und herts a weng auf mi:

Es gibt a Wunder à!

Tuan i enk das Ding vazölln,

Wird mir’s Koaner glauben wölln,

Was i heiñt gseha hàñ.

2. Drunt bein zrissna Stall

Sicht ma überall

Gar an groussen Glanz aufgeñ;

Koaner kàñ das Ding vasteñ.

Losts nur auf unsa zwéñ:

Zwölfi schlieg’s (schlieg – Cj. Praet. Für den fehlenden Ind.) und drauf glei munter wern

Und Alls in Foia stéñ!

Drauf luefma glei zum Stall hinà

Und sagn (sahen, Msc. sang.) a Kind ganz nackat dà,

Ham nia koañ scheners gsehn.

3. Gar an alter Màñ

Bet’t das Kindl àñ

Und a Jungfrau is dabei,

Legt ihm’s Kindl hiñ auf’s Hei

Und schnauft’s voñ Herzen àñ.

Wia ma erst umadum ham gschaut,

Gab’s Buam in Lüften à;

Sie hamt in Wolknañ uma tappt,

Hamt Flederwisch im Buckl ghabt

Und standen baumfest dà.

4. Wie i’s gsehn hab gnua,

Schrie mir Oaner zua

Und fieng goa scheñ zu singa àñ,

Dass i glei hab gnua ghabt dràñ;

Drauf gángáns á in d’Rua.

Das scheñ Kind ist unser Herr und Gott,

So hat der Engel gsoat

Und wann i’n nöt vastanden hät,

Wer aller in der Krippen steht,

So hät i’n nomal gfroat.

5. Nañ, so geñ ma gschwind

Zu dem lieben Kind!

I bring Milch a Fláschl voll.

„Und i bring a Lámblwoll,

So ligt es fei`scheñlind“.

Jeder bring an Oar und Schmalz dazua,

Sonst kömma ihm nichts gebn.

Sámts enk nöt und gehts feiñ gschwind,

Laufts und bleib nàñ Koaner hint!

So treffma’s àñ bei Lebn.



[1959] Klaus Pollheimer, Sternsingerspruch 1940er-Jahre/Wien; Auskunft per E-Mail vom 9. April 2002 an Melanie Lanterdinger. – [Pollheimer 1965].

[1960] [HartmannAu 1987], S. 58–84. – Anm. von Ulrike Kammerhofer-Aggermann: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurden gegenüber dem Originaltext folgende Änderungen vorgenommen: bei Liedtiteln wurde nicht nur die Aufzählungszahl, sondern auch der Titel fett gesetzt; die Anmerkungen zu den Strophen und Liedzeilen wurden jeweils in Klammern in den Text gesetzt. Aus Kostengründen wurden die Lautzeichen im Text nicht erfasst und die von Hartmann verwendeten Abkürzungen für andere Handschriften, Aufzeichner oder Literaturangaben hier nicht aufgelöst. Sie stehen allen wissenschaftlich mit dem Material arbeitenden Personen im zitierten Nachdruck der Originalausgabe zur Verfügung.

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