Osterbräuche, also die „Bräuche des Osterfestkreises”, umfassen landläufig die gesamte Fastenzeit, die Karwoche, das Osterfest und das „kleine Osterfest” am Weißen Sonntag (1. Sonntag nach Ostern). In ihnen verquicken sich verschiedene Formen und Zeitstufen von jahreszeitlichen wie religiösen Bräuchen, sowohl vorchristlicher Zeit wie auch der unterschiedlichen Zeitstufen katholischer Frömmigkeit. Unter der „österlichen Zeit” versteht die Kirche die 50 auf Ostern folgenden Tage (Quinquagesima oder Pentecoste; 7. Sonntag nach Ostern; seit dem 3. Jahrhundert gefeiert), die mit dem Pfingstfest (8. und 9. Juni im Jahr 2003) enden. Als die Apostel zur Feier des altjüdischen Schawuot-Festes (50 Tage nach Passah, Fest der Erstlingsfrüchte und der Gesetzgebung) versammelt waren, (Apostelgeschichte 2, 1 –4) kam der Heilige Geist auf sie herab und erfüllte sie mit seinem Feuer. In der Zeit zwischen Gegenreformation und Aufgeklärtem Absolutismus waren daher vielfach durch das Schall- bzw. Gerüstloch der Kirchen Ballen mit brennendem Stroh und Heu in die Kirche herab geworfen worden, so wie zu Christi Himmelfahrt durch diese Öffnung oft eine Statue des auferstandenen Heilands hinaufgezogen (seit dem Mittelalter bezeugt) worden war. Christi Himmelfahrt (Donnerstag, 29. Mai im Jahr 2003), wird 39 Tage nach Ostern – an einem eucharistisch bzw. christologisch besetzten – Donnerstag gefeiert. Die Apostelgeschichte (Lukas 1,9–11) berichtet von der Himmelfahrt Christi, doch steht diese Himmelfahrt im Gegensatz zum Bericht über die Auferstehung Jesu. Heute vermuten viele Theologen, dass es sich im Bericht über die leibliche Himmelfahrt Christi (Ascensio, also den selbstständigen Aufstieg im Gegensatz zur Himmelfahrt Mariae, Assumptio = Aufnahme) um einen Versuch handelt, die Auferstehung mit Mitteln der Zeit zu veranschaulichen. In der Apostelgeschichte (NT 1,9–11) heißt es: „... wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. ... Dieser Jesus, ..., wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen”. Voraussetzung für diese Vorstellung ist nämlich ein Weltbild, das Himmel, Erde und Unterwelt als Bauelemente der Welt ansieht.[744]
Im populären Verständnis heben sich davon die Prozessionen, Bitttage und frühsommerlichen Feste der Ernte- und Wetterbitten ab. Damit zählen Christi Himmelfahrt, das Fronleichnamsfest und Pfingsten von ihren Bräuchen und damit vom allgemeinen Verständnis aus gesehen auch in den Kreis der Ernte- und Wetterbitten.
Das Osterfest wurde vom Konzil von Nizäa im Jahre 325 auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond (im Jahr 2003 am 20. und 21. April) festgesetzt und damit der „Osterfeststreit” beendet. Die Initialen der Messbücher verwendeten für das Osterfest oft den Hasen – das Monatssymbol für den März. So wurde auch bald der Osterhase, neben Hennen und Hahn, Symbol des Osterfestes. Die viel berufene „altgermanische Göttin Ostara”, der jener Hase heilig sein soll, der kultisch rote Eier legt, ist längst als romantisch-völkisches Konstrukt entlarvt. Ein Zitierfehler (oder „-bemühen”) des Jakob Grimm führte zu dieser Erfindung, die von allen nationalen Strömungen im 19. und 20. Jahrhundert aufgenommen wurde. Die Nationalsozialisten gaben sogar ein Schulungsheft zur Gestaltung einer antireligiösen Ostarafeier, mit Feuersprung unter dem Hakenkreuz heraus.[745] Tatsächlich leitet sich das Wort Ostern vom althochdeutschen „eostarun” ab, dem althochdeutschen Pluralwort für Morgenröte, in Übersetzung der lateinischen Bezeichnung für die Osterwoche „albae”. Es wurde nur bei süd- und westdeutschen Stämmen verwendet. Alle anderen Völker verwenden das lateinische „pasca”, ein hebräisches Lehnwort, das bereits im Gothischen üblich war. Es meint jene Zeit, in der die Sonne wieder im östlichsten Punkt aufging – so war Osten und Ostern gleichbedeutend mit Frühling. Das jüdische Passah-Fest wurde zur Zeit Jesu nach dem babylonischen Mondkalender in der Vollmondnacht gefeiert (am 14. Tag im Monat Nissan, dem ersten Monat des Jahres). Jesus wurde am Vorabend von Passah gekreuzigt und stand am dritten Tag danach von den Toten auf. Die westliche Kirche legte schließlich das Osterfest auf einen Sonntag. Die Geschehnisse der Karwoche und des Ostersonntages sind im Evangelium des Markus (14, 1–16, 20) dargestellt.
Die christliche Ostervigil datiert bis ins zweite Jahrhundert und ist möglicherweise bereits zur Zeit der Apostel aus dem jüdischen Passah-Fest entstanden. Schon im zweiten Jahrhundert wird die Osternacht auch zur jährlichen Taufnacht. Im 4. Jahrhundert wird die Osternacht zum Auferstehungsfest, denn das Leidensgedenken erhält am Karfreitag Raum. Die Neuordnung der katholischen Liturgie des Osterfestes durch Papst Pius XII. (1951 fakultativ, 1955 definitiv) ist liturgiegeschichtlich bedeutsam. Seither wird die Tauffeier mit der Erneuerung der Taufgelübde abgeschlossen, danach folgt die Osterlichtfeier, deren Höhepunkt das Exsultet, das „große Osterlob” oder „Frohlocket”, ist.[746]
Seit dem 2. Jahrhundert ist das 40-stündige Trauerfasten am Karfreitag und Karsamstag bekannt; im 3. Jahrhundert dehnte man es auf die Karwoche aus. Seit dem Konzil von Nicäa 325, das die Termine der großen Kirchenfeste regelte, gibt es in Nachahmung des 40-tägigen Fastens Jesu die Vorbereitungszeit auf Ostern, die durch Papst Innozenz I. im 5. Jahrhundert zur Fastenzeit wurde. Weil das Fastengebot für die Sonntage nicht galt, bezog man die vier Werktage vor dem ersten Fastensonntag in die 40-tägige Fastenzeit ein und kam so zum Aschermittwoch als Beginn der Fastenzeit. Dieses Fasten wurde streng eingehalten. Herbert Schempf geht auf die Entwicklung der verbotenen Speisen näher ein. Das 40-tägige Fastengebot musste bis zum Ende der alten Zunftordnungen (je nach Bundesland um 1825) von den Meistern für alle Hausangehörigen, ebenso wie Mess-, Beicht- und Kommunionbesuch, kontrolliert werden. Das gemeinsame Beichten ganzer Ortsteile wird noch aus den 1950er und 1960er Jahren in Schülerarbeiten aus Salzburg berichtet.
In die folgende Darstellung werden „Heimatkundearbeiten” aus Salzburg[747] einbezogen, die Bezirksschulinspektor Richard Treuer (1903 –1982) etwa in den Jahren 1945–1970 in seinem Wirkungsbereich der Landwirtschaftlichen Fachschulen und Hauswirtschaftsschulen von den SchülerInnen schreiben bzw. bei ihren Eltern sammeln ließ. Die Arbeiten sind aus mehreren Gründen interessant. Einerseits gehörte Treuer nicht in den nationalsozialistischen Anhängerkreis und war gläubiger Katholik. So suchte er nicht nach „germanischen Relikten”, sondern ließ ganze Festzusammenhänge von den Schülern nach den Vorkommnissen in ihrem Elternhaus beschreiben. Andererseits finden sich in den Arbeiten der jungen Menschen keine vorgegebenen Bewertungen, das „Wichtige” und „Unwichtige”, überlieferte Bräuche und gerade Modernes stehen nebeneinander. Zudem finden wir in den Arbeiten in erster Linie die Bräuche der bäuerlichen Bevölkerungsgruppe dargestellt. In diesen Bräuchen zeigt sich die enge Verbindung von örtlicher oder regionaler Tradition, Familienüberlieferung, Einfluss der katholischen Kirche und Ablauf der Arbeiten im Wirtschaftsjahr. Die Arbeiten stellen also Dokumente dar, die nicht durch die lenkende Steuerung romantischer oder nationaler Volkskundler jener Zeit vorgefiltert und bewertet worden sind. Damit stellen sie auch einen Kontrast zu den Erhebungen des Österreichischen Volkskundeatlasses (ÖVA) unter Richard Wolfram (1901 –1995) dar, die lenkend, nur nach vorbewerteten Bräuchen, Meinungen und Tätigkeiten fragten. Die Ergebnisse aus diesen Fragebögen des ÖVA werden z.B. im Kapitel „Ostereier in Salzburg” ebenfalls zitiert.
Die Schülerarbeiten, von Richard Treuer gesammelt, zeigen, dass die Fastengebote und das Gebot der Osterbeichte im ganzen Land Salzburg in den 1960er Jahren noch sehr ernst genommen wurden. Unter anderem wird aus Unken 1954/55 berichtet: „Mit der vierten Fastenwoche beginnt bei uns die Beichtzeit ... Jeder kleine Bezirk für sich, wie Sonnseite oder Schattseite, drüber oder herüber der Saalach, so gehen jeden Tag, eingeteilt in Gruppen, mit Ausnahme einer Haushüterin, alle Hausbewohner zur Beicht. Manch junger Bursch oder Knecht von dem man weiß, dass er vielleicht schon ein Jahr nicht mehr beichten war, wird bespottet ... Nach der Kirche gehen alle miteinander in ein Wirtshaus, wo ihnen der Bauer ein gutes Mahl bezahlt. Darnach wird wieder heimgegangen und dort empfängt sie wieder ein köstliches Mahl und zwar die Beichtnudel, die aus feinstem Germteig hergestellt und mit Marmelade gefüllt und mit Zucker bestreut sind. Der Beichttag wird bei uns als Feiertag gehalten und mit der schönen Festtracht kommen die Leute zur Kirche. ...”, aber auch „Bretzensuppe und Hönigkrapfen” werden als Beichtessen genannt (Saalfelden 1954/55). „Die Karwoche ist bis zum Karsamstag mittags strenge Fastenwoche”, hieß es 1949 für den Lungau. Auch dort hatte 1949 noch jede Ortschaft einen bestimmten Beichttag. „An diesem Tag haben die Dienstboten frei, jedoch der Moar (erster Knecht) muss den Palmbesen binden oder die Palmstauden richten. Nachmittag des Beichttages der betreffenden Ortschaft wird in einem Bauernhof die Hauslehre vom Pfarrer abgehalten”.[748]
In den Bauernhöfen hat diese soziale Kontrolle teils bis heute ihren Platz. Für serbisch- orthodoxe Christen in Salzburg ist es schwer verständlich, dass ihre sonst frommen katholischen Nachbarn jene Fastengebote nicht mehr so streng halten, welche die meisten von ihnen sehr streng einhalten.
Fastenspeisen waren Getreide, Gemüse und Milch; im adeligen und klösterlichen Bereich auch Fisch und unter den Zisterziensern (Angehörige eines katholischen Ordens) alle am Wasser lebenden Vögel. Die Fülle der Fastenspeisen in den Kochbüchern zwischen Mittelalter und Barock zeigt einerseits die Häufigkeit der Fasttage (Mittwoch und Freitag während des Jahres und das Vigilfasten vor hohen Feiertagen), wie auch die übliche Alltagskost. Für Menschen auf dem Lande bedeutete Fasten Verzicht auf Fleisch, Fett und Eier (nur die in Nahrungsmitteln versteckten kamen teilweise vor) und die Nahrung wurde dadurch noch eintöniger. Unter den wirtschaftlich besser Gestellten, ob weltlich oder geistlich, entwickelte sich eine wahre Kunst der Fastenküche, die dem Sinn des Fastengebotes widersprach. Erst im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils vertrat die Kirche offiziell eine neue und verinnerlichte Vorstellung vom Fasten. Neue Maßstäbe setzte auch der Aschermittwoch für die ProfessorInnen bis StudentInnen der Grazer Universität, zu dem Diözesanbischof Johann Weber und der damalige Hochschulseelsorger und heutige Bischof Dr. Egon Kapellari in die Katholische Studentengemeinde in der Grazer Lechgasse einluden. Nicht üppiger Heringsschmaus, sondern Rollmops und Brot, Betrachtung, Ausstellung und Gebet sollten zu einem Überdenken eingefahrener Verhaltensweisen anregen. Im Zuge dieser Aktionen schlossen sich viele Grazer Hotels dieser Idee an und verlegten ihre üppigen Heringsbüffets in die letzen Tage des Faschings.
In Schüleraufsätzen aus dem Lungau werden Schottsuppe als Frühstück sowie Brennsuppe mit Brennknödel (einem sehr einfachen Semmelknödel) als Speise für Aschermittwoch und Karfreitag genannt. An diesen Tag entfallen die Jausen in allen Gauen. In Hofgastein gab es 1961 am Karfreitag Schottsuppe mit Muas zum Frühstück, mittags ein Stück Topfenstrudel und abends Wassernudeln. Am Karsamstag wieder Schottsuppe, kein Mittagessen und erst um 14.00 eine Jause aus Blaukäse, Bier und Brot und abends Weinbeernudeln mit Kaffee oder Honigbrühe. Aus Altenmarkt im Pongau erfahren mir mehr über die in Salzburg üblichen Fastenspeisen: „... am Aschermittwoch da gibt's in da Früh koa Muas, da muß ein Brennkoch oder Milchkoch ausreichen. Vormittagsjause wird gestrichen ... Zu Mittag gabs Klaubnudel in der Milch (Brot aufgebrockt, in eine Schüssel gegeben mit heißer Milch übergossen und schnell gessen). Nachmittagsjause Milch und Brot, abends ‚Sterbfarvel'. In der Fastenzeit da gab es sehr viel von Einbrenn. Oft wurden große Rein voll Einbrenn im Voraus gemacht, die für die ganze Fastenzeit reichten. Fleisch gab es bis zum Osterbratl keines mehr, so auch keine Fleischknödel. An Stelle dieser kamen eingebrannte Kartoffelknödel, leere Brotknödel, Kasknödel und die verschiedenen Farveln, wie Sterbfarvel, Brennfarvel, Kasfarvel, Milchfarvel, (Farferl: mit den Händen abgebröselte Form von einfachsten Nudeln aus Mehl und Ei, fallweise auch Fett oder Käse, die in Milch oder Suppe eingekocht werden; vergleichbar den ‚Reibgersteln' oder ‚Tarhonya') so auch Dampfnudeln, eingesottene Milchschifteln u.a.m. Ja, so ging es bis Ostern hin.”[749] „Umischüttkoch” im Pongau (1964) hieß ein Karfreitagskoch, das zwar in eine Schmalzpfanne umgesetzt, aber nicht geschmalzen wurde; dafür war das Frühstück am Ostersonntag dann opulent: es gab „Luckmandl”, faschiertes Fleisch in Zwiebeln und Schmalz geröstet.[750] Kraut und Rüben waren wohl die Beilagen dazu. Aus Kenntnis der Autorin werden auch Linsen-, Erbsen- und Bohnensuppen vielfach gegessen. Pfarrer P. Ewald Hartmann, Pfarre Lehen, empfiehlt dicke Kartoffelsuppe und Schwarzbrot für Fasttage und erinnert für die übrige Fastenzeit an die heute übliche Ausweitung des Fastengedankens auf andere Arten des Verzichtes, der Buße und der Werke christlicher Nächstenliebe.
Die erste christliche Erwähnung der Brezel als Fastenspeise datiert aus dem 9. Jahrhundert; die älteste Abbildung einer Fastenbrezel aus dem 11. Jahrhundert. Der Name macht der Forschung Probleme; eine der häufig vertretenen Meinungen leitet den Namen vom althochdeutschen Brezita, vom lateinischen Bracchium, der Arm, ab und meint damit die als Fastengeste gekreuzten Arme. In den prähistorischen Brezeln (im Mittelmeerraum) vermutet man die Nachahmung von Hals- und Armringen im Gebäck, die als Grabbeigabe verwendet wurden. So gesehen könnte die Brezel als Symbol der Verweigerung von Speisen, aber auch als Symbol für die zum ewigen Tod verdammende Schuld der Erbsünde der Menschheit sein. Im Bayerischen heißen auch verschiedene verbogene und verschlungene Ringe (Kleiderspangen, Geräte- Verbindungen, gebähte Zaunringe) Bretzen.
Adolf Spamer bildet einen kunstvollen, ausgeschnittenen Kupferstich ab, ein Geschenkbild aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, in Form einer Fastenbrezel, mit den „Arma Christi”, den Leidenswerkzeugen Christi, die seine Waffen im Kampf gegen das Böse darstellen.[751] In Salzburg sind Fastenbrezeln (weiße, gesalzene Semmelteig-Brezen) in unterschiedlichen Formen (Ringform im Lungau, Brezenform im Flachgau und Rupertiwinkel für das ganze Land bezeugt. Die Bäcker der Kirchenorte erzeugten sie und jeder, der zur Osterbeichte ging, brachte sie für das ganze Hauswesen mit. Brezen mussten aber auch von der Bäuerin in größerer Anzahl den Hausleuten nach der Osterbeichte – und der Kontrolle der Beichtzettel, die bis zum Ende der Zunftordnungen den Hausvorständen vorgeschrieben war – spendiert werden. Das war, zu Zeiten in denen Weißbrot selten war und die Fastenzeit sehr ernst genommen wurde, eine luxuriöse Speise, die schon die Osterfreuden ankündigte. Auch von den Fastenpredigten an den Freitagen der Fastenzeit in der Wallfahrtskirche St. Leonhard bei Tamsweg mussten die Kirchgeher Fastenbrezen mitbringen. An diesem Brauch sehen wir auch, wie sehr Buße und Belohnung, Trauer und Freude, in leiblichen Genüssen Ausdruck fanden und finden. Die Reste der Beichtbrezen wurden am Karsamstag als letzte Fastenmahlzeit in der Brezensuppe verspeist. Brezelreißen und Brezelhackeln entstanden dazu als Brauch- und Losspiele. Auch Milchteigbeugel zählten im Flachgau, wie in Oberösterreich zu den besseren Fastenspeisen. In Filzmoss erhielten die Patenkinder von den Paten am Gründonnerstag eine Osterbreze aus Rosinengermteig.[752]
Beugel oder Kipfel wurden, ähnlich wie der Striezel, am Ostersonntag gemeinsam mit Eiern von der Patin an die Godenkinder und von der Bäuerin oder Meisterin an das Gesinde verteilt. Beichtbrezen werden heute noch traditionell in Ulrichshögl in Bayern und im Lungau erzeugt. In den letzten Jahren führten sie verschiedene Bäckereien in der Stadt Salzburg ein.
Die Fastentücher (velum quadragesimae), in den kirchlichen Trauerfarben schwarz und violett (blaw), verhüllen in den katholischen Kirchen die Kreuze während der Fastenzeit. Sie sind Zeichen dafür, dass sich der Mensch durch Erbsünde dem Heil verschlossen hat. In der Karwoche verhüllen sie Christus während seines Leidens. Die Fastentücher entwickelten sich im Mittelalter zu bildlich durchgestalteten Leidensgeschichten, die zum Mitleiden anregen sollten. „Am Hungertuche nagen” sowie „am Schmachtfetzen hängen” hieß also, andächtig schauen und betend das Leiden Christi zu verinnerlichen. Bedeutende Fastentücher haben sich in Kärnten, Obersteiermark und Tirol erhalten (Gurk 1458; Millstadt 1593 von Oswald Kreuselius gemalt, heute in der Christkönigskirche in Klagenfurt; Schloss Bruck u.a.).[753]
Am Hungertuche nagen” ist heute – offenbar in gedanklicher Verbindung zur Fastenzeit – eine sprichwörtliche Redensart für schlechte Verhältnisse und Armut. Als „Schmachtfetzen” bezeichnen wir kitschig qualifizierte Bilder und Musikstücke, die vordergründige Emotionen evozieren wollen. Beide Begriffe waren aber in Österreich gängige Bezeichnungen für die Fastentücher im Mittelalter.
Die „Mittfastenzeit” war die Zeit der großen Frühjahrsmärkte für den städtischen Warenhandel ebenso wie für den Absatz bäuerlicher Produkte. Wenige dieser Märkte haben sich vom Termin her erhalten, wurden aber von der „Heimatschutz”-Zeit (1909ff) an immer mehr zu Märkten, die österliche und folkloristische Dinge der Osterzeit anboten. Termin, Standplatz und Relikte seines einzigartigen Angebotes hat einzig der Hernalser Kalvarienberg-Fastenmarkt, der letzte Mittfastenmarkt in Österreich, annähernd erhalten. Dort konnte man noch 1991 Osterratschen aller Art, Haus- und Gartengeräte aus Holz- und Besenbinderware neben Heiligenbildern und anderen Andachtsgegenständen, Kirtagzuckerwaren sowie Plastikspielzeug kaufen.
In Salzburg geht die Frühjahrsdult – heute um Pfingsten – auf den Alten Fastenmarkt zurück, dessen Termin rund um „Frühjahrsruperti”, (27. März, Todestag des Heiligen Rupert) einem der vier Zins-Quatembertage, war. Die alte Frühjahrsdult war 1896 aufgehoben und 1924 wieder eröffnet, rund um den Zweiten Weltkrieg (1938 –1945) wieder eingestellt und dann 1946 erneut begonnen worden. Vom Domplatz ausgehend absolvierte sie mit mehrfachen Unterbrechungen die Standorte Mirabellplatz, Schallmoos, Hofstallgasse, Volksgarten, Baron-Schwarz-Park in Gnigl und besteht nun seit 1974 im Ausstellungszentrum am Glanspitz als Wirtschaftsmesse.[754]
Die Karwoche (althochdeutsch: Kara = Sorge, Kummer; vgl. englisch: care) beginnt mit der Palmprozession am Palmsonntag und endet mit dem Karsamstag. Wird der Ostersonntag einbezogen, spricht man von der „Heiligen Woche”. Sinn der Karwoche ist das trauernde Gedenken des Leidens Christi. Die Neuordnung der Karwoche erfolgte für die katholische Kirche im „Ordo Hebdomadae Sanctae instauratus (OHS)” vom 16.11.1955, nach vorausgegangener Neugestaltung der Osternacht. Damit sollte der Bevölkerung eine „verstehende und aktive Teilnahme” ermöglicht werden.[755] Palmprozessionen am Palmsonntag sind seit dem 4. Jahrhundert vermutet und seit dem 7. Jahrhundert (Sakramentar von Bobbio, um 700: „Benedictio palmae et olivae super altario”) nachweisbar; sie verbinden den Einzug Jesu Christi in Jerusalem mit älteren Segens- und Fruchtbarkeitsriten. Seit dem Altertum galten Zweige als Leben fördernd; der Palmzweig war das Siegessymbol der Antike. Im 9. Jahrhundert drangen die Palmprozessionen von Spanien und Frankreich aus in den alpinen Raum vor und wurden mit der Segnung der Zweige verbunden. Schon um 1000 heißt der Tag daher „Dies palmarum”. Sie erlebten in der Zeit der Gegenreformation (16. Jahrhundert) eine Hochblüte. Nach Rom kam die Feier der Palmprozession erst im 11./12. Jahrhundert.
Das Mittelalter liebte alle Formen der bildlichen Darstellung für die leseunkundigen Gläubigen. Das geistliche Predigtspiel als Inhalt der Messe und bildliche Darstellungen für Umzüge entwickelte sich damals zu üppigen Formen. Die Lebensgeschichte des Heiligen Ulrich von 924 enthält eine der frühesten Beschreibungen einer Palmprozession mit hölzernem Esel, einer Fußwaschung am Gründonnerstag sowie einer Grablegungsfeier. Der Heilige Ulrich ging in Augsburg von seiner Kirche nach St. Afra, las die Messe und von dort zogen alle in Prozession zum Dom zurück, hielten Palmen in den Händen und den Mittelpunkt der Prozession bildete das Abbild des auf einem Esel sitzenden Herrn. Der erste Beleg für einen lebenden Palmesel stammt von 970. In der Biblia Pauperum im Salzburger Stift St. Peter, 14. Jahrhundert, ist ein Palmeselritt dargestellt, am Nonnberg gab es einen berühmten mittelalterlichen Palmesel. Dietz Rüdiger Moser zählte 190 erhaltene Palmesel in Museen, von denen einige aus dem 13. Jahrhundert, die meisten aus dem 15. Jahrhundert stammen. Der älteste erhaltene stammt aus Steinen in der Schweiz, aus der Zeit um 1200. Viele Salzburger Orte hatten im Barock Palmeselfiguren, die aber unter Erzbischof Hieronymus Colloredo als „Müßbräuch” 1785 verboten wurden. Nur der später nach Puch verkaufte alte Halleiner Palmesel aus dem 17. Jahrhundert wurde damals versteckt und blieb erhalten. Vermutlich wurden mit diesen Verboten die Palmbuschen, gleichsam als Ersatz, größer.[756]
Seit dem frühen Mittelalter (erster Beleg: 10. Jahrhundert in Bamberg) wurde in der Palmprozession auch die Huldigung beim Einzug Jesu Christi spielhaft nachvollzogen. Auch das Stift Nonnberg besaß einen mittelalterlichen Palmesel. In Puch bei Hallein hat sich ein barocker hölzerner Palmesel mit Christusfigur erhalten. In Thomatal im Lungau führte Pfarrer Valentin Pfeiffenberger den Ritt auf dem lebenden Palmesel in den letzten Jahrzehnten wieder ein und fand Nachahmung in Hintersee. Diese weit verbreiteten Figurationen waren 1783 von Kaiser Joseph II. für das Reich und 1785 von Erzbischof. Hieronymus Colloredo neben vielen anderen Volksbräuchen verboten und die Objekte zerstört worden.
Die kirchliche Segnung der Zweige ist seit dem 9. Jahrhundert in Europa nachweisbar. Aus der antiken Sieges- und Huldigungspalme entwickelte sich im Glauben der Bevölkerung der Segens- und Abwehrzweig und wurde seit dem Mittelalter durch heimische Zweige, auch unter dem Namen „Palmen”, ersetzt. In der Gegenreformation importierten viele europäische Höfe Ölzweige aus dem Mittelmeerraum für die Fronleichnamsprozession. Männer und Frauen trugen, wie heute noch, Zweige oder kleine Handbüschel in der Prozession. Der „Meister des Schottenstiftes” bildete eine mittelalterliche Palmprozession vor den Toren Wiens ab.
Als „Palmen” wurden viele regionale Sorten zu diesem Zeitpunkt grünender Zweige verwendet und vielfach bis heute auch als Palmen bezeichnet. Sind es etwa in Polen bis heute getrocknete Gräser und Strohblumen mit Ruskus und Buchsbaum, so gelten für den Alpenraum die jungen Austriebe der Saison und Region. So finden sich im Lungau und Pinzgau fast nur Weiden, im Pongau auch Wacholder, Buchsbaum und Thuja, im Tennengau und Flachgau[757] dazu noch Zeder(er), Eibe, Hasel, Stechpalme und „Schredler”. Erst in unserem Jahrhundert kam vielfältiger Schmuck in den Palmbuschen: im Lungau Papierbänder und -blumen; im Tennengau Brezen und bunte Hobelscharten; im Pinzgau und Flachgau Bänder, Brezen, bunte Ostereier, Äpfel und „Gschobatbandeln”; im Salzkammergut Papierbänder und -rosen, Erika sowie trockene Buchen, die rostrote Farbtöne liefern. Ganz allgemein vermischen sich heute die Charakteristika, Formen und Farben. Sie werden üppiger und nehmen Moden auf bzw. werden pflegend stilisiert.
Die älteste Form der Palmbuschen war die einzelne und danach kunstvoll verzierte Rute (bis heute im Südosten Europas), erst später entstand (über die Vielfalt der verwendeten Zweige) der alpenländische ausladende Palmbuschen am langen Stiel. In vielen Regionen tragen die Männer am Land einen Zweig am Hut oder am Revers.
Der Nationalsozialismus brachte auch Palmbuschen, ja sogar Kreuz und Weihwasser unter seine Deutungen, „man könnte solche Deutungen wegen ihrer Zeitgebundenheit und politischen Motivierung heute übergehen, würden sie nicht auch noch in jüngster Zeit als historische Wahrheiten ausgegeben, beispielweise [sic!] im Wörterbuch der Deutschen Volkskunde (3/1974) ...”[758]
Der geweihte Palmzweig gilt im Volksglauben als besonders Heil und Segen bringend; ihm werden vielfältige Abwehrfunktionen zugeschrieben. So bringt der Bauer seinen Buschen bzw. einzelne Zweige oder Kreuze aus Palm- und Weihholz am Ostersonntag oder Ostermontag auf den Acker und steckt die Zeichen unter Gebeten ein. Ganze Palmbuschen werden im Flachgau, Salzkammergut, Rupertiwinkel und Berchtesgaden dafür verwendet, im Pongau und Lungau werden einzelne Zweige mit Spänen der Weihholzscheiter von der Feuerweihe zu Kreuzen gebunden, im Pingau werden Zweige mit Schalen der Weiheier in Felder und Äcker gesteckt. Sie sollten den Ertrag fördern und Hagel abhalten. Der Palmzweig beim Kreuz ist noch in vielen Haushalten üblich. Früher wurden Palmkätzchen gegen Halsweh und andere Leiden von Menschen geschluckt und dem Vieh eingegeben, bei Gewitter ins Herdfeuer und bei Hochwasser in den Bach geworfen. Vielfach wird der Rest des Palmbuschens (im Pinzgau und Pongau immer) unter dem First des Hauses aufbewahrt.
1968 galt Richard Wolfram ein Palmbuschen als Grabschmuck in Puch bei Hallein als neue Verwendungsform, heute findet sich Grabschmuck aus Palmzweigen in allen Arten: vom Zweig im Blumenstrauß, über den Palmbuschen bis zum geklebten Palmkreuz oder -kranz. Gebundene Palmbuschen verschiedener Art wurden 2003 am Wochenmarkt auf der Schranne am Gründonnerstag in großer Zahl verkauft und zwar sowohl für die Friedhöfe, als auch als Hausdekoration.[759]
Im Lungau finden sich mit Papierrosen, Bändern und Brezen geschmückte Formen der Palmbuschen: ganze ungeschmückte Weidenbäume, die 12–14 Meter hoch sein können. Nach der Messe findet damit ein feierlicher Umzug statt.[760] Die Buschengröße zeigte auch die Größe und den Reichtum des Hofes an – „großer Palmbesen, großer Treidhaufen”. Im Pongau und Tennengau, vom Flachgau und von Berchtesgaden ausgehend, setzen sich im 20. Jahrhundert Buschen mit bunten Hobelscharten (Gschobat) durch. Bis zur ersten Hälfte unseres Jahrhunderts trugen nur Bauernburschen (die Hoferben) einen großen geschmückten Palmbuschen auf einer Stange zur Kirche und erhielten dafür beim Heimkommen (Wettlauf der Burschen) ein Osterei und Festessen, während die übrige Bevölkerung in Stadt und Land einzelne Zweige oder kleine Sträuße trug. Mit der Vergrößerung und Idyllisierung der Formen in den letzten Jahrzehnten, sowie über Initiative von Organisationen (u.a. Heimatwerk, Landjugend, Pfadfinder, Schul- und Kindergartenkinder) verbreiteten sich diese Sonderformen weithin. Rund um den Palmbuschen entstanden viele Bräuche und volkstümliche Redensarten.
"Schneit's am Palmsonntag in die Palmen, schneit's die Küh' von den Almen.” Trieben die eingesteckten Palmzweige im Feld aus, sollte es im nächsten Jahr eine Hochzeit oder Kindstaufe geben. „Palmen im Klee, Ostern im Schnee.” Lachte man beim Palmbuschenbinden, dann nahm dieser die Weihe nicht an.
Die bäuerliche Karwoche im Lungau um 1949 schildert eine Schülerarbeit: „Am Palmsonntag wird der Palmbesen [Anm. Ka.: gebunden vom Moar, dem Großknecht] vom Hirta zur Weihe in die Kirche getragen. Nach der Weihe muss der Palmbesen dreimal um den Hof getragen und drei Vaterunser gebetet werden. Dies soll den bösen Geistern und Raubtieren den Zutritt zum Hof verwehren.
Die Karwoche ist bis zum Karsamstag mittags strenge Fastenwoche. ... Am Karsamstag ist wieder Ortschaftweise das Stundengebet Brauch ... ständige Wache vor dem Heiligen Grab ... Am Karsamstag in der Früh ist die Prügel- oder Holzweihe. Bei der Prügelweihe werden drei Holzarten, Birke, Ahorn und Esche auf ein Bündel zusammengebunden [Anm. Ka.: laut beigefügter Zeichnung auf einen Drahtreif gefädelt, der durch eine lange Stange gezogen wird] und vom Hirta zur Weihe getragen. Diese Prügel werden ins geweihte Feuer gehalten, so dass sie ordentlich angebrannt sind. Nach der Weihe werden die Prügel so aufgeteilt, dass für jeden Ofen des Hauses ein Stücklein geweihtes Holz kommt. Anschließend an die Prügelweihe ist die Wasserweihe. Das Wassertragen muss die Moardirn (erste Dirn) besorgen. Von den Dienstboten, außer Moardirn und Hirta, wird bis Mittag gearbeitet, aber nur im Hof. Nach dem Mittagessen gehen die Knechte gemeinsam mit den Nachbarsknechten daran das Osterfeuer zu bauen. Der Bauer geht im Laufe des Nachmittags mit dem vom vorigen Jahr geweihten Palmbesen und mit Weihwasser hinaus auf den Roggenacker. Vom Palmbuschen wird dann auf jedem Eck ein Zweig ausgesteckt und etliche in der Mitte des Ackers, die übrigen Zweige werden verbrannt. Bei diesem Rundgang verrichtet der Bauer im stillen ein Gebet und besprengt den Acker mit Weihwasser. Die Bäuerin richtet einstweilen das Weihpackl zusammen. ...” In der Schülerarbeit aus Thomatal von 1954/55 werden Kreuze aus Palmzweig und Weihholz für den Acker genannt.[761] Im Pinzgau wurden am Ostersonntag-Nachmittag Palmzweige und Schalen der Weiheier in die Äcker gesteckt.[762]
Der Gründonnerstag war der letzte der 40 Tage der Quadragesima (lat. vierzigtägige christliche Fastenzeit vor Ostern) vor den drei österlichen Tagen. Die Herkunft seines Namens ist umstritten, wird aber meist mit dem Wort „greinen” für weinen erklärt. Die volkstümliche Beziehung des Namens auf die grüne Farbe, das Essen grüner Speisen an diesem Tag, wird in keiner der Schülerarbeiten erwähnt, was möglicherweise an der gebirgigen Lage Salzburgs liegen kann, die ohne Glashaus und moderne Gemüsezucht zur Osterzeit noch wenig frisches Grün bieten kann.
Seit Papst Innozenz I. († 417) wurden bis ins Mittelalter die Kirchenbüßer an diesem Tage entlassen, wovon er die Bezeichnung Antlass-Tag bzw. Antlass-Pfingsttag trägt. Am Gründonnerstag durften sie erstmals den Kirchenraum betreten, denn bis dahin hatten sie die Messe in der Vorhalle mitgefeiert. Die Osternacht, damals wesentliche Taufzeit des Jahres, war dann Zeitpunkt ihrer Aufnahme in die Kirchengemeinschaft. Seit dem 5. Jahrhundert werden an diesem Tag die heiligen Öle geweiht. Am Abend wird die Messe zum Gedächtnis des letzten Abendmahles gefeiert. In diese Messe wurde auch die Fußwaschung aufgenommen. Im 12. Jahrhundert bildete sich in Italien die Aufbewahrung des Altarsakramentes zur Vorbereitung der Grablegung am Karfreitag aus. Ölbergandachten und Sakramentsprozessionen gehörten zu den religiösen Bräuchen des Gründonnerstages.[763]
Vom Gloria des Gründonnerstages – volkstümlich von der Ölbergandacht an – schweigen die Glocken als Zeichen der Trauer bis zum Gloria der Ostervigil bzw. Auferstehungsfeier. Laut Volksmund „fliegen sie nach Rom”. Die Funktion des Gebetsläutens übernehmen Ratschen und Klappern. In den Pinzgauer und Pongauer Bauernhäusern schwiegen im Winter auch die Essensglocken – es war ja niemand auf den Feldern und Wiesen zur Arbeit. Am Ostersonntag wurde erstmalig nach dem Winter wieder die Essensglocke geläutet, als Beginn der Sommerarbeitszeit.[764] Hölzerne Essens- wie Karwochenklappern, die „Klapperl” oder „Kleibei” (ein ausgehöhltes Holzstück bzw. eine Kiste, an der an einem Lederriemen die Kugel zum Klappern hängt), nennt Karl Adrian für das Brixental und den Pinzgau auch als Spottgerät der Burschen untereinander, ein Hinweis, der insofern interessant ist, als in den von Hans Moser zitierten frühen Quellen aus Bayern und Salzburg ja das Klappern an den Kartagen auch als Spott auf den Verräter Judas gedeutet wurde. Im 19. Jahrhundert klapperten die Burschen mit dem Klapperl hinter Missliebigen her, um sie „anzustänkern” und riefen dazu „Traust dö? Gfrier! [Anm. Ka.: unbeliebter Mensch]”, um eine Rauferei zu provozieren.[765]
Für die Tage der Karwoche gelten für viele Salzburger noch Bräuche und gläubige wie abergläubische Bedeutungen, die sich in Verhaltensmaßregeln, den Meinungen zur Erledigung von wirtschaftlichen Arbeiten etc. niederschlugen.
Ölbergandachten der Jerusalempilger sind bereits für das 4. Jahrhundert bezeugt. Das Nachgehen des Leidensweges Jesu hat seine Wurzel ebenfalls in der frühen Pilgerzeit. 1720 erhielt es erneut einen Aufschwung durch die Schrift „Via Sacra” des Kölner Kapuzinerpaters Engelbert Pauck. Zuvor wurden aufwendige Karfreitagsprozessionen mit Kreuzziehern und Geißlern im Umfeld der Jesuiten, Kapuziner und Benediktiner seit der Gegenreformation veranstaltet. Auch die Passionsspiele – das älteste erhaltene stammt von 975 aus dem Kloster St. Gallen in der Schweiz – gingen diesen Weg. Sie uferten wie viele dieser Bräuche in Spektakeln aus und wurden in der Gegenreformation verboten.[766]
Weh dem, dem man „ein Maul wie eine Karfreitagsratschen” nachsagt oder sie/ihn eine „Ratschen” nennt! Im Pinzgau und Pongau, vereinzelt auch in anderen Gauen, werden die zuerst und zuletzt Aufstehenden am Palmsonntag und an den Kartagen mit Ehren- bzw. mit Spottnamen bedacht, eine Sitte, die in vielen Schülerarbeiten, die von Richard Treuer gesammelt wurden, zur Sprache kommt und auch zeigt, dass die Kinder die Namengebung ernst nahmen. Die einen wandten viele Tricks an, um rechtzeitig auf zu sein, andere weinten Tränen über den Spott der Letzte gewesen zu sein. „Eine wahre Freude ist es für die Buben, wenn ein Mädchen die Karfreitagratschen wird. Da stehen sie schon frühzeitig vor der Kammertür und rattern mit ihren Holzratschen. So lachen sie: ‚Jetzt werden wir den Palmesel in die Antlasskarren einspannen und die Kafreitagratsch ausführen‘”. Der Satz enthält gleich die Spottnamen für die Spätaufsteher an drei Tagen.[767] Viele Bezeichnungen werden genannt, einige seien hier wiedergegeben: Die Ehrennamen für die Erstaufsteher sind im Pinzau am Ostersonntag: Osterlampl, Osterfahnl, die Spottnamen für die Letztaufsteher am Palmsonntag: „Palmesel, hast aber du heut lange Ohren!”; 17. März: Gertraudimaus; 19. März: Josefzegger; Gründonnerstag: Weichenpfingsttag-Glaggl (Glaggl = Klöppel, Klangholz) Antlassg(k)arrn, „Antlassgoan hat an Zorn, sie hat vor lauter Zorn die Goun verlorn!”, „Antlass-Gon hots Gschirr verlorn, Antlass-Gon is springand won” (Karre); Karfreitag: Karfreitagsratschen, Karfeitagslapp/in (Lapp = Kretin); Karsamstag: Tauflapp/in, Feuerhund (Eiserner Topfhalter am Herd), Brockendoggl (Brocken = Weihscheiter); Ostersonntag: Stinkendes Ei, Oster(p)fladling (Osterfladen); Ostermontag: Osterstier, Montagsochs; Osterdienstag: stinkendes Ei, Nachinetta, Gaschtlheubin.[768] Alle diese Begriffe beziehen sich entweder auf die religiöse Bedeutung des Tages und eines seiner Symbole oder auf ein gebräuchliches Gerät.
In allen Fragebögen wird den Antlass-Eiern und ihrer Verwendung große Bedeutung beigemessen. Die Antlass-Eier werden weiter unten gemeinsam mit den Ostereiern besprochen.
Auch das Karwochenratschen in seiner heute am Land noch bekannten Form geht auf die Gegenreformationszeit zurück. Der älteste Beleg für unseren Raum stammt aus Laufen, dort gestatteten die Jesuiten ihren Schülern, nach den Pumpermetten am Gründonnerstag und Karfreitag mit Rumpelfässern und Lärminstrumenten im Dorf, den Verrat des Judas kundzutun und den Aufruhr der Elemente beim Tode Jesu nachzuvollziehen. In diese Pumpermetten, die Trauermessen der Karwoche, hatte das Ratschen und Klappern bereits zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert Einzug gehalten. Es wurde als Zeichen der Klage aus den jüdischen Purimfeiern übernommen. Erst die Nationalsozialisten wollten auch darin wieder einen alten germanischen Lärmzauber entdecken.
Das Ratschen wurde bald zur Aufgabe der Ministranten, die für das außerkirchliche Ratschen Gaben (Ostereier, Fleisch, Brot und Geld als Aufbesserung ihres Jahreslohnes) erhielten. In Salzburg waren Fähnchenratschen (Leopold Mozart verwendete sie in der Kinder- oder Berchtesgadener Symphonie), Klappern und große Kastenratschen (auf Kirchtürmen, vor den Kirchen) in Gebrauch. Das Ratschen kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der veränderten Lebensbedingungen am Lande ab. Dagegen entwickelte sich in städtischen Pfarren vielfach anstelle der Karfreitagsandacht zur Sterbestunde Christi ein bekenntnishafter Gang über Straßen und Plätze.
Die Wiederaufnahme oder Akkulturation (Übertragung an einen anderen Ort) von Bräuchen ist oft eine Mischung aus Braucherneuerung, religiöser Besinnung, Suche nach Heimat, Mittel der Kommunikation und/bzw. Vehikel anderer Ziele. Die Intentionen einer solchen Innovation (Neueinführung) und Akkulturation sind nicht immer vollständig zu finden, sie ändern sich oft auch im Laufe der Jahre. Im folgenden Beispiel finden wir unter anderem auch Strömungen der katholischen Gemeindeerneuerung, wie sie im Zuge des Papstbesuches in Salzburg (1988) viele Gemeinde beflügelten. So wurde 1988 in der damals jüngsten Salzburger Stadtpfarre – St. Paul in der Nußdorferstraße, Stadtteil Riedenburg, – das Karwochenratschen von einem gebürtigen Ebenseer (OÖ) eingeführt. Für die damals junge Pfarre – untergebracht in einem Mehrzweckgebäude, etwa 100 Messbesucher an Sonntagen, großteils aus anderen Bundesländern zugewanderte Pfarrangehörige – bedeutete das Karwochenratschen eine gemeinschaftsfördernde Aktion und Selbstdarstellung nach außen.[769]
Dennoch wurde damit eine Brauchform nach Salzburg gebracht, die es in dieser Form dort nicht gegeben hat, die aber für Ebensee heute noch „typisch” ist. Die Originalfragebögen Nr. 4 des Österreichischen Volkskundeatlasses für Ebensee und das Trauntal sind leider im Rücklauf nicht vorhanden, aber reichhaltiges Fotomaterial dokumentiert diese Region. Für die Salzburger Stadtbezirke und die angrenzenden Orte des Flachgaues liegen die Fragebögen von 1964 auf und nennen zum größten Teil nur Kirchturmratschen, aber keine Ratschenbuben mehr (ÖVA: Erhebungszeitraum: Fragebogen 4, Salzburg und Oberösterreich 1964).[770]
Der einführende Heinz Stadler verbindet nach eigener Aussage drei Intentionen:
Das Ratschen als „Brauch und Tradition” wieder zu beleben.
Mit dem Ratschen die religiösen Inhalte öffentlich zu vermitteln.
Die Kommunikation im Pfarrgebiet zu fördern.
Für ihn ist die äußere Form zwingend mit dem Festinhalt der Karwoche verbunden. Ihr Fehlen wird nicht als Wegfall einer Äußerlichkeit empfunden, sondern als Mangel des Gedenktages an sich.
Der Gewährsmann legte 1988 seinen Plan dem Pfarrgemeinderat vor und erhielt dort grundsätzliches Einverständnis. Die Ratschen, 45 Stück Ratschenrumpeln und 10 Fähnchenratschen für die Gruppenführer, baute er selbst mit Hilfe seines Sohnes. Das Ratschenholz (heute Fichte und nur für die Klangbrettchen teilweise Buche; früher Harthölzer) wurde aus Spenden bezahlt. Die Ratschen sind Eigentum der Pfarre und werden jährlich an die Buben entliehen; einige Kinder besitzen bereits eigene Ratschen.
Der Gewährsmann hielt sich beim Bau der Ratschen an die Typen seiner Jugendzeit in Ebensee. Eine Fähnchenratsche (vier Klangbretter in einem Rahmen, die um eine Rillenwalze geschwungen werden) war bei seinem Bruder noch erhalten, die Rumpel (Kastenratsche mit Handkurbel, darin eine Stachel- oder Noppenwalze) baute er aus dem Gedächtnis nach. Zur Konservierung werden die Ratschen mit Beize eingelassen und ein Eigentumsvermerk in Brandmalerei eingebrannt – „Pfarre St. Paul”. Die Ratschen entsprechen vollkommen jenen von Ernst Burgstaller für Ebensee 1943 fotografierten, wie sie in der Fotosammlung zum ÖVA und auf Abb. 10, Kommentarband VII, Ratscherbrauchtum, zu sehen sind.[771] Für Salzburg verfasste der Begründer – in Anlehnung an die alten Sprüche – neue Ratschersprüche, die die religiösen Inhalte erläutern.[772]
1988 kamen 30 Buben zwischen 8 und 14 Jahren zusammen, die in 10 Gruppen mit 10 erwachsenen Begleitern Ratschen gingen. Die Zahl stieg jährlich an. Auch Kinder anderer Religionen wollten gerne dabei sein. Die Begeisterung war so groß, dass sich Kinder sogar entschlossen, nicht mit ihren Familien über die Osterfeiertage zu Verwandten in andere Bundesländern zu fahren, damit sie das Ratschen nicht versäumten.
Um 2000 waren die Ratscherbuben bereits in der ganzen Stadt Salzburg bekannt und Radio, Fernsehen und Tageszeitungen bedienten sich dieser Erneuerung gerne.[773] Eine Zeitung sprach von einer „vielbestaunten Novität in Salzburg”, „der Brauch sprach sich erstaunlich schnell herum”. Eine andere Zeitung erläuterte:[774] „Denn wie so oft im alpenländischen Brauch verbindet das Ratschen altes Lärmbrauchtum zur Vertreibung des Winters mit religiösen Inhalten der Karwoche”. Und geben so wiederum einen bereits 1956 widerlegten Irrtum weiter, der sich bis heute beharrlich in vielen populären Brauchdarstellungen findet. Hans Moser hat bereits 1956, allumfassend nachgewiesen und gezeigt, dass die Herleitung aus dem germanischen Lärmbrauchtum oder auch eine Verbindung damit völlig unhaltbar ist. Und auch Richard Andree hat schon 1910 deutliche Parallelen zwischen dem jüdischen Purimfest und dem Karwochenratschen aufgezeigt. Erst 1949, mit Gustav Guggitz, wurden dem Ratschen heidnische Wurzeln angedeutet.[775] Eine dritte Zeitung[776] sprach von neu belebter Tradition und dem „wintervertreibenden Klappern”, verwendet also auch noch eine sachlich falsche Bezeichnung.
Der Brief eines deutschen Urlauberkindes brachte das heutige, diffuse Brauchverständnis auf den Punkt. Der Bub schrieb 1989: „Mein Vati hat gesagt, dass Herr Stadler mit der Idee, in St. Paul wieder Ratschenbuam herumlaufen zu lassen, etwas wirklich Wertvolles aus der Brauchtumskiste ausgegraben hat".[777] Brauch also als Rumpelkammer zum Stöbern nach Laune, als Fetzenkiste auf dem Dachboden unserer Kulturgeschichte, zur Erfüllung vieler Bedürfnisse?
Die Ratschenbuben in St. Paul erhalten teilweise sofort Geldspenden und Naturalien (Ostereier, Süßigkeiten), vor allem sammeln sie aber am Karsamstag um 12.00 Spenden ein. Im Gegensatz zu den im ÖVA-Kommentar für viele Gebiete Österreichs verzeichneten besonders ausführlichen Sprüchen mit Osterwünschen und Gabenbitten, sagen die St. Pauler nur: „Die Ratschenbuam bitten um a kloans Ratschergeschenk”. Die Originalfragebögen zum ÖVA nennen diesen Spruch für weite Teile Oberösterreichs. So fehlen präzise Hinweise auf die Ebenseer Sprüche. In St. Paul erhält jeder Bub eine geringe Geldsumme für das Ratschen; nach den Ostertagen wird für die Mitwirkenden eine Jause (Leberkäse und Limonade) veranstaltet. Der Rest der Spenden wird für Ratschenholz, Pfarrjugend und Kirchenausstattung, besonders aber für die Kinderkrebshilfe am St.-Johann-Spital (LKH) verwendet.
Viele Katholiken kennen heute das Ratschen nur mehr als Gebetszeichen in der Messe, nicht aber das Ratschen in den Straßen. Sie empfinden es teils als störend, teils als unzeitgemäß, teils als komisch. Wieder andere halten den Verkündigungsgedanken des Gewährsmannes für sehr wertvoll und sehen das Ratschen als mögliche Form dafür an. Andere sind der Meinung, dass man die Form ausfeilen bzw. zeitgemäßer gestalten sollte. Für eine zeitgemäße Form gab es unterschiedliche Vorschläge, aber auch keine konkreten Vorstellungen. Andere wollten, dass die Ratscher in Tracht auftreten, was in den 1980er Jahren nicht so war, heute aber für viele selbstverständlich ist. Die Sprache dieses Brauches ist also nicht mehr allgemein verständlich, seine Funktion und Notwendigkeit nicht mehr allgemein anerkannt. Im Laufe der letzten Jahre wurde er im Sinne des Salzburger „Brauchtums”-Verständnisses stilisiert und organisiert.
In kleinen Landgemeinden war eine Aufsicht über die Ratschenbuben einst nicht notwendig, denn die Buben unterlagen ja der direkten sozialen Kontrolle durch die Dorfbewohner, den Mesner und den Geistlichen. Ausschreitungen wären direkt bestraft worden. Das Ratschen an sich wäre darüber wohl nicht in Frage gestellt worden. So erzählte der Gewährsmann, dass es in seiner Jugend bereits zum guten Ton gehörte, um 5 Uhr früh nur auf den Straßen, nicht aber im Hausflur, zu ratschen. Die Ratschenpassen, damals 4 – 8 Burschen, wollten durch Schabernack ihre Ehre als Ratscher nicht gefährden.
1990 wäre es in St. Paul auch beinahe zu Missverständnissen mit der Methodistengemeinde gekommen. Der Methodistengeistliche und seine Gemeinde fühlten sich durch das ihm unbekannte Ratschen bei der Karfreitagsandacht gestört, der Geistliche kam auf die Straße. Als er den Vers der Buben hörte, dankte er aber für ihr Engagement. So können in einer pluralistischen Gesellschaft schon Missverständnisse über äußere öffentliche Formen auftreten, auch bei Gruppen, die einzelne Glaubensinhalte (Bedenken des Kreuzestodes Jesu Christi am selben Tag zur selben Zeit) gemeinsam haben.
Aber nicht nur die Sprache der Bräuche wird nicht mehr allgemein verstanden, auch ihre zeitliche Fixierung entspricht nicht mehr dem Jahres- und Alltagsablauf aller Mitglieder einer mobilen Gesellschaft. So wird das Ratschen heute als mögliche Form der Bewusstseinsbildung nach innen und der missionarischen Wirkung nach außen verstanden. Es erhält ein breites Spektrum von Bedeutungen und Funktionen in den unterschiedlichen Kreisen der Gesellschaft.
Für viele junge (zugewanderte) Familien ist das Ratschen Möglichkeit, zu anderen Familien Kontakt zu finden und Freundschaften anzuknüpfen. Für sie hat das Ratschen in St. Paul einen Heimat schaffenden, Identität fördernden und kommunikativen Aspekt.[778] Ähnliche Aspekte treffen auf einen großen Teil der Pensionisten in der Pfarre zu. Sie sprechen von „schönen alten Bräuchen, die es heute nicht mehr gibt”, und freuen sich über das Ratschen. Dabei hat die Hälfte der befragten Personen das Ratschen erstmals in St. Paul erlebt, die andere Hälfte es in Jugendzeiten in den Heimatgemeinden in jeweils anderer Form gesehen.[779] So hat auch heute ein neu eingeführtes, brauchähnliches Geschehen für viele Menschen wichtige soziale Funktionen und Bedeutungen.
Wie vielfältig heute die Aspekte neu geschaffener Bräuche sein und werden können, hat Hans Schuhladen deutlich in seinen Arbeiten über das Perchtenlaufen in Bayern aufgezeigt.[780] Auch Innovationen verdeutlichen, schaffen und stützten soziale Beziehungen und Bindungen. Ebenso schaffen sie scheinbare räumliche oder historische Kontinuitäten, die der Selbstdarstellung und dem Selbstverständnis des Einzelnen wie auch einer Gemeinschaft dienlich sind. Mit Ausnahme der nichtvorhandenen Ausschließlichkeit und Allgemeingültigkeit können so auch Innovationen alle Funktionen traditioneller Bräuche übernehmen.
Die katholische Kirche hat in der Geschichte wie heute immer einen großen Spielraum für örtliche Sonderformen geschaffen. So ist es auch nicht notwendig, das Ratschen bei der nächstfolgenden (Dekanat, Diözese) Stelle zu melden. Das Ratschen in St. Paul hat auch schon in vielen Pfarren Interesse erregt und auch Nachahmer gefunden (Koppl, Eugendorf, St. Michael in Steyr, Traun). Die nächsten Jahre werden zeigen, ob sich daraus wieder Traditionen entwickeln werden.
Der Karfreitag stellt das Gedenken an die Gefangenschaft, Geißelung und Verurteilung Jesu Christi dar. Er erinnert an seinen Kreuzweg und Tod.
In der Barockzeit wurden „Ölbergandachten”, die die Todesangst Christi im Garten Gethsemane und den Verrat des Judas nachempfanden, am Gründonnerstag abends oder am Karfreitag gehalten. Orte der Andachten waren Altäre in den Kirchen, Kapellen der Kreuzwege, aber auch große Ölbergaufbauten in Bruderschaftskapellen, in denen die Bruderschaftsmitglieder das Geschehen spielten. Sie alle fielen unter die Colloredo-Verbote.
In Wagrain gab es 1964 in einer Waldkapelle noch die Ölbergandacht, zu der man so weit gehen sollte – „Ölberggehen” –, dass der eigene Hof nicht mehr sichtbar war. In Bischofshofen dauerte der „Ölberggang” am Abend zwei Stunden und führte zu einer Weidekuppe in der Hoferau. Dabei wurden der Kreuzweg und der Schmerzhafte Rosenkranz gebetet.[781]
Während in den romanischen Ländern auch die Verehrung des Gekreuzigten, die bei uns nur in der Andacht am Karfreitag üblich ist, theatralisch dargestellt wurde, blieb bei uns die Grabverehrung im Vordergrund. Das Christi-Leiden-, Marter- oder Maschda-Singen, ein Umzugssingen als Vorstufe zum Spiel, ist in Südostösterreich am Karfreitag gebräuchlich. Von Kärnten kam es vermutlich schon im Mittelalter mit den Bergleuten auch ins Großarltal, wo es in der Nacht zum Karfreitag und Karsamstag in Großarl noch durchgeführt wird. Die ältesten Aufzeichnungen dazu sollen aus dem 14. Jahrhundert stammen und auf ein Passionsspiel hinweisen, wie es in einer Schülerarbeit von 1954 heißt. In Großarl wird in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag und in jener auf Karsamstag gesungen: „Nach einer kurzen Ölbergandacht und Verehrung des heiligen Kreuzes treten die Sänger vor dem Pfarrhofe zusammen und mit Schlag acht Uhr beginnt der Vorsänger ... mit dem früher üblichen Nachtwächterruf ‚Ihr Herrn merkt auf und lasst euch sag'n ...', worauf die übrigen Sänger einfallen und die dazugehörige Strophe singen. Am Ende des Liedes spricht der Vorsänger: Gelobt sei Jesus Christus und alle antworten In Ewigkeit Amen. Die jeweilige Strophe wird sechsmal an verschiednen Orten ... und zwar der Kirchgasse entlang, am Dorfplatze und am Ende des alten Dorfes liegen, ... wiederholt. Da wird nun ab acht Uhr abends bis vier Uhr morgens jeweils eine Strophe gesungen ... ” Dafür gibt es zweimal neun verschiedene Strophen, die die Leidensgeschichte erzählen, hier als Beispiel die Strophe für Karfreitag zwei Uhr früh: „Am Stamm des Kreuzes tut Jesus schon hangen / der niemal kein Übel keine Sünd hat begangen. / Nur unsere Sünden tun ihn ans Kreuz binden. / Betrachte Christi Pein allein. / Hat zwei Uhr g'schlag'n.” In der Nacht auf Karfreitag singen die Bauern und in der Nacht auf Karsamstag die „Dörfler”, die Handwerker im Dorf.[782]
Das Altenmarkter Leiden-Christi-Singen soll 1958/59 seit 100 bis 150 Jahren bestanden haben. Ein anderer Schüleraufsatz spricht von der Einführung 1760. Der Altenmarkter Lehrer und Dichter Gruntner verfasste die Verse und baute auch das „Gruntner-Kripperl”. 1954 wurde das Leiden-Christi-Singen auf Initiative der Katholischen Jugend mit 12–15 Burschen, von der Kirche ausgehend zur Hirten- Kapelle, weiter über den Markt, zu verschiedenen Häusern und zurück zur Kirche, wo es mit der Anbetung um 24 Uhr endete, wieder begonnen. Verboten worden war es 1938. 1958 begann es am Gründonnerstag nach der kirchlichen Feier vor dem Schulhaus um 20 Uhr; 50–60 Männer aus allen Berufsständen und allen Altersgruppen s vierstimmigen Chor, der um den ganzen Markt herum ging und bis ein Uhr sang, „früher wurde es bis vier Uhr früh gemacht”. In Altenmarkt sind für jede Nacht sieben vierteilige Strophen vorhanden, die sich für Wechselgesänge eignen; hier die Gruntner-Strophe für Karfreitag Mitternacht: „Hat 12 Uhr gschlagn! / Pilatus sprach das Urteil / weil das Geschrei zu groß / es musste Jesus sterben / Barabas ließ man los. // Die Unschuld musste leiden, / viel Schmach und Todespein, / Die Bosheit hat gesieget / der Spott war noch zu klein. // Es musste Jesus tragen / das Kreuz zur Schädelstätt / das ihn vor lauter Schwere / zur Erd gedrücket hätt. // O Mensch kommt und weinet / wie groß ist euere Sünd? / was Jesus musste leiden / damit ihr Gnade dind't.//” 1961 waren offenbar bereits weniger Sänger: „Bei uns in Altenmarkt ist wohl einer der schönsten Osterbräuche das Leiden-Christi-Singen am Gründonnerstag und Karfreitag. Dazu ziehen 30 und noch mehr Männer singend durch den Ort. ... Männer von 18 – 70 Jahren, es wird jede Stunde eine andere Strophe gesungen. Bei verschiedenen Häusern wird ein Ständchen gemacht, dafür wird ihnen eine kleine Jause gegeben.”[783]
Eine im Pinzgau und Lungau übliche Karfreitagsarbeit war das „Merken” der jungen Schafe, die durch Schnitte im Ohr das Hofzeichen, die „March”, bekamen; Am Karfreitag sollte diese Wunde nicht mehr verheilen und gut sichtbar bleiben. Die Frauen steckten an diesem Tag die Zwiebelsaat und andere Gemüsepflanzen in den Acker. Auch die Obstbäume und andere Ackerpflanzen sollten am Karfreitag gepflanzt werden. Arbeit der jungen Burschen war das Sammeln und Aufschichten des Holzes für das Osterfeuer.[784]
Einen ersten Höhepunkt erlebte die Heilig-Grab-Verehrung bereits im 4. Jahrhundert und erneut ab dem 10. Jahrhundert mit den Kreuzzügen zum Heiligen Grab in Jerusalem. Dieses war im 4. Jahrhundert von der Heiligen Helena entdeckt worden; ihr Sohn, Konstantin der Große, ließ darüber 326 die oft kopierte Grabkirche erbauen und die Fernwallfahrten zum Heiligen Grab begannen. In der Zeit der Kreuzzüge wurde das Heilige Grab in Jerusalem zum Zentrum der Glaubenskämpfe. Grabpartikel waren kostbare und heiß begehrte Objekte der religiösen Verehrung. Von Italien ausgehend erfuhr die Heilig-Grab-Verehrung ab dem 12. Jahrhundert volkstümliche Ausgestaltungen. Im 15. Jahrhundert erlebte sie einen volkstümlichen Höhepunkt in Tiro und wurde von dort weithin vorbildlich. Der Besuch der Heiligen Gräber ebenso wie die 40-stündigen Grabwachen wurden viel geübter Brauch. Karfreitagsoratorien, Grabmusik und Christi-Leiden-Singen entstanden für die unterschiedlichen Stände. Christi-Leiden- Singen und Passionsspiel sind seit dem 13. Jahrhundert im Kirchenraum üblich und kamen im 15. Jahrhundert unter bürgerlichen Einfluss.[785]
In Gegenreformation und Barock entstanden schließlich eine Fülle von Heiligen Gräbern, kunstvoll mit Öllampen und Wasser gefüllten Schusterkugeln beleuchtet, oft mit Wassermechanik und Theaterprospekten versehen. Das Heiligen Grab in Höglwörth steht dafür als Beispiel. In St. Peter wurde 1997 das einstige barocke Grab wieder entdeckt und erfreut sich nun in der linken Seitenkapelle großer Beliebtheit. Im Salzburger Dom ist ein Heiliges Grab von 1545 bezeugt; die Generalvisitationen von 1658–1683 geben Hinweise auf die Fülle Heiliger Gräber im Land, etwa die Grabwache der Dürrnberger Bergleute.
Die Salzburger Corporis-Christi-Bruderschaft errichtete in der Roten Bruderschaftskapelle in der Kaigasse ein Grab, vor dem die Mitglieder, als römische Wächter verkleidet, Wache hielten. Blumengebüsche, Öl und Fackeln wurden jährlich dafür angeschafft. Die Grazer Ölbergbruderschaft errichtete im Grazer Dom einen Springbrunnen mit gefärbtem Wasser und lebenden Fischen, die aus Triest eingeführt wurden. Die ganze Ölbergkapelle des Grazer Domes wurde mit einem Ölberg in Bühnenbildtechnik ausgestattet, auf dem die Bruderschaftsmitglieder, ehrsame Professoren, Kaufleute und Handwerker, Passionstheater spielten. Die büßende Magdalena zog Studenten scharenweise an und erregte öffentliches Ärgernis. In Tirol, Salzburg und Oberösterreich entstanden Fastenkrippen in Kapellen, die nach dem Verbot die verbotenen Heiligen Gräber, Passions- und Prozessionsspiele aus Kirche und Dorf in die Häuser übertrugen. (1712 Phillipsbergkapelle in Schwanenstadt OÖ, Kalvarienbergkapelle in St. Moritzen bei Telfs, Kurzkapelle in St. Johann/T). Die kleinste Form dieser Passionsspiele und Gräber finden wir in der Andachtsgraphik und den daraus abgeleiteten Hinterglasbildern.
Die Heiligen Gräber wurden mit Ölbergspielen, Geißler- und Kreuzzieherzügen, Ratscherumtrieben und Heiliggrabwachen 1782/83 von Kaiser Joseph II. und in der Folge – über kaiserliche Weisung – auch vom Salzburger Erzbischof Collordeo verboten. Auch diese Äußerungen der Volksfrömmigkeit erschienen den Aufklärern als wenig Andacht fördernd, denn „auf dem Land würde mit dem Hl. Grab sehr oft Spiel und Gaukelei getrieben, was nur die Andacht stören und das Allerheiligste entehren müsse ... die auf das hl. Grab verwendeten Kosten seien beträchtlich und könnten für andere Zwecke verwendet werden”. So reagierte Dr. Boenike, ein wichtiger Berater des Erzbischofs, in einem Rundschreiben an das Konsistorium, das schließlich das Generale vom 4. April 1783 erließ. Damit wurden „die bisher gewöhnliche Grabtheater oder sonstige unter dem Namen des hl. Grabes vorkommenden Verzierungen mit gefärbten Kugeln, Öllampen, ... Kerzen ...” verboten. 1784 wurde allerdings wieder ein kleines Grab in Form einer Tumba an einem Seitenaltar gestattet. 1785 wurde schließlich eine Abbildung des Heiligen Grabes im Dom an Seelsorger als Beispiel verteilt.[786] Im 19. Jahrhundert lebten die nicht vernichteten Gräber im Zeichen des Pietismus wieder auf. Im 20. Jahrhundert erlebten sie bereits kleiner Einbrüche, um schließlich mit der Reform der Osterliturgie zwischen 1951 und 1955 ganz zu erlöschen.
Rund um das Jahr 2000 erlebten viele der noch erhaltenen Heiligen Gräber eine Renaissance. Der Salzburger Landtagsabgeordnete Michael Neureiter, selbst Theologe, setzte sich für die Dokumentation besonders ein. 2003 griffen das Museum Traunstein und das Barockmuseum in Salzburg dieses Thema auf und veranstalteten eine große Doppelausstellung zum Thema „Sein Grab wird herrlich sein – Heilige Gräber als Zeugen barocker Frömmigkeit”. Unter anderem verzeichnete die Ausstellung für Salzburg folgende teilweise bzw. ganz erhaltene Heilige Gräber in: Guggenthal bei Salzburg, im Stift St. Peter, wie den Pfarren Maxglan, Mülln, St. Andrä und St. Elisabeth. Im Flachgau: Bergheim, Elsbethen, Grödig, Lamprechtshausen, Maria Bühel, Mattsee, Neumarkt, Strasswalchen. Im Tennengau: in nahezu allen Kirchen mit Ausnahme der Gründungen des 20. Jahrhunderts. Besonders beeindruckend ist das Heilige Grab in Maria Dürrnberg, bei dem ehemalige Knappen noch Wache halten. Im angrenzenden Bayern sind von besonderem Interesse das ehemalige Stift Höglwörth/Pfarre Anger (alle 3 Jahre; wieder im Mai 2004), Laufen (2001 Wiederaufstellung), Reith im Winkl (2003 Eröffnung des restaurierten, sechs Meter hohen Grabes), Ulrichshögl, Tittmoning.[787]
Bemerkenswert ist die Häufung der Heiligen Gräber im Tennengau. Sie hat vermutlich zwei Ursachen: erstens war im Tennengau durch die Dürrnberger Bergleute ein großes Potential an kunstfertigen Menschen vorhanden; die Handwerker im Berg, allen voran die Geodäten bzw. Markscheider, die erfahren in der Herstellung technischer Präzisionsgeräte waren und vielfach die Mechanik (Seilmechanik wie Wasserbetrieb über Zahnräder) für Heilige Gräber, Krippen und Guckkästen erzeugten. Dürrnberger Bergleute und Salinenarbeiter erzeugten in Heimarbeit (dezentraler Manufaktur) auch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts den „Halleiner Tand”, der über den Verleger Oedl sowohl nach Berchtesgaden wie nach Gröden (zur Überarbeitung) geliefert wurde und auf den internationalen Spielzeugmärkten Absatz fand. Sie waren also erfahrene Holz- und Feinhandwerker. Dazu wurden auf den Tennengau und Pongau wegen der hohen Zahlen der Protestanten in jenen Gauen im 17. und 18. Jahrhundert besondere Anstrengungen der Rekatholisierung und Religionskontrolle angesetzt. Das heißt also, die Entstehung der Heiligen Gräber war dort vermutlich besonders gefördert worden und ihre Anfertigung war auf Grund der vorhandenen Spezialisten besonders leicht.
Ein barocker Grabprospekt ist unter anderem im Museum Saalfelden erhalten. Am Sektor der Guckkästen und Vitrinen für den privaten Gebrauch entstand eine Füllung kunsthistorisch unterschiedlich bedeutsamer Darstellungen. Für die Volkskunde sind sie alle, ob „handwerklich qualitätvoll” oder nicht, Zeugnisse gelebter privater Frömmigkeit und populärer Ästhetik ihrer Zeit. Auch im Hinterglas-Genre wurden Heilige Gräber im 18. und 19. Jahrhundert dargestellt, sie ersetzten vor allem nach den Verboten der Aufklärung im eigenen Hause die verbotenen Grabaufbauten in den Kirchen und waren auch für die ärmere Bevölkerung erschwinglich.
Auf Initiative des Salzburger Heimatwerkes entstanden in den letzten Jahren kunsthandwerklich und in Laienarbeit nach dem Vorbild spätbarocker Andachtsgegenstände gestaltete kleine Heilige Gräber, Fastenkrippen, Arma-Christi-Kreuze, Abendmahl- und Ölbergszenen zur persönlichen Andacht und Dekoration der Wohnungen. Daneben entwickeln sich auch moderne Entwürfe und Sinnbilder.
Der folgende Zeitungsbericht erzählt über das Heilige Grab in Höglwörth, in der Nähe des im 19. Jahrhundert so benannten „schönsten Dorfes” Bayerns: „Anger/Höglwörth. Das Heilige Grab von Höglwörth ist eines der letzten großen barocken ‚Herren-Gräber' Bayerns. Es füllt den ganzen Altarraum aus und hat auch einen Vorgarten. Nach dreijähriger Pause wird heuer (2001) in der Gemeinde Anger in der ehemaligen Klosterkirche das seit 1652 nachgewiesene Heilige Grab wieder errichtet. Die Heiligen Gräber ... waren bis zur Liturgiereform im Jahre 1958 in fast allen wichtigen Kirchen üblich. Mit der Auferstehungsfeier endeten dann die Anbetungsstunden am Heiligen Grab. Das Heilige Grab von Höglwörth kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, denn im 18. Jahrhundert wurde es vom damals zuständigen Salzburger Erzbischof eine Zeitlang verboten [Anm.: Ka.: Offensichtlich wurde das Grab nicht eingezogen sondern versteckt und hat das Verbot dadurch überlebt. Nach folgendem Text bestand das Grab um 1840 dann wieder und erlebte Mitte des 20. Jahrhunderts eine weitere Abschaffung].
Nach Einführung der Osternachtsfeiern wurden ab 1958 die bisher so beliebten Auferstehungsfeiern abgeschafft. In Höglwörth hatte man diese Feiern einige Male am Ostersonntag nachgeholt, schließlich aber fallen gelassen und auch fünf Jahre das Heilige Grab nicht mehr errichtet. Auch später, als die Klosterkirche gründlich renoviert wurde, konnte dieses alte Zeugnis der Volksfrömmigkeit nicht mehr errichtet werden. Passionierte Männer der Umgebung, allen voran der alte Mesner Hans Fegg, setzten sich für den Fortbestand ein. Es ist eine Ehre, zum Kreis der rund 20 Männer zu gehören, die unentgeltlich am Aufbau mitarbeiten, der eine Woche vor den Kartagen beginnt. Im 1840 erfuhr das Heilige Grab von Höglwörth eine wesentliche Verfeinerung: Drei Bauernsöhne der Umgebung haben sich da bleibende Verdienste erworben. Unter anderem wurde damals ein drehendes Sonnenrad, ein Springbrunnen und bewegliche Wächter eingebaut. Im Laufe der Zeit hat sich durch den häufigen Auf- und Abbau das Bundwerk [Anm. Ka.: die in den Altarraum hinein gestaffelte Zimmermannskonstruktion in der Art von Theaterkulissen, welche die bemalten Prospekte trägt] sehr verschlissen.
Durch den Nachbau im Jahre 1989 wurde ein wichtiger Beitrag zum Fortbestand geleistet. Sehr wichtig ist auch, dass durch einen Fachmann 1992 genaue Pläne erstellt werden, was bei einem eventuellen Verlust des Bundwerkes einen Nachbau ermöglichen würde. Im vergangenen Jahr wurde durch einen treuen Gast aus dem Rheinland das große Kreuz [Anm. Ka.: es ist überlebensgroß, mit Lampen besteckt und schließt den Aufbau ab] in 40 Arbeitsstunden gründlich überholt. Schwierig ist es auch, die gläsernen Kugeln [Anm. Ka.: mundgeblasene Glaskugeln, in der Art der „Schusterkugeln”, die mit buntem Wasser gefüllt, das Licht der kleinen Öllampen reflektieren] zu bekommen, wenn trotz großer Vorsicht mal eine zu Bruch gehen sollte. Nach dem Abbauen es heiligen Grabes helfen rund zehn Frauen beim Waschen der Kugeln [Anm. Ka.: zu denen auch die historischen hölzernen Aufbewahrungsmulden erhalten sind] und Reinigen der Kirche.
Die ganze Aufmachung ordnet sich um das eigentliche Grab mit dem Leichnam Christi. Darüber befindet sich das drehende Sonnenrad, das Engel umkreisen. 172 Öllampen, von denen 84 hinter den gefärbten Glaskugeln und 50 am großen Kreuz leuchten, zieren das Grab. Durch die Verdunkelung entsteht so eine einmalige Atmosphäre in der Kirche. Die Anbetungsstunden finden am Karfreitag von 11 bis 19.30 Uhr und am Karsamstag von 12 bis 17 Uhr statt. Wegen des erwarteten großen Besucherandrangs aus der Region und dem Salzburger Land übernimmt die Feuerwehr Anger wieder den Ordnungsdienst. H. B.”[788]
1989 hat die Autorin das Heilige Grab in Höglwörth am Karfreitag und am Ostermontag besucht. Am Karfreitag war die Kirche über mehrere Stunden mit betenden und Schaulustigen überfüllt, die mit privaten Autos und in Autobussen kamen. Dennoch war die Stimmung in der Kirche ruhig und feierlich und VorbeterInnen wechselten sich ab. Der bunt beleuchtete Grabaufbau in der völlig abgedunkelten Kirche wirkte sehr beeindruckend. Ganz anders dagegen war der Eindruck des kleinen, elektrisch beleuchteten Heiligen Grabes in Ulrichshögel, das, reich geziert mit Hortensien, in der leicht erleuchteten Kapelle wie die noch in den 1950er Jahren weithin üblichen Heiligen Gräber wirkte. Barocker Pomp und seine Wirkung wurden der Autorin dabei eindringlich bewusst. Über Heilige Gräber berichten die Schülerarbeiten unter Richard Treuer nichts mehr.
Aus dem Generalmandat vom 27. März 1779 erfahren wir insgesamt über die Feier der Karwoche und deren auch von den Aufklärern geförderte Handlungen: „... die, vom Anbeginne des Christenthums bis auf unsere gegenwärtige Zeiten vor Ostern beachtete Fasten, an die in der letzten Fastenwoche gehäuften Andachten, Predigten und Trauergepränge, und an das Kirchengebot der österlichen Communion, welche vermöge ihrer Einsetzung schon vordersamst als ein Gedächtnißmahl des Leidens und Versöhnungstodes Christi anzusehen ist.”[789]
Das Generalmandat vom 27.3.1779 ist unter anderem im Archiv des Pfleggerichtes Werfen erhalten.[790] Der Grundtenor entspricht der erwünschten Konzentration auf die Kerninhalte der Religion: Erneuerung der Religion, deren Verbreitung den Geistlichen aufgetragen wird. „Wir würden über Mißbräuche und Ausartungen bey den gottseligsten Anstalten uns weniger zu beklagen haben; .... wenn die Christen bey ihren religiösen Handlungen den Geist des Evangeliums und der Kirche ihr vorzüglichstes Augenmerk zu richten bedacht wären: allein die vielfältige Erfahrung zeigt uns leider nur zu oft das traurige Widerspiel.” (Seite 2)
Doch auch der wirtschaftliche Aspekt kommt darin zum Tragen, wenn es auf Seite 3 heißt: „Nun dann, Diener der Religion, die ihr Uns in Unserer schweren Hirtenbürde durch Teilnehmung an der über alles wichtigen Seelsorge zu unterstützen verpflichtet habt! ... warnet die euch anvertrauten Gemeinden vor solchen Greueln, ... belehret die gewinnsüchtigen Gewerbeleute, die derley Unordnungen als eine Nahrungsquelle ansehen, daß ein solches auf Kosten der Gottseligkeit erworbenes Geld ihnen nur zum Verderben und zur Verdammniß seyn wird ...”.
Das Verbot von 1779 – „Verboth der Passionsspiele und der Mummereyen bey Charfreitags- und anderen Prozessionen” – wurde bereits von Schöttl in Auszügen veröffentlicht, es wendet sich gegen den „unfugvollen Missbrauch” und „die durch Schauspiele erkünstelte flüchtig vorbeigehende Rührungen” in die „das ganze Heer thörichter Leidenschaften” gemischt ist.[791]
Hier der aus dem Generalmandat stellenweise ergänzte Text:
„Ein vor andern auffallender und für das Christenthum entehrender Missbrauch sind die sogenannten Passionsspiele und mit verkleideten Personen haltende Passionsprocessionen, welche noch vor wenig Jahren beynahe in allen Städten und Märkten unseres Erzbisthums am Charfreytage aufgeführt wurden und in einigen dessen Bezirken annoch aufgeführt werden. Ein seltsameres Gemenge von Religion und Possenspiel kann nicht leicht erdacht, oder gesehen werden: zu gleicher Zeit, als ein Theil der Schauspieler die betrübten Auftritte des Leidens Christi auf das beweglichste vorzustellen bemüht sind, und bey aller ihrer Ernsthaftigkeit schon öfter aus Plumpheit und Unverstand ins Lächerliche und Possierliche verfallen; erscheinen ganze Rotten in Juden-, Teufels- und anderen Larven verkappte Possenreißer, die das zuschauende Volk durch tausenderley Muthwillen und ausgelassenste Gaukeleyen zu dem brausendsten Gelächter verleiten. Und hiemit sind auf einmal alle fromme Eindrücke, welche die bedeutungsvollen Cäremonien der heiligen Charwoche, das rührende Klaggepräng in den gottgeweihten Tempeln, die eifrige Predigten gemacht haben möchten, alle diese Eindrücke und Erweckungen sind aus den Herzen auf einmal herausgerissen, die zärtlich bekümmerte mütterliche Einladungen der heiligen Kirche zu kindlichen Bußthränen und aufrichtige Bekehrungen schallen ungehört; die Gotteshäuser sind leer und verlassen; das öffentlich ausgesetzte Allerheiligste steht ohne Anbether da; das zur Lustigkeit und Gelächter vorbereitete Volk füllt die Wirths- und Zechhäuser von unten bis oben an; die Saufgelage dauern bis in die späte Nacht fort; die nach Hause taumelnden Trunkenbolde erfüllen Strassen und Felder mit ihrem Jauchzen und Schandgeschreye; auf das neue kreuzigen die den Sohn Gottes, und haben ihn zum Spott; beynahe buchstäblich machen sie den gekreuzigten Christum den Juden zur Aegerniß und den Heyden zur Thorheit; und geben den Freygeistern und Religionsspöttern Anlaß, das katholische Christenthum dem beissendesten Gespötte und Hohngelächter wie im Triumphe bloß zu stellen.”[792]
Im 4. Jahrhundert galten die drei Tage (Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag) nach der 40-tägigen Fastenzeit bereits als „triduum crucifixi, sepulti, suscitati”; sie stellen die chronologische Abfolge des Heilsgeschehens „gekreuzigt, begraben, auferstanden” dar. Der Karsamstag erhielt bereits im 12. Jahrhundert österliches Gepräge, ist aber heute laut Ritenkongregation „Tag tiefster Trauer”.[793]
Von der Taufwasserweihe am Karsamstag wird noch heute vielfach geweihtes Wasser in einer Flasche mit in die Haushalte genommen. Auf den Bauernhöfen wurde das Wasser auch zur Segnung des Viehs verwendet. Der „Weihbrunn” durfte niemals leer werden. Heute sammeln viele Pfarren leere Maresi- und Essigflaschen, Jungschar oder Frauenrunden bemalen sie und dann werden sie gefüllt mit Weihwasser in der Nähe des Weihwasserbehälters gegen Spenden bereitgestellt.
Der Brauch einer eigenen Osterkerze in der Ostervigil taucht im 4. Jahrhundert in Piacenza auf und findet sich im 7. Jahrhundert auch in den Titelkirchen Roms, im 11. Jahrhundert im Lateran. Die Zerstückelung der Osterkerze zur Erzeugung der Agnus-Dei-Kapseln, die der Papst als besondere Gabe verschenkt, gibt es aber schon seit dem 5. Jahrhundert. Das Einsenken der Osterkerze ins Taufwasser existiert seit 1000. 1951 wurden viele ältere Bräuche rund um die Osterkerze wieder eingeführt: der frühmittelalterliche Brauch des Verzierens der Osterkerze mit dem Alpha und Omega (Beginn und Ende; findet sich erstmals im 7. Jahrhundert in Spanien und zieht von dort nach Norden). Die Jahreszahl wird seit dem 9. Jahrhundert der Osterkerze zugefügt (Herkunft ungewiss: 7. Jahrhundert Rom oder 9. Jahrhundert Frankreich). Der altchristliche Brauch des Entzündens von Kerzen der Gläubigen an der Osterkerze ersetzte die öffentliche Feuerweihe. Seit 1951 ist auch die Osterkerze das Zentrum der Lumen-Christi-Prozession am Beginn der Osternachtfeier. Der Ostermorgen, das leere Grab und die Erscheinung Jesu vor den Jüngern werden im Johannes-Evangelium beschrieben (20, 1–24).[794] In Salzburg wurde das Wachs für die Osterkerze – ebenso wie die Sterbe- und Schauerkerzen für die Haushalte – zu Mariä Lichtmess (2. Februar) geweiht.[795]
Osterfeuer sind Holz- und Reisighaufen oder -stapel auf weithin sichtbaren Höhen bzw. in der Nähe von Bauernhöfen, die auf Privatinitiative nach der Auferstehungsfeier am Karsamstag (oft mit dem vom kirchlichen Osterfeuer mitgebrachten Funken) als Freudenfeuer entzündet werden. Eine Sonderform stellen in manchen Teilen des Lungaus die Osterfeuer dar: 4–6 m hohe „Kästen” in der Form eines Pyramidenstumpfes, die von 7–8 Burschen in zweiwöchiger Arbeit aus Holzstämmen und Brettern gezimmert, genagelt und mit Reisig gefüllt werden. Aber auch im Lungau gibt es die Reisigfeuer, von denen auch gerne brennende Räder den Hang hinunter gerollt wurden.
Eine Schülerarbeit aus Radstadt beschreibt das für den Pongau 1952/53: „Bei Bergbauern ist es Brauch, ein unbrauchbares Wagenrad mit Stroh zu umflechten und mit Petroleum zu begießen, das dann am Osterfeuer entzündet wird und den Hang hinunter gerollt wird, dies geschieht zu Ehren der heiligen Katharina, die ja zu Tode gerädert wurde, um Fürbitte zu erlangen, dass im ganzen Jahr am steilen Hand bei den Wagen und bei der Arbeit kein Unglück passiert. In noch früherer Zeit war es Brauch, dass mit der Entzündung des Osterfeuers an den Bergen im Tal die Prozession begann mit Kerzen, Laternen, Fackeln und Lichtern um die Felder, wobei gebetet wurde und die Lichter erst mit Tagesanbruch erlöschen durften ...”[796] Eine Schülerin berichtete 1966 über die Reisig-Osterfeuer in Mauterndorf im Lungau: „... In diese steckt man den Palmbuschen (vom Vorjahr), schneidet von einem geweihten Holzscheit Späne und zündet das ganze mit dem geweihten Osterlicht an. Während der Palmbuschen brennt wird gebetet. Später werden einige Spiele, wie z.B. Drittabschlagen gemacht. Ist das Feuer schon ziemlich klein, springen Burschen und Mädchen paarweise darüber. Früher hieß es: ‚Springet Buben und Dirnen, damit euch beim Traidschneiden das Kreuz nit weh tut'. Anschließend wird getanzt."[797]
Für den Pinzgau werden kaum Osterfeuer berichtet, dafür wird vereinzelt nach der Auferstehungsfeier am Ortsplatz mit Raketen und Böllern geschossen. Im Lungau wurden die Osterfeuer von allen Höfen errichtet, unter Böllerschüssen um Mitternacht entzündet, danach gab es in den Morgenstunden – gegen vier Uhr früh – eine Jause aus Kuchen, Kaffee und Aufschnitt. Danach wurden auch glühende Reifen die Hänge hinunter gerollt oder getanzt. Bis zu 150 Feuer leuchteten über den Höhen und für den ganzen Lungau sollen es 1956/57 bei 700 gewesen sein. Im Pongau (Vögei/Forstau) wurden die Osterfeuer am Karsamstag streng bewacht und erst um 3 Uhr früh des Ostersonntags unter Böllerschüssen und Abschießen von Leuchtraketen entzündet, da um diese Zeit Christus auferstanden sei. Gelingt es fremden Burschen, ein Osterfeuer früher zu entzünden, ist das eine Schande für den Besitzer. Wer allerdings dabei erwischt wird, wird „hergeschlagen mit Knitteln oder mit Jauche beschüttet”. Nach dem Pöllerschießen wird ein Rosenkranz gebetet, danach Spiele gespielt und schließlich gibt es im Morgengrauen am Hof noch eine Jause.
Am Ostermorgen schießt um 1957 im Lungau der Moarknecht noch „Tagrewell” (gemeint ist wohl „Reveille”, französisch: Erwachen; militärisch: Tagwache) mit drei bis vier Böllerschüssen. Der Lungau hatte eine besondere Freude am Böllerschießen, denn aus den Schüleraufsätzen geht auch hervor, dass der Moarknecht beim Mittagessen an den Osterfeiertagen wie am Oktavsonntag (Weißen Sonntag, Kleiner Ostersonntag) beim Essen die Bratlschüsse abgeben musste. Auf manchen Höfen wurde an diesen Tagen auch jeder „Weichgeher” mit einem Böllerschuss begrüßt.[798]
Auch im Pongau wurde zum Osterfeuer 1958 geschossen: „... Die Pöller werden auf eine kleine Anhöhe nebst dem Hause gebracht, ... Am Karsamstag zu Mittag wird der erste Schuss zum Feierabendmachen abgelassen. Als die Auferstehung noch am Karsamstag nachmittags war, wurde auch um 2h und 3h geschossen. Jetzt wird nur mehr von 12h mitternachts bis 3h früh geschossen. ... Die Osterfeuer werden von den älteren Kindern der Bauernfamilien zusammengetragen aus Tannen-, Fichtenreisig, Knütteln, don den ausgeschnittenen Obstbaumästen und wenn vorhanden auch Wacholderstauden. Angezündet wird es meist vom Vater selber am Karsamstag abends um 10h. Es ist immer eine Freude für alle Dorfbewohner wenn von allen Höhen die Osterfeuer die Dunkelheit durchbrechen.”[799]
Diese Schüleraufsätze zeigen im Gegensatz zu zeitgleicher „volkskundlicher” wie „Brauchtums“-Literatur, dass bei der religiösen Bevölkerung des Lungaus auch die religiöse Bewertung des Osterfeuers trotz Nationalsozialismus und Volkskunde erhalten geblieben war. Auch war das Osterfeuer zwischen 1949 und 1966 dort nicht nur ein Ereignis für wenige Jugendliche, sondern für die gesamte Bevölkerung.
Inwieweit sich in den Osterfeuern auch vorchristliche Bräuche erhalten haben, ist heute schwer zu sagen. Die seit dem 19. Jahrhundert übliche (vermutlich geht sie von den Brüdern Grimm aus) und in der NS-Zeit propagierte Zuweisung zu einer germanischen Göttin „Ostara” bzw. einer keltischen Göttin „Easter” ist heute als nationalromantische bzw. politische Fehlleistung erkannt. Die NS-Zeit förderte Osterfeuer als germanische Relikte und gemeinschaftsbildende Fanale von der SS ausgehend bis in alle Unterorganisationen und gab dazu Schulungshefte heraus.[800] Im benachbarten Tirol etwa dienten Osterfeuer während der NS-Zeit auch zu Geheimtreffen des katholischen Widerstandes.
Allerdings berichtete bereits der Heilige Bonifaz 739 über die Osterfeuer der Germanen, deren Bräuche er auszurotten versuchte. Etwa seit dieser Zeit weiht auch die Kirche das Osterfeuer. Diese Osterfeuer – seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 vor der Osternachtsfeier unspektakulär vom Geistlichen vor den Kirchen geweiht – davor sowohl vor dem Auferstehungsgottesdienst als auch in der Früh des Karsamstag vom Geistlichen entzündet und gesegnet. Viele Bauern und ihre Söhne ließen darin unterschiedlich gebundene Holzbündel (geklobene Scheiter bzw. Späne auf Drahtreifen gefädelt oder wie Besen auf Stangen – Großarltal, z.B.[801] gebunden) ankohlen, um damit das Herdfeuer zu heizen bzw. Späne mit Palmen als Kreuze gebunden in den Acker zu stecken; z.B. heute im Lungau nicht mehr, aber in Steiermark und Kärnten noch üblich. Im Pinzgau wurden Baumschwämme auf Drahtringe gefädelt und mit einem Handgriff versehen, aber auch „Weichprügel” an langen Stangen befestigt.
Eine Schülerarbeit aus Stuhlfelden von 1964/65 schildert die Veränderungen: „Im Jahre 1957 war in Stuhlfelden die letzte Feuerweihe mit den Feuerprügeln. Das Feuertragen mit dem Holzprügel war für die Burschen immer ein großes Erlebnis. Es gingen gewöhnlich Burschen im Alter von 8–16 Jahren Feuer holen. ... Es wurde gewöhnlich 7–14 Tage vor dem Karsamstag ein Holzprügel von einem Baum geschnitten. Zum Feuertragen musste man einen Hartholzprügel haben ... Eschen-, Buchen- oder Ahornbäume ... Dann wurde der Holzklotz zu einer bestimmten Form zugeschnitten und zugehackt. Nachher wurde er in die Nähe des Ofens gestellt, damit er schön trocken und dürr wurde. Dann wurde er an einem Stecken angemacht, damit man ihn leichter tragen konnte. [Anm. Ka.: die Skizzen in den Schularbeiten zeigen sowohl waagrecht als auch senkrecht an Stangen montierte Prügel] ... Die Weihe fand um 7 Uhr (am Karsamstag) auf dem Platz hinter der Kirche statt. ... Dann kam der Pfarrer mit den Ministranten und weihte das Feuer. ... fuhren die Burschen mit den Prügeln in das Feuer. Hier kam es unter den Burschen manchmal zur Rauferei, denn jeder wollte als erster den Prügel im Feuer haben. ... Aber der Mesner griff meistens Streit schlichtend ein. ... Es war ein schöner Anblick, wenn man die Burschen mit dem Feuer in verschiedenen Richtungen nach Hause gehen sah. Das ... war gar nicht so leicht ... Das Haus des Feuerprügels wurde gehackt. Dann wurde in jeden Ofen und Herd ein Stück Holz gelegt ... Dies tat man zum Schutz gegen die Gewitter im Sommer. ... Vor sieben Jahren hat man dann das Feuertragen mit der Kerze eingeführt. ... Die Feuerweihe findet von 23–24.00 Uhr statt. Anschließend wird die Ostermette gefeiert, nachher kann man sich das Feuer bei einer großen Kerze, die vorne am Altar steht, holen. ... Diese Kerze wird dann bei Gewitter zum Schutz angezündet ..."[802]
Heute entzündet der katholische Priester am geweihten Osterfeuer die Osterkerze, mit der er dann feierlich in die Kirche einzieht und dreimal „Lumen Christi” singt, wobei die Kirchenbeleuchtung langsam eingeschaltet und die verhüllenden Velen von den Kreuzen entfernt werden. Danach geben Ministranten das geweihte Licht an die Osterkerzen der Gläubigen weiter. Im Salzburger Dom, dessen Hochaltarbild den Auferstandenen zeigt, ist diese Auferstehungsfeier besonders eindrucksvoll, da beim Wegziehen des Fastentuches der auferstandene Christus vom Altar in den Himmel zu schweben scheint und durch die Apsisfenster der Oster-Vollmond über der Festung leuchtet. Die kleinen Osterkerzen für die Haushalte werden heute vielfach von der Jungschar, der Legio Mariae oder der Katholischen Frauenbewegung verziert und gegen Spenden vor den Kirchen angeboten. Vielfach wird und wurde das Osterfeuer auch mit Laternen und Wachsfackeln nach Hause getragen. In vielen Orten (Obersteiermark, Lungau) wird, während der Pfarrer das „große Osterlob” singt, mit Böllern geschossen.
Seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts werden die Osterfeuer immer weniger. Vielfach sind andere Wirtschafts- und Lebensformen dafür Ursache, denn im bäuerlichen Lebensraum wurde bei den Osterfeuern das Schwendtholz des Frühjahres verbrannt und auch die dabei tätigen Bauernburschen hatten Zeit dafür. Heute mit anderen Ausbildungsformen, Nebenerwerb und Mobilität bleibt weniger Zeit dafür. Zudem werden heute andere Formen der Kompostierung, der Hackschnitzelerzeugung bzw. des Umweltschutzes angewandt. Vielfach gibt es daher nur mehr ein Osterfeuer in jeder Gemeinde, das von mehreren Vereinigungen und Privaten im Ort gemeinsam aufgerichtet wird (z.B. Salzkammergut oder Flachgau). Viele Gemeinden haben gar kein Osterfeuer mehr. Die Region der häufigsten Osterfeuer in Europa ist Nord- Ostdeutschland; im Internet stellen sich die Gemeinden, auch die Feuerwehren und Ortsgemeinden dar und geben Tipps zur sicheren Handhabung und Hinweise zur offiziellen Anmeldung.
Osterfeuer sind heute auch in vielen Regionen anzeigepflichtig und unterliegen den jeweiligen ortspolizeilichen Verordnungen bzw. den Umweltschutz- und feuerpolizeilichen Gesetzen der jeweiligen Landesgesetze. Während für die traditionellen Osterfeuer im Lungau keine Meldepflicht besteht und deren Standorte und Errichtung als „alter Brauch” eingestuft und auch private Gartenfeuer erlaubt sind, üben andere Gemeinden strengere Kontrollen aus. Bemerkenswert ist die große Zahl der privaten Osterfeuer etwa in der Viechtau (OÖ). Vielfach ist es auch so, dass in kleinen Gemeinden ein Großteil der Männer bei der Feuerwehr und in verschiedenen anderen Vereinen mitwirkt und daher – durch die Mitglieder – ein Großteil der Feuerwehr auch bei so einem Ereignis inoffiziell anwesend ist. Jedenfalls ist seit Jahrzehnten im Bewusstsein der Bevölkerung verpönt, was noch in den 1960er und 1970er Jahren vielfach üblich war, nämlich alte Autoreifen, Altöl, Benzin und Ähnliches in Osterfeuern zu verheizen.[803] Damals waren Osterfeuer zwar über viele Kilometer hin sichtbar, auch ebenso weit durch ihren üblen Geruch und die Schadstoff-Emissionen bemerkbar. In Regionen mit vielen Osterfeuern kontrollieren auch Gendarmerie und Bezirkshauptmannschaft die ordnungsgemäße und gefahrlose Abwicklung.[804]
Das Böllerschießen in der Osternacht wird nur noch vereinzelt geübt, war aber, wie bei den Osterfeuern beschrieben, in der Mitte des 20. Jahrhunderts noch häufig. Die Osterspaziergänge – „Emmausgänge” – haben sogar in Goethes Faust Eingang gefunden. Auch die Osterritte – „Emmausritte” – sind mit dem Abkommen der Pferde im Alltag verschwunden. Mit der Vermehrung und Häufung der Reitställe werden sie stellenweise zum touristischen Spektakel, vielfach aber zum privaten Osterausritt am Ostermontag.
Das Wort „Emmausgang” ist eigentlich eine Verballhornung von „eben aus gehen”, nämlich ins freie Feld hinaus, und hat mit dem Gang der Jünger nach Emmaus im Osterevangelium nichts zu tun, obwohl es volksetymologisch darauf bezogen wurde. Im Lukas-Evangelium (NT, LK 24, 13–35) wird berichtet, dass Jesus zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus erschien und ihnen seine Auferstehung glaubhaft machte; „Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.”
Das Böllerschießen unterlag den verschiedenen Verboten der Aufklärungszeit, den Verboten in Kriegszeiten und unter Fremdherrschaft. Im Lungau sollen die Böllerschüsse beim Osterfeuer im Jahr 1797 (auch 1808 genannt) sogar die Franzosen vertrieben haben, die sich von allen Seiten umringt und eingekesselt glaubten.[805]
Als Relikt barocker Passions- und Osterspiele ist auch das oben beschriebene Leiden- Christi-Singen zu bezeichnen. Nach dem St. Gallener Passionsspiel von 975 ist für unsere Region das des Augustiner Chorherren-Stiftes Herrenchiemsee aus dem 13. Jahrhundert zu nennen; es findet sich in dieser Zeit in allen geistlichen Orten. Eine der ältesten Heilig-Grab-Anlagen stammt aus Kößlarn von 1481 und steht wohl mit den Spielen in Verbindung. Im steirischen Benediktiner-Kloster St. Lambrecht wurden bereits um 1200 deutsche Lieder in das Passionsspiel eingeschaltet, das heißt, dass es bereits große Wirkung auf die Bevölkerung ausübte. Das Münchner Passions- und Osterspiel des 14. Jahrhunderts sowie die Südtiroler Spiele dieser Zeit kennen bereits eine Fülle deutscher Texte und Lieder für eine Vielzahl von Rollen. In der Gegenreformation waren diese Spiele sehr volkstümlich; sie waren bereits als „Einort-” oder „Bewegungsdramen” für das dörfliche oder städtische Umfeld konzipiert, wie Leopold Kretzenbacher zeigte. Das spätbarocke Pinzgauer Passions-Spiel (Handschrift im Salzburger Museum Carolino Augusteum) wurde vermutlich für Maria Kirchenthal geschrieben und vom Salzburger Komponisten Cesar Bresgen inhaltlich gekürzt (u.a. wurden die Kreuztragung und die Sterbeszene eliminiert), im Sinne nationalsozialistischer Volkstumspflege bearbeitet und mit Volksliedern angereichert. Nach ersten Versuchen in Großgmain wird die „Salzburger Passion” seit 1983 vereinzelt in den Wallfahrtskirchen Großgmain und Maria Kirchenthal aufgeführt. Im Mittelpunkt steht das „Loferlied” aus dem Besitz einer Holsteiner Familie, deren Vorfahre – Claas Schütt – 1598 nach mehrjähriger Gefangenschaft in St. Martin bei Lofer geflohen war.
Unter Maria Theresia – in Bayern 1770, in Salzburg 1779 – wurden die Spiele im Zuge der Reformen der Aufklärung verboten. Wenige Spiele, wie das Oberammergauer von 1633, haben nach den Verboten wieder ein Aufleben gefunden.[806]
Die vielen im Mittelalter entstandenen Mess- und Andachtsspiele, in lateinischer Sprache von Lateinschülern und Chorknaben aufgeführt, (Bamberger Osterspiel 10. Jahrhundert) erhielten bald komische Einschübe in deutscher Sprache (Benediktbeuern 13. Jahrhundert; erster deutscher Text St. Gallener Passion) und gingen am Ende des Mittelalters aus der Kirche auf den Dorfplatz hinaus. Schon im 12. Jahrhundert beschwerten sich die Augsburger Bürger darüber, dass Schüler an den derben Osterspielen in der Kirche teilnehmen durften. Daneben breiteten sich seit dem 11. Jahrhundert reich ausgestattete Sakramentsgeleite mit den Orden von Spanien über Europa aus. Daraus verwoben sich in der Gegenreformation Fronleichnams- und Karwochenprozessionen mit Figurationen der Leidens- wie der Praecursorengeschichten, die in den Städten von Klerus, Adel und Bürgerschaft dargestellt und am Lande als Holzplastiken auf Tragbühnen mitgetragen wurden. So stellte unter anderem auch in Salzburg im 17./18. Jahrhundert die Corporis-Christi-Bruderschaft in der Karfreitagsprozession auf Schauwägen das Leiden Christi dar.
Im Lungau wurden in Tamsweg 1961/62 noch an jedem Freitag in der Fastenzeit Bittgänge zur Wallfahrtskirche St. Leonhard geführt, die dort mit einer Kreuzwegandacht endeten.[807]
Groß war in der Barockzeit die Fülle von Gegenständen zur persönlichen und häuslichen Andacht. In der Volkskunst wirkten diese Darstellungen bis ins 19. Jahrhundert fort. Ecce-homo-Bilder, Schmerzensmann, das auf dem Kreuz schlafende Christuskind („Ich lieg allhier alswie ein Kind, bis ich aufsteh und straf die Sünd”), apokryphe Formen wie „Christus im Kerker”, „Christus in der Rast”, „Herrgott auf der Wies” (vom mittelhochdeutschen wize = Pein, Tortur) bzw. „an der Geiselsäule” erfreuten sich in Österreich und Bayern großer Beliebtheit. Teils gingen die Darstellungen von Wallfahrtskirchen und deren Andenkensgraphik, teils nur von graphischen Blättern aus und fanden Nachahmung vom Hinterglasbild bis zum Öldruck, in der Kleinplastik, in den Klosterarbeiten („Eing'richt” oder Andachtskasteln). Mater dolorosa, Arma Christi, Jesus am Ölberg und das letzte Abendmahl, Kreuzabnahme und Beweinung zählten zu weiteren beliebten Motiven.
„Die Weich”, der Weihkorb für die Segnung der Speisen, ist weit verbreitet und auch Menschen wichtig, die sonst keine enge Beziehung zur katholischen Kirche haben. Die Speisenweihe wurde ebenfalls 1964 für den Österreichischen Volkskundeatlas[808] erhoben. Im Folgenden werden diese Ergebnisse wiedergegeben und mit heutigen Bräuchen verglichen. 1964 werden Körbe, Ledertaschen (die alten Fleischzöger) und Einkaufstaschen genannt, die immer mit einem reinen Geschirr- oder Tischtuch ausgelegt und seltener auch bedeckt sind. Für Hollersbach heißt es über den Korb: „früher Eierkorb mit Henkel oder großer Korb auf dem Kopf getragen, an den Seiten Eingriffe”. Im Flachgau wurde Korb oder Tasche mit einem weißen, unverzierten „Speißkorbtuch”, am Dürrnberg und in Badgastein mit einem Weiß in Weiß gestickten Osterlamm, im Pinzgau mit der Decke, die während des Jahres über den Hausaltar über dem Esstisch bedeckt oder mit großen bunten – „dem schönsten” – Kopftuch. Im Lungau und Pongau wird selten ein Tuch verwendet, wenn, dann ein rein weißes; aus Altenmarkt im Pongau heißt es: „Als Decktuch ist das geweihte Speisentuch üblich. Es ist aus weißem Leinen, am Rande bestickt und hat an den Ecken Quasten”. Die Tücher werden über den Korb gelegt. Die unbedeckten Körbe, aus denen das Butter- oder Biskuitlamm herausschaut, werden häufiger erwähnt. Sie waren oft nach einer bestimmten Ordnung einräumt, unter anderem: um das Lamm oder Brot mussten die Eier gelegt werden, darunter das Fleisch, rundherum die Brote. Das in fast allen Fragebögen von 1964 erwähnte Kuchenlamm war bis in die 1980er noch durchgehend ausschließlich angezuckert, trug einen Buchsbaumzweig im Maul und hatte oft ein rotes Halsband. In den letzen Jahren ist es oft mit Zuckerguss oder Schokolade glasiert und manchmal mit Streusel oder Smarties dekoriert.
Seit den 1970er Jahren wurden über Heimatwerke, Schulen und Vereine die gestickten Weihkorbdecken in der Art der Kärntner, Steirischen und Oberösterreichischen Exemplare in den Museen gefördert. Seither sieht man, von Jahr zu Jahr ansteigend, in den Kirchen Salzburgs und des Salzkammergutes eine Fülle gestickter Weihkorbdecken. Ebenso gefördert wurde das kunstvolle Einbinden großer Henkelkörbe in der Art der „Almfaschtel”, der am Kopf getragenen Senninenkörbe, wie sie bis um 1900 noch üblich waren. Diese Form wird bei der Erhebung von 1964 nur für Tweng im Pongau erwähnt, dort heißt es: „Weihpackl wurde früher von der Moardirn am Kopf oder vom Großknecht getragen.” Die „Moardirn”, die oberste Magd wird, auch in Lessach, Ramingstein, Unternberg und Wassering im Lungau als Trägerin des Weihkorbs erwähnt; dort wird sie am Hof mit Böllerschüssen empfangen und zahlt dafür dem Moarknecht einen Liter Bier oder Wein (Unternberg). Im Lungau muss allerdings der Butterstock, umringt von den Eiern, aus dem offenen Weihkorb herausschauen. Einkaufstaschen sieht man heute kaum noch in Salzburg. Aus Morzg wird 1964 gemeldet, dass ein Hof noch „wie früher das Versehgang-Tischtuch als Decktuch für den Weihkorb” verwendete. In Fusch an der Glocknerstraße wurden Weihkorb und Weihkorbträger mit Krepppapier geschmückt und der Weihkorbträger erhielt eine zusätzliche Jause aus dem Weihkorb. Aus Schwaighof im Pongau heißt es: „Früher trugen die Wirtsleute [Anm. Ka.: d.h. die Hofinhaber] einen Korb, in dem die Speisen besonders angeordnet waren, zur Weihe. In der Mitte war ein würfelförmiger Butterklotz (schön verziert), auf dem ein Osterlamm mit Osterfahne stand. Die äußerste Umrandung bildeten die Eier. Der Korb wurde auf dem Kopf getragen”. In Neuberg trug „früher” die Magd den Weihkorb zur Kirche. Dreimal wird in den Fragebögen erwähnt, dass früher einzelne Personen, „ärmere Leute” oder kleine Haushalte die Weihspeisen in eine Serviette oder ein Kopftuch eingeknotet zur Kirche trugen.
Der Weihkorb enthält die traditionellen Osterspeisen: Rauchfleisch, Räucherspeck und Selchzüngerl, Schwarzbrot, weißes Osterbrot, Eier (in Salzburg bis in die 1960er häufig ungefärbte Eier; sehr häufig die Antlass-Eier vom Karsamstag), Butter, Salz, häufig Pfeffer, häufig Viehsalz und Kren sowie ein Biskuit- oder Rührteiglamm, Gugelhupf und/oder Torte. An Sonderformen bzw. Bezeichnungen für die Osterbrote nennt der ÖVA für 1964: „Gestichelte Osterfladen” (Oberndorf); „sogenannte Osterbrote (Milchbrot)” (Nußdorf/Haunsberg); Osterzopf aus Germteig (Hof, Eugendorf); Schlögel und Striezel im Flachgau; Osterfladen im Salzkammergut und im Pongau; Pinzgauer Flecken oder Scheibenbrot – ebenfalls ein Fladen; „Fochezenbrot” (ein Fladen aus Eier- Milch-Hefeteig) in Neukirchen am Großvenediger, Hollerbach und Bramberg; im Pongau häufig ein Fladenbrot aus Milch-Eier-Germteig. Neuerdings, das heißt seit der Mitte der 1990er Jahre, finden sich in allen Bäckereien schon während der Fastenzeit die aus Steiermark, Kärnten, Krain und Italien übernommenen Pinzen im Angebot, dazu Briochehasen, welche die Osterzöpfe und -kränze aus Milchbrotteig mit den eingebackenen Eiern verdrängen.
Die Butter für den Weihkorb wird häufig geformt. Sie wird aus Modeln mit Segenszeichen geschlagen, als verzierter Striezel (Flachgau, händisch geformt und mit dem Löffel gestaltet, aber auch mit dem Spritzsack gespritzt), als Lamm oder „Stock” aus einem Model geschlagen (Tennengau), frei modeliert oder wie im Lungau zu einem Weihstock aufgebaut, für den der Sockel aus einem Model (Pyramidenstumpf) geschlagen wird, daran werden Ecksäulen gelegt und ein Lamm darauf gebaut. Das Lamm wird aus dem Model geschlagen und danach noch mit krauser Butter aus der Kartoffelpresse verziert. Im Pinzgau werden viele Butterformen für jeden Weihkorb genannt: Osterlämmer, Kühe, Pferde, Ochsen, Model mit Segenszeichen oder Blumen. Im Lammertal werden auch Fische und Tannenzapfen gemodelt. Vereinzelt wird den Butterlämmern noch eine Kreuzfahne beigegeben. Auch aus den handelsüblichen Butterpaketen werden vielfach diese Butterformen im Haushalt erzeugt. In Großarl wurde das Butterlamm laut ÖVA 1964 oft bereits durch eines aus Gips ersetzt, weil es als Zierde auf dem unbedeckten Korb stehen muss. „Früher” erhielt auch der Pfarrer dort ein Butterlamm von den Bauern.
Vereinzelt wird als Weihkorb-Inhalt genannt: Äpfel (Obersching), Honig (Lungötz im Lammertal), entweder der fertige Schweinsbraten für den Ostersonntag oder das rohe Fleisch für die Mittagsmahlzeit.
Sie findet heute in Salzburg im Wesentlichen nach dem Gottesdienst am Ostersonntag statt und dazu auch nach der Osternachtfeier am Karsamstag. Die Weihkörbe werden während des Gottesdienstes vor dem Altar bzw. dort, wo es noch einen Chorschranken, ein „Speisgitter”, gibt, vor oder auf diesem aufgestellt, in kleinen Kirchen auch auf Seitenaltären. Heute (2003) behalten in größeren Ansiedlungen, wo nicht mehr jeder jeden kennt, viele Frauen die Weihkörbe auch bei sich in der Kirchenbank. Viele Menschen legen noch immer besonderen Wert darauf, dass das Weihwasser beim Sprengen auch tatsächlich ihre Körbe erreicht. Die Worte der Segnung sind unterschiedlich. Am häufigsten werden nur die Speisen pauschal genannt und gesegnet, vereinzelt werden sie einzeln aufgezählt und gesegnet. Häufig ist zu beobachten, dass sich Menschen bei der Segnung der Speisen selbst bekreuzigen, sowie sich auch viele bei der Aspersion im Rahmen der Messe nicht verbeugen, sondern bekreuzigen.
Im gesamten Flachgau, dem Tennengau und dem Bezirk Salzburg-Umgebung werden 1964 auch Speisenweihen vor den Gottesdiensten in der Sakristei bzw. beim Chorschranken erwähnt (ab 7 Uhr, spätestens um 8 Uhr, Thalgau ab 5 Uhr früh). Im Pinzgau heißt es in den Angaben oft, dass „früher” die Weihe vor der Frühmesse am Ostersonntag stattfand.
Der Inhalt des Weihkorbes wird bis heute als Vorspeise zum Mittagsmahl am Ostersonntag, als erste Festspeise nach der Fastenzeit und am Abend der beiden Osterfeiertage verzehrt. Dort, wo 1964 Weihen in aller Frühe vor den Gottesdiensten stattfanden, wurden die Speisen von Frauen oder Kindern zur Kirche gebracht und vor dem Frühstück verzehrt, bevor die Familie ins (spätere) Hochamt ging. Heute geschieht das vielfach so mit den am Karsamstag bei der Osternachtsfeier geweihten Speisen. Die Abfälle und Brösel werden ins Herdfeuer geworfen oder vergraben bzw. von einzelnen Personen, die dazu keine Möglichkeit haben, dem Mesner für die Grube beim Altar, für Abfälle von Geweihtem, gebracht. Die Osterspeisen gelten als Unheil abwehrend und Segen bringend. Bis heute werden Weihspeisen besonders feierlich verzehrt.
Häufig erhalten auch die Patenkinder etwas aus dem Weihkorb. „Fremde Kinder” und Patenkinder erhalten im Pinzgau oft Eier aus dem Weihkorb. In Fusch an der Glocknerstraße ließ man 1964 für jedes Patenkind einen Osterfleck und drei Eier weihen. Im Lungau kamen 1964 die Patenkinder am Nachmittag des Ostersonntags bzw. am Osterdienstag (Ramingstein, danach werden „Rasenspiele mit den Kindern gespielt”) „zur Weich” zu ihren „Göden”. Aus dem Pinzgau hören wir von 1967, dass nach der Osternachtfeier in den Scheunen Osternester für die Kinder versteckt wurden, in denen sie Osterflecken, Eier, Zuckerl und Schokolade fanden. Auch die Paten brachten am Karsamstag-Nachmittag den Patenkindern Flecken, die vereinzelt als „Seelstück” bezeichnet werden und Eier. Die runde Form der Flecken wurde den Kindern als Symbol für die Hostie erklärt, die Bezeichnung „Seelstück” erinnert noch an die alte Bedeutung der Totenspende.[809] Die Nationalsozialisten hatten daraus Sonnensymbole gemacht.
Im Schuljahr 1967/68 berichtet eine Schülerin aus Mariapfarr im Lungau über das „Wechgeah”: dazu werden Patenkinder, Verwandte und Freunde schon in der Fastenzeit eingeladen. Am bestimmten Tag, am Ostersonntag oder Weißen Sonntag bzw. Kleinen Ostersonntag, geht man mit einem Geschenk („Kaffee, Zucker, Wein u.dgl.”) zum Gastgeber. Dort erhält man Nudelsuppe mit Würsteln, Weihfleisch mit Kren, Butter, Brot und Eier, Bratl und Kuchen. Danach werden Haus und Hof besichtigt. Vor dem Heimgehen gibt es Kaffee und Torte. Anschließend kommt eine Schüssel mit gefärbten Eiern auf den Tisch und Patenkinder „tutschen” mit den Paten und dürfen die nicht gebrochenen Eier bzw. die zerbrochenen des Gegners mitnehmen. Anschließend erhalten die Patenkinder „kleine Geschenke, Schürzerl, Hemderl u.dgl. und verabschieden sich dabei”. 1949 gab es im Lungau noch eine feste Rangordnung für das Eierpecken oder Eiertutschen: „Der Moar mit der Moardirn, der Ochser mit der Viehdirn, Rosser mit Sendrin und der Hirta mit der Hausdirn”; die beiden Schreiber betonen: „Auf diese Art und Weise werden bei uns im Lungau jetzt die Ostern gefeiert”.[810] Aus Hüttau erfahren wir, dass die Dienstboten „früher” 3–5 geweihte Ostereier bekommen mussten. Mehrfach wird angegeben, dass mit den geweihten Eiern nicht „gepeckt” werden durfte.
Auf Bauernhöfen erhält das Vieh am Ostersonntag Viehsalz und Brot aus dem Weihkorb, dazu Palmkätzchen vom geweihten Palmbuschen und vielfach dazu auch Weihwasser von der Wasserweihe am Karsamstag. (In Hintersee, gemischt mit dem geweihten Viehsalz vom Stefanitag, zusätzlich auch vor dem Almauftrieb.) In den Weihkorb kommen vereinzelt auch Kukuruz (Henndorf am Wallersee, St. Jakob am Thurn), Getreide (Großarl, Badgastein) oder Hafer (Rauris) für die Hühner. In Zinkenbach wird den Hühnern Weihbrot gegen den Habicht gegeben. Vielfach erhalten die Hühner die Schalen der geweihten Eier.
„Die Weich” gilt und galt also als besonders heilsam und Segen bringend. Auch wenn man sie heute vielleicht nicht mehr in derselben Weise für heil- und schutzkräftig hält, so hat sie ihre spirituelle Bedeutung behalten und wird als positives Symbol und Segenszeichen verstanden. Das Salz aus dem Weihkorb gilt als besonders segensreich; es wird in eigenen Gefäßen aufbewahrt und zu besonderen Anlässen gegessen.
Als Symbole des Ostersonntags stehen der aus dem Grab auferstandene Heiland in Siegerpose mit der Kreuzfahne in einer Hand und mit der anderen auf seine Brustwunde (den tödlichen Lanzenstich, der bei Jesus den bereits eingetretenen Tod zeigte) zeigend oder das Osterlamm mit der Kreuzfahne als Symbol des Auferstandenen. Es ist in vielen Kirchen als apokalyptisches Lamm (nach der Offenbahrung des Johannes) ausgeführt und sitzt auf dem Buch mit den sieben Siegeln. Wie bekannt und beliebt das Osterlamm auch in der Volksfrömmigkeit und der mit ihr verbundenen Volkskunst war, zeigen berühmte Objekte in den Österreichischen Museen, z.B.: das Brixner Osterlamm auf einem Tiroler Federkiel-Gürtel, eine „Geldkatz” aus dem 19. Jahrhundert, im Besitz des Österreichischen Volkskundemuseums.
Heute stehen die feierlichen Hochämter am Ostersonntag für Katholiken im Zentrum des Tages. Vielfach bieten Kirchenchor und -musik, Blasmusik und Schützen an diesem Tag alles auf, was sie an Prunkentfaltung und Darbietungen zur Verfügung haben. Das Osterlamm oder der Auferstandene mit der Kreuzfahne zieren die entsprechenden Podeste auf alten Hochaltären oder stehen auch auf den modernen Volksaltären. Wo kein barockes Lamm mehr vorhanden ist, erfüllen neuerdings Biskuitlämmer denselben Zweck (Steinbach/A). Für den Ostersonntag sind auch die Gräber auf den Friedhöfen festlich geschmückt und wer ein Familiengrab direkt bei der Kirche hat, geht nach dem Festgottesdienst hin, um eine Kerze anzuzünden. Statt der einst üblichen Beichtzettel verschenken heute viele Pfarren gedruckte Osterbildchen an die Gläubigen und mancher Pfarrer teilt geweihte Ostereier an seine Ministranten, an die Kinder in der Kirche oder die künftigen Erstkommunionkinder des Jahres aus. In manchen Pfarren verteilt auch die Katholische Frauenbewegung kleine gebackene Osterlämmer an die Kinder. Die Osterfreude und das gegenseitige Wünschen bringt oft auch in Stadtpfarren die Menschen einander näher. Im Salzburger Dom fallen oft italienische Gäste der Osterfestspiele auf, die Körbe mit roten Eiern zur Weihe bringen, da offenbar die Hotellerie zwar viel, aber nicht alles bieten kann.
Das Osterei, als Ei bereits Sinnbild neuen Lebens, stand schon im Hochmittelalter als Symbol für das Osterfest. „Ovum pascalis” nannte sich eine mittelalterliche Predigtsammlung in Salzburg. In Klosterrechnungen des Mittelalters finden sich die ersten Belege für Ostereierfarben (rot und blau) und für das Verschenken von Ostereiern. Das Ei zählte ja einerseits zu den verbotenen Speisen während der Fastenzeit und andererseits war Ostern der Termin des Eierzinses an die Grundherrschaft. So wurde es zur vorrangigen Osterspeise und reich verziert als Geschenk zum Zeichen der Auferstehung und Erneuerung.
Als Ostereierstrauch kam es erst in unserem Jahrhundert in Österreich in Mode. Im 16. Jahrhundert entwickelten flämische Protestanten den Eierbaum als Ostersymbol. Er war gleichsam der Ersatz für die ganze barocke Bilderwelt der Katholiken, für die Leidensgeschichte, Osterlammdarstellungen und die Statuetten des auferstandenen Heilands, die das Osterwunder verkündeten. Um 1900 breitete er sich, propagiert von Nationalen und Romantikern, immer mehr nach Süden aus und während der NS-Zeit wurde er als „neutrales” bzw. „deutsches” Ostersymbol empfohlen.
Der Eierstrauch ist aber längst nicht mehr die einzige Osterdekoration. Gärtner, Floristen und die Trend bestimmenden Bastel- und Frauenzeitschriften bringen jährlich wieder eine neue Fülle an jahreszeitlicher Dekoration hervor, die das Stadtbild, die Gastronomielokale und Auslagendekorationen bestimmen: Frühlingsblumenarrangements, Holzdekorationen in der Art der Kinderbücher der 1920er und 1930er Jahre, Heufiguren, Kränze und Arrangements aus naturfarbenen Eiern und Hühnerfedern, Buchsbaum und Traubenhyazinthen in verzinkten Gefäßen, Primel- und Birkenarrangements zur Freude der Augen, der Allergiker und der Hautärzte.
Das Eierfärben geschah vor allem am Gründonnerstag, aber auch noch am Karsamstag. Heute kaufen viele Haushalte bereits gefärbte Eier in Geschäften und auf Märkten. Der Österreichische Volkskundeatlas hat im Fragebogen 4 auch nach der Verwendung von Ostereiern gefragt (Ausgabejahr 1964). Zum Eierfärben hat sich in den Antworten eine breite Palette an Möglichkeiten ergeben, die zwischen „traditionell” und „modisch” schwankt. Vielfach wird dabei die damals (1960er) als „traditionell” bzw. „veraltet” angesehene, aber neben käuflicher Farbe noch praktizierte, Methode des Färbens mit Zwiebelschalen in fast allen Fragebögen genannt,[811] die sich im Sinne des Traditionsbewusstseins in den letzten 10 bis 15 Jahren wieder sehr verbreitet hat und auch in Kreisen, die sich als „authentizitätsbewusst” und „puristisch” deklarieren, zum unabdingbaren „must” zählt. Ob durch Styling oder Familientradition intendiert, ergeben die in Zwiebelschalen eingebundenen und oft noch mit Frühlingsblumen oder Gräsern belegten Eier je nach Sorte der braunen Zwiebeln bzw. nach Beigabe von Essig und Salz, Marmorierungen zwischen hellem Beige, sattem Fuchsrot bis zu Dunkelrot. Mit Speck oder Öl poliert, erinnern sie an Holz- und Marmorstücke.
In den Fragebögen werden viele Kräuter und Gräser als Auflagen für Muster in Reservetechnik genannt. Ortsbezeichnungen werden nur dann zugefügt, wenn es sich um Einzelnennungen handelt bzw. wenn regionale Häufungen auftreten: Schlüsselblumen und „Eierkräutel” (das ist: Kälberkropf/Pfarrwerfen, Wasserkraut/Badgastein und St. Johann/Pongau, Schafgarbe/St. Johann im Pongau, bzw. fallweise als Sammelbegriff für alle verwendeten Sorten. Die häufigsten Nennungen sind Schafgarbe und Eierkräutel, sie ergeben einen gelbgrünen Abdruck); Frühlingskerbelkraut; Krokusse (Achtung: psychoaktiv!); Leberblümchen; Veilchen; Schusternagerl, das ist Wiesenenzian (besonders Lungau); Kleeblätter und Brunnenkresse (Lofer); Schafgarben- und Frauenmantelblätter (Pinzgau); Berberitzenrinde (gelb); Priestlscharte (rot; Wirkung unbekannt); Pferdebohnen-Hülsen (violett, Durchfallgefahr!) (alle drei Hollersbach); dunkle Stockmalve (lila; Badgastein); Frühlingssafran (Achtung: psychoaktiv! Lungau); junge Schirling-Blätter (Achtung: giftig! Muhr). Auch mit Seife (Schleedorf) sowie in Fette getauchtem Federkiel (Ennswald) wurden Ornamente auf die Eier gezeichnet, die dann Reserven (Muster, welche die Farbe nicht annehmen) ergaben.
Weitere natürliche Färbemittel waren der Kochsud von Roten Rüben (Nußdorf); Heidelbeerkompott (Gerling); Kaffee (St. Veit); Späne von Zwetschkenholz (Mattsee); Blüten der Schlüsselblume, die ein zartes Gelbgrün ergeben (Seekirchen; heute ist aus Umweltschutzgründen die Verwendung solcher Mengen von Blüten sehr zu überdenken!); Baumrinden (Faistenau); Rinden von Ginster (Achtung: giftig!) und Weißdorn (Leogang) ergibt Gelb; Stammöl (Rigaus); Plätt- und Rauschgold (Rigaus). Auch das „Franck-Kaffee-Papier” (Grödig; Achtung!) wird erwähnt, eine Weiterverwendung, die etwa beim Färben von ausgeblasenen Eiern mit ausgelaugten Papierservietten heute in Kindergärten und Schulen eine Fortsetzung findet. Aus heutiger Sicht ist zu betonen, dass unter den genannten Pflanzen einige giftig oder bedenklich sind und Wirkstoffe der Pflanzen beim Kochen vom Ei aufgenommen werden. Eine Nachahmung ist daher erst nach genauer Information zu empfehlen; moderne Eierfarben entsprechen heute dem Lebensmittelgesetz![812]
Daneben scheinen käufliche Farbpulver und Färbepapiere auf, sehr häufig Abziehbilder. Vereinzelt werden Bemalungen genannt. Häufig kommen Ritz- (das Auskratzen mit Nadel oder Redisfeder) und Ätzzeichnungen (mit Salzsäure und Feder) vor. Vereinzelt wird das Bemalen mit Wasserfarben und käuflichen Eierkreiden genannt. Rot ist, neben den Zwiebelfarben, die häufigste Farbe, danach folgen blau und grün, selten violett. Die heute sehr beliebte Wachsreserve-Technik, bei der Muster mit heißem Wachs vor dem Färben auf die Eier gezeichnet und getropft werden, wird nicht genannt.
In den letzten 30 Jahren ist das Bemalen von – vor allem ausgeblasenen – Eiern über Bastelhefte, Abendkurse, Kindergarten-, Schul- und Vereinsinitiativen zur Mode geworden und die Techniken sind kaum überschaubar. Serviettentechnik, Wachsreserve, Artischockentechnik, das Umhäkeln mit Gipürenmustern, das Umwickeln mit Perlenschnüren werden besonders über Kurse und Handarbeitsgeschäfte verbreitet. Daneben finden sich Wachsapplikationen in der Art der Kreuzstichmuster, tatsächlich Kreuzstickereien auf Leinen, die mit gewebten Bändern oder Posamentrieware auf die Eier montiert werden. Kunstvoll bemalte Eier aus mundgeblasenem Glas oder Keramik, keramische Eier in geschnittener Durchbruch-Technik, Eier mit filetierten Blattgerüsten beklebt, Marmor- und Halbedelstein-Eier und asiatische Massenware aller Arten finden sich in Kunsthandwerksgeschäften wie bei Diskontern. Auf den beiden Salzburger Grünmärkten auf der Schranne wie am Universitätsplatz werden seit den 1950er Jahren sudentendeutsche Eier, die in Lackfarben mit Blumenmustern verziert sind, verkauft; seit einigen Jahren erhält man dort auch polnische und russische Holzeier in traditionellen Bemalungen. Jährlich lassen sich neue Trends feststellen. Auch die so genannten „Salzburger Techniken”, die Verzierung von ausgeblasenen Eiern mit Gewürzen, Perlen, Goldbouillondraht und Seidenbändern beziehungsweise mit Seidenblumen und Seidenbändern, sind in den einschlägigen Geschäften wie am Bricollage-Sektor häufig. Solche Eier erhält man zum Aufhängen, ebenso wie auf Schaschlikspieße gesteckt zum Einstecken in Blumenarrangements. Seit 1992 haben in der Judengasse – der Verlängerung der Getreidegasse hin zum Waagplatz – zwei Geschäfte ganzjährig geöffnet, die Ostereier und Christbaumkugeln aus asiatischer Produktion speziell für japanisches und US-Publikum anbieten.
Der Zusatz zum Fragebogen von Bruck an der Glocknerstraße könnte den Unmut des Ausfüllenden über die lenkenden Fragen des ÖVA zur Suche nach magisch- mythischen Relikten zum Ausdruck bringen.[813] Der Ausfüllende schreibt: „Die ‚Volkskundler' vermuten irrtümlich hinter jeder Formung und Färbung verschiedener Gegenstände Sinnbilder (z.B. Sonnenräder, Fruchtbarkeitssymbole u.dgl.). Der naturhafte (bäuerliche) Mensch denkt viel weniger hintergründig und phantastisch; er ist stets bestrebt, alles möglichst wirklichkeitsnahe darzustellen und zu gestalten. Er schmückt zwar gerne nach seinem Schönheitsbegriff durch Formen und Farben, doch hat dies selten etwas zu bedeuten, was nicht klar und deutlich zu erkennen ist. Heutzutage haben die Menschen leider ohnedies keine Zeit mehr zu derartigen Ausfertigungen.”[814] Eine weise Erkenntnis, die die Diskrepanz der Fragenden und Befragten zeigt und auch zum Nachdenken darüber anregt, wie viel „Magisch-Mythisch- Heidnisches” im Laufe des letzten Jahrhunderts durch das lenkende Interesse der Volkskundler, Heimatpfleger und Volkstumsbegeisterten wohl in das Bewusstsein der Bevölkerung infiltriert worden ist.
Auf die Frage im ÖVA[815] „Wird durch die Zahl oder Farbe der geschenkten Eier etwas ausgedrückt?, kamen größtenteils Leermeldungen oder die Antwort „Nein” zurück. Dreimal wird die rote Farbe als Zeichen von Liebe und Zuneigung genannt, einmal „Das Schenken von Eiern gilt in jedem Fall als Beweis der Zuneigung” (St. Gilgen), aus St. Koloman heißt es: „Die Eier wurden in ein Tüchl eingeschlagen, meist war in das Tuch gestickt ‚Aus Liebe'. Farbe meist Rot und Blau: Rot = Liebe, das Blau sagte: ‚Vergiss mich nicht!'.” Aus Lamprechtshausen kam als Antwort: „Ja nach Dienstbotenrang eine bestimmte Anzahl von Eiern”. Die Patengeschenke und das Eierpecken, das in allen Gauen vielfach bis heute beliebt ist, wurden schon erwähnt. Im Pongau gingen die Burschen nach den Schülerarbeiten am Ostersonntag und -montag zu den Mädchen Eier sammeln; im Wirtshaus wurde dann eifrig besprochen, wer die meisten Eier erhalten und „erpeckt” hatte bzw. wer die meisten fremden Osterfeuer vorzeitig angezündet hatte.
Den Anlass-Eiern, jenen am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag gelegten Eiern, kommt eine besondere Bedeutung zu. Ihren Namen beziehen sie vom Gründonnerstag, der als „Antlasstag” – in Salzburg vielfach „Weichenpfinztag” (von Weihe) – bis ins späte Mittelalter der Tag der Entlassung aus der Kirchenbuße war. Nach der Abendmahlfeier durften die Glaubensanwärter erstmalig die Kirche betreten und sich auf die Taufe am Karsamstag vorbereiten.[816]
Auf die Frage in den Fragebögen zum Österreichischen Volkskundeatlas:[817] „Schreibt man den Eiern, die am Gründonnerstag, Karfreitag oder Karsamstag gelegt werden, besondere Eigenschaften zu?” und „Was tut man mit diesen Eiern? Wie heißt ein solches Ei?”, kam häufig die Bezeichnung „Antlaßei” als Antwort. Vielfach war aber die Bezeichnung nicht mehr bekannt, in wenigen Fällen war auch eine besondere Verwendung nicht mehr bekannt. Besondere Häufungen nach Gauen sind nicht feststellbar. Im Flachgau werden häufig auch nur die Gründonnerstags-Eier Antlass-Eier genannt.
An Verwendungen wurden genannt: „nur für die Speisenweihe” oder besonders für die Speisenweihe und den Verzehr am Ostersonntag, am Ostersonntag wird von jedem Hausbewohner ein geweihtes Antlass-Ei vor dem Mittagessen verzehrt; die Gründonnerstags-Eier erhalten nur die Männer, die Freitags-Eier die übrigen Hausbewohner (Mattsee) bzw. in anderen Fragebögen umgekehrt. Auch im Lungau haben die Eier der drei Kartage vielfach unterschiedliche Bedeutungen, die aber bei den Familien nicht einheitlich sind. Vielfach werden die Eier eines Tages zum Schutz für Haus und Hof verwendet, eines anderen Tages für den Schutz von Mensch und Vieh und des dritten Tages für die Speisenweihe und das Ostermahl. Auch den Patenkindern werden noch Antlass-Eier geschenkt.
Antlass-Eier sollen Mensch und Vieh vor Krankheit schützen, bei Schwerarbeitern den Leistenbruch verhindern (Strasswalchen), Haus und Hof vor Blitzschlag, Hagel, Muren, Lawinen, Hochwasser, Brand und jeglichem Unglück schützen. Die Schalen der geweihten Antlass-Eier werden verbrannt oder wie die Eier selbst verwendet sowie den Hühnern gegeben, damit sie weiter gut legen (damit geht ihre Bedeutung über die der Kalkgabe hinaus) bzw. sie vor dem Hühnerhabicht (Lungau) geschützt sind.
Als Segensbringer und Abwehrzeichen werden die Antlass-Eier nach der Weihe hinterlegt: am Dachboden, in einer Ecke des Stalles, in einer Kiste unter dem First des Hauses gegen Blitzschlag, die Eierschalen werden in einem Säckchen unter den Firstbalken gehängt bzw. im Ofen verbrannt, in der Stube oder Küche verwahrt, in den Acker oder einen Murenhang gegraben, mit dem Palmbuschen gemeinsam in den Acker gesteckt. Sie werden im Sommer bei Gewittern aufs Fensterbrett gelegt, bei Beginn des Almauftriebs unter den Almschranken gegraben, über das Hausdach oder in den Bach geworfen. In den 1970ern fand sie Jakob Neubauer im Ennstal in Handschuhfächern von Autos (Seminararbeit Universität Graz).
Die Ostereierspiele der Kinder und Erwachsenen sind im Verschwinden begriffen, nur das „Eierpecken” wird vielfach im Familien- und Freundeskreis noch praktiziert. Allerdings häufig ohne Konsequenzen, denn auch der Verlierer darf sein beschädigtes Ei behalten. Heute ist mit einer Sammlung von harten Eiern auch keine Besonderheit mehr verbunden, denn einerseits ist Nahrung in Hülle und Fülle erreichbar und Eier gehören zu den preiswerten Nahrungsmitteln. Andererseits sind bunt gefärbte Eier neuerdings in Jausengeschäften und an Theken ganzjährig, etwa als „Adventei” und „Faschingsei”, zu kaufen. Dagegen entstehen immer mehr karitative und gewerbliche Ostermärkte, die teils auch zu kreativem Gestalten anregen und häufig für Vereine und Pfarren auch kommunikativen Charakter haben.
Besonders aus dem Biedermeier sind gedruckte bzw. handgefertigte Osterglückwunschkarten erhalten, die statt eines gefärbten Eies verschenkt wurden. Etwa die bewegliche Osterkarte um 1820 aus München: „Du begehrst ein Osterei, diese Henne legt zweierlei. Das weiß für einen guten Freund, das gelb dem ders nit redlich meint.” Diverse Eierspiele sind uns ebenfalls über die frühe Billet- und Postkarten-Graphik wie über Bilder erhalten worden, z.B.: Eierpeckende Knaben auf dem Münchener Viktualienmarkt erscheinen auf einem Aquarell zwischen 1850 und 1860 eines Münchner Malers; Das Eierlaufen stellt ein eiförmiges Bildchen von 1672 aus Ingolstadt dar, das mit seiner lateinischen Inschrift: „Ova pascalia sacro embelemate inscripta, Ingolstadt 1672” (Ostereier mit eingeschriebenen heiligen Zeichen) auf das jesuitische Umfeld hinweist.
Karl Adrian nennt 1924 vier „Eierspiele in der Osterzeit”, das Eierpecken, das Eierhauen, Eierscheiben und Eierklauben.[818]
Eierpecken: In der Zeit vor dem Kriege [Anm. Ka.: Erster Weltkrieg], wo das Ei nur wenige Heller kostete und dem Jungen die kleine Kupfermünze in Menge zur Verfügung stand, entwickelte sich auf dem Kollegienplatze in den Wochen vor Ostern, besonders an den Sonn= und Feiertagen vormittags, ein lebhaftes Treiben. Kleine Buben, die noch in die Schule gingen, und baumlange Bauernburschen vergnügten sich zu Hunderten mit Eierpecken und Kreuzerwerfen. Zuerst wurde ‚gepeckt'. Zwei Eibesitzer prüften zwei gesottene Eier. Zu dem Zwecke wurde mit einem Finger das rechte Ohr zugehalten, sodann versuchte jeder der beiden Eibesitzer sein Ei und das seines Gegners durch Anpecken an den Zähnen. Dabei drückt der Versuchende gewöhnlich ein Auge zu. Hoffen nun beide, daß die Schale ihres Eies härter ist als jene des Eies seines Gegners, so wagen sie den Kampf und es beginnt das ‚Pecken'. Wessen Ei ganz bleibt, ist Sieger; er gewinnt das eingeschlagene. Daß dabei Übervorteilungen vorkommen, ist nichts so Seltenes. So verwenden manche ausgeblasene mit Pech gefüllte Eier oder solche von Perlhühnern, die eine bedeutend stärkere Schale haben, auch sehr alte, hartgewordene Eier werden benutzt. Falls die Sache aber offenbar wird, sucht der Missetäter möglichst schnell zu verschwinden. Ph. Str.
Eierhauen: Wenn nun der Sieger nicht vorzog, das gebrochene Ei zu verkaufen, wozu sich stets Gelegenheit bot, da die gebrochenen Eier um die Hälfte des Preises abgegeben wurden, so benutzte er das gebrochene, um damit weiter zu gewinnen. Er ließ ‚Haun'. Zu dem Zweck nahm er das Ei in die Hand, umschloß es mit den Fingern, so daß nur zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger ein kleiner Raum blieb. Derjenige, der nun haut, versuchte ein Zweihellerstück durch diese kleine Öffnung in das Ei zu werfen; blieb die Münze stecken, dann gehörte das Ei ihm, wenn nicht, gehörte die Münze dem Eibesitzer.
War der Besitzer des Eies ein kleiner Junge, der Hauer aber kräftig und stark, so geschah es nicht selten, daß er anstatt des Eies die Knochen des Zeigefingers oder des Daumens traf, worauf der Geschlagene oft vor Schmerz zu heulen, winseln und tanzen begann. Ein paar aufgeschundene Finger mußte jeder daran wagen.
Manche, die ihrer schmerzenden Finger wegen das Ei nicht halten konnten, nahmen ihre Mütze und hielten das Ei mit umhüllten Fingern dem Gegner hin.
Auch sah man, daß einer das Ei in seinen Hut oder in die Haube legte und fortwährend hin und her schaukelte, wodurch das Treffen sehr erschwert wurde.
Der Markt hallte ununterbrochen wider von dem Geschrei der Buben: ‚Wer mag pecken?' ‚Wer haut?' ‚Wer mag brochene?' Dieses Treiben steigerte sich manchmal in solchem Maße, daß die Wache Einhalt gebieten mußte. Ph. Str.
Eierscheiben: An eine Bank oder einen Tisch werden zwei Rechen so angelehnt, daß deren Stiele möglichst enge aneinander parallel laufen, während das Ende derselben mit den Zinken nach aufwärts auf dem Boden aufsteht. Die Eier werden dann nach den Stielen hinabgelassen und es gilt dieselbe Regel wie beim Kugelscheiben der Buben, nämlich ‚beckt und gspannt'.
Eierklauben: Bei dem Volksspiel kommt es darauf an, welcher von den beiden Teilnehmern an diesem Wettstreit seine Aufgabe zuerst fertig bringt. Der eine hat sich nämlich unter steter Aufsicht an einen entfernten Ort zu begeben und von dort wieder zurückzukommen, während der andere von einer gewissen Anzahl Eier, die in bestimmten Entfernungen voneinander in einer Linie auf dem Boden liegen, ein jedes einzelne besonders holen und in den Korb legen muß. Der Sieger erhält die Eier.”
Franz Zillner nennt dazu noch, ohne nähere Beschreibung, das Eierwalgen.[819]
Häufig finden am Ostersonntag, Ostermontag und am Weißen Sonntag Verwandtenbesuche, aber auch Feste, Spiele und Bälle statt.
Im Lungau gehört bis heute das „Gonesrennen” (Gones = Gänserich, Ganter) zu den ländlichen Vergnügungen, das in den letzten Jahren im Zuge der Begeisterung für „Traditionelles” wieder auflebt und auch Veranstalter findet. Eine Schülerin beschrieb es im Schuljahr 1958/59: „Am Ostersonntag um ca. 1 Uhr treffen sich die Burschen und Dirndln vom Dorf; dann stellen sich Bursch und Mädchen paarweis auf. Ein Bursch [Anm. Ka.: er ist der Gones] stellt sich allein vor die Paare (oft 12–15 Paare) und schreit: Gonis, Gonis, Kikrigi, s letzte Paarl her für mie. Dann läuft der Bursch auf der linken und das Mädchen auf der rechten Seite vor und wenn die zwei wieder zusammen kommen können sie sich wieder als erstes hinstellen, wenn aber der Gänserich das Mädel erwischt, so muss der andere Gänserich bleiben. Sind mehr Mädchen, so kann auch ein Mädchen der Gänserich werden. So wird gerannt bis ca. ½ 4 Uhr, dann singen sie miteinander ein Lied, und verabschieden sich. Am Ostermontag ...” wird das Spiel mit den „Weichgeher” gespielt und mit dem „Eiertutschen” beendet. Es beteiligen sich auch „Kinder, Jugendliche, auch jüngere Frauen und Männer, ..., der Pfarrer.”[820] Daneben war auch Drittabschlagen sehr beliebt.
In Mariapfarr gab es 1967/68 einen Glagglklub (Glaggl = das einfache zusammenklappbare Taschenmesser), der am Ostersonntag oder Weißen Sonntag einen „Glagglball” mit Jause, Musik und Tanz aus dem jahresüber gesammelten Geld veranstaltete.[821]
Schon im Mittelalter war das „risus paschalis” – das Ostergelächter der erlösten Christenheit als Spott für den Teufel und die Ungläubigen, wie auch als Freude über die Auferstehung Christi und die eigene Erlösung – Bestandteil der Predigtmährlein.[822] Es wurde verboten und lebt doch in den Osterfreuden der Bevölkerung weiter.
[745] [Hahne 1937]; [Hahne 1937], S. 27–35 und S. 42ff. [Strobel 1938], S. 32f und 51ff. [SchmidtO 1943]; [GeigerP 1936], S. 68ff und 157ff.
[746] [Lexikon für Theologie 1957]. Bd. 7, Sp. 1277f.
[747] Die Aufsätze wurden von der Autorin sprachlich leicht überarbeitet, um den Lesefluss zu fördern.
[748] [MoserJ 2002], S. 1 über Prof. Reg. R. Richard Treuer. Die Vor-, Nach- und Vulgarnamen in den Fragebögen Treuers werden aus Datenschutzgründen abgekürzt. – M. B., L., Unken, Schuljahr 195/55, Haushaltungsschule Bruck a. d. Gl.; K. St., M., Ramingstein und J. L., St., Mariapfarr, Schuljahr 1949 in Bruck a. d. M. G., R., Saalfelden, 1954/55. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[749] E. G., M., Tamsweg, Schuljahr 1961/62; E. M., Tamsweg – Haushaltungsschule Bruck a. d. Gl., o. J.; M. V., Bad Hofgastein, 1961/62; L. S., P. Altenmarkt, um 1961. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[750] R. B., E., Forstau, 1964. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[751] [Spamer 1930], Tafel CXC: „Ein Fasten-Bretz ich dir verehr / von dir entgegen ich begehr, / Du sollest Jesum nur allein / Deinen Herzliebsten lassen seyn.” [Schmeller 1985], Sp. 376.
[752] A. H., Oberberg/Filzmoos, 1966. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde.
[754] [Adrian 1927]; vgl. [Kammerhofer-Aggermann 2001c], S. 285f.
[755] [Lexikon für Theologie 1957]. Bd. 6,Sp. 4–9.
[756] [MoserDR 1993], S. 173–177; [Lexikon für Theologie 1957]. Bd. 6, Palmprozessionen.
[757] N. G., G., Eugendorf, o.J. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[758] [MoserDR 1993], S. 169.
[760] M. M., Lungau, 1956/57. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[761] K. S., M., Ramingstein und J. L., S., Mariapfarr, Schuljahr 1949 in Bruck a. d. Gl; M. G., C., Thomatal, 1954/55. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[762] . H., F., Saalfelden/Lenzing, Schuljahr 1966/67 und 1967/68. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[763] [Lexikon für Theologie 1957]. Bd. 6, Sp. 6f.
[764] M. M., Niedernsill, o.J. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[765] [Adrian 1903], S. 436f.
[766] [MoserDR 1993], S. 183–185.
[767] A. B., T., Saalbach, 1952. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[768] A. O., B., Taxenbach, 1963/64; G. M., Saalfelden, 1963/64; M. M., St. Georgen/Pinzgau, 1961; M. F., R., St. Mart bei Lofer, 1954/55; M. H., Uhlenbauer, Gries i. Pinzagu, 1958/59. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[769] Dieser Beitrag ist Kürzung und Aktualisierung von: [Kammerhofer-Aggermann 1990b]. Vgl. [Weber-Kellermann 1984].
[770] Vgl. [Adrian 1924], S. 102–103: Lungau.
[771] [Habersohn 1979b], Abb. 1–23, Abb. 10: Foto von Ernst Burgstaller, Ebensee 1943: kleine kastenförmige, vorn offene Kurbelratsche mit Stachelwalze und Hämmern im Inneren.
[772] Eine Ebenseer Strophe ist überliefert bei [StadlerF 1971], S. 23.
[773] Salzkammergutzeitung vom 12.4.1990.
[774] [Salzburger Nachrichten] vom 25.3.1989.
[775] [Andree 1910], S. 252; [Gugitz 1949], S. 166. Alle zitiert nach: [MoserH 1985b], S. 150; vgl. auch [MoserH 1956], S. 81; [MoserH 1985a].
[776] Kronenzeitung vom 26.3.1989.
[777] S.W. BRD, Brief an Heinz Stadler.
[779] Angaben der Gewährsleute aus der Pfarre Salzburg – Moos: vor Zweitem Weltkrieg: mit Klappern; Salzburg – Grödig: Klappern, nur Eier als Gabe; Salzburg – Elsbethen heute: eine große Kurbelratsche; Lungau: Handrump Kirchturmrumpel, bis heute; Innviertel: Ministranten, einst wie St. Paul, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg; Kärnten 1950er, ganz anders als hier, Passen die zu den Bauernhöfen laufen, andere Ratschen, andere Sprüche; Ebensee/OÖ; Polen: 1970er, nur in der Messe mit Klapper; Haus i. E.: Mittag, Angelus und Abend, Klapper, Zwischenkriegszeiten; Dresden: nicht üblich vor dem Zeiten Weltkrieg, Protestanten überwiegend; Niederösterre Radelbach: Schubkarrenratschen. Salzkammergut 1950er, wie bei [StadlerF 1971].
[780] [Schuhladen 1985]. Vgl. [Kapfhammer 1966].
[781] M. S., O., Wagrain, 1964/65; A. S. Bischofshofen/Hochmoos, 1966. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[782] M. T., S., Großarl, 1954. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[783] A. H., D., Altenmarkt, 1954; G. S., P., Altenmarkt, 1958/59; L. S., P. Reitdorf/Altenmarkt, um 1961. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[784] J. H., F., Saalfelden/Lenzing, Schuljahr 1966/67 und 1967/68; G. N., E., Viehhofen im Pongau, 1965; M. H., Saalfelden 1966; M. S., O., Wagrain, 1964/65. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[785] [Lexikon für Theologie 1957]. Bd. 6, Sp. 8f.
[786] [Schöttl 1939], S. 106–109. Dort zitiert: Schreiben Kaiser Josephs II. aus Innsbruck nach Salzburg vom 12.3.1783, Konsistorialarchiv Salzburg (KS); Generale vom 4. April 1783, Kreisarchiv München (KM) GR Fsz.627, Nr. 315; Kupferstich des Grabes im Salzburger Dom, KM, GR Fsz 627, Nr. 315; Dekanalbericht Hallein 1789, KS.
[788] [Anger 2001].
[789] SLA, Pfleggericht Werfen 2 (1776–1810) Fach 38 Bund 9/Nr. 541/Karton 291, Regest des Hofrathspräsidenten an den Pfleger von Werfen vom 27.3.1779 mit beiliegendem gedruckten Generale. Generale, S. 2. Den Damen Gerda Dohle und Mag. Andrea Weiß danke ich sehr herzlich. Sie haben im Rahmen von Werkverträgen der Salzburger Volkskultur wie des Salzburger Landesinstitutes für Volkskunde den Aktenbestand des Pfleggerichtes Werfen gesichtet und aufbereitet. Herrn HR. Dr. Fritz Koller und seinem Team ist für die freundliche Beratung und Unterstützung durch das Salzburger Landesarchiv herzlich zu danken.
[790] SLA, Pfleggericht Werfen 2 (1776–1810) Fach 38 Bund 9/Nr. 541/Karton 291, Regest des Hofrathspräsidenten an den Pfleger von Werfen vom 27.3.1779 mit beiliegendem gedruckten Generale.
[791] Sr. Hochfürstlichen Gnaden des Hochwürdigsten Herrn Hieronymus Joseph Erzbischofs und des H.R. Reichs Fürsten zu Salzburg des heiligen Stuhls zu Rom gebohrnen Legaten, und Deutschlands Primaten ec. ec. Hirtenbriefe gesammelt und auf die am I. Herbstmonat dieses 1782. Jahrs, nach zurückgelegtem zwölften Jahrhundert, eintrettende Jubelfeyer Salzburgs seinem großen gnädigsten Wohlthäter als ein Opfer der ehrfurchtsvollsten Dankbarkeit dargebracht von dem Waisenhause dahir. Salzburg im Verlag des Waisenhauses 1782, S. 36, 33, 71 Hirtenbrief - Stiftsarchiv St. Peter. Herrn Dr. Hahnl ist für die freundliche Hilfe zu danken.
[792] SLA, Pfleggericht Werfen 2 (1776–1810) Fach 38 Bund 9/Nr. 541/Karton 291, Regest des Hofrathspräsidenten an den Pfleger von Werfen vom 27.3.1779 mit beiliegendem gedruckten Generale, S. 2f.
[793] [Lexikon für Theologie 1957]. Bd. 6, Sp. 9.
[794] [Lexikon für Theologie 1957]. Bd. 7, Sp. 1276. Vgl. Die Bibel. Ostern 2003.
[795] [Zillner 1889], S. 441; vgl. 444.
[796] F. K., S., Radstadt, 1952/53. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[797] R. K., G. Wagrain, Schuljahr 1966 in Bruck an der Glocknerstraße. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[798] E. G., M., Tamsweg, Schuljahr 1961/62; W. G., Thomatal, o.J.; E. M., Tamsweg, o.J.; K. S., M., Ramingstein und L., S., Mariapfarr, 16.3.1949, M. M., Lungau, 1956/57; S. S., V., Forstau im Pongau, o.J., vermutlich 1963. Fachschule Bruck a. d. Gl. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[799] G. S., P., Altenmarkt, 1958/59; L. S., P., Reitdorf/Altenmarkt, um 1961. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[800] [Hahne 1937]; Fritz: HJ-Front (Klapptext). In: [Hahne 1937], S. 27–35 und S. 42ff. [Strobel 1938], S. 32f und 51ff. [SchmidtO 1943]. [GeigerP 1936], S. 68ff und 157ff.
[801] [Adrian 1924]; [MoserDR 1993], S. 165–230; [Habersohn 1979a]; [Habersohn 1979b]; [Wolfram 1971].
[802] [Lexikon für Theologie 1957]. Bd. 7, Sp. 1276; [Rohr 2002]. Vgl. Lungauer Volkskultur. Osterfeuer; Ostern und Religion in Deutschland. J. H., F., Saalfelden/Lenzing, Schuljahr 1966/67 1967/68; P. G., S., Maishofen, Schuljahr 1966/67; J. N., D., Stuhlfelden, 1964/65; Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[803] Eigene Anschauung der Autorin in St. Johann am Triebener Tauern, ab 1973 bis in die 1980er sowie E. S., L./St Andrä 1964/65. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[804] u.a. Gemeinde Bönen als Beispiel für die Fülle Nord- und Ostdeutscher Darstellungen im Web. Für freundliche Auskünfte im Mai 2003 danken wir den Feuerwehren und Gemeinden Tamsweg, St. Michael im Lungau, Grödig und Steinbach am Attersee.
[805] Freundliche Mitteilung von Anton Haitzmann, Tamsweg.
[806] [MoserDR 1993], S. 189ff.
[807] E. G., M., Tamsweg, Schuljahr 1961/62. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[809] J. H., F., Saalfelden/Lenzing, Schuljahr 1966/67 und 1967/68; A. H., H., Saalfelden, 1954. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK); vgl. [Koren 1954].
[810] R. M., S., Mariapfarr, 1967/68; K. S., M., Ramingstein und J. L., S., Mariapfarr, Schuljahr 1949 in Bruck a. d. Gl. A Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[811] [ÖVA 1959], S. 1–150; Salzburg (150 Belegorte), Archiv des Salzburger Landesinstitutes für Volkskunde (SLIVK).
[812] Für freundliche Beratung danken wir Frau Dr. Lilly und Herrn Diplombiologen Remigius Geiser.
[813] [BockhornO 2002]; [MoserJ 2002].
[814] [ÖVA 1959], S. 95; vgl. dazu [BockhornO 2002]; [MoserJ 2002].
[816] [Lexikon für Theologie 1957]. Bd. 6, Sp. 8–9.
[818] [Adrian 1924a], S. 283ff.
[819] [Adrian 1924a], S. 283ff: Eierspiele; vgl. [Zillner 1889], S. 444.
[820] E. S., T., Tamsweg im Lungau, Schuljahr 1958/59. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[821] R. M., S. Mariapfarr, Schuljahr 1967/68. Aus: Nachlass Richard Treuer, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK).
[822] [Lexikon für Theologie 1957]. Bd. 7, Sp. 1279.