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7.18. Ratschen im Lungau[823] (Rudolf Pietsch) - Langtext

Es rattert und knattert, knallt, heult, faucht, brüllt, zischt, pfeift, brummt – der „Ton“ im musikalischen Sinn wird nicht gesucht, ja gemieden.[824]

Der Lungau kann mit vielen (volks)kulturellen Eigenheiten faszinieren, und Lungauer Freunde machen den Besucher gerne auf diese und jene Besonderheit aufmerksam. Ein kulinarischer Abstecher in die Ritterstube der Burgschenke zu Mauterndorf macht den interessierten Gast auf einen musikalischen Karwochenbrauch neugierig. Der aufmerksame Blick wird auf die in einer Ecke angebrachte (in Neuseß von Georg Pirker erzeugte) Ratsche gelenkt. Erst auf mehrere Fragen hin stellt man fest, dass es sich beim Karwochen-Ratschen um einen Brauch handelt, der – wie übrigens in anderen Gegenden Österreichs auch – als so selbstverständlich empfunden wird, dass er gar keine Erwähnung findet.[825]

Es handelt sich um einen im gesamten Lungau ausgeübten, „intakten“ Brauch, der – obwohl einerseits an die Liturgie der Heiligen Woche gebunden, anderseits in einem relativ kleinen abgeschlossenen Gebiet ausgeführt – trotzdem eine große Vielfalt im Erscheinungsbild aufweist. So beschloss ich für 1999 die Mauterndorfer Ratscher und für das darauffolgende Jahr in möglichst allen Lungauer Gemeinden von Gründonnerstag bis Karsamstag diesen Brauch durch Bild- und Tonaufnahmen zu dokumentieren. In Ergänzung dazu wurden Befragungen bei den aktiven sowie ehemaligen „Akteuren“ im März und April 2000 durchgeführt. Nach einer allgemeinen Einführung zum Ratschen folgt in gebotener Kürze ein Überblick der Ergebnisse dieser Forschung.

7.18.1. Ursprung und Sinn

Mit dem Lärm von Ratschen und Klappern hören wir die ältesten Instrumente der Menschheit. Damals war Altsteinzeit. Die Sinne der Menschen waren noch nicht zerteilt. Mensch und Welt wurden vom Menschen als eins empfunden. „Alle Sinne empfinden diese Einheit, alles Tun drückt sie aus. Des Naturmenschen Schauen ist Hören, sein Hören ist Erkennen, sein Erkennen ist Fühlen, sein Fühlen Singen, sein Singen Tanzen.“[826] Alles aber hat(te) Zweck und Ziel nur im Bestreben, Leben zu erhalten. „Der große Inhalt seines Erkennens, Fühlens, Gestaltens, das Ziel seines Handelns ist: Lebenerhalten; Erhalten durch Nahrung, Heilung, Verjüngung, Zeugung, Schwangerschaft, Geburt, Vererbung und Wiederkehr.“[827]

Um diese Inhalte verwirklichen zu können, brauchen wir Rituale. Wir können nicht in jedem Lebensaugenblick eine neue Methode zur Lebensbewältigung erfinden. Rituale sollen das Seiende beeinflussen, leiten und lenken – zu unseren Zwecken. Damit ein Ritual wirksamer werden kann, bedarf es der Verstärkung. Das kräftigste Kultgerät zur Verstärkung unserer Stimme ist das Musikinstrument. Es erfüllt ursprünglich keine ästhetische, keine künstlerische Funktion: Dessen Primärfunktion ist größtmögliche Wirkung, die mit Abnahme des Harmonischen und Zunahme der Lautstärke einsetzt. Wir brauchen nicht das Harmonisch-Klangliche, sondern Lärm, um Furcht und Schrecken auszulösen und böse Kräfte zu bannen.[828]

Primäre Lärmerzeugung erfolgte durch körpereigene Instrumente: Zuerst mit dem Körperschlag: Schlagen, Klatschen, Stampfen. Wir tun dies alle noch immer – wenn wir applaudieren oder Tiere scheuchen. Die eigenen Hände genügten uns aber nicht mehr, wir nahmen Aufschläger: Mit allem nur Erdenklichen haben wir geschlagen; mit Pfeilen und Vogelflügeln, mit Paddeln, grasgestopften Fellkissen oder reisgestopften Lederrollen.[829] Und dann mit komplizierteren Erfindungen: Mit Stäben, die wir gegeneinander schlagen, und Balken, auf die wir schlagen, und Rasseln und Schwirrhölzern und Schwirrscheiben.

In unserem Zusammenhang interessieren besonders Aufschlagplatten (Schlagplatte und Schläger getrennt), Klappern (mit angelinkten Hämmern, Gelenkklappern) und Schraper („Stäbe, Röhren oder Gefäße, quergerieft und mit einem geeigneten Gegenstand geschrapt ...“). Dazu kommen im ersten nachchristlichen Jahrtausend dann die Ratschen oder Schnarren.[830] Diese Lärminstrumente haben in unserer „harmonischen“ Musikwelt gerade dort überlebt, wo die ursprüngliche Einheit des Menschen noch besteht: Beim Kind im Kinderspiel oder dort, wo diese Einheit erhofft, gefordert und wohl auch noch gefühlt wird – im Kult: Bei den katholischen Christen in der Karwoche. „Aber sie [die Lärmgeräte zum kirchlichen Gebrauche] sind nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus der ungeheuren Masse ganz gleicher, ähnlicher und verwandter Klappern und Rasseln, die über die ganze Erde verbreitet sind, bei Natur- wie Kulturvölkern vorkommen und in ein hohes Altertum hinaufreichen, in die Vorglockenzeit.“[831]

7.18.2. Anwendungen

7.18.2.1. Ritus

Ursprünglichste Funktion von Lärminstrumenten war in den Riten. Neben der Lebenserhaltung fördern sie Fruchtbarkeit, heilen Geist und Körper, bannen böse Geister, Riten ermöglichen die Wiederkehr. Drei Beispiele für die Beförderung der Wiederkehr durch Riten mit Lärminstrumenten: Am Kongo wurde bei Trauerfeiern geschrapt, ebenso auf den Inseln der Torresstraße (zwischen Australien und Neuguinea). Laut geschrapt wurde auch in Michoacan, im heutigen Mexico, dort bei Fürstenbestattungen, oder um den vom Feind als Opfer geschlachteten Kriegern den angemessen Übergang ins Jenseits zu ermöglichen.[832]

Eine ebenso wesentliche Anwendung von Lärminstrumenten war zu Einweihungs- und Lernzwecken: „... in Loango wird er (der Schraper) in den Jungfrauenhütten, wenn die Mädchen zur Reifezeit in die Geheimnisse des Liebeslebens eingeweiht werden, zum Spielen gegen den Leib oder zwischen Leib und Wand gestemmt. Danach scheint dem Schrapstab ex forma et frictione membri virilis ursprünglich phallische Bedeutung zuzukommen.“[833]

7.18.2.2. Alarm, Warnung, Signal, Berufszeichen

Im ganzen Mittelalter und noch darüber hinaus wurden „die Leprosen vor die Stadt verwiesen und waren gezwungen, wegen der Ansteckungsgefahr ihr Kommen durch warnendes Klappern zu melden.“[834] In mährischen Kapuzinerklöstern dienten Klapperbretter als Wecker. In Hamburg klapperten die „Nachtwächter, falls diese kein Horn besaßen, beim Stundenausruf.“[835] Briefträger in Österreich und Prag klapperten, um ihr Kommen anzuzeigen.[836] Mit Ratschen kündigten sich Kehrichtfuhrleute und Altwarenhändler in der Westschweiz an,[837] genauso wie Böttcher und Gänsehirten in den Gebieten der Mährischen Pforte und der ungarischen Haná.[838] Jäger und Treiber benützen die verschiedensten Lärmgeräte zum Aufscheuchen von Wild, Winzer und Ackerbauern zum Verscheuchen von Tieren.[839] In der Antike „lag in den Händen schlecht beleumdeter Frauen“[840] eine Gelenkklapper. Sie lag nicht nur, sie klapperten auch damit.

Bei Ausbruch von Feuersbrünsten wurde in Böhmen mit Handgriffratschen zum Alarm geratscht. Im Überschwemmungsgebiet der March wurden „durch den Wind angetriebene(n) Ratschen [...] an Flussübergängen und Sumpfpfaden aufgestellt, um nächtlichen Wanderern eine Orientierungshilfe zu geben.“[841] Von Schlagplatten als Signalinstrumenten chinesischer Wächter berichtet schon Marco Polo.[842] Die erste Nachricht über das Klangbrett der Bergmänner in der Slowakei stammt aus dem Jahre 1526, als die Bergleute das Klangbrett während eines Aufstandes zum Zusammenrufen von Versammlungen benutzten.[843] Harzer Köhler verwendeten die so genannte „Hillebille“ als Signalbrett.[844] In ungarischen Dörfern wurden von der Kavallerie Klangbretter benützt, „um den Soldaten das Zeichen zum Füttern der Pferde zu geben“,[845] und noch Mitte des 20. Jahrhunderts „sprachen“ in Tállya (Kom. Borsod-Abauj) ältere und erfahrene Wächter in den Weingärten über weiteren Abstand miteinander, indem sie ihre Ratschen in rhythmischer Folge schwirrten.[846] In der Schweiz seien Soldatenberichten zufolge „während des zweiten Weltkriegs [...] im Berner Oberland Hunderte von Ratschen zu Signalzwecken angefertigt, aber nie verwendet worden.“[847]

7.18.2.3. Narreninstrument und Kinderspielzeug

In allen „höheren“ Kulturen sind heute noch Klappern und Ratschen zu hören, als Kinderspielzeug, bei Heischebräuchen und als Narreninstrument. In dieser Rolle wurden sie zum ersten Mal „1580 als Symbol von Narren und geschwätzigen Weibern abgebildet.“[848]

Heute dienen Ratschen – auch als Industrieware – nur mehr zur Lärmerzeugung. Eine sinnvollere Verwendung hatten „die eigens für diesen Brauch angefertigten Ratschen der ‚Stechpälmeler’ in Hallwil, die am Berchtoldstag (2. Januar) mit Ratschen versehen auf junge Mädchen Jagd mach(t)en.“[849]

7.18.2.4. Musikinstrument

Auch als „richtige“ Musikinstrumente finden Lärminstrumente Verwendung: „... seit langem schon kommen größere Schnarren bei den früher wie heute beliebten Schlachtmusiken als Orchesterinstrument zur Wiedergabe des Gewehrfeuers vor. Neuerdings hat sie R. STRAUSS der Partitur seines ‚Till Eulenspiegel’ einverleibt, während die kleinere Schnarre unter die Instrumente der J. Haydnischen Kindersymphonie aufgenommen worden ist.“[850]

7.18.2.5. „Hören mit Schmerzen. Wie der Lärm in die Musik kam“[851]

In einer vor kurzem ausgestrahlten Radiosendung wurde der Einzug des Lärms in die Musik mit der Maschinenmusik am Beginn des 20. Jahrhunderts diagnostiziert. Der Siegeszug des Lärms setzte sich dann über Popmusik bis zu Industrial Music und zu jüngsten Electronic Bands fort. Der Lärm in der Musik hätte dieser die neue Funktion gebracht zu schockieren, um etwas in den Menschen zu bewegen. „Sinnvoller“ Lärm ist aber viel älter. Der musikalische Lärm unserer Zeit ist wohl eher eine – als solche nicht bemerkte – Wiedergeburt des Lärms der alten Klappern, Rasseln und Ratschen. Die dem Lärm damals wie heute zu Grunde liegende wesentliche Funktion ist unverändert: Die bösen Geister zu bannen – und unsere Angst.

7.18.2.6. Ratschen in der katholischen Kirche

In der gesamten katholischen Welt verstummen in den Kirchen zum Zeichen der Trauer am Gründonnerstag die Glocken. Vielerorts wurden und werden sie durch hölzerne Schlaginstrumente ersetzt. Von Beginn an wurden Schlagbretter verwendet, für deren Gebrauch sehr frühe Zeugnisse vorliegen. In den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt wurden aber Lärminstrumente nicht verwendet – wie später „hineininterpretiert“ wurde, um z. B. der Wut über den Verrat des Judas Ausdruck zu geben,[852] oder diesem symbolisch die Knochen zu zerschlagen, oder einfach als Glockenersatz – „sondern weil das Schlagbrett schon in vorchristlicher Zeit Zaubermittel jener Fruchtbarkeitskulte war, die um die Osterzeit gefeiert wurden. Aus diesem Schlagbrett ist das Kargeläute hervorgegangen.“[853]

Die Benützung „von Klappern und Ratschen für den Handgebrauch [...] geht in das frühe Mittelalter zurück.“[854] Um die Wende zum 16. Jahrhundert kam es in Österreich zu einem Höhepunkt der tumultartigen „Volksfrömmigkeit“ durch Lärm und Geschrei während der österlichen Gottesdienste. Ab dieser Zeit fiel die Aufgabe, „Höllenlärm“ zu erzeugen, den Schulbuben zu. In Wien wurden die „Pumpersmetten“[855] [sic!] 1559 in der Stephanskirche und in St. Michael verboten. In den folgenden Jahrhunderten kamen die Pumpersmetten immer mehr ab, wurden aber „‚inselartig’ im 20. Jahrhundert beibehalten.“[856] Für die heute ratschenden Kinder, aber auch die „Beratschten“, werden viele Funktionen erfüllt: „Das Ratschen ist Arbeit für die Akteure, Verpflichtung.“[857]

Im Lungau, diesem doch eher kleinen Gebiet, fasziniert das bis heute so differenzierte Bild des Ratscherbrauchs: Jede Gemeinde bzw. Ratschergruppe zeichnet sich durch die unterschiedliche Verwendung des Instrumentariums, des zeitlichen und räumlichen Ablaufs, der Organisation, Intention und Entlohnung aus. Und alle Umstände, die in einem bestimmten Jahr ihre Gültigkeit haben, können im darauffolgenden Jahr der Gottesdiensteinteilung wegen bzw. der veränderten Richtlinien unter den Ratschern selbst schon wieder ganz verschieden sein.

7.18.3. Wer darf Ratscher (oder Ratscherin!) sein?[858]

7.18.3.1. "Ratschen" in der Kirche:

In allen Pfarrkirchen werden ab der Wandlung am Gründonnerstag bis zum Gloria der Osternacht statt der Altarglocken die Klapperbrettchen (Klapper[l]n, Kleapern, Kleabau, Klackl, Hammerln) gebraucht. Es klappern die Ministranten, und nur in seltenen Ausnahmefällen kundige Gemeindemitglieder (z. B. Mesner, Sakristan, ...). Es gibt Klapperbrettchen mit zwei und mit einem Hammer. Der von Hierarchie und zumeist auch von Wuchs höhere Ministrant steht rechts vom Altar aus und benützt die Klapper mit zwei Hämmerchen.

7.18.3.2. Ratschen außerhalb der Kirche[859]

In manchen Orten müssen die Ratscher auch Ministranten sein: Dies gilt für Ramingstein (Pfarrer und Mesner sind am Ratschen interessiert, der Ratscherlohn ist zugleich Lohn für das Ministrieren), Unternberg (Ratschen wird von der Pfarramtsleiterin organisiert), Mariapfarr (geratscht wird ausschließlich mit der Turmratsche im Glockenturm) und Muhr (die Mesnerin ist Initiatorin des Ratschens).

In folgenden Orten sind hauptsächlich Ministranten die Ratscher, aber bei Bedarf können auch andere Buben und seit jüngerer Zeit auch Mädchen ratschen: Tamsweg, St. Margarethen und Sauerfeld.

In St. Michael, St. Martin, St. Andrä und Lessach darf und kann jeder am Brauch teilnehmen. In Zederhaus und Thomatal wird der Ratscherdienst vom Mesner vorgenommen, in Muhr versucht die Mesnerin die Ministranten wieder zum Ratschen zu begeistern. In Thomatal gehen unabhängig vom liturgischen Ratschen bei der Kirche einige Kinder seit wenigen Jahren autonom im Ort mit selbstgebauten Ratschen im Sinne eines Heischebrauchs von Haus zu Haus. In allen genannten Orten ist die Zahl der Ratscher nach oben hin offen.

In Mauterndorf „könnte“ jeder beim Ratschen mitmachen, doch ist durch die strenge Einteilung in fünf Gebiete zu je zwei Personen (Ratscher und Taschentrager) die Zahl beschränkt. Der Personenkreis wird unter der Hand „rechtzeitig ausgemacht“, d. h. von Jahr zu Jahr wird im Freundeskreis die Ratschergruppe festgelegt.

Überall, wo es noch keine Ministrantinnen gibt (gab), wird (wurde) das Ratschen ausschließlich von Buben ausgeführt. In Tamsweg sind die beiden Gruppen (1+2: im Markt) derzeit „bewusst mädchenfrei“, in St. Martin und St. Michael gehen derzeit nur Buben, in Mauterndorf ist eine Teilnahme von Mädchen „unvorstellbar“. Die Buben betonen aber auch an anderen Orten wiederholt, dass Mädchen konditionell für die Anstrengungen des Ratschens nicht in der Lage sind und daher für ein Mitmachen „eigentlich gar nicht geeignet sind“. In einigen Ratschergruppen würde beim „Begleitprogramm“ eine Anwesenheit von Mädchen „stören“ oder unpassend sein. In Mauterndorf z. B. schlafen die Buben während der Ratscherzeit in einem gemeinsamen Quartier, früher im Heu, in Hütten oder auch einmal in einem Eisenbahnwagen, 1999 gab es das Gemeinschaftsquartier in einem Keller-Fitnessraum eines Mitgliedes der Ratschergruppe. Die Altersgruppe definiert sich in erster Linie durch die Pflichtschulzeit, die untere Grenze liegt jedoch selten unter acht Jahren, die obere Altersgrenze ist bei 14 Jahren, aber gelegentlich darüber anzusetzen.

7.18.3.3. Vorbereitungen und Ablauf des Ratschens

Viele Umstände des Ratscherwesen haben sich mit der Zeit geändert: Durch das geänderte Verhalten der Geistlichkeit, ihrer unterschiedlicher Einstellung zum Ratschen, durch die Mitwirkung von Mädchen in einigen Dörfern, durch Einflüsse des Tourismus, besonders aber durch die vielfältigen Änderungen in der Lebensweise der Kinder und Jugendlichen in den Dörfern hat sich der Brauch verändert. Einerseits haben die Buben in einer strengen Hierarchie die organisatorischen Vorbereitungen ehemals selbst getroffen, andererseits wurden sie dafür meist von einem der Liturgie und den Brauchumständen kundigen Erwachsenen (Pfarrer, Kooperator, Mesner, Kirchendiener) in die Regeln eingeführt und auch, wenn nötig, mit Ermahnungen bedacht. Die Ausführung des eigentlichen Ratschens war nach Erzählungen ehemaliger Ratscher strenger und genauer, was sich in Züchtigungen seitens des Ratschermeisters während des Probens und auch während der Kartage selbst äußerte.

In Mauterndorf proben die Ratscher ab Aschermittwoch, in St. Martin etwa zwei Wochen vor Ostern, in Sauerfeld erst in der Karwoche, in Muhr im Zuge der Ministrantenprobe, in St. Michael und Tamsweg heute nur „ein bisschen“, früher jedoch besonders streng: Man übte die Ratschersprüche ausgiebig! In Lessach und St. Margarethen „schaut man sich das einfach ab“. In Orten, in denen nicht geprobt wird, gibt es auch grundsätzlich für Fehler beim Ratschen keine Strafe (= Påtzn). In St. Martin und St. Michael konnte ich die Streiche auf die Hand mit dem „Påtznstaberl“ oder „Påtznsabel“ noch öfters beobachten. In Mauterndorf gibt es die Schläge mit der Gerte nur mehr „theoretisch“, der Meister führte aber den „Påtznsteckn“ immer mit sich und droht auch damit, falls ...

Die Mauterndorfer Buben proben am eigens so bezeichneten Ratscherplatz im Traningwald, wo auch mehrere Zeitläufe zur Konditionssteigerung absolviert werden müssen. Beim Ratscherplatz handelt es sich um einen Ort, der in der Nähe des Wohnortes des Ratschenmeisters Wohnort lag oder, wie in Mauterndorf, durch die Sonnenlage besonders zeitig schneefrei war.

Früher nächtigten die Buben von Gründonnerstag bis Karsamstag in einem gemeinsamen Quartier in den Orten Tamsweg, St. Michael und St. Martin (1954 hatte man hier das Quartier z. B. über dem Saustall beim Hiaslabauern) und in Mauterndorf, wo man heute noch dieses unterhaltende „Abenteuer“ pflegt. Nur zum (früher gemeinsam eingenommenen) Frühstück begibt man sich heute nach Hause. Die gemeinsame Nächtigung ist und war, wie übereinstimmend erzählt wird, einer der wesentlichsten Anreize für die Buben und führt nach wie vor zur Intensivierung von Freundschaft und Zusammenhalt. Die vielen Erzählungen von einmaligen Erlebnissen und Mutproben könnten Bände füllen. In St. Michael gehörte es früher zu den besonderen Wagnissen, einen Totenschädel aus dem Karner zu holen, auf den Kirchturm zu klettern. Oder man vertrieb sich die Zeit mit verschiedenen Spielen wie „Sauwuzltreiben“, „Räuber und Gendarm“ oder „Taxreiten“ (= Schaukeln an langen Ästen). Heute unterhalten sich die Buben in Mauterndorf auch mit Computerspielen.

Ort, Dauer und Form des Ratschens unterscheiden sich in den einzelnen Orten des Lungaus erheblich: Sind eine oder mehrere große Ratschen (Kirchturmratschen) vorhanden, so wird grundsätzlich in oder in unmittelbarer Umgebung der Kirche (Friedhof, Friedhofmauer) geratscht, wie z. B. im Turm zu Mariapfarr mit der Kastenratsche mit vier Kurbeln. In St. Margarethen gibt es zwei Turmratschen älterer Herkunft, zu denen zusätzlich noch die jüngst in der Hauptschule St. Michael selbstgebaute Ratsche im Glockenturm mitbenützt wird. In Muhr und Zederhaus werden die großen Kirchenratschen vor der Kirchentür oder im Eingangsbereich verwendet, in Thomatal wird sie auf den Stufen zum Eingang der Sakristei eingesetzt. Diese Ratsche befand sich ursprünglich auch im Turm und war mit Sicherheit mit einem Resonanzkasten ausgestattet. Mobiler ist man in all jenen Orten, wo man Brettratschen, kleine Hammerkastenratschen oder Flügelratschen benützt. Schubkarrenratschen waren früher aus Geländegründen nicht praktikabel, werden aber neuerdings z. B. in Unternberg eingesetzt, denn die Wege sind fast durchgehend asphaltiert. In Unternberg werden die großen Kirchenratschen, die ehemals nur im Friedhof bei der Kirche verwendet wurden, in einem Anhänger vom Fahrrad aus gezogen.

In St. Andrä, St. Martin, St. Michael und derzeit auch in Lessach wird das gesamte Gemeindegebiet von der Gruppe gemeinsam beratscht. Dabei bleibt man nicht zwingend bei jedem einzelnen Haus stehen, in St. Martin „macht man drei auf einmal“. In St. Michael jedoch sucht man jedes Haus aber nur einmal in der „Saison“ auf, wobei zugleich die Entlohnung und ein Frohes-Ostern-Rufen erfolgt. Jede volle Stunde müsste eigentlich hier bei der Kirche geratscht werden, dies geschieht jedoch nur, wenn man sich nicht zu weit vom Zentrum entfernt befindet.

In Unternberg, Ramingstein, Sauerfeld, Tamsweg und Mauterndorf sind „Gebiete“, („Rayons“), ausgemacht, die sich in den beiden letztgenannten Orten (Märkten) über die Jahre, weil sie genau festgelegt sind, kaum verändern. In Tamsweg gibt es fünf Rayons: Rayon 1 + 2 befinden sich im „Markt“, beide wurden früher „mit dem Wagen gefahren“,[860] heute wird nur noch im Markt 1 die große Ratsche auf dem Wagen durch den Ort gezogen, 3 ist Göra, 4 ist Friedhof und der 5. Rayon ist die Dechantsiedlung.

In Mauterndorf werden die „Gebiete“ von Jahr zu Jahr weitergegeben, wobei die einzelnen Gebiete in der „Qualität“ nicht gleich sind. Um neu gebaute Häuser wird gefeilscht, wobei die Entscheidung des Ratschermeisters letztlich bindend ist. Der Ratschenmeister (in Mauterndorf heute „Altmoasta“ genannt) läuft die längste und „ergiebigste“ Tour (ca. 50 Minuten). Das „schlechteste“ Gebiet dürfte Burgstall sein, die anderen, „Ledermoos“, „Meister“ und „Siedlung“ dürften dem „Ertrag“ nach gleich sein. Ältere Ratscher erzählen, dass der Meister früher die kürzeste und zugleich ertragreichste Runde, nämlich den Marktkern mit Geschäften und Gasthäusern, gelaufen ist. In Mauterndorf wird jedes (bewohnte) Haus geratscht, die Buben laufen in größtmöglichem Tempo ihr Gebiet durch und wechseln sich dabei ab. Der Ratscher ratscht 2/3 der Häuser, Taschentrager 1/3, und so teilt man auch den Lohn auf.

In Ramingstein geht man in drei Gruppen (Ramingstein Ort, Kendlbruck und Madling). Zum Mittagläuten (-ratschen) kommen alle vor der Kirche zusammen und ratschen hier gemeinsam ca. 5–8 Minuten durch. In Lessach gehen die Kinder durch den Ort, und wenn am Wegrand eine Kapelle oder Kreuz steht, so halten sie an und beten ein Vater Unser. Anschließend wird geratscht (= Abratschen).

Zu welchen Zeiten in den verschieden Orten geratscht wird, zeigt die für das Jahr 2000 erstellte Tabelle. Dabei ist grundsätzlich festzuhalten, dass das Ratschen, wie Fritz Wieland aus Unternberg berichtet, im Lungau ursprünglich „ausschließlich die Kirchenglocken ersetzte. Vom Tagläuten, zum Mittagläuten und Ave-Maria Läuten bis hin zum Viertelläuten und Zusammenläuten – einfach als Ersatz für die ‚davongeflogenen‘ Glocken. Hier haben sich die Ministranten zusammengefunden und geratscht. Oft nur vor der Kirche auf der Friedhofmauer, bis hin zum Erfindergeist, wo wir in den Turm aufgestiegen sind – und beim Fenster hinausgeratscht haben. Wenn wir wieder zu frech waren, hat uns der Pfarrer wieder auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt. Jeweils nur für kurze Zeit. Unser Turm war immer offen ...“.[861] Zu diesen Terminen kommen in den jeweiligen Orten die entsprechenden Ankündigungen für zusätzliche Gottesdienste bzw. Andachten hinzu. In einigen Ausnahmefällen sind in der Tabelle auch die früher geratschten Zeiten eingetragen, um den Wandel zu verdeutlichen. Grundsätzlich wird überall zu Mittag geratscht, das Tag- und Betläuten wird in den meisten Orten ausgeführt. Das Ratschen am Samstag um 18 Uhr in Mauterndorf dient hauptsächlich dem Erwerbszweck und hat keine besonders lange zurückreichende Tradition. Einige Buben fahren nach Obertauern in bestimmte Gasthäuser und Hotelbetriebe, um für die Gäste zu ratschen. In St. Martin wird auch beim Osterfeuer geratscht, was ebenso eine jüngere Erscheinung ist und im kirchlichen Sinn als Verflachung zu deuten ist.

7.18.3.4. Übersicht der Ratschertermine 2000

In Klammer gesetzte Zeiten sind variabel, VR und ZR bedeuten Viertelratschen und Z‘sammratschen.

In Tamsweg und Mariapfarr erhalten die Ratscher eine schriftliche Ratscherordnung, wobei die Tamsweger Ratscher-Ordnung auch die den Zeiten entsprechenden Sprüche auflistet. Die Ratscherordnung für Mariapfarr enthält auf der Vorderseite die namentliche Nennung der eingeteilten Ministranten, die Rückseite erklärt den Buben und Mädchen die Art und Dauer des Ratschens. In Mauterndorf ist folgende Ratscherordnung nur mündlich vorgegebenen:

Am Gründonnerstag zur Wandlung: Ein Taschentrager blickt durch das Schlüsselloch zum Altar und teilt den Ratschern durch ein Zeichen den Zeitpunkt mit, zu dem der Priester der Gemeinde die konsekrierte Hostie zeigt und spricht Nehmet und esset alle davon: ... (dazu werden 1 x 30 Kurbelumdrehungen geratscht), der Priester legt die Hostie auf die Hostienschale und macht eine Kniebeuge (dazu werden von einem Ratscher sofort an die 30 Umdrehungen anschließend zehn Umdrehungen geratscht). Wenn der Priester den Kelch hebt und spricht Nehmet und trinket alle daraus: ... setzen die übrigen vier Ratscher unmittelbar nach den zehn Umdrehungen mit 30 Umdrehungen wieder ein. Die Zahl der 30 Umdrehungen bezieht auf die 30 Silberlinge des Judasgeldes.[862] Zur Kommunion werden nochmals 1x40 Umdrehungen geratscht. Alle Kurbelumdrehungen haben einen exakten Beginn, wobei der Ratschenmeister auf Italienisch uno, due, tre einzählt.[863] Die Buben zählen stumm die Kurbeldrehungen mit, wodurch sich ein bestimmter Rhythmus des Ratschens ergibt. Früher wurde vom Ratschermeister das Ende mit einem Schlag der Hand auf den Boden angegeben – und wehe dem, der nicht aufpasste!

Tagläutratschen: Kurz vor 5 Uhr: Z’sammratschen vor dem Altenwohnheim mit 3x25 Umdrehungen, wobei zwischen den 25 Umdrehungen ein Ratscher zehn Umdrehungen weiterratscht. Einzelne Gruppen laufen Teile ihres Gebietes vor dem Z’sammratschen bereits vor der Kirche, indem sie vor jedem Haus 3 x 3 Umdrehungen ratschen und „Ave Maria“ rufen. Vor der Kirche wird wieder „z‘sammgratscht“ und 3 x 25 wie vor dem Altenheim geratscht. Die Ratscher des Gebietes „Ledermoos“ und „Meister“ hasten unmittelbar danach in ihr Gebiet weiter, die übrigen drei Gruppen („Altmoasta“, „Burgstall“ und „Siedlung“) laufen zum Z’sammratschen vor das Haus Nr. 2 (= heute Restaurant „1619“). Den Buben ist nicht bewusst, dass dies der ehemalige Pfarrhof ist. Anschließend laufen auch diese Gruppen ihre Gebiete fertig.

Elfe: 11 Uhr: Das Z’sammratschen erfolgt wie um 5 Uhr an denselben Orten und in derselben Modalität, vor den Häusern werden 2x6 Umdrehungen geratscht und es wird „elfe“ gerufen.

Zwölfe: 12 Uhr: Wie beim Tagläutratschen, vor den Häusern werden jedoch 1x8 Umdrehungen und der Ruf „zwölfe“ geschrieen. Beim Z’sammratschen werden jetzt 1x40 Umdrehungen geratscht.[864]

Heut um drei bei da Kirch’n: 14 Uhr: wie um 11 Uhr, jedoch der Ruf „Heut um drei bei da Kirch’n“.

Früher wurden auch die Frühgottesdienste und abends die Karfreitagsliturgie ausgeratscht. Karsamstag wiederholen sich um 5 Uhr, 11 Uhr und 12 Uhr die Modalitäten wie am Vortag, anschließend gehen die Buben Absammeln.

Bei der Gründonnerstagmesse ratschen die Tamsweger vor der Sakristei auf ein Zeichen, das der Oberministrant herausdeutet während in St. Michael der Mesner mit der Taschenlampe das Zeichen gibt: Hier ratschen die Buben beim Z’sammratschen eine sogenannte „Welle“, d. h. der Ratschenmeister gibt jedem einzelnen Ratscher, die im leichten Halbkreis vor ihm knien, den Einsatz durch einen Schlag mit dem Stock auf den Boden: Einer nach dem anderen, von links nach rechts beginnt und beendet in der selben Reihenfolge die Umdrehungen. Die Ratscher in St. Michael schreien vor den Häusern keine Sprüche oder Ankündigungen, sondern rufen „Die Ratscherbuam san da“, gegebenenfalls auch in die Gegensprechanlage.

7.18.3.5. Entlohnung

Beim Sammeln ratschen die Buben in Mauterndorf so lange, bis geöffnet wird, man bedankt sich und wünscht „Frohe Ostern“. Wird nicht geöffnet, so nehmen sie dies „zur Kenntnis“. Die Bereitschaft zur Gabe von Naturalien (früher überwiegend) und Geld ist durchaus gegeben. Selten wird ein oder das andere Haus nicht mehr zum Ratschen aufgesucht, weil ein „Notorischer“ (Nichtöffner) darin wohnt. In Tamsweg wird im Markt erst am Dienstag abgesammelt, da die Geschäftsleute zum regulären Absammeltermin am Samstag geschlossen haben. Dabei werden nach dem Ruf „Ein Gstanzl fürn Herrn N. N.“ noch einige Umdrehungen geratscht. In einigen Gemeinden wie z. B. Ramingstein, wird der Ratscherlohn als Gegengabe für die Ministrantentätigkeit gesehen. In Mariapfarr wird das Ratschen als Ministrantentätigkeit gesehen und beim Ministrantenausflug „abgegolten“. In St. Andrä bekommen die Kinder keinen Lohn aber in einem Gasthaus eine Jause. Die Aufteilung des Lohns erfolgt meist gleich nach dem letzten Ratschen, wie z. B. in Lessach bei einer Kapelle, wo der Oberratscher die gerechte Aufteilung vornimmt.

Abschließend soll nicht unerwähnt sein, dass die Freude an der Brauchausübung im Vordergrund steht. Der Sinn des Ratschens wird von allen Ratschergruppen als eine paraliturgische Handlung verstanden. Die Befriedigung, einen Dienst für die Gemeinschaft geleistet zu haben, lässt die Strapazen und oft großen Mühen, die die meisten Gruppen auf sich nehmen, bald vergessen. Ein besonderer Nachweis dafür ist auch im begeisterten Selbstbau der Ratschen im Werkunterricht der Hauptschule St. Michael zu sehen, der durch die beiden Fachlehrer Johann G. Mayr und Reinhard Obermayer seit mehreren Jahren mit großem Erfolg jährlich durchgeführt wird! Diese volkskulturell-pädagogische Arbeit und deren Auswirkungen sind ein eigenes, lohnenswertes Thema für weitere Forschungen, sowie auch die instrumentenkundliche Seite, die in diesem Beitrag nicht berücksichtigt werden konnte.

Die materielle Entlohnung ist den Buben und Mädchen selbstverständlich willkommen und auch Ansporn. Der pekuniäre Aspekt steht meines Erachtens aber hinter allen übrigen Beweggründen für die Brauchausübung im Lungau zurück, denn die Mauterndorfer Ratschenbuben sagten: „Mir mach’ns a weg’n da Gaudi!“

Verwendete Literatur

[Andree 1910] Andree, Richard: Ratschen, Klappern und das Verstummen der Karfreitagsglocken. In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 20 (1910), S. 250–264.

[Bommer 1979] Bommer, Josef: Fastenzeit – Heilige Woche. Mödling 1979.

[HaidG 1975] Haid, Gerlinde: Jahresbrauchtum im Lungau. In: Deutsch, Walter (Hg.): Lungau Report 1975. Ein volksmusikalischer Forschungsbericht. (ORF Landesstudio Salzburg – Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Institut für Volksmusikforschung). Salzburg 1975, S. 137–166.

[HeitzmannA/HeitzmannJ 1996] Heitzmann, Anton; Josefine Heitzmann: Tamsweg. Von Bürgern, Bauern und vergangenen Zeiten. Tamsweg 1996.

[Klier 1956] Klier, Karl Magnus: Volkstümliche Musikinstrumente in den Alpen. Kassel [u. a.] 1956.

[Kürsinger 1853] Kürsinger, Ignaz v.: Lungau. Historisch, ethnographisch und statistisch aus bisher unbenützten urkundlichen Quellen. Salzburg 1853.

[Läpple 1996] Läpple, Alfred: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Augsburg 1996.

[Linthoudt 1990] Linthoudt, Kurt van: Das Ratschen im niederösterreichischen Marchfeld. Dipl.-Arbeit Wien 1990.

[Sachs 1975] Sachs, Curt: Geist und Werden der Musikinstrumente. Nachdr. der Ausg. Berlin 1928. Buren 1975.

[Sachs 1930] Sachs, Curt: Handbuch der Musikinstrumente. 2. Aufl. Leipzig 1930.

[Thiel 1979] Thiel, Helga: Zur Situation der musikalischen Überlieferung im Lungau. In: Deutsch, Walter; Harald Dengg (Bearb.): Die Volksmusik im Lande Salzburg. 11. Seminar für Volksmusikforschung 1975. Wien 1979 (Schriften zur Volksmusik 4), S. 151–163.



[823] Erstveröffentlicht in: [PietschR 2001].

[825] Die meisten Monographien des Lungaus wie etwa jene [Kürsinger 1853] (S. 775) führen im Rahmen des Kar- und Osterwochenbrauchs auch das Ratschen an, wobei nur die Märkte erwähnt werden: „Eben so traf ich nur in den Lungauischen Märkten den Brauch, daß die sogenannten Ratschen in den letzten Tagen der Charwoche, statt vom Thurme die Zeichen zu geben, durch Buben in den Gassen herumgetragen, und von Stunde zu Stunde mit gewaltigem Geklapper in Bewegung gesetzt werden.“ Der 1975 erschienene Feldforschungsbericht zum Lungau erwähnt in einer knappen Mitteilung die Kirchenratschen in Muhr und Zederhaus und führt den Kreuzweg-Ruf aus Tamsweg an (vgl. [HaidG 1975], S. 153). Eine Erwähnung findet das Ratschen nicht einmal im Beitrag von Helga Thiel, die auf kulturelle Gemeinschaftsformen des Kindes verweist (vgl. [Thiel 1979], S. 154) und feststellt: „Nur mehr weniges davon wird im Lungau in aktueller Situation von den Kindern benützt“.

[829] [Sachs 1975], S. 7–16.

[830] [Sachs 1975], S. 229ff.

[832] [Sachs 1975], S. 17.

[836] [Andree 1910], S. 263; [KunzL 1974], S. 20.

[840] Daremberg u. Saglio, zitiert nach [Sachs 1975], S. 190.

[842] Nach[Sachs 1930], S. 27.

[843] Ratkos, zitiert in: [Elschek 1983], S. 40.

[848] Zirbt 1909, zitiert nach: [KunzL 1974], S. 40.

[851] Pretting, Gerhard: Radiokolleg. Radio Ö1 vom 19.–22. Februar 2001, 9:45–10:00 Uhr.

[852] Bei den Juden wird im Verlauf der Liturgie des Purim-Festes während der Lesung des Buches Esther bei jeder Erwähnung des Namens Haman von den Kindern möglichst großer Lärm vollführt, um den Namen des Feindes zu übertönen.

[855] Der Thomataler Pfarrer, Valentin Pfeifenberger, kann sich im Gespräch mit dem Autor noch an eine „Pumpermetten“ erinnern, die er in St. Georgen bei Oberndorf (Flachgau) während seiner Studienzeit noch erlebte: Dabei wurden am Gründonnerstag nach dem Ablesen der Psalmen von den 13 auf einem Ständer brennenden Kerzen eine nach er anderen gelöscht; 12 Kerzen symbolisieren die Jünger, die 13. Christus. Mit der 13. noch brennenden Kerze ging der Pfarrer hinter den Altar und lärmte. „Da håt er hålt pumpert, drum hoaßt’s jå Pumpermettn!“ (Feldforschung Lungau III/2000-Band 3).

[858] Ab hier stammen sämtliche unter Anführungszeichen stehende „wörtlichen Bemerkungen“ aus den Befragungsprotokollen der Feldforschung 1999/2000.

[859] Die Forschungen und somit die nachfolgenden Ausführungen beschränken sich ausschließlich auf das Ratschen außerhalb der Kirche. In Seefeld konnten dazu leider keine Informationen eingeholt werden. In den vorliegenden Bericht sind nur die Angaben zu Ratschergruppen eingearbeitet, bei denen auch umfassendere Dokumentationen durchgeführt wurden. In einigen kleineren Ortschaften wie Neuseß, Staig, Steindorf und wenigen anderen wird seit kurzem auch geratscht. Hier werden Zeiten und Umstände des Ratschens von diversen Orten übernommen oder auch „neue Regeln“ angewendet.

[861] Schreiben vom 22.2.2001 an den Autor über Franz Premm, Mauterndorf.

[862] Freundliche Mitteilung von Norbert Hauer.

[863] Niemand konnte einen Grund für das Einzählen auf Italienisch nennen.

[864] Freundliche Mitteilung Hans Jesner.

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