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Neugeboren (Margot Schindler)

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Geburt kulturgeschichtlich gesehen

Die unterschiedlichen Zugänge, die Menschen zum Thema Geburt haben, lassen sich vor allem durch in Museen bewahrte Zeugnisse der materiellen Kultur erschließen. Trotz des tabuisierten Themas besteht im christlichen Bereich eine besondere Affinität (Anziehungskraft) zu Schwangerschaft, Geburt und mütterlicher Liebe, welche der Figur der Gottesmutter Maria eingeschrieben ist. Devotionalkopien, Andachts- und Votivbilder sowie Krippenfiguren und andere Kleinplastik transportieren in der religiösen Volkskunst die Motive der Maria Gravida („Maria in der Hoffnung“) und der Maria Lactans (stillende oder nährende Madonna).

Dieses Identifikationsangebot wurde von schwangeren Frauen in Erwartung des ungewissen Ausgangs einer Geburt ohne leistungsfähige medizinische Versorgung in Notfällen und von stillenden Müttern mit ihren Sorgen und Ängsten um gefährdete Säuglinge dankbar angenommen. Schwangerschaftssymbolik und Geburtsmetaphern sind jedoch auch im profanen (weltlichen) Sachkosmos anzutreffen, wie historische Möbel (Kinderwiegen mit IHS-Monogramm, Darstellungen der Muttergottes, Pentagramm als Abwehrzeichen), Textilien (Hochzeitsdecken, Säuglingskleidungsstücke, Taufgarnituren), Keramik (Godenschale) und Münzen (Tauftaler) zeigen.

Die Geburt als soziales Ereignis

Jeder Mensch wird geboren. Jeder Mensch wird von diesem Ereignis geprägt. Unser aller Anfang, das Davor und Danach gehört zu den großen Themen der Menschheit. Viele Wissensgebiete beschäftigen sich damit: die Medizin, die Sozialwissenschaften, historische Fächer, die Ethnologie.

Die Kulturwissenschaft Volkskunde lenkt ihr Augenmerk dabei

  • auf die kulturhistorischen Differenzen im Zeichen von Zeugung, Schwangerschaft und Geburt,

  • auf die persönlichen und gesellschaftlichen Prägungen und Erfahrungen aller an diesem elementaren Ereignis teilhabenden Personen: Eltern, Geschwister, weitere Personen im familiären Umfeld, Geburtshelfer, Freundeskreis.

Die Neuverhandlung und -verteilung von gesellschaftlichen Rollen und die zunehmende Medikalisierung der Geburt im 20. Jahrhundert haben große Veränderungen in diesem Lebensbereich gebracht. Über diese historischen und aktuellen Veränderungen im Zusammenhang mit dem sozialen Ereignis Geburt, diesem existenziellen Bereich des menschlichen Seins, informiert ein Sammelband[61], der zur Ausstellung „Aller Anfang“ im Österreichischen Museum für Volkskunde (2002) erschienen ist.



[61] [Rüb/Schindler 2002]. Der Katalog umfasst 305 Seiten und enthält zahlreiche, vorwiegend farbige Abbildungen. Der Aufsatzteil bietet Texte zu den vielfältigen Themengebieten der „Geburt“; der Katalogteil enthält umfassende Informationen zu den Ausstellungsobjekten und -themen. Bestellungen per E-Mail richten Sie bitte an: office@volkskundemuseum.at

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