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Die Rolle der Salzburger Heimatvereine (Erwin Eder)

Erwin Eder, Landesobmann des Landesverbandes der Salzburger Heimatvereinigungen und Tanzreferent des Gauverbandes Flachgau der Salzburger Heimatvereinigungen, pensionierter Postbeamter, gab Marina Wimmer am 13. Juni 2003 im Referat Volkskultur ein Interview.

In den benachbarten Ländern Oberösterreich und Bayern existieren sowohl die „Akademie der Volkskultur“ als auch die Universitätstage für Heimatpfleger und Vereinsvorstände. Welche Zukunftswünsche haben Sie in dieser Richtung?

Ich weiß, dass es die „Akademie der Volkskultur“ gibt, habe aber mit dieser noch nicht so große Berührungen gehabt. Ich finde es auf jeden Fall gut, denn von der Wissenschaft zum Praktiker können uns nur beide helfen, auch dabei, einfach Berührungsängste zwischen Wissenschaft und Arbeit abzubauen. Ich könnte mir vorstellen, dass hier noch mehr machbar wäre. Ich finde das absolut gut und Gespräche sind immer gut. Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praktikern – wie beide Richtungen denken –, kann für jede Richtung hilfreich sein. Wir Salzburger haben die glückliche Gabe, dass wir mit der Wissenschaft keine Probleme haben, da sehr eng zusammengearbeitet wird. Das wäre vielleicht eine Frage, wenn man in die Akademie noch mehr Sparten von Kultur einarbeiten würde, dann könnte man das sicher sinnvoll gestalten. Es ist natürlich auch eine Frage, wie weit das finanzierbar ist und ob das vielleicht nachher nicht irgendwo zu sehr in die Richtung geht, dass man das nicht mehr richtig versteht. Ob sich dann ein Vereinsobmann auch wirklich mit dem identifiziert, ist eine große Frage – ich glaube, dass das vielleicht fast zu hochgestochen ist.

Wie schätzen Sie die Rolle der Heimatvereine Salzburgs als Teilaspekt der Salzburger Identität ein?

Alle Heimatvereinsgruppen, Brauchtumsgruppen, Tanzgruppen, Goldhaubengruppen, Trachtenfrauengruppen erfüllen ja eine große soziale Komponente. Meine Meinung ist, dass die Heimatvereine eine große Aufgabe haben, sich mit diesem Gebiet auseinanderzusetzen und die Salzburger Identität als das, was wir als Heimat verstehen, wo wir unsere Wurzel haben, zu vermitteln, aber auch das in das Gesellschaftsforum überleitet. Ich glaube, da ist der Bayer anders, der Salzburger anders und vielleicht der Niederösterreicher anders und ich meine, dass die Trachtengruppen und Heimatvereine zur Salzburger Identität sicherlich einen Beitrag leisten – allein schon durch Dinge wie Feste und Feiern, die genauso dazugehören.

Welche Rollen können Ihrer Ansicht nach Heimatvereine in einem Ort übernehmen, um den Lebens- und Jahresablauf ein besonderes Gepräge zu geben?

Ich habe vor sieben Jahren ein Referat geschrieben mit dem Titel, „Kann ein Heimatverein ein Motor in dem dörflichen Leben bewirken?“, und ich habe mir viele Fragen gestellt und bin draufgekommen, dass der Heimatverein in einem Dorf wirklich der Motor sein soll. Eine Musikkappelle hat klipp und klar definierte Aufgaben, ein Kameradschaftsbund hat seine Aufgaben, eine Chorgemeinschaft hat ihre Aufgaben, aber ein Heimatverein ist in vielerlei Hinsicht gefordert, eben auch bezüglich der Frage der Identität. Ob er selbst veranstaltet im Ort ist zweitrangig. Wichtig ist, dass ein Heimatverein der Motor ist. Ein Beispiel sind die kirchlichen Feste, zum Beispiel Erntedank, bei dem die Erntedankkrone immer unsere Landjugend gemacht hat. Da muss man immer schauen, dass das zielgerecht gemacht wird etc. Da muss ich der Motor sein, dass das funktioniert. Genauso bei kleineren Feiern wie etwa Altenehrungen etc.

Es gibt so viel im gesellschaftlichen Bereich zu organisieren, wobei ich selber nicht unbedingt der Veranstalter sein muss. Um gute Veranstaltungen im Jahreskreis zu machen, muss ich mit offenen Augen durch die Welt gehen, wo sich dann immens viel Vereinsarbeit ergibt. Diese ist nicht unbedingt gewinnorientiert ausgerichtet, aber ich kann das Vereinsleben sehr aktiv gestalten, kann die Bevölkerung mit einbauen – einer der wichtigsten Punkte, weil wenn der Ort ein Projekt nicht annimmt, bringt es nichts, man muss eine breite Basis finden und dann sind die Leute dafür dankbar, dass man so etwas macht.

Meine Anliegen sind: Bräuche zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Man soll immer wieder hinterfragen, wie man etwas macht. Man kann nicht immer alles komplett authentisch machen. Es stellt sich auch die Frage: Was ist authentisch? Authentisch kann auch sein, dass man etwas aus der Erzählung heranzieht, aber man muss es so verpacken, dass die ganzen Faktoren zusammenstimmen. Es darf sich auch ständig etwas verändern – es soll nicht verändert werden –, aber es darf auch etwas passieren, wenn die ganzen Faktoren zusammenstimmen. Dann finde ich das richtig. Und so haben die Heimatvereine eine große Aufgabe und große Verantwortung dafür zu sorgen, was im Dorf passiert – sprich Märkte etc. Da glaube ich kommt immer mehr Folgendes dazu: in der Gesellschaft und im Zusammenleben im Ort kann nur fördernd sein, wenn man sich immer wieder mit anderen Vereinsobleuten, mit anderen Organisationen zusammensetzt, damit in Summe etwas Ordentliches herauskommt.

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