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Die Feier der Hochzeit. Im besonderen: Der Hochzeitslader (Hans Paarhammer)[5257]

Zu den markanten Persönlichkeiten bei der Festgestaltung in der Dorfgemeinschaft und in der Pfarrfamilie gehört seit jeher der Hochzeitslader. Als Zeremonienmeister hat er wesentlichen Anteil, daß das Fest der Eheschließung bei der kirchlichen Trauung und bei der anschließenden Hochzeitsfeier für das Brautpaar selbst und für die gesamte Hochzeitsgesellschaft ein bleibendes Ereignis wird. Nach einem markanten Wort des Philosophen Josef Pieper heißt „Feiern, die immer schon und alle Tage durch den Schöpfer vollzogene Gutheißung der Welt und des Menschen auf unalltägliche Weise begehen.“ Um ein Fest richtig begehen zu können, „auf daß es zu einem erhebenden Erlebnis werde“ (Siegfried Hornauer), muß man seinen Sinn verstehen und besonders Wert auf eine gute Vorbereitung und Gestaltung legen. Ein Hochzeitslader kann zum Gelingen einer Hochzeit, zum Erleben der Schönheit des Festtages, zu seiner besseren Vorbereitung und zum tieferen Verständnis der Feier selbst Entscheidendes beitragen. Er ist im Grunde genommen der eigentliche „Zeremonienmeister“, in dessen Händen und Geschick besonders auch die Pflege der mit dem Heiraten verbundenen Bräuche liegt.

Zum besseren Verständnis der Rolle des Hochzeitsladers ist sicherlich von Interesse, die geschichtlichen Hintergründe aufzuzeigen. Soweit wir in der Kulturgeschichte zurückschauen können und Kenntnis der Bräuche einzelner Völker besitzen, erfahren wir immer auch etwas über Sitten und Bräuche bei der Eheschließung. Kaum sonst bei einem Ereignis im Lebenslauf eines Menschen haben sich soviele Bräuche entwickelt und erhalten wie gerade bei der Hochzeitsfeier. Jedes Volk und Land hatte seine Kultur und seine Bräuche gefunden und bewahrt; vieles davon ist heute noch vorhanden. Dabei weiß man sich immer schon zutiefst dem religiösen Kult verbunden. Die Liebe von Mann und Frau wurde in das öffentliche Feiern der Familie und Sippe, des Stammes und des Volkes hineingenommen und damit dem privaten, allein zwischenmenschlichen Bereich der Partner entzogen. Heiraten war also immer schon eingebettet auch in religiöse Zeremonien und Riten und damit in das öffentliche Feiern der menschlichen Gemeinschaft. Daß es Hochzeitslader gibt, ist nicht eine reine Erfindung unserer Kultur und etwas, das sich erst in der Neuzeit entfaltet hat. Wir finden den Hochzeitslader bereits in vorchristlicher Zeit und zwar sowohl im biblischen als auch heidnischen Kulturraum.

Die israelitische Eheschließung

Die israelitische Eheschließung im Alten Testament bestand in drei Abschnitten: Verlobung – Eheabschluß – Hochzeitsfeier. Zunächst waren die Eltern tätig: sie hatten über die Verlobung zu verhandeln. Dem Brautvater wurde eine Zahlung geleistet. Schriftliche Eheverträge kamen etwa seit 500 v. Chr. in Übung und Brauch. Dann wurde die Hochzeit gefeiert. Diese Feier geschah in der Heimholung der Braut, die vorher von ihren Jugendgefährtinnen und Freundinnen Abschied gefeiert hatte (eine Art Polterabend). Der Bräutigam mußte im festlichen Geleit seiner Freunde und Verwandten die Braut heimholen; dies geschah in einem oft prächtigen Hochzeitszug. Im Haus des Bräutigams fand das Hochzeitsmahl statt. Die Feier dauerte in der Regel eine Woche, manchmal auch länger. Festgetränk war Wein, der reichlich genossen wurde (vergleiche Joh 2: Hochzeit zu Kana).

In den Jahrhunderten vor Christi Geburt stellte bereits die Verlobungsfeier einen ersten großen Festabschnitt dar: Im Hause des Brautvaters wurde ein Festmahl gegeben und ein Verlobungssegen gesprochen. Die Braut blieb dann noch in ihrem Elternhaus bis zum festgesetzten Tag der Heimführung durch den Bräutigam. Bei der Hochzeit selbst wurden Braut und Bräutigam bekränzt. Der Bräutigam wurde vom Brautführer geleitet. Das Volk nahm am Festzug und Fest selbst großen Anteil. Beim Hochzeitszug wurden Lieder gesungen. Der Brautführer hatte für eine gewisse Ordnung zu sorgen.

Während des Hochzeitsmahles wurde durch den Segensspruch des Vaters der Braut die religiöse Weihe hervorgehoben. Nach dem Mahl wurde das Brautpaar in das eheliche Gemach geführt, begleitet vom Brautführer und den engsten Angehörigen. Diese Bräuche, wie wir sie in der Bibel des Alten Testamentes und im Talmud ganz besonders vorfinden, haben sich in einzelnen Zeremonien und Übungen bis heute erhalten. Wir können festhalten: Der Hochzeitslader im heutigen Sinn und damit im heutigen Brauchtum hat eine Hauptwurzel und ein grundlegendes Vorbild im biblischen Brautführer des Alten Testamentes und des Talmud.

Eheschließung bei den Griechen

Für die Hochzeit gilt der Tag des Vollmondes im Spätherbst und Winter, besonders im Jänner. Die Brautleute mußten zunächst ein gemeinsames Bad im Wasser der heiligen Quelle nehmen. Auch wurde den Göttern geopfert. Die Teilnehmer am Opfer und die Opfertiere selbst wurden bekränzt. Das Hochzeitsmahl fand im Haus des Brautvaters statt. Man feierte solche Festmähler zur Hochzeit auch im Tempel. Die Braut wurde festlich geschmückt. Sie trug einen Myrtenkranz oder eine metallene Krone. Am Schluß des Mahles nahm die Braut ihren Schleier ab; am späten Abend wurde sie heimgeführt. Der Bräutigam hob die Braut aus dem Wagen und geleitete sie ins Haus, wo sie mit Früchten überschüttet wurde. Das Brautpaar wurde sodann um den Herd geführt und in das Brautgemach geleitet. Tags darauf wurden in das Haus der Braut die Geschenke gebracht („Weisen“). In den drei Jahrhunderten vor Christus wirkten bei der Eheschließungsfeier auch die Priester des Tempels mit.

Eheschließung bei den Römern

Die Eheschließung erfolgte oft schon in der Zeit der Kindheit und wurde von den Familienhäuptern vorgenommen. In der älteren Zeit war die Ehe durch religiöse Anschauungen und durch Sitte und Brauch geregelt. Religiöse Überlieferungen und Gebräuche bestimmten das hochzeitliche Feiern. Bei den Römern begegnet uns das Symbol des Ringes. Plinius der Jüngere spricht von einem großen Eisenring, der als Pfand der Vertragstreue des Bräutigams von diesem an die Braut gegeben wurde. Der Kirchenschriftsteller Tertullian schreibt um das Jahr 200 n. Chr., daß es uralter Brauch in seiner nordafrikanischen Heimat sei, daß der Braut vom Bräutigam ein goldener Ring gegeben werde. Die Hochzeitsfeier durfte nur an bestimmten Tagen stattfinden, manche Tage und Monate waren ausgeschlossen (geschlossene Zeit!). Die Braut legte bei den Römern ein weißes Gewand an. Feuerrot war der Brautschleier; er wurde von selbstgepflückten Blumen im Haar der Braut gehalten. Der Hochzeitstag begann mit einer Zeremonie des Priesters, der den Vogelflug befragte (Haruspex) und dann Glück und gute Aussichten für die Zukunft der Brautleute verkündete. Daraufhin mußten die Brautleute ihre Hände ineinander legen und ihren gegenseitigen Ehewillen versprechen. Es folgte ein Tieropfer oder ein Früchteopfer. Während der Priester ein Gebet sprach, gingen die Brautleute um den Götteraltar herum.

Das Festmahl wurde im Haus der Brauteltern gehalten. Die Braut wurde daraufhin feierlich in das Haus des Bräutigams geführt, wobei Musikanten den Festzug begleiteten (meist Flötenspieler, keine Trompeter oder Posaunisten: diese waren für den Zug des Feldherrn und Siegers im Kriege bestimmt). Die Braut wurde über die Türschwelle in das Haus des Bräutigams getragen. Als erstes mußte die Braut im neuen Zuhause die Eingangspforte mit Öl bestreichen; dann wurde sie in die Gemeinschaft „des Feuers und Wassers“ aufgenommen, denn von nun an mußte sie das Herdfeuer hüten und das Wasser für den Haushalt besorgen (am Brunnen des Hauses oder des Dorfes). Die Braut sprach ihr Gebet zu den Hausgöttern. Dann wurde die Hochzeitsnacht gefeiert. Am nächsten Morgen opferte die Braut den Hausgöttern und der Bräutigam gab ihr sein Hochzeitsgeschenk, „Morgengabe“ genannt, weil es in der Morgenfrühe gegeben wurde.

Eheschließung im Christentum

Die alten jüdischen, griechischen und besonders römischen Rechtsbräuche und Gewohnheiten haben einen starken Einfluß auch in den christlichen Familien behalten. In der Christengemeinde beziehungsweise im christlichen Hause wurde seit dem 3. Jahrhundert (Verfolgungszeit!) der Priester zur Hochzeit gerufen. Man bat ihn, die Brautleute „zusammenzugeben“, wobei er im Haus der Brautleute die Trauung vornahm. Damit verbunden war meist die Feier der Eucharistie. Die Meßfeier im Hause der Brautleute wurde so zum festlichen Ort der Eheschließung. Die Hinführung zu dieser Feier geschah durch einen eigenen Zeremonienmeister oder Führer der Brautleute. Eheversprechen, Ringübergabe und Segen über die Brautleute waren besondere Elemente der Feier.

So geschah es auch im germanischen Lebensbereich: Die Trauungsstätte war vor dem Gotteshaus, auf dem Platz vor der Fassade der Kirche. Dann wurden die Brautleute in die Kirche zum Gottesdienst geführt. Alte Dome haben deshalb bis heute noch die sogenannte Brautpforte oder die „Schöne Pforte“. Meist stehen Standbilder von Adam und Eva rechts und links der Pforte. Vor diesem Tor wurden Braut und Bräutigam zusammengegeben. Dann wurden sie zum Altar geführt und dort die heilige Messe gefeiert.

Erst in der Neuzeit wurde die Trauungszeremonie in die Meßfeier direkt eingebaut. Der Priester holte aber immer die Brautleute an der Pforte der Kirche ab. Platz der Brautleute wurde im Altarraum jener Ort, wo im Kaiserdom der Platz von Königin und König war. Eindrucksvoll ist dies heute noch so in England.

Hochzeitsfeier heute

Der Brauch, einen Hochzeitslader zu haben, entspricht dem alten biblischen Vorbild des „Brautführers“, wobei sich gerade in den alpenländischen Regionen ganz verschiedene Bräuche entfaltet haben. Schon in der Zeit der Vorbereitung auf das Hochzeitsfest geht in manchen Gegenden der Hochzeitslader mit von Haus zu Haus beim Einladen der Hochzeitsgäste, wobei er gelegentlich lange Sprüche herzusagen hat (zum Beispiel in manchen Gegenden Tirols). Im Salzburger Flachgau ist der Hochzeitslader der eigentliche „Zeremonienmeister“ des ganzen Hochzeitstages. Er sorgt für den geordneten Hochzeitszug und für einen festlichen Kirchgang. Er kennt die Regeln für das Gehen in der richtigen Reihenfolge. Dieser festliche Kirchgang unter der Leitung des Hochzeitsladers ist somit das erste Element des Hochzeitsfestes selbst. Bei gutem Wetter empfiehlt es sich, einen etwas längeren Weg zu wählen; häufig führt der Hochzeitszug vom Gasthaus, wo später das Hochzeitsmahl eingenommen wird, zum Gotteshaus. Auf diesem Hochzeitszug sollen die wichtigsten Symbole für die Eheschließung mitgetragen werden: Ringe und Kerze. Gerne werden dazu Kinder ausersehen, die diese Symbole auf Polstern zum Altar bringen. Für den Seelsorger gibt es zwei Möglichkeiten zur Teilnahme am festlichen Kirchgang: entweder er geht beim gesamten Einzug mit, wobei er meistens die Braut begleitet, oder er empfängt Braut und Bräutigam beim Kirchenportal und führt sie von dort zum Traualtar.

Das zweite Element des Hochzeitszuges ist die Feier der Hochzeitsmesse mit der Trauung: Das ist der Höhepunkt des Tages. Der Hochzeitslader ist in der Regel auch hier Zeremonienmeister, gerade bei der Trauungszeremonie selbst. Er führt die Trauzeugen heran, er ersucht das Brautpaar aufzustehen, er nimmt die Tasse oder den Polster mit den Eheringen, er steht während des Eheversprechens selbst an der Seite der Brautleute. Nach dem Gottesdienst kann er noch kurze Anweisungen geben über das Verlassend es Gotteshauses und das Gehen zum Festmahl.

Drittes Element des Hochzeitstages ist der Festzug zum Hochzeitsmahl. In manchen Orten ist es noch üblich, daß zum Ende der Brautmesse vom Priester Wein gesegnet und dieser dann den Brautleuten und wenigstens näheren Verwandten des Brautpaares gereicht wird. (Dieser Brauch hing mit dem früheren Schlußevangelium zusammen; auf die Fürbitte des heiligen Apostels und Evangelisten Johannes wurde Wein gesegnet und jeder Anwesende bekam einen Schluck gesegneten Weines, wobei der Priester die Worte sprach: „Trinke die Liebe des hl. Johannes“). Der Hochzeitszug zum Festmahl sollte nicht unterschätzt werden. Mancherorts streuen Kinder Blumen auf den Weg. Der Hochzeitszug sollte durch ungeordnetes Gratulieren von Zuschauern nicht gestört werden. Häufig wird zunächst zu einem geeigneten Platz gegangen, wo ein Gemeinschaftsfoto gemacht wird.

Viertes Element: Das Hochzeitsmahl. Das schöne Wort „Vermählung“ hängt damit zusammen: die Brautleute werden zu Gemahlin und Gemahl. Der Hochzeitslader sorgt, daß alle die Plätze einnehmen; er kennt die Tischordnung und weist die Sitze zu. Es ist förderlich, vor dem Essen kurz durchzusagen, wie das Festmahl denn verlaufen soll; so können unnötige Störungen vermieden werden. Der Hochzeitslader lädt die ganze Mahlgesellschaft zum Tischgebet und spricht dieses selbst vor (meist wird gemeinsam ein Vaterunser gebetet). Der Priester spricht den Tischsegen (bei Fehlen eines Geistlichen soll der Hochzeitslader den Tischsegen sprechen, vielleicht sogar in dem Fest angepaßten Versen).

Fünftes Element ist der Tanz: Der Hochzeitslader hat dabei die wichtige Rolle des Zeremonienmeisters. Alte Bräuche und Formen des Brauttanzes sollen bewahrt werden, sie geben dem Hochzeitstag ein eigenes Gepräge. Wichtig ist, daß der Hochzeitslader die Ordnung bestimmt und anwesenden Gruppen und Vereinen ihre Tänze zuweist.

Sechstes Element ist das Weisen und die Pflege der ortsüblichen Bräuche: Es liegt sehr viel am Hochzeitslader, daß das Weisen, das Aufsagen von Gedichten, das Halten einer Tischrede, das Beglückwünschen der Brautleute durch die Hochzeitsgäste in geordneten Bahnen und in entsprechender Atmosphäre geschieht.

Siebtes Element ist der Abdank: Darunter versteht man die Festrede des Hochzeitsladers, der diese meist in (selbstgereimten) Versen hält. Der Abdank soll sinnreich, würdig und humorvoll sein. Die Hochzeitsgäste sollen dabei das Gefühl haben, beim Abdank handelt es sich um die Abschlußrede zum frohen Ausklang eines schön gefeierten Festes.

Zum Ende des Hochzeitstages geleitet der Hochzeitslader das Brautpaar aus dem Gasthaus; Braut und Bräutigam nehmen in seiner Anwesenheit Abschied von ihren Eltern und den Hochzeitsgästen und machen sich dann auf den Weg, der sie in ihr neues Zuhause führt.

Ein Wort zur Besinnung

Die Hochzeitsfeier ist für die Brautleute, für die Eltern, Geschwister und Anverwandten, für die Paten und Freunde ein hoher Festtag, eben eine „hohe Zeit“. Die Bewahrung der schönen Bräuche, die seit undenklichen Zeiten hierzulande zu einer Hochzeitsfeier gehören, ein feierlich gestalteter Gottesdienst, das Wissen um die Elemente dieses Festtages und besonders die Freude am Feiern machen den Hochzeitstag zu einem herausgehobenen Festtag für alle Beteiligten.

Nach christlicher Auffassung ist die Eheschließung nicht ein privates Tun von Mann und Frau, sondern ein festliches Ereignis in der Öffentlichkeit der Familie und der Gemeinde. Dem Hochzeitslader und dem Seelsorger kommt dabei in gleicher Weise ein schöner und hoher Auftrag zu: Beide sorgen und mühen sich um ein Fest, das an die Herzen rührt. Über dem ganzen Fest muß die Freude spürbar sein, daß da zwei Menschen sind, die einander lieben und die diese ihre Liebe öffentlich kundtun und feiern; an der festlichen Gestaltung einer gut vorbereiteten Hochzeitsfeier sollte man erkennen, daß das eine Gemeinde ist, die sich aufrichtig mitfreut und die Freude des Festes mit allen teilt. Ein Wort des heiligen Paulus kann dazu wegweisend sein: Wir sollen „Diener der Freude“ sein. Wäre dies nicht ein großartiges Motto für einen Hochzeitslader, Diener der Freude zu sein? Diener der Festesfreude eines einzigartig schönen Ereignisses im Lebenslauf zweier einander liebenden Menschen.

Weil der Hochzeitslader „Zeremonienmeister“ und damit „Diener der Freude“ eines schönen Festtages für die Brautleute wie für die feiernde Gemeinde selbst ist, sollte er nach Möglichkeit einige Dinge beachten:

  1. Der ganze Hochzeitstag sollte einige Tage vorher mit dem Brautpaar durchbesprochen werden. Dabei können offene Fragen geklärt und besondere Wünsche der Brautleute noch abgesprochen werden.

  2. Es soll darauf geachtet werden, daß beim Hochzeitsfest alle fünf Sinne der Menschen angesprochen werden; ein erhebendes Fest wird immer das Gemüt bewegen und die Kräfte des Herzens wecken.

  3. Zu den wesentlichen Elementen des Feierns gehört, daß ein Fest sichtbar, hörbar, schmeckbar, riechbar und spürbar ist.

    Ein Fest muß sichtbar sein: „Der Mensch braucht auch etwas für das Auge“, heißt es bei Don Camillo. Die festliche Tracht und Kleidung, das schöne Gewand, der Blumenschmuck, der Festzug, der festlich gedeckte Tisch; vielerlei Dinge gehören dazu, daß sich eine Hochzeitsfeier „sehen“ lassen kann, ohne dabei in übertriebenen Pomp auszuarten. Nach einem alten Wort gehören zur Hochzeitsfeier nicht nur die geladenen Gäste, sondern auch die „Hochzeitsschauer, Musikloser und Tanzbodensteher“.

    Das Fest muß hörbar sein: Man denke an die Hochzeitsschützen (Prangerschützen), die den Weckruf geben und in aller Morgenfrühe schon den Hochzeitstag und die ihm eigene Freude verkünden. Die Musik beim Einzug, der Chorgesang und die gesamte musikalische Gestaltung des Gottesdienstes, die Tanzlmusi und das Aufsagen von Gedichten machen das Fest „hörbar“. Auch der „Juhizer“ der Hochzeitsburschen beim Festzug von der Kirche zum Hochzeitsmahl ist etwas ganz Typisches, das am Hochzeitstag nicht fehlen sollte. Dieses Jauchzen ist Fortsetzung des Lobes Gottes von der Kirche in die Welt hinaus.

    Ein Fest muß riechbar sein: Der Duft der Blumen und Kerzen, eventuell beim Gottesdienst auch der Weihrauch geben dem Fest eine eigene Note. Erst recht auch dann der Duft des guten Essens beim festlichen Mahle. Die alten Kulturen kannten oftmals ganz eigene Duftstoffe, um dem Fest „Wohlgeruch“ zu geben.

    Ein Fest muß schmeckbar sein: Bei der Hochzeit kommt deshalb dem Festmahl zentrale Bedeutung zu. Ohne Mahl gibt es kein Fest! Gemeinsames Essen und Mahlhalten sind Urformen menschlicher Feierkultur. „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, nicht nur das, es hält auch die menschliche Gemeinschaft zusammen und ist Zeichen von Einheit und Frieden. Der Wein ist dabei ein festliches Zeichen, in dem die Verbundenheit und Freundschaft der Feiernden schmeckbar wird. Das gegenseitige Zuprosten ist Ausdruck des Wohlwollens, der Achtung, des Zugetanseins und er aufrichtigen Mitfreude, nicht zuletzt auch der vielen guten Wünsche, die man mit Worten allein nicht sagen kann.

    Ein Fest muß schließlich greifbar, das heißt spürbar sein. Dies kommt zum Ausdruck beim Darbringen der Glückwünsche und beim Überreichen der Geschenke, aber auch beim Tanz. Der Händedruck bei der Gratulation, das Weisen, selbst auch der Brauch des sogenannten „Braut-Stehlens“, die Art und Weise der Tänze machen das Fest zu einem spürbaren Erlebnis. Mit der Braut oder dem Bräutigam einmal tanzen zu dürfen ist Ehrensache; man hätte wohl das Fest nicht gespürt, ohne wenigstens einmal auch mit den Brautleuten getanzt zu haben.

  4. Aus der Zusammenschau aller Elemente und beachtenswerten Momente des Hochzeitstages dürfte erkenntlich werden, welche Bedeutung und welches Gewicht einem Hochzeitslader zukommt. Deshalb sind es aus der Sicht des Seelsorgers drei Anliegen, die man beachten wolle.

    • Hochzeitslader und Seelsorger sollen zusammenhelfen, daß die Hochzeitsfeier durch ihre festliche Gestaltung zu einem Erlebnis wird für alle Mitfeiernden. Die Hochzeit beginnt deshalb eigentlich schon bei der Vorbereitung, beim Vorbereitungsgespräch der Brautleute mit dem Hochzeitslader und mit dem Geistlichen, der die Trauung vornimmt. Eine Einführung der Brautleute in den Ablauf des Festes, in die Bräuche und Riten der Feier erscheint unerläßlich.

    • Die alten Bräuche sollen erhalten werden. Auch in geänderten Zeitverhältnissen haben die guten Gewohnheiten, die uns unsere Ahnen vererbt haben, ihren Platz und ihre Bedeutung. jeder Ort, jedes Dorf und jede Gemeinde und Pfarre haben ihre eigenen guten Gewohnheiten und Bräuche. Vieles kann der Hochzeitslader so in Bahnen lenken, daß zu guter Letzt alle sagen: Es war ein schönes Fest, das werden wir nicht so schnell vergessen.

    • Wer „Diener der Freude anderer“ sein darf, muß selber ein froher Mensch sein. Ein Hochzeitslader kann viel Freude ausstrahlen und wecken. Es ist ihm zu wünschen, daß er die Gnade des Humors und die Gabe des guten Witzes besitzt. Ein guter Hochzeitslader, der „sein Geschäft“ versteht und zum frohen Diener der Freude einer feiernden Gemeinde geworden ist, ist ein Segen für viele. Nicht nur die Brautleute, auch die Kirche hat allen Grund, unseren Hochzeitsladern aufrichtig Dank und Anerkennung auszusprechen. Im Dienste der Brauchtums- und Heimatpflege tun sie etwas Großes und Schönes zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.



[5257] Zeitschrift Salzburger Volkskultur, 17. Jg., März 1993, S. 75–81.

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