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Mediation (Erich Gamsjäger)[11]

Tipp

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Der Konflikt als Chance

„Mediation ist ein Verfahren, bei dem eine neutrale dritte Person die Beteiligten darin unterstützt, die zwischen ihnen bestehenden Konflikte durch Verhandlungen einvernehmlich zu lösen.“[12] Mediation bedeutet also Vermittlung im Konflikt. Es handelt sich dabei um ein außergerichtliches Verfahren, das die Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmtheit der Konfliktparteien fördert. Die Mediation ist von den USA in den 1980er Jahren nach Europa gekommen.

Die Zunahme an Gewalt ist nicht nur in den Medien ein viel diskutiertes Thema, sondern konkret in der Gesellschaft spürbar, wobei Gewalt unterschiedliche Formen annimmt – sie tritt in verbaler, physischer oder psychischer Gestalt auf. Ein Übermaß an Druck und ein Mangel an Zeit und Raum verhindern meist die notwendige Konfliktbearbeitung.

Die Mediation ist eine Kommunikationsbrücke und fordert auf, nicht in Problemen zu denken, sondern in Lösungen. In der Mediation sieht man den Konflikt als Chance hin zu einer positiven Veränderung . Menschen sollen Neues über sich selbst erfahren, dabei ihre eigenen Grenzen kennen lernen und soziale Kompetenz erwerben. Der Prozess der Lösungsfindung steht im Mittelpunkt. Eine Grundnahme der Mediation ist, dass die Beteiligten sich eher an eine Abmachung halten, die in Eigenverantwortung erarbeitet wird. Dazu ist es notwendig, nicht nach Positionen zu verhandeln, sondern nach unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen.[13]

Die Geschichte der Mediation

Der Gedanke der Mediation – d. h. die Verhandlung zwischen Konfliktparteien unter Mithilfe eines unabhängigen Dritten – ist grundsätzlich nichts Neues. Konflikte stellten seit Anbeginn der Menschheit einen Teil ihres Alltags, mit dem sie sich auseinandersetzen musste, dar. In vielen traditionellen Gesellschaften gibt es Formen gerichtsunabhängiger Konfliktregelungen. Als geistiges Vorbild für die moderne amerikanische Mediationsbewegung dienten sowohl die christlichen Friedenskirchen als auch japanische und chinesische Philosophen.

Inzwischen hat sich die Bewegung der „Alternative Dispute Resolution“ (ADR) in der amerikanischen Gesellschaft etabliert und ist ein Verfahren zur konstruktiven Konfliktaustragung in vielfältigen Lebensbereichen. In den 1980er-Jahren kommt der Mediationsgedanke aus den USA nach Europa und findet heute in den Bereichen Nachbarschaft Familie, Umwelt, Politik und Schule Anwendungsfelder. 1994 wurde der „Österreichische Bundesverbandes der Mediatoren“ gegründet.

Mediation ist mittlerweile in Österreich als Verfahren gesetzlich verankert. In den letzten Jahren haben berufsspezifische Ausbildungs- und Fortbildungsseminare wesentlich zu ihrer Verbreitung beigetragen. Im Rahmen des Jusstudiums an der Universität Wien wird das Wahlfach Mediation seit WS 99/2000 angeboten.[14] In Salzburg bietet seit 1999 die VHS im Rahmen von Zertifikations-Lehrgängen Mediationsausbildungen an. Schulmediation wird am Pädagogischen Institut Salzburg für LehrerInnen aller Schulformen angeboten. Erwähnenswert ist auch der Universitätslehrgang „Mediation“ an der Universität Klagenfurt. Die Akademie der Immobilien-Mediatoren bietet seit 2003 in Kooperation mit den Fachgruppen der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer eine berufsbegleitende Fachausbildung zum Immobilien-Mediator an.

Konflikt: Notwendigkeit und Übel

Der Begriff „Konflikt“ gilt im Alltag als negative Erscheinung im Zusammenleben der Menschen. Das Wörterbuch der Psychologie definiert Konflikt nüchtern als „gleichzeitiges Bestehen oder Anlaufen von mindestens zwei Verhaltenstendenzen“.[15]

Konflikte sind ein zwiespältiges Phänomen: Einerseits sind sie eine Notwendigkeit und ermöglichen uns Herausforderung, Veränderung, das Erleben von Stärke und Selbstbestimmung. Andererseits werden Konflikte als ein Übel unserer Sozialisation angesehen, da sie Menschen in Belastungssituationen treiben. Nicht der Konflikt an sich jedoch ist das Übel, sondern die Art der Auseinandersetzung.

Sind in Konflikten einmal feste Positionen erreicht, dann gibt es drei Möglichkeiten, um weiterzukommen. Zum ersten kann man einem Richter die Entscheidung übertragen, wobei es Sieger und Verlierer geben wird. Zum zweiten können die Beteiligten durch den Einsatz von Machtmittel, Druck, Drohungen und Gewalt den jeweils Anderen zu beeinflussen versuchen. Zum dritten können die Parteien durch Verhandlung und gegenseitiges Zugeständnis zu einer Lösung kommen. Mediation als ein alternatives Konfliktregelungsverfahren stellt ein Instrument zur Lösung von Konflikten bereit. Die Chance der Mediation liegt in der Eigenverantwortlichkeit, das Ergebnis in der Kompromissbereitschaft.



[11] Kurzfassung von Ilona Holzbauer und Melanie Lanterdinger, Langtextversion HIER.

[13] Zum besseren Verständnis eine Metapher: Zwei Schwestern streiten sich um eine Orange. Der Schlichter gibt jedem Kind genau die Hälfte. In der Mediation geht man einen Schritt weiter. Sie fragt nach den Wünschen (Interessen), die mit der Orange verknüpft sind. Es stellt sich heraus, dass die eine Schwester das Fruchtfleisch essen will, die andere aus den Schalen ein Segelschiffchen bauen will. Mit diesem Wissen ausgestattet, lässt sich leicht eine Lösung finden, die beide Seiten annehmen können. Der zu verteilende Kuchen wird größer. („Kuchenvergrößerungstechnik“)

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