Der Pongau gilt heute weithin als Zentrum der Salzburger Perchtenbräuche. Jährlich richten dort um Dreikönig die vier Orte Bad Gastein, Altenmarkt, Bischofshofen und St. Johann abwechselnd den „Pongauer Perchtenlauf“ aus. Die Einzeldarstellung dieser Läufe, ihrer Entwicklung wie ihrer Masken zeigt eine lebendige Geschichte des Umgangs mit Wünschen und Traditionen wie regionaler Vorbildwirkung. Bemerkenswert ist, dass eine große Zahl der Neugründungen in den Jahren regionaler Identitätsbildung und Pflege des Landesbewusstseins datiert. Auch im Zusammenhang mit Tourismus und Eventisierung der Freizeit steigen die Zahlen der Passen wie ihrer Mitglieder stetig an.
Dass nicht nur Konkurrenzkampf, sondern auch das Bedürfnis nach regionalen wie überregionalen Zusammenschlüssen groß ist, haben die Initiative von Guido Schratzer und das Projekt „Gasteiner Passen“ von Franz Hochwarter gezeigt.
Die salzburgweite Fragebogenerhebung bei den derzeit (Stand 2002) beim Referat Salzburger Volkskultur gemeldeten 411 Heimatvereinigungen (davon 161 Perchten- und Krampusgruppen) zeigte, wie wichtig diese Perchten- und Krampuspassen für die Selbstdarstellung Jugendlicher und deren Einbindung in Region und Gesellschaft sind. 67 Gruppen (das sind 41 %) antworteten 2001 auf die direkte Kontaktaufnahme durch das Referat Salzburger Volkskultur. Bei der Erhebung durch Franz Hochwarter „Gasteiner Passen“ wurden allein im Gasteinertal mehr als 84 Passen erfasst.
Die größte Häufung an Gründungen ist seit 1990 feststellbar. Die Mitgliedszahlen sind bei allen Gruppen im Steigen begriffen. Im Durchschnitt erfolgten die Gründungen mit zwölf aktiven und insgesamt 14 Mitgliedern, wobei die Gruppen derzeit durchschnittlich 22 aktive und insgesamt 25 Personen (Maximum 140, Minimum 7) zählen. Als Durchschnittsalter für das jüngste Mitglied ergeben sich 17 und für das älteste 43 Jahre (tatsächlich: 5 und 75), d. h., dass die Zahl jüngerer Mitglieder (jugendlicher Elan und Anstrengung des Laufes) höher ist, denn in allen Gruppen gibt es auch ältere Gründungsmitglieder in wichtiger Position.
Von 65 Gruppen zählen 28 keine Frauen zu ihren Mitgliedern. In 23 Gruppen liegt der maximale Frauenanteil bei 10 %, in sieben bei 20 %, in fünf bei 30 %. Nur in zwei Gruppen gibt es mehr als 30 % Frauen; d. h. Frauen sind, außer für Hilfsdienste, noch kein Thema in diesen Gruppen. So übernehmen Frauen (auch Nichtmitglieder) zu 55 % Hilfsdienste, zu 52 % die Darstellung von Frauenfiguren, zu 33 % Hexen und zu 17 % sonstige Figuren.
65 % der Antwortenden treten nur an „traditionellen Brauchterminen“, 33 % an beliebigen Terminen zwischen dem 5. Dezember und dem 6. Jänner auf. 21 % nennen weitere Termine, 11 % auch Gruppentreffen oder Jubiläen und 8 % besondere Feste. Bei den Auftrittsorten bilden Häuser und Gehöfte 74 %, Dorfplatz und Hauptstraße 73 %, Gasthäuser und Diskotheken 43 %. Sonstige Auftrittsorte kommen mit 13 % vor, Großkaufhäuser liegen unter 10 %.
Der gewerbliche Aspekt bzw. die Notwendigkeit, die teuren Masken und Auftritte auch zu finanzieren, wird in der Frage nach der Veranlassung der Auftritte deutlich: 77 % der Läufe sind bestellt und 5 % finden aus „sonstigen“ Gründen statt. Dagegen werden 62 % Auftritte auf Vereinsinitiative und 47 % „aus Tradition“ veranstaltet.
Unter den Auftraggebern der Läufe führen Familien mit 75 %, gefolgt von den Vereinen mit 45 %. D. h., dass Krampusläufe vielfach zu jenem Bild gehören, das die Bevölkerung von „Brauch“ und „Tradition“ hat. Kirchliche Besteller finden sich – und das liegt in der Intention der Katechese – mit geringen 6 %. Zu den gewerblichen Bestellern zählen: Gasthäuser und Diskotheken mit 40 %, Tourismusvereinigungen mit 28 % (wobei zu sagen ist, dass diese vielfach „traditionelle“ Läufe zwar nicht bestellen, aber vielfältig für ihre Zwecke bewerben), Wirtschaftsbetriebe mit 27 % und Sonstige mit 27 %.
Auf die Frage, warum sie in Perchtengruppen mitwirken, haben die Ausfüllenden folgende Gründe genannt: 93 % Tradition, 54 % Verbundenheit mit dem Ort, 33 % Neubelebung der Tradition und 16 % Familientradition. 70 % nannten Gemeinschaftspflege und 27 % kulturelle Freizeitgestaltung. Für 58 % bedeutet es Spaß und für 6 % Sonstiges.
Auf die Frage nach den Figuren der Gruppe hat sich Folgendes ergeben: 80 % der Gruppen haben einen Nikolaus, 30 % einen Engel und 64 % sonstige Figuren. Bei 14 % gehen Schönperchten mit. In 76 % der Gruppen finden sich Kramperl, in 49 % Schiachperchten und in 23 % Teufel, d. h., der Nikolaus ist zumindest Begleiter der Gruppen.
Was die verwendeten Masken betrifft, so werden sie subjektiv zu 89 % als „traditionelle“ und zu 20 % als „aktuelle“ Typen bezeichnet. Holz ist mit 97 % gegenüber Kunststoff mit 3 % führend. Im Durchschnitt (Median) kosten Masken derzeit 10.000 öS (ca. 700 €) und die Bekleidung 8.000 öS (ca. 530 €). Die billigste Maske wurde mit 5.000 öS, die teuerste mit 400.000 öS angegeben; die billigste Kleidung mit 4.500 öS, die teuerste mit 200.000 öS. Die wertvollste Ausstattung gehörte auch der ältesten Gruppe (94 Bestandsjahre). Bei 64 % der Masken ist der Hersteller namentlich bekannt und nur bei 8 % unbekannt; bei 50 % ist die Herkunftsregion bekannt und 31 % der Masken wurden vom Träger selbst erzeugt. Von 63 Antwortenden nannten 62 Fellbekleidung. Neben den Masken und Fellkleidern werden Pferdeschweif (78 %), Rute (66 %), Glocken (61 %), Roller (48 %) und Sonstiges (z. B. Schellen, Ketten etc.) verwendet.
Reichhaltig und für andere vorbildlich ist der Gasteiner Perchtenlauf. In der Geschichte finden sich Zeiten der Verbote und zeitweiliger Unterbrechung, doch auch solche der Förderung und Lenkung. So wurden die Gasteiner schon 1837 aufgefordert, beim Kaiserbesuch in Gastein als „Attraktion“ aufzutreten. Bis in die 1920er-Jahre waren die Ausführenden lose Gruppen von Bauernburschen. Heute sind die 140 Mitwirkenden aus Bad Gastein, Bad Hofgastein und Dorfgastein als gemeldeter Verein „Gasteiner Perchtengruppe“ erfasst. Archivalisch belegt sind Perchtenläufe in Gastein für die Jahre 1898, 1902, 1907, 1912, 1922, 1928, 1936, 1940, 1944, 1948, 1951, 1955 und ab 1958 regelmäßig alle vier Jahre.
Der ganztägige Lauf (am ersten freien Tag nach Neujahr und am Dreikönigstag) führt von Bad Gastein nach Badbruck bzw. am zweiten Tag von dort nach Bad Hofgastein (14–16 Kilometer täglich). 140 Personen, darunter 30 Kappenträger, wirken mit. Die Kappen sind zwischen 1,4 und 2,5 Meter hoch und wiegen bis zu 52 Kilogramm. Die großen Masken bedingen ein würdevolles Einherschreiten und erfordern bei den Reverenzen (200 Verbeugungen vor geehrten Personen pro Lauf) höchste Anstrengung. Neben Kappen mit längerer Tradition sind einige in den letzten 30 Jahren entstanden. Die Darstellung der 30 Gasteiner Schönperchtenkappen und ihrer „Nachtanzer“, der Schiachperchten und aller anderen Begleitpersonen im Zug gibt Einblick in den eindrucksvollen Ablauf und die komisch-theatralischen Szenen in seinem Umfeld, die das Publikum einbeziehen.
Kaspar Fritzenwallner (1913–1987) und Kuno Brandauer (1895–1980) gründeten 1959 die Altenmarkter Perchtengruppe, die vierjährlich auftritt. Historische Perchtenläufe in Altenmarkt gab es 1852 und 1887/88. 1991 zählte der Zug 190 Mitwirkende, inzwischen sind es 280. Zu den Hauptgruppen des Umzuges zählen die Vorreiter, Rösslreiter, Hexen und Teufel. Auf sie folgen die Trachtenmusikkapelle, vier Schnabelperchten und 30 Schiachperchten. Glockenperchten und Perchtenhauptmann führen die 18 Schönperchten an. Unter den Begleitern finden sich Sagengestalten, Figuren aus dem Volkstheater, ein Köhlerwagen und der Jagdwagen mit den Flachgauer Jagdhornbläsern.
In Bischofshofen findet der Perchtenlauf am ersten Sonntag im Jänner statt (2000/04/08 usw.). Zu den 220 Mitwirkenden gehören als Zentrum die neun Kappen der Schönperchten, die hier nur auf der Vorderseite aufgekranzt und auf der Rückseite bemalt sind. Bereits 1892 berichtete die „Salzburger Zeitung“ über das Perchtenlaufen in Bischofshofen und St. Johann. Im Umkreis des Landesausschusses zur „Förderung und Hebung der Salzburger Eigenart ...“ erfuhr der Pongauer Perchtenlauf St. Johann (1910) und Bischofshofen (1912) sowie 1924 und 1941 eine Wiederaufnahme. Der „1. Pongauer Gebirgstrachten-Erhaltungs-Verein D’Hochgründecker“ richtet seit 1950 vierjährliche Perchtenläufe aus. Den Mittelpunkt bilden neun Tafelperchten mit ihren Gesellinnen und 25 Schiachperchten – unter denen die Dellago-Pass mit ihren geschnitzten Masken stilbildend wirkt. Dazu spielt die Mühlbacher Holzmusik.
Albert Kohlbegger schilderte den Umzug der Perchten in St. Johann im Jahr 1892 folgendermaßen: „An der Spitze reitet [...] ein Schalknarr mit Schellengewand [...]. Ihm folgt der ‚Vorteufel‘ [...]. Nun kommen die ‚schönen‘ Perchten, [...] mehrere Dutzende [...] gemessen und würdevoll. Wild dagegen toben die ‚schiachen‘ Perchten, [...] Teufeln, Narren und Possenreißern mit Peitschen, Pferdeschwänzen, Kuhglocken, Bergstöcken usw. Auf den Plätzen des Marktes [...] beginnen die ‚Schönperchten‘ [...] einen langsamen und feierlichen Tanz. [...]“ Für St. Johann sind Perchtenumzüge von 1869, 1892, 1902 und 1910 bekannt, danach wurden sie selten. Seit 1950 richtet sie die St. Johanner Perchtengruppe mit 17 Schönperchten aus, darunter die „Hochzeitssträußlkappe“ von 1892.
Neugründungen aus jüngster Zeit sind die Perchtenläufe in Goldegg (1995) und Pfarrwerfen (1989) am Neujahrstag. In Goldegg gab die „Schönperchtenmaske aus Goldegg“ – seit 1927 im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien – den Anstoß zur Gründung. Diese Maske aus dem 18. Jahrhundert zeigt ein Männergesicht von einzigartigem, rokokohaftem Erscheinungsbild in kühner Farbigkeit. Die fünf heutigen Schönperchten orientieren sich am Original. Der Zug besteht aus 30 Masken, begleitet von der Schnalzergruppe, den Prangerschützen und der Trachtenmusikkapelle.
Auf Initiative des Maskenschnitzers Helmut Brandecker, Gründer der Tennengebirgspass, begann 1989 der Perchtenlauf in Pfarrwerfen. Seit 1990 als „Krampus- und Perchtenverein Pfarrwerfen“ eingetragen, laufen 15 Schiachperchten, sieben Figuren und weitere Begleiter. Bis zu 15 auswärtige Schiachperchtengruppen und die Stainacher Glöckler erweitern den Zug auf etwa 214 Mitwirkende.
In allen größeren Orten des Pongaues findet am 4., 5. oder/und 6. Dezember ein organisierter „Krampuslauf“ oder ein „Krampusrummel“ mit Nikolauseinzug und Krampustreiben um ein Höllenfeuer im Ortskern statt, bei dem Krampusgruppen aus den Nachbargemeinden zusammenkommen (bis zu 180 Mitwirkende). Diese Krampusläufe, die ihren Beginn Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre zuerst in den Orten des Pinzgaues und später des Pongaues gefunden haben, sind heute sehr beliebt und weitverbreitet. Daneben gibt es immer noch die Hausbesuche, für die Nikolaus, Krampus(se), Engel und Körblträger von Haus zu Haus ziehen, um die braven Kinder zu befragen und zu beschenken.
Die Krampusläufe geben den Mitwirkenden Gelegenheit, die aufwendige und mit beträchtlichem finanziellem Aufwand erstandene Maske – bestehend aus geschnitzter Holzmaske mit mächtigem Gehörn, langzottigem Fellmantel bzw. Felloverall mit Rollern, Pferdeschweif etc. – mehrmals und an verschiedenen Orten zu zeigen. Dazu kommt das gesellige Moment, das sich schon in früheren Jahren in den Krampuskränzchen in Wirtsstuben, Bars und Diskotheken ausdrückte. Eine weitere Variante im heutigen Erscheinungsbild dieser einst verstärkt nur auf den 5., 6. Dezember ausgerichteten Maskengestalten sind die „Schiachperchtenläufe“ zwischen Neujahr und Dreikönig, die seit den 1990er-Jahren zur Touristenattraktion wurden.
Mehr als 80 Passen sind um Nikolaus im Gasteinertal unterwegs. Jede Pass führt ihren eigenen Namen und besteht aus Nikolaus, Körblträger, Engel (nicht überall) und zwischen vier und sechs Krampussen. Der gruppeninternen Überlieferung nach ist die Mitwirkung in einer Pass reine Männersache. Seit den 1990er-Jahren wird Frauen neben den Hilfsdiensten die Rolle des Engels zugestanden. Neuerdings haben sich Rituale für die Begegnungen zweier Passen auf dem Weg zu Weilern und Gehöften entwickelt. Einige Passen blicken auf Traditionen zurück, (Bassetti Pass/Bad Gastein, Gruber Pass/Böckstein, Laderdinger Pass/Bad Hofgastein seit 1948), andere bestehen erst seit den 1970ern, die größte Zahl ist seit den 1980ern entstanden.
Berühmt sind die Generationen von Krampusmasken-Schnitzern im Gasteinertal. Sie haben einen eigenen Stil (Karl Hummel-Stil) entwickelt, der über den Pongau hinaus wirkt. Vorherrschend ist der Bad Gasteiner „Kopf“ aus Zirbenholz, mit schwarzem oder braunem Grundton, mit Ziegenbock- oder Widderhörnern und der ausgeprägten Mund-, Zahn- und Nasenpartie. Die Bad Hofgasteiner bevorzugen hingegen überschwängliche, fratzenhafte Formen. Die Anzahl der Hörner ist individuell, sie bleiben heute naturbelassen, während sie früher schwarz mit roter Spitze eingefärbt waren. In der Maske drücken sich gleichermaßen Tradition, Schnitzerpersönlichkeit, Vorstellungen des Maskenträgers und Zeitstil aus.
Ist heutzutage vom Salzburger Perchtenbrauch die Rede, so denkt jeder in erster Linie an den Pongau, der in dieser Hinsicht einen Bekanntheitsgrad erreicht hat, der weit über die Landesgrenzen hinausreicht. Der Grund dafür liegt im alljährlich stattfindenden Pongauer Perchtenzug um Dreikönig, der abwechselnd von den Orten Bad Gastein, Altenmarkt, Bischofshofen und St. Johann ausgerichtet wird und in den Läufen der Gasteiner Krampuspassen um Nikolo.
In den vergangenen Jahren stieg innerhalb der Krampus- und Perchtengruppen das Bedürfnis, Richtlinien für ihre Arbeit zu entwickeln, Krampus- gegen Perchtengruppen abzugrenzen und zwischen „echt“ und „unecht“ zu unterscheiden, stark an. Die Leiterin des Referates Salzburger Volkskultur, Frau Mag. Lucia Luidold, wählte einen aus Sicht der Volkskunde guten und interessanten Weg. Sie entschied sich für „Konfliktmediation“ anstatt „pflegender“ und lenkender Maßnahmen und bot Diskussionsveranstaltungen an. So konnten bei der Tagung „Nikolaus, Krampus und Co.“ (2000), bei Diskussionsveranstaltungen im Referat und bei einer Podiumsdiskussion mit den Salzburger Nachrichten (2001) Obmänner und Mitglieder der sich als „traditionell“ verstehenden Perchtengruppen, junger Teufels- und Krampusgruppen sowie Wissenschaftler/innen und Vertreter/innen vieler Jugend fördernder Organisationen miteinander ins Gespräch kommen. Positionen wurden dargelegt und teils hitzig debattiert. Ein Konsens der Meinungen und Bewertungen war nicht zu erzielen, was von Anfang an klar war. Als große Erfolge dieser Veranstaltungen gelten eine Abkühlung des hitzigen Klimas, die Schaffung einer Gesprächsbasis, die gegenseitige Akzeptanz, das Ernstnehmen der jeweiligen Position. Durch die mediale Verbreitung wurden neue Ergebnisse und Erkenntnisse an eine breite Öffentlichkeit weitergegeben und für viele Fragen (etwa den Bereich Brauch – Pädagogik – Gewalt) sensibilisiert.
In einem nächsten Schritt wurden Selbstdarstellungen der Krampus- und Perchtengruppen im Land Salzburg gesammelt. Das Referat Salzburger Volkskultur schrieb 2001 alle dort gemeldeten 411 Heimatvereinigungen (darunter 161 Perchten- und Krampusvereine) im Land Salzburg an und ersuchte um Angaben über bekannte Krampus- und Perchtengruppen bzw. über die entsprechende Organisation, deren Bräuche und Meinungen. 67 Gruppen antworteten und wurden ausgewertet. Mit 41 % ist der Rücklauf an Fragebögen ein außerordentlich hohes Ergebnis für derartige Umfragen. Unter den Antwortenden waren 26 angemeldete Vereine, 28 fest bestehende Gruppen ohne Vereinstätigkeit und Meldung, drei lose Gruppen und vier sonstige. Bei vier Gruppen gab es einmal eine Änderung der Organisationsform, eine Gruppe beantwortete diese Frage nicht. Franz Hochwarter erfasste 2001 auf seiner Homepage mehr als 84 Krampuspassen im Gasteinertal. Diese Diskrepanz weist u. a. nicht nur darauf hin, dass das Gasteinertal ein Zentrum der Krampusläufe ist, sondern auch darauf, dass vielen Gruppen mediale und digitale Selbstdarstellung und damit auch Kontaktnahme wie Vermarktung wichtiger ist als die weniger öffentlichkeitswirksame wissenschaftliche Dokumentation.
Die Fragebögen wurden durch Herrn Mag. Dr. Martin Weichbold, Institut für Kultursoziologie, Universität Salzburg in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Ernestine Hutter (Kustodin im SMCA [heute Salzburg Museum]) auf Kosten der Salzburger Volkskultur erstellt und ausgewertet. Eine detaillierte Einsicht in die Ergebnisse findet sich in den, dem Beitrag von Ernestine Hutter nachgestellten, Auswertungs-Diagrammen. Alle Ergebnisse basieren auf der Selbstdefinition und den gegenwärtigen subjektiven Überzeugungen der Vereinsmitglieder. Sie zeigen vielfach, was von den Gruppen als lebendiger Umgang mit „Tradition“ erachtet wird. Daneben wird das Interesse vieler neuer Gruppen, perfekte Performances zu gestalten, darin sichtbar. Wir danken allen Antwortenden herzlich für ihre Mühe beim Ausfüllen der Fragebögen und für ihre Offenheit!
Im Folgenden sollen die Fragebogenergebnisse kurz in Worte gefasst werden. Diese salzburgweite Fragebogenerhebung zeigt, wie wichtig die Mitwirkung an aktiven Vereinigungen für die Selbstdarstellung Jugendlicher und deren Einbindung in Region und Gesellschaft sind. 66 (und eine verspätete Zusendung, daher Berücksichtigung nur im schriftlichen Teil der Auswertung, nicht in den Statistiken) Gruppen (Rücklauf 41 %) antworteten 2001 auf die direkte Kontaktnahme durch das Referat Salzburger Volkskultur. Bei vielen Fragen waren Mehrfachnennungen möglich. Bei den jeweiligen Einzelfragen liegt die Summe der Antworten zwischen 64 und 66, d. h. dass nicht immer alle Fragen von jeder Gruppe beantwortet wurden.
Insgesamt hat diese Befragung gezeigt, dass das Perchten- und Krampuslaufen im Lande Salzburg zu vielfältigen aktuellen Formen geführt hat, die innerhalb der Gruppen, wie in der Gesamtgesellschaft, höchst unterschiedlich gesehen und bewertet werden. Für die Ausübenden bedeutet diese Tätigkeit einen wesentlichen Faktor der persönlichen Identifikation.
Von den 66 antwortenden Gruppen gaben zwei keinen Bestandszeitraum an, 23 bestehen seit höchstens sechs Jahren, 13 seit höchstens 13 Jahren, elf seit höchstens 19 Jahren. Vier Gruppen nannten 19 bis 25 Jahre, zwei 25 bis 32 Jahre, eine 32 bis 38 Jahre und drei 38 bis 44 Jahre. Zwei Gruppen bestehen seit 51 bis 57 Jahren, je eine Gruppe seit mehr als 78, mehr als 82 bzw. mehr als 89 Jahren. Die beiden ältesten Gruppen bestehen zwischen 89 und 95 Jahren. Als älteste Gruppen erscheinen die „Hochgründecker Perchtengruppe“ (1907) aus Bischofshofen, die „Tresterer Schönperchten der ALPINIA“ (1910) in Salzburg, die „Gasteiner Perchtengruppe“ (1914) in Gastein und die „Unkener Tresterer“ (1919) in Unken. Fünf Gruppen wurden 1999 gegründet („Wilde Horde“, Maxglan; „Zeller Krampusgilde“, Zell am See; „Oberndorfer Saalachteufeln“, Oberndorf sowie die „Göll-Pass Kuchl“ und die „Schneibstoa-Perchten“ in Kuchl) und eine im Jahr 2000 („Atrox-Pass“ im Tennengau). Aus den Namen wird bereits ersichtlich, dass im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts der Perchten- und Pflegegedanke wichtig war, während heute der Krampus- und Teufelsrummel im Zentrum der Interessen steht.
Die größte Häufung an Gründungen ist seit den 1990er-Jahren feststellbar. Die Mitgliedszahlen sind bei allen Gruppen im Steigen begriffen. Im Durchschnitt erfolgten die Gründungen mit 12 aktiven und insgesamt 14 Mitgliedern, heute zählen sie durchschnittlich 22 aktive und insgesamt 25 Personen. Tatsächlich hat die kleinste Gruppe sieben Mitglieder („Goisei-Krampei“ aus Gois bei Wals), die größte 140 („Pfadfindergruppe Maxglan“ in Salzburg); zur Zeit der Gründung zählte die kleinste Gruppe vier Mitglieder insgesamt und ein aktives Mitglied („Grenzland-Perchten-Laufen“ in Deutschland, 1990).
Als Durchschnittsalter für das jüngste Mitglied ergeben sich 17 Jahre und für das älteste 43, d. h., dass die Zahl jüngerer Mitglieder (zu bedenken sind jugendlicher Elan und die große Strapaze des Laufes) höher ist, in allen Gruppen gibt es ältere Gründungsmitglieder in wichtiger Position. 15 Gruppen haben Mitglieder unter 15 Jahren, das tatsächlich jüngste Gruppenmitglied ist fünf Jahre (Pfadfinder Maxglan). In einer Gruppe ist das jüngste Mitglied der Gruppe 50 Jahre alt (Tresterer Schönperchten der „Alpinia“), in den weiteren Gruppen folgen jüngste Mitglieder mit 27, 23 und 21 Jahren. In acht Gruppen gibt es Mitglieder, die über 60 Jahre alt sind, das älteste Mitglied einer Krampusgruppe zählt 74 Jahre („Brauchtumsgruppe Tresterer Stuhlfelden“). In zwei Gruppen ist das älteste Mitglied 24 Jahre alt („Huab-Pass-Großarl“ und „Goisei-Krampei“), darauf folgen zweimal 27-jährige und dreimal 28-jährige „jüngste Mitglieder“.
Von 65 Gruppen zählen 28 keine Frauen zu ihren Mitgliedern. In 23 Gruppen liegt der maximale Frauenanteil bei 10 %, in sieben bei 20 %, in fünf bei 30 %. Nur in zwei Gruppen gibt es mehr als 30 % Frauen („Brauchtumsgruppe Tresterer Stuhlfelden“ und „Hochgründecker Perchtengruppe Bischofshofen“), wobei hier der Frauenanteil im Verein, nicht aber bei den Auftritten dargestellt wird. D. h. Frauen sind, außer für Hilfsdienste, noch kein Thema bei den Läufen bzw. Vorführungen. So übernehmen Frauen (auch Nichtmitglieder, also Freundinnen, Ehefrauen und Töchter der Mitglieder) zu 55 % Hilfsdienste (Arbeiten an den Kostümen, Organisatorisches, Versorgung der Läufer mit Jause und Getränken), zu 52 % die Darstellung von Frauenfiguren (Engel), zu 33 % (Hexen) und zu 17 % sonstige Figuren.
65 % der Antwortenden treten nur an „traditionellen Brauchterminen“, 33 % an beliebigen Terminen zwischen 5. Dezember und 6. Jänner auf. 21 % nennen weitere Termine, 11 % auch Gruppentreffen oder Jubiläen und 8 % besondere Feste. Dabei erwies sich in den oben angeführten Diskussionen die Frage nach den „traditionellen Brauchterminen“ als „heißes Eisen“, da die Ansichten darüber sehr kontrovers sind bzw. waren. Bei den Auftrittsorten bilden Häuser und Gehöfte 74 %, Dorfplatz und Hauptstraße 73 %, Gasthäuser und Diskotheken 43 %. Sonstige Auftrittsorte kommen mit 13 % vor, Großkaufhäuser liegen unter 10 %.
Im Angebot der Gruppen finden sich durchorganisierte oder freier gestaltete Läufe im Ort, oft auf fixierten bzw. alternierenden Routen, Besuche bestimmter Gehöfte oder Haushalte, die Mitwirkung an einem oder Veranstaltung eines Krampusrummels im Ortskern. Eine Selbstaussage dazu lautet „mildes Treiben“. Eine Gruppe bietet eine „professionell inszenierte Teufelsshow“ an, eine andere eine Vorführung „Perchtenzeit, Moorgeistvertreibung, Krampuszeit mit Nikolaus“, zwei Gruppen Krampuskränzchen mit Show; einmal findet sich die „Mitwirkung am Krampuskonzert“. Show-Einlagen, Feuer- und Raucheffekte, Einlauf mit bengalischem Feuer oder „Streitwägen“ und der „Feuertanz“ an einem zentralen öffentlichen Platz gehören vielfach zum Angebot der Gruppen. An diesen Details des Auftretens wie der Ausgestaltung scheiden sich die Geister zwischen „Teufeln“ und „Perchten“ sowie zwischen „traditionellen“ und „modernen“ Gruppen.
Der gewerbliche Aspekt bzw. die Notwendigkeit, die teuren Masken und Auftritte auch zu finanzieren, wird in der Frage nach der Veranlassung der Auftritte deutlich: 77 % der Läufe sind bestellt und 5 % finden aus „sonstigen“ Gründen statt. Dagegen werden 62 % Auftritte auf Vereinsinitiative und 47 % „aus Tradition“ („zum Wohle der Brauchtumserhaltung“; „nach alter Überlieferung“) veranstaltet.
Unter den Auftraggebern der Läufe führen Familien mit 75 %, gefolgt von den Vereinen mit 45 %. Das heißt, dass Krampusläufe vielfach zu jenem Bild gehören, das die Bevölkerung von „Brauch“ und „Tradition“ hat. Es wird als große Ehre betrachtet, wenn eine Gruppe das Haus besucht. Kirchliche Besteller finden sich – und das liegt in der Intention der Katechese – mit geringen 6 %. Zu den gewerblichen Bestellern zählen: Gasthäuser und Diskotheken mit 40 %, Tourismusvereinigungen mit 28 % (wobei zu sagen ist, dass diese Perchten- und Krampusläufe vielfach zwar nicht bestellen, aber für ihre Zwecke bewerben), Wirtschaftsbetriebe mit 27 % und Sonstige mit 27 % (gerne stellen sich Perchten- und Krampusläufer als Einzelpersonen für Auftritte in Schulen zur Verfügung, um ihre Kostüme den Kindern dort „gefahrlos“ zu präsentieren).
An Gründen wurden genannt: 93 % Tradition, 54 % Verbundenheit mit dem Ort, 33 % Neubelebung der Tradition und 16 % Familientradition. 70 % nannten Gemeinschaftspflege und 27 % kulturelle Freizeitgestaltung. Für 58 % bedeutet es Spaß und für 6 % Sonstiges.
80 % der Gruppen haben einen Nikolaus, 30 % einen Engel und 64 % sonstige Figuren. Bei 14 % gehen Schönperchten mit. In 76 % der Gruppen finden sich Kramperl, in 49 % Schiachperchten und in 23 % Teufel.{Link: ZumWeiterlesen/HistorischeTexte/Der Teufel ist im Spiel/S.1} Das heißt, der Nikolaus ist zumindest Begleiter der Gruppen. Viele Gruppen treten in unterschiedlichen Formationen zu unterschiedlichen Aspekten auf. Das heißt also, dass der heilige Nikolaus sowohl Staffage des Teufelsaufzuges sein kann, aber auch, in anderer Zusammenstellung, als Hauptperson von „Schiachen“ begleitet wird. Unter den „Sonstigen Figuren“ finden sich am häufigsten Figuren aus den Perchtenläufen wie Körblträger und Hexen, Wurzen-, Wald- und Werchmänner, Habergoaß,{Link:5.9FranzGrieshofer/Das „Wilde Gjoad“ vom Untersberg/s.3 Die zwölf Masken deuten die Herkunft des Brauches an} Lapp und Lappin, Goaßbua, Hans Wurst, Tod etc. Einmal werden Fantasiegestalten und Dämonen genannt.
Die verwendeten Masken werden subjektiv zu 89 % als „traditionelle“ und zu 20 % als „aktuelle“ Typen bezeichnet. Holz ist mit 97 % gegenüber Kunststoff mit 3 % führend. Zum Aussehen der Hörner wurden achtmal Steinbockhörner, 46-mal Geißbock- und/oder Widderhörner, einmal Antilopenhörner, fünfmal Kuhhörner und viermal pauschal einheimische Hörner genannt. Sechsmal wurden mechanische Masken mit einem Klapp-Maul vermerkt. Von 63 Antwortenden nannten 62 Fellbekleidung, jeweils aus Schaffell oder schwarzem Geißbockfell bzw. langhaarigem Ziegenfell. Im Durchschnitt (Median) kosten Masken derzeit 10.000 öS (ca. 700 €) und die Bekleidung 8.000 öS (ca. 530 €). Die billigste Maske wurde mit 5.000 öS, die teuerste mit 400.000 öS angegeben; die billigste Kleidung mit 4.500 öS, die teuerste mit 200.000 öS. Die wertvollste Ausstattung gehört auch der ältesten Gruppe (94 Bestandsjahre; Hochgründecker Perchtengruppe).
Bei 64 % der Masken ist der Hersteller namentlich bekannt und nur bei 8 % unbekannt. Bei den Herstellern handelt es sich vielfach um regional verdiente und beliebte Schnitzer. Bei 50 % ist die Herkunftsregion bekannt und 31 % der Masken wurden vom Träger selbst erzeugt. Zweimal wurden nicht aus Österreich stammende Masken (Osttirol und Bayern) genannt. Neben den Masken und Fellkleidern werden Pferdeschweif (78 %), Rute (66 %), Glocken (61 %), Roller (48 %) verwendet. Angemerkt wurden: Messingschellen, Schmiedeeisen-Schellen, Ketten, Kuhschweif, Heugabeln, Holzstecken, Fackeln, Birkenruten, Dreizack, Schnallen und Krallen-Handschuhe. Die höchsten genannten Zahlen für unterschiedliches Beiwerk in einer Gruppe sind 21, 15 und zwölf Stücke.
Die Abgeschlossenheit der Talschaft und die Eigenständigkeit ihrer Bewohner bilden den Grund, dass dieser Brauch, trotz Verboten und zeitweiliger Unterbrechung, seit Jahrhunderten immer wieder eine Fortführung gefunden hatte und in der uns heute bekannten Form bereits seit mehreren Generationen gepflegt wird. Dass es sich bei diesem Brauch um etwas Besonderes handelt, war den Gasteinern schon vor 160 Jahren bewusst, als nämlich 1837 anlässlich des Besuches von Kaiser Ferdinand in Gastein die Kötschachtaler Perchten von der damaligen Gemeindevorstehung „in Ermangelung anderer Attraktionen“ ersucht wurden, vor dem Kaiser aufzutreten.
Bis in die 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts handelte es sich bei den Ausführenden um eine lose Gruppierung, in überwiegender Zahl um Bauernburschen aus dem Kötschachtal, aus Kötschachdorf und Remsach. Heute sind die Mitwirkenden als gemeldeter Verein mit der Bezeichnung „Gasteiner Perchtengruppe“ erfasst. Aus jüngerer Zeit sind Perchtenzüge in Gastein überliefert und archivalisch belegt für die Jahre 1898, 1902, 1907, 1912, 1922, 1928, 1936, 1940, 1944, 1948, 1951, 1955 und ab 1958 regelmäßig alle vier Jahre zu Dreikönig. Die derzeit knapp 140 Mitwirkenden kommen zu etwa gleichen Anteilen aus Bad Gastein und Bad Hofgastein, wohingegen sich Bewohner aus Dorfgastein nur in geringer Zahl am Perchtenzug beteiligen. Die beiden vierjährlichen Termine der Ausrückung sind streng vorgegeben: am ersten freien Tag nach Neujahr – meist ein Sonntag – und immer am Dreikönigstag.
Treffpunkt ist dabei noch vor Tagesanbruch, um ca. 6.30 Uhr, das Ende ist nicht vor 18.00 Uhr. Am ersten Tag führt der Zug von Bad Gastein bis nach Bad Bruck/Kötschachdorf; 14 Kilometer sind dabei zurückzulegen. Am zweiten Tag, dem Dreikönigstag, wird noch um eine Stunde früher von Bad Bruck/Kötschachdorf aufgebrochen; rund 16 Kilometer werden an diesem Tag bewältigt, um die Bauernhöfe der Gegend aufzusuchen. Gegen 16.00 Uhr gelangt der Zug nach Bad Hofgastein, wo er gegen 18.00 Uhr sein Ende findet. Die Strapazen, welche an diesen zwei Tagen besonders von den Kappenträgern in Kauf genommen werden, sind gewaltig. Denn die Kappen der Schönperchten sind im Durchschnitt 1,40 bis 2,40 Meter hoch – die höchste, die Dreifache Kreuzkappe, misst sogar 2,70 Meter. Sie erreichen – wie z. B. die Wildkappe – ein Gewicht bis zu 52 Kilogramm!
Die Überdimensionalität dieser Maske bedingt ein würdevolles Einherschreiten und erfordert bei den Reverenzen (Verbeugungen vor geehrten Personen) höchste körperliche Anstrengung. An die 200 Reverenzen werden in Gastein an jedem der zwei Tage erwiesen. Bereits beim ersten Haus hält der Zug an, um deren Bewohnern die Reverenz zu erweisen. Der Perchtenhauptmann begrüßt die Hausleute und wünscht im Namen der Perchten „An Fried, an Gsund und an Reim“ für das neue Jahr. Die Musik spielt das Perchtentanzl. Der Tanz ist würdevoll und auf der Seite, wo der Hauptmann steht, verneigen sich die Perchten, wobei sie der Unterstützung ihrer charmanten Begleiterin, eines Burschen in Frauenkleidern, bedürfen.
Angeführt wird der Perchtenzug von drei Rösslreitern, ausgestattet jeweils mit einem hölzernen Rössl zwischen den Beinen und einer Goaßl (Peitsche), mit der sie durch Schnalzen die Perchten ankündigen. Hinter ihnen reiht sich der Vorteufel ein, der eine Mistkrampel (stark gebogene Gabel) in Händen hält, um (symbolisch) den Weg für die nachkommenden Perchten zu bahnen. Diesem Vortrupp folgt der Zug der Schönperchten, der vom Glockenträger angeführt wird. Beim Gehen bringt er die vier bis sechs verschieden großen, an seiner blumengeschmückten Buckelkraxe befestigten Glocken zum Erklingen und läutet den Zug ein.
Die als Schön- oder Tafelperchten bezeichneten Kappenträger schreiten im Salzburger (Lands-)Anzug einher und sind mit Säbel und weißen Handschuhen ausgestattet. Sie alle werden begleitet von einem Nachtanzer, einem Burschen in Frauentracht (schwarze Spenzertracht mit Brusttuch, Schürze und schwarzem Bänderhut). Träger mit besonders schweren Kappen, wie etwa der Wildkappe, verfügen zusätzlich zum Nachtanzer noch über einen Helfer. Obwohl eine Fülle von Begleitfiguren für Spektakel und Unterhaltung sorgen, prägt die Gruppe der Schön- oder Tafelperchten das Erscheinungsbild dieses Brauches im Gasteinertal. Schon in ihrem – ob der mächtigen Form ihrer Maske vorgegebenen – würdevollen Einherschreiten sind sie eindrucksvoll, doch spätestens dann, wenn sie einem ihre Reverenz erweisen, kann sich niemand mehr ihrer besonderen Ausstrahlungskraft entziehen.
Am ersten Tag führt die Kappe mit dem Bad Gasteiner Wappen („Der Silberkrug“, Kappenform seit 1978) den Zug an und am zweiten Tag die mit dem Hofgasteiner Wappen („Hofgasteiner Wappenkappe“, Kappenform seit 1977). Neben einer weiteren „Wappenkappe“, sie ist seit 1993 mit dabei und mit dem Bundes- und Landeswappen sowie den Wappen der Gemeinden Bad Gastein und Bad Hofgastein geschmückt, setzen sich die insgesamt 30 Schönperchtenkappen in Gastein wie folgt zusammen:
14 Tafelkappen, die alle mit künstlichen Blumen und Spiegel(n) verziert sind. Eine von ihnen, die „Schiachkappe“, ist hässlich gestaltet, an ihr Aussehen angepasst sind sowohl die Kleidung ihres Trägers als auch jene des Nachtanzers. Alle diese Kappen haben ihren Namen, der sich entweder von ihrem formalen Erscheinungsbild ableitet oder Bezug nimmt auf ihre örtliche Herkunft. Denn bei vielen der Kappen handelt es sich um sogenannte „Hauskappen“. Sie sind Eigentum eines Bauernhofes und werden innerhalb der Familie weitervererbt. Die Bezeichnungen der 14 Tafelkappen lauten: Planitzen-Spitzkappe, Abrahamkappe, Spitzkappe mit Kreuz, Rosenkappe, Kollerkappe, Lyrakappe, Frühlingsblumenkappe, Trapezkappe, Knappenkappe, kleine Tafelkappe, Musikantenkappe, Brandlkappe, Schiachkappe und Spiegeltafelkappe.
Auf die Zwiebelturmkappe und zwei Wildkappen (eine Rotwild- und eine Federwildkappe) folgen die nachstehenden Kappen. Die zwei Turmkappen (kleiner Turm, großer Turm) stellen unter den Pongauer Schönperchtenkappen eine Besonderheit dar, da die Kappe nicht aus einer Tafel besteht, sondern zu einem spitz zulaufenden Turm geformt ist, der oben von einem Hahn bekrönt wird. Darauf folgen fünf große Kreuzkappen, alle reich aufgekranzt (mit künstlichem Blumenschmuck versehen) und mit Spiegeln geziert. Sie tragen folgende Namen: Gasteiner Perchtenkappe (doppelte Kreuzkappe), Violette Blumenkappe (doppelte Kreuzkappe), Rieserkappe (doppelte Kreuzkappe), Doppelte Kreuzkappe und Dreifache Kreuzkappe. Dazu kommen noch drei Jagdkappen (Hirsch, Reh- und Gamsbock).
In den Zug der Schönperchten ebenso integriert sind die Figuren von Frau Perchta (seit 1982) mit einem schönen freundlichen Frauengesicht auf der Vorder- und einem hässlichen furchterregenden Antlitz auf der Rückseite der Larve, weiters Türk und Türkenfrau (erkennbar an dem Turban) und Mohr und Mohrenfrau. Herodes und seine Frau sind die soziale Kontrolle im Zug; sie üben in Anlehnung an den christlichen Glauben richterliche Gewalt aus und verurteilen die Einheimischen unter den Zuschauern infolge diverser Vergehen zu kleinen Geldstrafen. Üblicherweise geahndete Vergehen sind: Preistreiberei, Weinpantschen bei den Wirten, Milchwässern und das Schinden der Knechte bei den Bauern etc. Seit 1998 werden Herodes und seine Frau von jeweils zwei Fanfarenbläsern der Knappenmusikkapelle Böckstein und vier Soldaten, alle gekleidet in römische Uniformen, begleitet. Ebenfalls seit 1998 mit dabei sind die Mitglieder des „Gasteiner Viergesanges“, die als Heilige Drei Könige und Sternträger im Zug mitwirken.
Der Perchtenhauptmann bewegt sich sowohl links als auch rechts vom Zug. Zeigte er sich früher in einer militärischen Uniform, so tritt er seit 1936 in der Gasteiner Tracht auf, bestehend aus grünem Frackmantel, lederner Kniebundhose und blauen Stutzen; dazu trägt er einen Hut mit spitz zulaufendem Kopf, Nebelstecher genannt. In seiner Rechten hält er, wie die Schönperchten, einen Säbel. Aus dem Perchtenzug nicht wegzudenken ist die Perchtenmusik. Sie ist fünfköpfig und umfasst Trompete, Klarinette, Posaune, Harmonika und eine kleine Trommel für die Begleitung der Reverenzen. Seit 1990 sind die Musikanten mit original Schladminger Röcken ausgestattet. Alle übrigen Begleitfiguren – einschließlich der Krampusse – folgen dahinter oder begleiten den Zug seitlich und werden in Gastein unter dem Begriff „Schiachperchten“ zusammengefasst.
Zu den Gasteiner „Schiachperchten“ zählen: Der Bärentreiber, gekleidet in eine ärmellose, schmutzigweiße Schaffellweste und schwarzen Hut mit vier langen Fasanfedern. Er führt zwei Bären (der zweite Bär kam 1982 dazu) an der Leine und hat die Aufgabe, den Zug der Tafelperchten von hinten vor den herandrängenden Zuschauern zu schützen. Das Schleiferweibl bietet seine Dienste als Messer- und Scherenschleiferin an und verteilt als Glückssymbole kleine Silberfolien in Form von Rasierklingen, in welche der Drudenfuß eingeritzt ist. Das Schleifermandl trägt auf der Kraxe am Rücken einen Schleifstein mit und ist um lustige, die Zuschauer erheiternde Sprüche nie verlegen.
Die Zielscheibe des schiachen und des schönen Bajazzl (Hanswurst) sind die jungen Weiberleut. Beide Hanswurste führen eine Puppe (Poppin genannt) mit sich, die an einem langen Strick befestigt ist und versuchen die Poppin den Mädchen zuzuwerfen. Die so Getroffenen gehen – alter Überlieferung nach – einem fruchtbaren Jahr entgegen. Zum Gaudium der Zuschauer wird möglichst realistisch die Verfolgung des Wilderers durch den Jäger dargestellt und sorgt für einiges Spektakel. Die Habergeiß gilt in der Überlieferung als Schreckmittel für unartige Kinder und ist mit dem Habergeiß-Treiber seit 1981 beim Perchtenzug mit dabei. Das Körblweibl geht seit 1978 im Perchtenzug mit und ist mit einem Korb auf dem Rücken ausgestattet, aus dem ein Mann herausschaut. Auch sie versucht durch das Zuwerfen des mitgeführten Wickelkindes weibliche Wesen zu beglücken. Von 1982 bis 1994 waren zwei Körblweibln beim Perchtenzug dabei, ab 1998 gibt es jeweils ein Körbelweibl und ein Körblmandl.
Der Öltrager galt – in Ermangelung entsprechender Einrichtungen im ländlichen Raum – früher als ärztlicher Ratgeber; aus dem reichhaltigen Angebot in seinem Bauchladen findet sich für jeden etwas. Der Rastelbinder führt, wie der Ölträger, ebenfalls einen Bauchladen mit sich und offeriert daraus die verschiedensten Gegenstände – von der Mausefalle bis zum Büstenhalter. Die zwei Schneider schnappen mit einer ca. drei Meter langen Streckschere unter großem Gelächter der Umstehenden, Hüte und Mützen von den Köpfen der Zuschauer. Die zwei Briefträger tragen einen, der k. u. k. Briefträgeruniform nach geschneiderten Anzug und verteilen Prospekte und Ansichtskarten. Zwei Rauchfangkehrer erstürmen mit ihren langen Leitern die Dächer der Häuser, um symbolisch die Kamine zu kehren – und kehren dabei den Schnee, unter großem Gelächter des Publikums, auf die unten stehenden Zuschauer.
Der Baumwercher und das Zapfenmandl versinnbildlichen zwei Waldmandln; sie tragen jeweils einen Arbeitsanzug, der mit Baumwerch (eine bartartige Fadenflechte) bzw. über und über mit Tannen- und Fichtenzapfen behangen ist. Überaus gewandt im Klettern, erklimmen sie über die Dachrinnen die Dächer der Häuser, um von dort Schnee auf die Zuschauer zu werfen. Die Hexen gehören, der Überlieferung nach, zu den am längsten im Perchtenzug mitwirkenden Gestalten. Bis 1986 mit einer „schönen“ und einer „schiachen“ Hexe vertreten, hat sich ihre Anzahl ab 1990 um weitere acht Hexen erhöht. Sie tragen geschnitzte Holzmasken und führen einen von Hand gebundenen Reisigbesen mit sich, womit sie im Zug für Ordnung und Platz für die Schönperchten sorgen.
Bis 1978 nahm nur eine Schnabelpercht am Perchtenzug teil; ab 1982 sind zwei weitere hinzugekommen. Sie sind in Fell-Overalls wie die Klaubaufe (Krampusse) gekleidet, tragen jedoch Masken mit großen beweglichen Schnäbeln, die mit langen Holzstäben und altem Bauernleinen kunstvoll gebunden sind. Sie achten auf Sauberkeit und Ordnung in den Stuben; finden sie noch Schmutz vor, so schneiden sie der unordentlichen Hausfrau den Bauch auf und schütten den Kehricht hinein. Acht Kramperl sind ebenfalls Bestandteil des Zugs. Vier von ihnen haben die Aufgabe, Zuschauer zu Herodes zur Verurteilung zu bringen; da nur einheimische Zuschauer um die Bedeutung dieser Handlung wissen, betreuen in Bad Gastein vier Bad Gasteiner Kramperl und in Hofgastein vier Hofgasteiner Kramperl den Herodes.
Auf Initiative von Kaspar Fritzenwallner (1913–1987), Kustos des Heimatmuseums Altenmarkt und Kuno Brandauer (1895–1980), u. a. Leiter der Dienststelle für Heimatpflege im Amt der Salzburger Landesregierung, wurde 1959 die Altenmarkter Perchtengruppe – als Untergruppe der Altenmarkter Schützen – gegründet und damit der erste Schritt zur Wiederbelebung eines Brauches gesetzt, der noch im 19. Jahrhundert (zuletzt 1852 bzw. um 1887/88) in Altenmarkt üblich war.
Der erste Perchtenzug fand noch im Gründungsjahr der Altenmarkter Perchtengruppe, 1959, statt. Doch ohne die tatkräftige Unterstützung der Perchtengruppe Bischofshofen, „die mit ihrer gesamten Ausrüstung zu Hilfe kam“, wäre die Durchführung nicht möglich gewesen. Auch der Hauptmann der Gasteiner Perchten, Simon Bassetti, stellte sich Anfang der 1960er-Jahre als Lehrmeister zur Verfügung und wollte sogar einige seiner Perchtenläufer nach Altenmarkt entsenden, doch Ausschuss und die Perchtenläufer selbst lehnten dies strikte ab. Seit 1959 findet der Perchtenzug in Abwechslung mit Gastein, Bischofshofen und St. Johann alle vier Jahre (2003/07/11 usw.) um den 6. Jänner (Dreikönigstag) in Altenmarkt statt. 1991 umfasste der Zug 190 Mitwirkende, heute ist ihre Anzahl bereits auf 280 angestiegen.
Der Zug führt durch die Hauptstraße des Ortes und besteht in ähnlicher Form wie dies bereits für Gastein beschrieben wurde. Eindrucksvoll schreiten die Altenmarkter Schönperchten einher. Sie tragen bis zu zwei Meter hohe Kappen, die im Laufe der Jahre nach und nach angefertigt wurden. Die zwei Turmkappen waren gemeinsam mit der roten Almabtriebspercht die ersten Schönperchtenkappen, die sich im Besitz der Perchtengruppe befanden. Sie wurden von Hauptschülern des Ortes im Jahre 1963 angefertigt. Heute nehmen am Altenmarkter Perchtenzug 18 Schönperchten teil, die – ebenso wie die Gasteiner – alle beidseitig gestaltet sind.
Der Altenmarkter Umzug
Am Tage des Umzuges versammeln sich die Schönperchten mit den übrigen Teilnehmern bereits am Vormittag auf dem Feuerwehrvorplatz zur Aufstellung. Als Vorhut fungieren in Altenmarkt die „Sieben Zwerge mit Schneewittchen“, woran sich die in verschiedene Hauptgruppen gegliederten Maskengestalten reihen. Den Zug führen sieben Vorreiter mit sieben Pferdeknechten, es sind dies Mitglieder der Schnalzergruppe Altenmarkt mit Norikerpferden, an. Ihnen folgen der Rösslreiter mit einem Holzrössl zwischen den Beinen und einer Strohpeitsche in der Hand, eine kleine Hexe, flankiert von zwei Hexen mit Besen, und zwei Teufeln in rotem und schwarzem Fell, die geschnitzte Holzmasken mit je einem Paar Hörner bestückt, tragen.
Mit den „Schiachen“ geht es nach der Trachtenmusikkapelle Altenmarkt weiter: Es folgen vier Schnabelperchten (sie sind seit 1967 dabei) und 30 Schiachperchten, die den Weg für die Schönperchten freimachen. Vier Glockenperchten (wecken durch ihr Geläute die Natur auf) und der Perchtenhauptmann schreiten den Schönperchten und ihren Begleiterinnen (Burschen in Frauentracht) voran. Zu den Klängen der Perchten Tanzlmusi wird der Perchtentanz aufgeführt und auf Befehl des Perchtenhauptmannes die Reverenz erwiesen. Der Hauptmann überbringt seine Glückwünsche für das neue Jahr und alle 18 Schönperchten verneigen sich.
Die Schönperchten sind: die Wappenpercht, Schmuckpercht, Birk(en)schwammpercht, die beiden Blumenperchten (eine mit Kunst-, eine mit Naturblumen aufgekranzt), die Turmpercht, die Getreidepercht und die Getreidekronenpercht, die rote und die schwarze Almabtriebspercht, die zweite Turmpercht, die Hochzeits- und Tuchpercht, die Federn- und Vogelpercht, die Pfauenfedern- und Wildpercht und schließlich die Haustierpercht. Die Gruppe der Waldperchten, bestehend aus sechs Werchmandln, zwei Tannenzapfnmandln und zwei Baumwerchern, schließt die Gruppe der Tafelperchten ab.
Nun folgen die übrigen Begleitfiguren, unter die sich auch solche aus der heimischen Sagenwelt mischen: der Tappenkarlindwurm, die zwei Bärentreiber mit einem weißen und einem braunen Bären, die Habergeiß und der Rettenbachbock mit ihren Treibern, der Teufelsbründljäger mit Sennerin und Hexe, die drei Köhler mit Wagen, in Erinnerung an die früher hier ansässigen Kohlenbrenner, die drei Jäger und zwei Wilderer, der Kobold und der Hanswurst, die Zigeuner mit Wagen, der Kapuzinerpater; ihm folgen die Handwerker sowie ein Schneider mit Schere, zwei Rauchfangkehrer, vier Briefträger und ein Hausierer; gefolgt von Körblmandl und Körblweibl. Den christlichen Glauben dokumentieren die Heiligen Drei Könige (dargestellt vom „Zauchenseer Viergesang“) und das Gericht unter Herodes (Herodeswagen mit Herodia, Henker, Römer und vier Schergen). Der Jagdwagen mit den Flachauer Jagdhornbläsern bildet den Abschluss des Perchtenzuges in Altenmarkt.
In Bischofshofen findet der abwechselnd mit den Orten Bad Gastein, Altenmarkt und St. Johann alle vier Jahre durchgeführte Perchtenzug immer am ersten Sonntag im Jänner statt (2000/04/08 usw.). Er umfasst ca. 220 Mitwirkende, wovon die neun Kappen der Schönperchten, die – als örtliche Besonderheit – nur auf der Vorderseite aufgekranzt, auf der Rückseite hingegen mit Landschafts- und Naturmotiven bemalt sind, im Mittelpunkt stehen.
Bereits 1892 berichtete die Salzburger Zeitung nicht nur für St. Johann von einem Perchtenlauf, sondern ebenso von einem „Perchtenlaufen in Bischofshofen“. Eine vonseiten der Landesregierung gestartete Initiative zeitigte die Entstehung eines eigenen Ausschusses, der von 1911 bis 1913 innerhalb des Landtages unter dem Vorsitz von Schulrat Karl Adrian eingerichtet wurde. Er hatte nicht nur die Erfassung aller im Lande noch vorhandenen Trachten zum Ziele, sondern sollte der „Förderung und Hebung der Salzburger Eigenart in Tracht, Sitten und Gebräuchen“ dienen. Im Zuge dieser Bestrebungen erfuhr der Pongauer Perchtenlauf 1910 in St. Johann und 1912 in Bischofshofen eine Wiederbelebung. 1924 hatte ein weiterer Perchtenzug mit 120 Mitwirkenden in Bischofshofen stattgefunden; ein nächster ist für das Jahr 1941 überliefert.
Der Initiative einiger Vereinsmitglieder des 1907 gegründeten „1. Pongauer Gebirgstrachten-Erhaltungs-Vereins d’Hochgründecker“, insbesondere von Sebastian Strobl, Johann Höller und Rupert Kreuzberger, ist es zu danken, dass seit 1950 nunmehr alle vier Jahre ein Perchtenzug in Bischofshofen ausgerichtet wird. Mussten sich die Altenmarkter zunächst bei der Bischofshofener Perchtengruppe Kenntnisse holen, so erhielten die Bischofshofener Perchten bei ihrer Wiederbelebung Unterstützung von den Gasteinern. Der damalige Perchtenhauptmann Simon Bassetti beorderte die Gasteiner Krampusse nach Bischofshofen und sprang auch mit dem „Rastlbinder“ ein, als in Bischofshofen für diese Figur niemand aufzutreiben war.
Der Ablauf des Bischofshofener Perchtenzuges
Der Bischofshofener Perchtenzug nimmt seinen Ausgangspunkt vom Milchhof, wo sich bereits in den Vormittagsstunden alle Mitwirkenden versammeln, und führt über die Bahnhofstraße durch das Zentrum der Stadt. Die Spitze des Zuges bildet der Vorreiter mit Holzrössl und Strohpeitsche. Ihm folgen, hoch zu Ross, die Klöckler in der Tracht der Pongauer Bauernschützen, um durch ihr Schnalzen den Zug anzukünden. Danach kommt die Musikkapelle, alle Mitglieder sind mit grünem Rock, Kniehose, weißen Stutzen und Guldenhut, Letzterer mit zwei weißen Federn geschmückt, bekleidet.
Es folgen der Glockenturm, die Körblweibln, Taxnzapf- und Werchmandl sowie der Bär mit seinem Treiber. Schließlich schreiten die neun Tafelperchten einher, begleitet von den „Gsellinnen“, den Burschen in Frauentracht. Ihnen voraus geht die Tanzlmusik, die den Schönperchten zu ihrem „Tanzl“ aufspielt, worauf auf Kommando des Perchtenhauptmannes jeweils die Reverenz erfolgt. Die drei Schmuckkappen bilden die Spitze, ihnen folgen die Blumenkappe, die Tuchkappe, die Pfau(en)federnkappe, die Geweihkappe und zuletzt die Vogelkappe. Alle Kappen sind Vereinsbesitz und haben ihre Form in den letzten 50 Jahren nicht verändert. 1996 neu hinzugekommen ist die Hochzeitssträußlkappe der Familie Rohrmoser, die als einzige eine sogenannte „Hauskappe“ (Eigentum des Bauernhofes zu Kleinschönegg, Familie Rohrmoser) darstellt. Alle Tafelperchten tragen die Pongauer Tracht, mit weißem Schurz, dessen Zipfel umgeschlagen und unter den Gürtel gesteckt wird.
Auf den Zug der Schönperchten folgen die Heiligen Drei Könige, alle hoch zu Ross. Danach kommen die Schiachperchten, ca. 25 an der Zahl. Wie bereits eingangs erwähnt, mussten sie zu Beginn der Wiederbelebung des Brauches aus Nachbarorten, insbesondere aus dem Gasteiner Tal, hergebeten werden. An diesen Vorbildern orientierten sich nach und nach die ortseigenen Masken. Gummimasken wurden nicht mehr zugelassen. Heute sind die Masken ausschließlich aus Holz geschnitzt und werden von den Mitgliedern des Vereines oder der jeweiligen Pass selbst angefertigt. Durch die genannten verschiedenen Einflüsse hat sich lange Zeit kein ortsbezogener Maskentypus entwickelt. Die seit 1986 bestehende „Dellago-Pass“ setzte mit ihren Masken einen stilistischen Neubeginn. Ihr Gründer Helmuth Dellago, selbst Krampus- und Perchtenläufer, schnitzt die Masken selbst und verleiht ihnen individuellen, jeweils von den Zeichen der Zeit mitgestalteten, prägenden Ausdruck. Ein Fell-Overall, Fellhandschuhe mit Fingernägeln und Fellschuhe, rechts ein Bocksfuß, vervollständigen die Maske. Die Ausrüstung ist im Eigentum ihres Trägers.
An die Schiachperchten schließen all jene Figuren an, wie sie auch für die Perchtenzüge in den anderen drei Orten des Pongaues typisch sind: der Schneider mit seiner ausfahrbaren Schere, einige Hexen mit geschnitzter Maske und der Hanswurst. Der Wagen mit Herodes und seinen Schergen (er verurteilt die Zuschauer zu kleinen Geldspenden, die dem Verein zufließen), ein Ehepaar im Doppeljoch, ein Kraxenträger als Pfannenflicker und der Schleiferwagen folgen. Die Mühlbacher Holzmusik, die auf eigens angefertigten Holzinstrumenten aufspielt, vermittelt ein Klangerlebnis besonderer Art. Der Henkerwagen, wo die Zuschauer ebenfalls zu Spenden verurteilt werden, wild herumschießende Jäger, die den Wilderern nachlaufen, um ihnen ihre widerrechtlich erworbene Beute abzujagen, schließen an. Als wirkungsvoller Abschluss des Spektakels folgen Gruppe von Zigeuner-, Knappen-, Binder-, Holzknecht- und Bengelwagen mit Putzmühle als Abschluss des Bischofshofener Zuges.
In seiner 1952 erschienenen Chronik von St. Johann im Pongau erinnert sich Albert Kohlbegger an den Perchtenzug, den er im Jahre 1892 als Bub in St. Johann miterlebt hatte. Die Form war damals schon die gleiche wie die heute bekannte. Er hält fest, dass den Zug die Herolde ankündigen. „An der Spitze reitet manchmal auf künstlichem Pferd ein Schalknarr mit Schellengewand und Kuhschweif. Ihm folgt der ‚Vorteufel‘ in Fellen gekleidet und mit Hörnerschmuck. Nun kommen die ‚schönen‘ Perchten“, schildert der Chronist, „an der Zahl mehrere Dutzende. Sie schreiten still, gemessen und würdevoll. Wild dagegen toben die ‚schiachen‘ Perchten, umgeben von vermummten Gestalten, Teufeln, Narren und Possenreißern mit Peitschen, Pferdeschwänzen, Kuhglocken, Bergstöcken usw. Auf den Plätzen des Marktes wird Halt gemacht, und nun beginnen die ‚Schönperchten‘ nach dem Takte der den Zug begleitenden Musikkapellen einen langsamen und feierlichen Tanz. Der Eindruck ist erhebend und noch heute nach mehr als 50 Jahren schlägt dem Verfasser das Herz schneller, wenn er an den schaurig-schönen Aufzug denkt [...]“.[1427] Die zu Papier gebrachte Erinnerung des Albert Kohlbegger scheint eine der ersten Quellen zu sein, welche die Ausstattung der Schönperchten mit den bis heute üblichen hohen Tafelkappen erwähnt.
Hinweise auf Perchtenumzüge in St. Johann in der heute üblichen Form finden sich für die Jahre 1869, 1892, 1902 und 1910. Danach wurden die Umzüge in unregelmäßiger Folge und mit großen Zeitabständen abgehalten. Bedingt durch die beiden Weltkriege war es zu neuerlichen Unterbrechungen gekommen. Seit 1950 richtet die St. Johanner Perchtengruppe als Unterorganisation des Trachtenvereins St. Johann den Perchtenlauf alle vier Jahre (2001/05/09 usw.), abwechselnd mit den Orten Bad Gastein, Altenmarkt und Bischofshofen, aus. Lag die Zahl der teilnehmenden Personen 1989 noch bei etwa 250, so ist sie heute auf rund 400 Personen angestiegen.
Die Figuren des St. Johanner Perchtenzuges
Wie in den übrigen Perchtenorten des Pongaues, sind es auch in St. Johann die 17 Schönperchten, die dem Zug ein besonders festliches Gepräge verleihen. Die oft mehr als zwei, aber auch bis zu vier Meter hohen Kappen sind zum Teil Erbstücke, zum Teil Neuanfertigungen. Neue Kappen werden von den Trägern selbst hergestellt. Alle Beteiligten sind bestrebt, jede der Neuanfertigungen nach überlieferter Tradition zu gestalten und persönliche Kreativität mit traditionellen Gepflogenheiten zu verbinden. Die vier Schmuckkappen mit „echtem“ – aus der Natur stammenden – Besatz werden zu jedem Umzug neu aufgerichtet, wofür die Bauern der Umgebung den Schmuck jeweils leihweise bereitstellen. Eine weitere Besonderheit stellt die sogenannte „Hochzeitssträußlkappe“ dar, welche die Jahreszahl „1892“ trägt.
Mit dabei sind ebenso die Schiachperchten; ihrem schaurig eindrucksvollen Erscheinungsbild wird in St. Johann ebenso große Aufmerksamkeit gezollt wie dies für den gesamten Pongau charakteristisch ist. Über die bekannten, in Pongauer Perchtenzügen stets vorhandenen Figuren hinaus sind für den Perchtenzug in St. Johann speziell als Mitwirkende noch zu erwähnen die Schützenhauptleute, die Sternsinger und die Heiligen Drei Könige – alle hoch zu Pferd –, die Bettlerhochzeit, Pfannflicker, Zigeuner, Mausmandl, Stockspringer, die Plattlergruppe, der Nachtwächter und die Holzmusik. Letztere, bestehend aus Mitgliedern der Bürgermusik St. Johann, spielt mit eigens angefertigten Holzinstrumenten auf und verleiht dem Treiben der Perchten vermehrt erhöhte Unwirklichkeit und Absonderlichkeit.
Um Neugründungen solcher Schaubräuche aus jüngster Zeit handelt es sich bei den Perchtenzügen, wie sie in Goldegg und Pfarrwerfen seit einigen Jahren durchgeführt werden. Abweichend vom traditionellen Erscheinungstermin der Perchten zu Dreikönig, haben diese Neugründungen bereits am 1. Jänner (Neujahrstag) ihren Auftritt.
In Goldegg war es eine Maske, die sich heute im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien befindet und als „Schönperchtenmaske aus Goldegg“ betitelt ist, welche die Initiatoren Franz Harlander, Hermann Etzer und Georg Harlander dazu anregte, einen Perchtenzug ins Leben zu rufen, der seit 1995 nun jedes Jahr am 1. Jänner in Goldegg stattfindet. Laut Inventar stammt besagte Maske vom Lainerwirt in Goldegg und war 1927 über Vermittlung des bekannten Volksmusikforschers Georg Kotek in das Volkskundemuseum nach Wien gekommen.
Die Mitte des 18. Jahrhunderts entstandene Maske zeigt ein Männergesicht mit rokokohaft verspielten Zügen und ist von einzigartigem Erscheinungsbild: Der Oberlippenbart zwirbelt sich kühn empor und lässt an seinen Enden einen Blüten-Dreispross sprießen, Kinn und Augenbrauen rollen sich zu Rocaillen und um die Stirn liegt ein Blumenreifen. Die nicht nur frische, sondern auch kühne Farbigkeit erhöht noch den Eindruck ihrer besonderen Erscheinung. Die von ursprünglich drei auf inzwischen fünf angewachsenen Goldegger Schönperchten sind mit einer derartigen, dem Original nachempfundenen Gesichtsmaske ausgestattet, wozu sie einen Kopfputz in der im Pongau üblichen Form der Tafelkappen tragen. Gekleidet sind sie in der Tracht, wie sie ehemals von der Goldegger Trachtenmusik getragen wurde. Der Zug bewegt sich tagsüber mit rund 30 Teilnehmern (Schönperchten mit Gesellinnen, Frau Percht, Hexen, Werchmandl, Hanswurst, Perchtenhauptmann, Perchtenmusik, Heilige Drei Könige, Zapfenmandl, Kaminkehrer, Bär mit Bärentreiber, Nachtwächter) zu Fuß von Hof zu Hof. Am Abend trifft er im Ortszentrum ein und wird, zusätzlich begleitet von der Schnalzergruppe Goldegg, der Trachtenmusikkapelle und den Prangerschützen, durch die Hauptstraße des Ortes geführt.
Auf Initiative von Helmut Brandecker, selbst Maskenschnitzer, Krampus- und Perchtenläufer (Gründer der Tennengebirgspass), wurde 1989 begonnen, am Neujahrstag (1. Jänner) einen Perchtenzug nach Vorbild der umliegenden Orte (Bischofshofen, St. Johann) – allerdings in kleinerem Rahmen – in Pfarrwerfen abzuhalten. Die Ausführenden sind in dem am 23. Dezember 1990 gegründeten „Krampus- und Perchtenverein Pfarrwerfen“ zusammengefasst, der derzeit ca. 50 Mitglieder zählt. Das Treiben bewegt sich ausschließlich im Ortszentrum und nimmt um 19.00 Uhr seinen Anfang.
Der Zug setzt sich aus 15 Schiachperchten, sieben Figuren, bei deren Erscheinungsbild auf örtliche Belange Bezug genommen wird, sowie Begleitfiguren (zwei Rauchfangkehrer, zwei Baumwercher, Zapfenmandl, mehrere Hexen und Frau Perchta) zusammen. Die sieben Figuren, gekleidet in Vereinstracht (grauer Walkjanker, weiße Schürze, weißes Hemd, lederne Kniebundhose, weiße Strümpfe), umfassen einen Kappenträger mit der Wappentafel (Gemeindewappen), einen Kappenträger mit der Vereinstafel und einen mit dem „Heiligen Leonhard“ (Kopfputz in Kronenform), zwei Vogelperchten (mit ausgestopften Vögeln bestückt) sowie vier Männer, die das Modell einer der für Pfarrwerfen typischen Mühlen tragen, und drei Männer, welche die „Dachshöhle“ tragen. Die Kopfaufsätze und Modelle wurden von den Mitgliedern des Vereines selbst hergestellt. Bis zu 15 Schiachperchtengruppen, die von auswärts eingeladen werden (Tirol, Steiermark, Kärnten), sowie alle vier Jahre die Glöckler von Steinach/Steiermark nehmen teil. Insgesamt zählt die Veranstaltung 214 Mitwirkende.
In allen größeren Orten des Pongaues findet am 4., 5. oder (und) 6. Dezember ein „Krampuslauf“ oder „Krampusrummel“ – also ein organisierter Krampuslauf mit Nikolauseinzug und Krampustreiben um ein Höllenfeuer im Ortskern – statt, wozu Krampusgruppen aus sämtlichen Nachbargemeinden zusammenkommen. Diese organisierten Krampusläufe verstehen sich vielfach als Nachfahren von Krampus- und Nikolausläufen bzw. spielhaften Nikolausumzügen, wie sie für das 19. Jahrhundert noch vereinzelt dokumentiert sind, auch wenn objektiv nur wenige Parallelen vorliegen. Die heute üblichen Läufe, die ihren Beginn Ende der 1960er- / Anfang der 1970er-Jahre zuerst in den Orten des Pinzgaues und später auch des Pongaues gefunden haben, sind inzwischen ebenso beliebt und verbreitet wie die ältere Ausübung des Brauches in Form von Hausbesuchen, wo Nikolaus, Krampus(se), Engel und Körblträger von Haus zu Haus ziehen, um die braven Kinder zu beschenken.
Die gegenwärtigen Krampusrummel mit bis zu 180 Mitwirkenden geben den Krampusläufern die Gelegenheit, die aufwendige und mit beträchtlichem finanziellem Aufwand erstandene Maske – bestehend aus geschnitzter Holzmaske mit mächtigem Gehörn, langzottigem Fellmantel (Bad Gastein) bzw. Fell-Overall (Bad Hofgastein) – dafür werden ca. fünf Schaffelle verwendet –, den passenden Schuhen und Handschuhen, Rollern (Säumerrollen lösen seit den 1950ern die Kuhglocken ab), Pferdeschweif (typisch für die Bad Gasteiner und junge Gruppen) etc. – nicht nur einmal, sondern mehrmals und zudem in Orten, die oft weit vom Heimatort entfernt liegen, zu zeigen und als Maskenfigur aufzutreten.
Aus Sicht der Beobachterin ist für die Ausführenden die Fortführung der Tradition des Krampusbrauches fast ebenso wichtig wie das gesellige Moment, die Gemeinschaftspflege und – besonders bei den Jüngeren – der Spaß am Maskentreiben. Dem stehen die Fragebogenantworten entgegen, in denen Traditionspflege weit höher bewertet wird als persönliche Gefühle. Schon früher war es das Krampuskränzchen, wo sich der Ausführende – abgeschirmt von der traditionellen Aufgabe, die er mit dieser Rolle übernommen hatte – in vertrauter Runde traf, um der Freude und Bedeutsamkeit, dieser seiner durch die Maske errungenen Persönlichkeit zu frönen. Bildeten den Schauplatz dafür einst das Vereinslokal bzw. die Wirtsstube, so hat sich dieses Geschehen heute in Bars und Diskotheken verlagert. Die als Brauch so selbstverständlichen Maskenfiguren verkommen im Wettstreit der Gruppen untereinander um die beste Show-Einlage, und der vielfach prophezeite Ruhmesweg, als „völlig neues Unterhaltungshighlight“ in die Geschichte einzugehen, ist meist nur von kurzer Dauer. Ein weiteres Zeichen, dass die Selbstdarstellung die Brauchgestalt derzeit zu überlagern droht, sind die Bestandsjubiläen diverser Krampus- und Perchtenvereine, wozu befreundete Gruppen eingeladen werden, um als Maskengestalt am „Jubiläums-Festzug“ mitzuwirken.
Eine weitere Variante im heutigen Erscheinungsbild dieser einst verstärkt nur auf den 5., 6. Dezember ausgerichteten Maskengestalt bilden Ausrückungen zwischen Neujahr und Dreikönig zu sogenannten „Schiachperchtenläufen“ – Auftrittstermine, die man sich, nicht zuletzt auf Anregung einer geschickt agierenden, um Attraktionen stets bemühten Tourismusbranche seit den 1990er-Jahren neu geschaffen hat.
Über 84 Krampuspassen sind am 5. und 6. Dezember (Nikolaus-Fest) im Gasteinertal unterwegs, wo dieser Brauch bis heute in besonderer Weise gepflegt wird und seinen Ausdruck auch in Buchform und im Internet findet. Durch die Bezeichnung „Pass“ für Krampus-Gruppe wird bereits auf die Eigenständigkeit der Talschaft in dieser Hinsicht verwiesen. Jede Pass führt ihren eigenen Namen, abgeleitet von Ortschaftsbezeichnungen, Berggipfeln, Berufs- oder Freizeitvereinigungen und Hofbezeichnungen, wie etwa die „Lafener Pass“, „Kreuzkogel Pass“, „Glaserer Pass“, „Musi oder Reiterbauer Pass“, um nur einige wenige zu nennen.
Jede Pass besteht aus Nikolaus, Körblträger, Engel (nicht überall) und zwischen vier und sechs Krampussen. Der Überlieferung nach ist die Mitwirkung in einer Pass reine Männersache. Nehmen Frauen als Nikolaus oder Engel daran teil, so gilt dies bei den alteingesessenen Passen nach wie vor als Unsitte. Wenn es jedoch eine Rolle gibt, die den Frauen zugestanden wird, so ist es (abgesehen vom Einsatz weiblicher Angehöriger, die als Nichtmitglieder Hilfsdienste leisten – u. a. Kostümpflege und die Versorgung mit Getränken) seit den 1990er-Jahren jene des Engels. In ihrer derzeitigen Besetzung bestehen einige der Passen seit Mitte der 1970er-Jahre, die meisten seit den 1980er-Jahren. Seit 1990 sind rund 17 Passen neu hinzugekommen. Zahlreiche Passen, wie etwa die „Bassetti Pass“ in Bad Gastein, die „Gruber Pass“ in Böckstein (seit 1948) oder die „Laderdinger Pass“ in Bad Hofgastein (seit 1948) können auf eine bereits lange Tradition zurückblicken, in der dieser Brauch von Generation zu Generation innerhalb einer Familie weitergegeben worden ist.
Begegnen sich zwei Passen, so folgt nach der Begrüßung der Nikolos das „Gerempelt“ der Krampusse. Mittels Trillerpfeife ruft der Nikolaus die Krampusse wieder zu Gehorsam zurück, worauf sich diese durch Abnehmen des „Kopfes“ – wie die Gesichtsmaske dort bezeichnet wird – einander zu erkennen geben. Am 5. Dezember sind die Passen von den umliegenden Ortschaften in Richtung des Ortskernes unterwegs, um dort mit den anderen Passen zusammenzutreffen. Am 6. Dezember (bis spätestens 24.00 Uhr) folgen die Hausbesuche in den weitschichtig gelegenen Weilern und Ortschaften.
Berühmt sind Generationen von Krampusmasken-Schnitzern, die das Gasteinertal hervorgebracht hat und denen es noch immer gelingt, jedem „Kopf“ ihren speziellen Stempel aufzudrücken und beispielgebend über die Grenzen des Pongaues hinaus zu wirken. Die Maske ist das Ergebnis des Zusammenwirkens dreier Kräfte: Tradition, Schnitzerpersönlichkeit und Vorstellungen des Maskenträgers. Sie war und ist stets interessantes Dokument, in dem sich der Geschmack der Maskenträger und die im Zeitgeist sich wandelnde Auffassung von Brauch als bildhafter Ausdruck niederschlagen. Dadurch wird die Maske zum dauerhaften und unverzichtbaren Zeugnis in der Brauchforschung.
Nach wie vor bekennt man sich zur traditionellen Gasteiner Krampusmaske – begründet von Karl Hummel, der stilbildend wurde – mit schwarzem oder braunem Grundton und mit (teuren) einheimischen Ziegenbock- oder Widderhörnern bestückt. Sie wird aus Zirbenholz geschnitzt, wobei Bad Gasteiner Schnitzer einfache Formen, Bad Hofgasteiner hingegen eher schwerere, überschwänglichere, fratzenhafte Formen bevorzugen. Die typische Gasteiner Krampusmaske ist in ihrer Form eher flach (Brettform) und breitgesichtig mit oder ohne Schnurrbart, trägt die Farben schwarz oder braun, in Kombination mit dem Rot des Mundes und dem Weiß der Zähne. Überhaupt kennzeichnet die ausgeprägte Mund-, Zahn- und Nasenpartie das Aussehen der Gasteiner Krampusmaske. Die Anzahl der aufgesetzten Hörner ist individuell verschieden, sie bleiben jetzt naturbelassen, während es früher üblich war, sie schwarz mit roter Spitze einzufärben. Unter den Hofgasteiner Schnitzern war der 1989 verstorbene Sepp Lang stilbildend.
Die Auswertung erfolgte durch Mag. Dr. Martin Weichbold, Institut für Kultursoziologie, Universität Salzburg.
Aufgabentypen | Häufigkeitsanteil | Nennungen |
Andere Figuren | 16,7 | 7 |
Sonstiges (v. a. Hexen) | 33,3 | 14 |
Darstellung von Frauenfiguren | 52,4 | 22 |
Hilfsdienste | 54,8 | 23 |
Summe | 157,1 | 66 |
Termine | Häufigkeitsanteil | Nennungen |
Besondere Feste | 7,6 | 5 |
Gruppentreffen/Jubiläum | 10,6 | 7 |
Sonstige Termine | 21,2 | 14 |
Nikolaus bis Dreikönig | 33,3 | 22 |
Traditionelle Brauchtermine | 65,2 | 43 |
Summe | 137,9 | 91 |
Auftrittsort | Häufigkeitsanteil | Nennungen |
Großkaufhaus | 9 | 6 |
Sonstiges | 13,4 | 9 |
Gasthaus/Diskothek | 43,3 | 29 |
Hauptstraße/Dorfplatz | 73,1 | 49 |
Häuser/Gehöfte | 79,1 | 53 |
Summe | 217,9 | 146 |
Figurentyp | Häufigkeitsanteil | Nennungen |
Schönperchten | 13,6 | 9 |
Teufel | 22,7 | 15 |
Engel | 30,3 | 20 |
Schiachperchten | 48,5 | 32 |
Sonstiges | 63,6 | 42 |
Krampus | 75,8 | 50 |
Nikolaus | 80,3 | 53 |
Summe | 334,8 | 221 |
Häufigkeitsanteil | Nennungen | |
Traditionell | 88,9 | 56 |
Aktuell | 19,8 | 12 |
Summe | 107,9 | 68 |
Hersteller | Häufigkeitsanteil | Nennungen |
Hersteller unbekannt | 8,2 | 5 |
Selbst hergestellt | 31,1 | 19 |
Hersteller: Region bekannt | 49,2 | 30 |
Hersteller: Name bekannt | 63,9 | 39 |
Summe | 152,5 | 93 |
Veranlassung | Häufigkeit | Nennungen |
Sonstiges | 4,5 | 3 |
Aus Tradition | 48,5 | 32 |
Eigeninitiative | 62,1 | 41 |
Bestellung | 77,3 | 51 |
Summe | 192,4 | 127 |
Institutionen | Häufigkeitsanteil | Nennungen |
Kirchliche Seite | 5,7 | 3 |
Sonstiges | 22,6 | 12 |
Wirtschaftsbetriebe | 22,6 | 12 |
Tourismusvereinigung | 28,3 | 15 |
Gasthäuser/Diskotheken | 39,6 | 21 |
Vereine | 45,3 | 24 |
Familien | 75,5 | 40 |
Summe | 239,6 | 127 |
Gründe der Mitwirkung | Häufigkeitsanteil | Nennungen |
Sonstiges | 6 | 4 |
Familientradition | 16,4 | 11 |
Kulturelle Freizeitgestaltung | 26,9 | 18 |
Neubelebung der Tradition | 32,8 | 22 |
Verbundenheit mit dem Ort | 53,7 | 36 |
Spaß | 58,2 | 39 |
Gemeinschaftspflege | 70,1 | 47 |
Pflege der Tradition | 92,5 | 62 |
Summe | 356,7 | 239 |
Zubehör | Häufigkeitsanteil | Nennungen |
Sonstiges (z. B. Schellen ...) | 32,8 | 21 |
Roller | 48,4 | 31 |
Glocken | 60,9 | 39 |
Rute | 65,6 | 42 |
Pferdeschweif | 78,1 | 50 |
Summe | 285,9 | 183 |
Infoquellen | Häufigkeitsanteil | Nennungen |
Kein Interesse | 7 | 4 |
Sonstiges (z. B. Umfrageergebnisse) | 14 | 8 |
Seminare | 54,4 | 31 |
Buch/Literatur | 66,7 | 38 |
CD-ROM | 70,2 | 40 |
Summe | 212,3 | 121 |
Signifikante Unterschiede
Altersschnitt
Es wurde ein angenäherter Altersschnitt aus dem ältesten und jüngsten Mitglied der Gruppe errechnet und es ergaben sich folgende Unterschiede in den Bewertungen:
Für jüngere Gruppen tritt der Spaß in den Vordergrund, während für ältere Gruppen die Fortführung der Tradition wichtiger erscheint.
Jüngere Gruppen werden eher von Gasthäusern, Diskotheken engagiert als ältere Gruppen.
Bestand der Gruppe
Der Bestand der Gruppe wurde aus dem heutigen Jahr – dem Gründungsjahr errechnet und in vier Gruppen eingeteilt.
Jüngere Gruppen treten vorwiegend zwischen Nikolaus und Dreikönig auf, während ältere Gruppen hauptsächlich an traditionellen Terminen auftreten.
Jüngere Gruppen treten primär auf der Hauptstraße und am Dorfplatz auf, ältere Gruppen haben keinen bevorzugten Auftrittsort.
Jüngere Gruppen werden auch eher von Gasthäusern und Diskotheken bestellt, Spaß ist ein häufiger Mitwirkungsgrund.
Ältere Gruppen treten signifikant häufiger nur wegen der Tradition auf.
Teufel- und Krampusfiguren werden häufiger von den jüngeren Gruppen verwendet. Sie verwenden auch öfter aktuelle Vorbilder zur Maskenerstellung.
Mitgliedszahl
Gruppen mit einer höheren Mitgliederzahl weisen einen deutlich höheren Frauenanteil auf.
Größeren Perchtengruppen ist das Traditionselement ein Anliegen. Sie wollen eher als kleinere Perchtengruppen die Tradition neu beleben.
Größere Perchtengruppen beinhalten häufiger Schönperchten- und Schiachperchtenfiguren innerhalb ihrer Gruppe.
Kleinere Gruppen schätzen für sich selbst einen höheren Zeitwert der Maske und des Fells.