Zu den Schiffleutbräuchen zählte das vorweihnachtliche, nach dem Sankt Nikolaustag beginnende Anklöcklngehen. Bis zum Ersten Weltkrieg zogen die Schiffleute in kleinen Gruppen von Bauernhof zu Bauernhof und erbaten sich mit ihrem Gesang Naturalgaben für die Festzeit. Zu einer Wiederbelebung kam es 1923 durch den Oberndorfer Lehrer Hermann Rasp, der mit Buben des „Jugendhorts“ das Anklöcklngehen aufgriff und später mit seiner Pfadfindergruppe fortsetzte. 1989 hat die Oberndorfer Schiffergarde diesen alten Brauch übernommen. Eine weitere Anklöcklergruppe in Oberndorf bildete sich 1998. Das gesammelte Geld wird für soziale Aufgaben der Pfarrei verwendet.
1934 führte Hermann Rasp, mit der Unterstützung seiner Frau Klara, den bis dahin in der Gegend nicht belegten Brauch des „Frauenbildtragens“ ein. In Erinnerung an die Herbergsuche von Josef und Maria begann das Frauenbildtragen nach dem Ave-Läuten am ersten Adventsonntag. Die mit Laternen versehene Gruppe besuchte zwischen 18 und 21 Häuser. Das Bild mit der Darstellung der Herbergsuche wurde in den Wohnungen aufgestellt und am nächsten Tag wieder abgeholt. Am 23. Dezember endete das Frauenbildtragen. Im Gegensatz zum Anklöckln überdauerte das Frauenbildtragen die Zeit des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr dieser religiöse Brauch einen starken Zuspruch in der Öffentlichkeit. Heute bleibt das Bild aufgrund der großen Nachfrage nur mehr vereinzelt über Nacht in einer Familie, meist kehrt es nur noch kurz ein.
Als ältester überlieferter Brauch der ehemaligen Schifferstadt Laufen gilt das Sternsingen der Schiffer nach den Weihnachtsfeiertagen bis Dreikönig. Der früheste Beleg dafür stammt aus dem Jahr 1569, doch darf eine weit frühere Entstehung angenommen werden.
Das Sternsingen blieb bis weit ins 19. Jahrhundert eine der regelmäßigen Brauchübungen der im Winter arbeitslosen Schiffer. In kleinen Gruppen zogen sie übers Land, weit hinein ins Innviertel oder ins Niederbayerische, um in Märkten, Dörfern, in Klöstern und Pfarrhöfen vor oder in den Häusern mit ihren Weihnachtsliedern oder Stubenspielen aufzuwarten, um sich damit in der erwerbslosen Winterszeit ein zusätzliches Einkommen zu sichern.
Der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts niedergegangene Brauch des Sternsingens erfuhr auf Anregung von Karl Adrian 1936 in Oberndorf eine Wiederbelebung durch Hermann Rasp, der mit seinen Pfadfindern eine Sternsingergruppe bildete, die vom Stephanitag bis zum Dreikönigsfest einzelne Häuser in der Marktgemeinde besuchte. Ausführende sind heute Ministranten und Kinder der Jungschar, die in sechs bis acht Gruppen vom 2. bis 5. Jänner durch das Pfarrgebiet ziehen. Seit den 1970er-Jahren wird dieser Brauch in Laufen auch durch die St.-Georgs-Pfadfinder gepflegt. Das Sammelergebnis kommt sozialen Projekten in den Missionsländern zugute.
Laufen, die zweitälteste Stadt im ehemaligen Erzstift Salzburg und Sitz eines ausgedehnten, an das bayerische, ab 1779 an das österreichische Innviertel angrenzenden Pfleggerichts, nahm durch die Flussschifffahrt und den Salzvertrieb eine herausragende verkehrsmäßige und wirtschaftliche Bedeutung innerhalb des Landes ein. Während nach dem Ende des Erzstifts 1803 und der nachfolgenden mehrmaligen Regierungswechsel die links der Salzach gelegene Stadt Laufen 1816 endgültig an Bayern gelangte, wurden die am rechten Ufer vor allem von Schiffern bewohnten Vororte Altach und Oberndorf Österreich angegliedert.
Die politische Trennung des ein Jahrtausend bestehenden Gemeinwesens bedeutete zunächst keine Veränderung der gewachsenen kulturellen Einheit, wie sie sich in Sprache, Brauchtum, Tracht, Volksmusik, Volkslied und in den vielfachen menschlichen Begegnungen äußerte. Die 1828 gegründete Schiffergemeinde Laufen-Oberndorf bildete nicht nur einen wirtschaftlichen Zusammenschluss, sondern trug ganz wesentlich zur Bewahrung der gemeinsamen Tradition der Schiffer bei, die sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lockerte und zu eigenständigen Entwicklungen führte, sich aber in jüngster Zeit in Erinnerung an das gemeinsame kulturelle Erbe grenzüberschreitend wieder stärker begegnet.
Wenn der Münchner Musikwissenschaftler Kurt Huber (1893–1943) die Gegend um Laufen als die „Hochburg der Weihnachtslieder und Hirtenspiele“ bezeichnete, so knüpfte er an die reiche Sammeltätigkeit von August Hartmann (1846–1917) an, der in den 60er- und 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts mehrmals Laufen und Oberndorf aufsuchte und hier eine zu Ende gehende Spiel- und Singtradition, die auch eng mit dem weihnachtlichen Festkreis verbunden war, noch wissenschaftlich dokumentieren konnte.[1636] Denn Träger dieser Tradition war vor allem die berufsständische Schicht der Salzachschiffer in ihrer unterschiedlichen Rangordnung, die sich während der erwerbslosen Winterszeit, wenn die Schifffahrt ruhte,[1637] als Anglöckler, Sternsinger und Hirtenspieler einen zusätzlichen Verdienst zu sichern suchte.
Das derzeit übliche Brauchgeschehen um Laufen-Oberndorf soll hier in der terminlichen Reihenfolge kurz vorgestellt werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Laufen das unorganisierte Krampuslaufen durch die Stadt am Vorabend des Nikolaus-Tages üblich, das am Abend begann. Dabei wurde viel Mutwille getrieben, wobei es die mit Fellen oder dunklen Hadern bekleideten Krampusse mit ihren Ruten vor allem auf die jungen Mädchen abgesehen hatten.
1990 bildete sich in Laufen und Oberndorf die Gruppe der „Grenzlandperchten“, die das im nördlichen Flachgau und Rupertiwinkel ehemals nicht übliche Perchtenlaufen einführten. Die Gruppe setzt sich aus ledigen und verheirateten Männern unterschiedlicher Berufe zusammen. Die Verkleidung besteht aus schauerlichen, individuell gestalteten Masken, bemalt zum Teil mit Leuchtfarben, mit Hörnern, die aus den Salzburger Gebirgsgauen und sogar aus Ungarn stammen, und aus zusammengenähten Schaffellen. Pferdeschwänze statt Ruten und acht Kilogramm schwere Glocken vervollständigen die Ausrüstung. Dieses Perchtenlaufen findet gewöhnlich am 5. Dezember statt, wofür mittels Plakaten geworben wird und wozu sich zahlreiche Schaulustige aus der näheren Umgebung einfinden.[1638] Die Gruppe, meist eingeladen von Gewerbevereinen, tritt auch in weiter entfernten Orten auf, um an den verkaufsoffenen Samstagen im Advent die Käufer in die Innenstädte zu locken. Im Dezember 2001 traten die Grenzlandperchten auch in Wien auf.
Den Oberndorfer Perchtenlauf begleitet seit dem Jahr 2000 die Böllergruppe der Laufener Feuerschützengesellschaft. Bereits 1989 begann der Perchtenlauf in Freilassing mit der Anif-Niederalmer-Perchtengruppe.[1639]
Zu den Schiffleutbräuchen zählte das vorweihnachtliche, nach dem St. Nikolaus-Tag beginnende Anglöcklngehen. In kleinen Gruppen zogen die Schiffleute übers Land, von Bauernhof zu Bauernhof und erbaten sich mit ihrem Gesang Naturalgaben für die kommende Festzeit. Dieser Brauch war noch bis zum Ersten Weltkrieg in Übung. Eine Wiederbelebung erfuhr er 1923 durch den Oberndorfer Lehrer Hermann Rasp (1897–1984), der mit den Buben des 1919 gebildeten „Jugendhorts“, einer Einrichtung zur Betreuung der heranwachsenden Jugend, diese Brauchtumsform wieder aufgriff[1640] und später mit seiner Pfadfindergruppe fortsetzte.
Als Hirten verkleidet, angetan mit alten Lederhosen, abgetragenen Röcken und Flachsbärten, versehen mit einer Laterne mit brennender Kerze, zogen sie als kleine Gruppe von Haus zu Haus und zu den umliegenden Gehöften und sangen die überlieferten Anglöckler-Lieder. Um 1935 kam noch die dem Original im Salzburger Museum Carolino Augusteum [heute: Salzburg Museum] nachgebaute Drehkrippe hinzu, die das Jahr über im Oberndorfer Heimatmuseum Bruckmannhaus verwahrt und zur Adventzeit den Anglöcklern überlassen wird. Seit 1956 tragen die sechs bis sieben Buben die heimische Tracht: dicke Socken, Lederhose, Walkjanker und Spitzhüte. Die Naturalgaben in Form von Obst, Nüssen und Kletzenbrot, Speck und Mehl wurden früher in solch großer Menge gereicht, dass die Anglöckler sogar von einem Fuhrwerk begleitet werden mussten, um dieselben aufzunehmen. Sie waren für die Armen und Notleidenden bestimmt. Heute erhalten die Anglöckler Geld, das für karitative Aufgaben verwendet wird. Mit dem gesungenen „Wir danken Euch mit Herz und Mund ...“[1641] beenden die Anglöckler ihren Besuch.
1989 hat die Oberndorfer Schiffergarde diesen alten Brauch übernommen, nachdem es früher die Schöffleute waren, die sich mit dem Anglöckln ihr „Winterbrot“ verdient hatten. Eine weitere Anglöckler-Gruppe in Oberndorf bildete sich 1998. Der Ortspfarrer Angerer sucht mit drei Männern in heimatlicher Kleidung in der Adventszeit an vier bis fünf Abenden bis zu vier Stunden Bekannte und Freunde auf. Gesungen werden zwei Strophen von „Gott grüß enk Leutln allesamt“, alternierend „Jetzt fangen wir zum Singen an“ oder „Als Maria übers Gebirge ging“, manchmal ergänzt durch den „Andachtsjodler“. Das gesammelte Geld wird für soziale Aufgaben der Pfarrei verwendet.[1642]
Bayerischerseits wurde in der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg das „Kletz-Kletz-Gehen“ wieder üblich. An den ersten drei Donnerstagen gehen, nicht organisiert, verkleidete Kinder von Haus zu Haus, sagen ihr Sprüchlein, manchmal nur ihr „Kletz, Kletz“ auf, wofür sie von den Hausleuten mit Gaben, die sie selbst behalten, belohnt werden.[1643] Im nördlichen Rupertiwinkel, in der Gegend um Tittmoning, war ehemals der vorweihnachtliche Brauch des „Anrollens“ üblich; ein Heischebrauch ähnlich dem Anglöckln oder Kletz-Kletz-Gehen, aber mit dem Erraten eines Rätsels durch die Hausleute verbunden. Der Name Anrollen (A’rolla) rührt davon her, dass die vermummten Knechte als Brauchträger, mit Schellen behangen, von weither zu hören waren.[1644]
Im Gegensatz zum sonst im Salzburger Land üblichen „Frauentragen“, „Fraubeten“ oder „Frauensingen“ wird in Oberndorf der Brauch als „Frauenbildtragen“ bezeichnet. Hermann Rasp hat 1934 in Salzburg ein Bild mit der Darstellung der Herbergsuche erworben, womit diese bis dahin in unserer Gegend nicht belegte Brauchform eingeführt wurde. Klara Rasp, die Ehefrau von Hermann Rasp, lehrte die Kinder die dafür geeigneten Lieder und Flötenstücke, für die Mädchen beschaffte sie die Bekleidung, die aus türkischen Umhängtüchern, so genannten Schalktüchern, und dazu passenden schwarzen Kopftüchern bestand. Die Buben waren als Hirten verkleidet. In Erinnerung an die Herbergsuche von Josef und Maria begann das Frauenbildtragen nach dem Ave-Läuten am ersten Adventsonntag. Begleitet von der ähnlich bekleideten Klara Rasp, die das Bild trug, besuchte die mit Laternen versehene Gruppe zwischen 18 und 21 Häuser, wo man bereits angemeldet war. Das Bild wurde in den Wohnungen im Herrgottswinkel oder an einem anderen bevorzugten Platz aufgestellt und am nächsten Tag wieder abgeholt. Am 23. Dezember endete das Frauenbildtragen.
Das Eingangslied „Oh, liaba Hauswirt mei, laßt uns doch ein ...“ wurde ursprünglich mit Flötenbegleitung gesungen. Ein Mädchen sagte folgenden Spruch auf: „Nehmet die seligste Jungfrau Maria in ihrer kalten Wanderschaft auf unter euer Dach. Sie bittet um Herberge. Empfanget mit Liebe die gütigste Mutter.“ Stellvertretend für die besuchte Familie antwortete darauf ein Mädchen: „Mia alle grüaßn Di recht schö und herzlich, / liabste Muatta unseres Herrn. / Mia woll’n Di ehrn als hohen Gast, / so guat mias verstehn und vermög’n. / Tua uns b’schützn, tua uns segnen, / tua uns führn durch’s ganze Leb’n, / und in der letzten Stund verlaß uns niet. Amen.“[1645] Im Anschluss daran wurde der „Engel des Herrn“ gebetet und auch ein Marienlied gesungen.
Im Gegensatz zum Anglöckln überdauerte das Frauenbildtragen, wenn auch zurückhaltend im kleineren Kreis, die Zeit des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr dieser religiöse Brauch, wie viele andere auch nach der gewaltsamen Unterdrückung, einen starken Zuspruch in der Öffentlichkeit. Nun nur noch von einer Mädchengruppe vollzogen, die mit schwarzen Röcken mit rotem Saum und einer kleineren Kopfbedeckung bekleidet ist, wurden 1981 bereits zwischen 50 und 60 Familien besucht, Ende der 90er-Jahre waren es zwischen 140 und 150, aber auch das Altenheim und das Krankenhaus sind dankbar angenommenes Ziel der Gruppe. Deshalb bleibt das Bild nur mehr vereinzelt über Nacht in einer Familie und kehrt sonst meist nur noch kurz ein.
Von Klara Rasp übernahm 1981 Maria Neumeier, die schon als achtjähriges Mädchen mitwirkte, die Leitung der Gruppe, der gegenwärtig (2001) 24 Mädchen im Alter von 6 bis 14/15 Jahren angehören, fünf bis acht Mädchen bilden je Abend eine Gruppe. Gesungen wird zu Beginn ein Herbergslied, worauf ein Gedicht, die Begrüßung und das „Engel des Herrn“-Lied folgen. Das Lied „Segne Du Maria“ oder „Gegrüßt sei Maria“ wird dort gesungen, wo das Bild nicht über Nacht bleibt, wo es aber bleibt, wird es am nächsten Tag mit „Segne Du Maria“ abgeholt. Den Schluss des „Frauentragens“ bildet der Heilige Abend mit der Präsenz bei der Andacht um 17 Uhr bei der Stille-Nacht-Kapelle. Die Sammlung der ersten Woche kommt der Aktion „Bruder in Not“, die der zweiten Woche dem Kinderdorf St. Anton und dem Seraphischen Liebeswerk Fügen, die der dritten Woche der Lebenshilfe Oberndorf zugute. 1998 betrug das Sammelergebnis 33.650 Schilling.
Auch in der Stadt Laufen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg, wohl angeregt durch das Oberndorfer Beispiel, dieser Brauch durch den für die Volkstumspflege sehr aufgeschlossenen Stiftskanonikus Oskar Engartner (1947–1954) eingeführt. Ein gerahmtes Marienbild (Öldruck), welches das Jahr über an der linken vorderen Säule der Stiftskirche hing, wurde von einer Bubengruppe zu den Familien der meist mitwirkenden Schulkinder getragen. Bei der Ankunft wurden drei Strophen des Liedes „Kommet, ihr Hirten“ gesungen, zum „Einlass“ die Verse „Mir kemma, mir frag’n, mir klopf ma o, ...“, zur Abholung „Mir komma wieda und klopfn und frag’n, ...“ gesprochen[1646] und ein Hirtenlied gesungen. Am Heiligen Abend, vor der Christmette, wurde das Bild bei der letzten Familie abgeholt und wieder in die Stiftskirche zurückgebracht.
Mit dem Wegzug von Kanonikus Engartner 1954 als Pfarrer nach Ampfing bei Mühldorf endete auch das von ihm in vielfacher Weise neu belebte religiöse Brauchgeschehen in Laufen, ein Beispiel dafür, dass auch öffentlich geübte Brauchhandlungen Initiativpersonen bedürfen.
So nennt sich die 1983 vom Lions Club Oberndorf-Laufen eingeführte öffentliche Veranstaltung, die jeweils am 7. Dezember in der Laufener Salzachhalle stattfindet. Geboten wird abwechselnd bodenständiges Instrumental- und Liedgut und besinnliche Texte zum vorweihnachtlichen Brauchtum, aber auch klassische Musik mit literarischen Beiträgen. Der Reinerlös ist für karitative und soziale Einrichtungen bestimmt.[1647]
Seit ca. 20 Jahren findet am Heiligen Abend vor der Stille-Nacht-Kapelle eine Gedächtnisfeier statt. Eingeleitet wird sie um 16.30 Uhr mit einem Böllerschießen der Laufener Kgl. privilegierten Feuerschützengesellschaft von der Anhöhe beim Kainzbauern. Bei der um 17 Uhr beginnenden Andacht wird nach einer kurzen Ansprache durch den Ortspfarrer das Weihnachtsevangelium verlesen, das Stille-Nacht-Lied in der Originalfassung gesungen, dem sich ein Grußwort des Bürgermeisters an die große Zahl der Einheimischen und Gäste aus aller Welt anschließt. Mitglieder der Schiffergarde stehen vor der Kapelle und beiderseits der Treppe Spalier, tragen aber zur Uniform keine Waffen, auch eine Gruppe der Goldhaubenfrauen ist anwesend.[1648]
Am Silvesternachmittag um 16 Uhr erfolgt am Haunsberg das Neujahranschießen durch die Obertrumer und Laufener Böllerschützen, einer 1978 gebildeten Gruppe der Kgl. privilegierten Feuerschützengesellschaft.
Bei der seit Ende der 80er-Jahre durch private Initiative wieder erstandenen Laufener Barockkrippe, die im südlichen Seitenschiff der Stiftskirche aufgestellt ist und Besucher von weither anzieht, findet seit mehreren Jahren am Dreikönigstag ein „Krippensingen“ mit Hirten- und Weihnachtsliedern sowie betrachtenden Texten zu Großdias der einzelnen Krippenfiguren statt.
Als ältester überlieferter Brauch der ehemaligen Schifferstadt Laufen gilt das Sternsingen der Schiffer nach den Weihnachtsfeiertagen bis Dreikönig. In kleinen Gruppen zogen sie übers Land, weit hinein ins Innviertel oder ins Niederbayerische, um in Märkten, Dörfern, in Klöstern und Pfarrhöfen vor oder in den Häusern mit ihren Weihnachtsliedern oder Stubenspielen aufzuwarten, um sich damit in der erwerbslosen Winterzeit ein zusätzliches Einkommen zu sichern.
Der früheste Beleg für das Sternsingen der Schiffer, der zugleich den sozialen Anlass deutlich macht, stammt vom 26. Dezember 1569, als der Laufener Stadtrichter vier Schiffern einen Kundschaftsbrief ausstellte, weil „sy sich mit der heiligen drey Khunigen gesanng altem gebrauch nach in anndere flöckhen [Orte] begeben“ wollen, damit sie sich „disen wintter hinumb sämbt Iren weibern und armen unerzognen Khindlein desto leichter erhalten mechten“. Nachdem in dem Kundschaftsbrief auf den „altem gebrauch“ des Sternsingens Bezug genommen wird, darf eine weit frühere Entstehung desselben angenommen werden.
Im 17. Jahrhundert fließen die Belege über das Stern- oder Ansingen, wie es auch genannt wurde, reichlich. 1647 hielt sich der bayerische Herzog Albrecht VI. auf der Flucht vor den Schweden in Laufen auf; die Reiserechnung vermerkt u. a.: „Den 8 Schöffleithen zu Lauffa, so am Neuen Jahr, auch an der hl. drey Khinig Tag mit dem Stern herumb gesungen, mit Bevelch geben 1 fl. 30 kr.kr.“[1649]
Das Sternsingen blieb bis weit ins 19. Jahrhundert hinein eine der regelmäßigen Brauchübungen der im Winter arbeitslosen Schiffer. Aus dieser sozialen Situation heraus wurde während der Aufklärungszeit durch Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo zwar versucht, das „Umherziehen mit dem Stern“ einzuschränken, aber doch immer Nachsicht geübt und nie ein ausdrückliches Verbot ausgesprochen, um den Schiffern das tägliche Brot während der Wintermonate zu sichern. Die Gaben bestanden fast ausschließlich in Naturalien, in Fleisch, Speck, Brot und Dörrobst, seltener in klingender Münze.
Während der bayerischen Regierung in Salzburg kam es zu einer am 7. April 1815 veröffentlichten Verordnung, „Das öffentliche Absingen von Liedern und insbesondere das sogenannte Sternsingen“ betreffend, worin ausgeführt wird, das „zur Zeit des Dreikönigsfestes übliche sogenannte Sternsingen werde zwar gestattet, doch sollen durchaus nur Lieder geistlichen, andächtigen Inhalts dabei gesungen, und jede Abweichung diese Vorschrift mit Polizeistrafen belegt werden“.[1650] Die Verordnung wurde zwar im gleichen Amtsblatt vom 27. November 1815 wiederholt,[1651] nach der Gebietstrennung am 1. Mai 1816 dagegen erfolgte ein im k. k. Kreisamtsblatt veröffentlichtes Verbot des Sternsingens der Oberndorfer Schiffer, worauf diese noch im gleichen Jahr um eine Bewilligung nachsuchten und versicherten, „sich solchergestalt nur bei Herrschaften, Pfarrhöfen, Musikköhren, Standspersonen, öffentlichen Gasthäusern und Gesellschaften (zu) produzieren“[1652] und offensichtlich das beanstandete Von-Haus-zu-Haus-Ziehen unterlassen wollten. Die ältesten, im Schifferdialekt überlieferten Laufener Sternsingerlieder stammen aus einer Handschrift des Jahres 1761.[1653]
Der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts niedergegangene Brauch des Sternsingens erfuhr auf Anregung von Karl Adrian 1936 in Oberndorf eine Wiederbelebung durch Hermann Rasp, der mit seinen Pfadfindern eine Sternsingergruppe bildete, die vom Stephanitag bis zum Dreikönigsfest einzelne Häuser in der Marktgemeinde besuchte. Bekleidet mit Lederhose, weißen Strümpfen, darüber ein knielanges weißes Hemd mit roter Schärpe, trugen die drei Könige als Kopfbedeckung hohe Zylinder aus in Öl getränktem Papier mit den Buchstaben C, M und B. Jeder Sternsinger hält in der Hand einen langen Haselnussstecken, am Stab des Sternträgers befindet sich ein sechszackiger, drehbarer Stern, der ursprünglich mit einer brennenden Kerze versehen war, heute aber mithilfe einer Batterie elektrisch beleuchtet wird. Aus der zylinderartigen Kopfbedeckung wurde inzwischen eine Krone. Der Kaspar trägt das Weihrauchfass, der Melchior das Weihrauchschiffchen und der Balthasar die aufklappbare kleine, nun mithilfe einer Batterie beleuchtete Kastenkrippe; eine Oberndorfer Klappkrippe aus der Zeit um 1800 befindet sich noch im Bestand des Salzburger Museums Carolino Augusteum [heute Salzburg Museum].[1654]
Die Gruppe besucht ausgewählte Familien, Geschäfte, das Krankenhaus und das Altenheim in Oberndorf, ehemals zählten auch Laufener Familien dazu. Ausführende sind heute Ministranten und Kinder der Jungschar, die in sechs bis acht Gruppen vom 2. bis 5. Januar ganztägig (von 8 bis ca. 15/16 Uhr) durch das Pfarrgebiet ziehen. Dabei werden bei den Besuchen Texte in Reimform sowie ein Neujahrswunsch abwechselnd gesprochen und die 3. Strophe des Liedes „Weihnachtlicher Haussegen“: „Erfüll’ mit deinen Gnaden“ gesungen. Beendet wird das Sternsingen mit einer „Sternsingermesse“ am 6. Januar um 10 Uhr in der Pfarrkirche. Das Sammelergebnis kommt sozialen Projekten in den Missionsländern zugute.[1655]
Seit den 70er-Jahren wird dieser Brauch – auch in Laufen – durch die St.-Georgs-Pfadfinder gepflegt. Starken Impuls dazu gab die Aufforderung der Deutschen Bischofskonferenz von 1968, überall gut vorbereitetes und seelsorglich ausgerichtetes Sternsingen durchzuführen. Die Ergebnisse der Sammlungen dienen Entwicklungsprojekten in der Dritten Welt oder dem Päpstlichen Missionswerk für Kinder.
[1636] [HartmannAu 1987]. – [HartmannAu/Abele 1880]. – [HartmannAu/Abele 1884].
[1637] Nach dem Vertrag zwischen Salzburg und Bayern von 1594 begann die Salzschifffahrt acht Tage vor oder nach Georgi (23. April) und dauerte bis Mitte Dezember je nach Witterung.
[1638] [Grenzlandperchten 1991]. – [Roth 1990]. – [Roth 1992].
[1640] [Lepperdinger 1997], S. 19 f.
[1641] [Lepperdinger 1997], S. 19.
[1642] Mitteilung von Gerald Riedler, Oberndorf.
[1643] [Lämmermeyer/Schmidbauer 1998], S. 438 f.
[1645] [Lepperdinger 1997], S. 39.
[1646] Um 1947/48 als Schulkind am „Frauentragen“, wie es in Laufen genannt wurde, beteiligt, besitze ich noch die handgeschriebenen Texte.
[1647] Mitteilung von Dr. Irmgard Lehle, Laufen, Mitglied des Lions Clubs.
[1648] Mitteilung von Hans Alt, Laufen, und Presseberichte.
[1650] [Salzach-Kreis-Blatt] Nr. 28 (1815).
[1651] [Roth 1977b].
[1652] [Adrian 1910], hier S. 470.
[1653] [HuberK 1960b]: „Sternsingerlieder der Schiffer-Gemeinde Laufen-Oberndorf 1761.“ Nach mündlichen Angaben des Vorsängers J. Berger für drei Männerstimmen bearbeitet von A. R. Dietl, Marktschreiber in Oberndorf im September 1893. – [Adrian 1910]: „Sternsinger-Lieder“, Text und Noten, 8 unpaginierte Seiten nach S. 478 beigebunden.
[1654] Eine solche Klappkrippe befand sich ehemals im Besitz der Geschwister Josefa und Bertha Schiefer in Laufen, heute im Oberbayerischen Freilichtmuseum auf der Glentleiten; über eine weitere Klappkrippe verfügt das Oberndorfer Heimatmuseum Bruckmannhaus als Leihgabe der Schiffergarde, eine in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts entstandene Nachbildung verwahren die Oberndorfer Pfadfinder. – Vgl. [Svoboda/Hutter 1985], S. 57 f.
[1655] Mitteilung von Mag. Verena Riedler, Romedius Riedler und Pfarrer L. Angerer, alle Oberndorf.