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Das Maria Plainer Gnadenbild wurde Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts von einem unbekannten Maler geschaffen. Die Ursprungsgeschichte des Gnadenbildes beginnt 1633. Im Zuge der Kriegswirren (Dreißigjähriger Krieg/1618–1648) wurde in Regen (Niederbayern) das Haus von Paul Regner, in dessen Besitz sich das Marienbildnis befand, entzündet. Das Bild überstand den Brand unversehrt. Es gelangte über die Familie von Grimming nach Salzburg. 1652 brachte es Rudolf von Grimming „auf den Plain“, wo bald eine allgemeine Verehrung einsetzte. Grimming hatte das Originalbild durch eine Kopie ersetzen lassen; 1676 kehrte das Original über Ansuchen des Salzburger Erzbischofs Max Gandolph Graf von Kuenburg (1668–1687) zurück.
Auf dem Plainberg hielt im 17. Jahrhundert die Verehrung an: Wachs- und Geldopfer wurden gesammelt, die ersten Votivbilder entstanden. 1653 konnte die erste Heilung eines Lahmgeborenen berichtet werden. 1671 legte Max Gandolph den Grundstein zur Wallfahrtskirche samt Kloster, 1674 fand die feierliche Einweihung statt. 1732 wurde das Gnadenbild durch Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian (1727–1744) auf dem Hochaltar angebracht. 1751 wurde das Gnadenbild durch Erzbischof Andreas Jakob Graf von Dietrichstein (1747–1753) feierlich gekrönt.
Von den Einschränkungen des Wallfahrtswesens unter Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo (1772–1803/12) war auch Maria Plain betroffen. Durch das Engagement von Superior Pater Gebhard Geist OSB konnte das Gnadenbild die geweihten Kronen behalten. Heute wird die Gnadenstätte durch das Benediktinerstift St. Peter in Salzburg betreut.
Das älteste erhaltene Maria Plainer Votivbild stammt aus dem Jahr 1653. Am 20. November desselben Jahres konnte die erste Heilung eines Lahmgeborenen durch die besondere Fürbitte der Plainer Gottesmutter berichtet werden.
In Maria Plain sind bis zum Jahre 1966 datierte Votivbilder zu finden. Diese wurden als Zeichen der Verehrung der Gottesmutter gemalt. Vor allem wurden sie als Danksagung gestiftet, wenn durch Anrufung oder Verlöbnis ein Unglück verhindert oder jemand aus einer ausweglosen Situation errettet werden konnte. Auf den Bildern wurde oftmals die Szene des Unglücks oder der Rettung festgehalten. Über der Unglücksszene schwebt auf den Votivbildern aus Maria Plain meist die gekrönte Gottesmutter. Sehr früh entstanden sind auch sogenannte „Erinnerungsbilder“, wie ein Votivbild von 1827, das an den Tod einer Wallfahrerin erinnert.
Erhalten haben sich Votivtafeln, die Unglücksszenen auf der Salzach schildern und den Dank für die Errettung kundtun. Eine gereimte Beschreibung des Geschehens – ein Unglücksfall in Oberndorf/Salzach – enthält ein Votivbild aus 1864. Ebenfalls erhalten hat sich eine Votivtafel von 1848, die einen Fenstersturz zeigt.
Einige der Votivbilder, die der Plainer Gottesmutter gestiftet wurden, sind schon früh Diebeshänden zum Opfer gefallen. Im Kunsthandel tauchten immer wieder Maria Plainer Votivbilder auf. Viele sind jedoch am Originalstandort erhalten geblieben, wie zum Beispiel die Darstellung einer bäuerlichen Unfallszene von 1868. Auf dem Bild zusätzlich montiert findet man einen originalen Eisensplitter. Ein Votivbild aus 1780/1838 gemahnt uns daran, dass der Tod zu jeder Zeit in unser Leben treten kann (Memento mori – „gedenke des Todes!“).
Um der Wertschätzung des Marienbildes wie der Wallfahrtsstätte Ausdruck zu verleihen, entstanden auch sogenannte „Verehrungsbilder“, wo zum Beispiel Votantinnen vor dem Altar von Maria Plain kniend beten. Es gibt auch Verehrungs- und Dankesbilder, auf denen die Angebeteten dargestellt werden, um deren Güte zu verdeutlichen, wie ein Bild mit den Heiligen Josef und Georg, die das Gnadenbild der Muttergottes tragen und auf Wolken schweben (1741). Aus der Inschrift geht hervor, dass sich der „Pfarrer zu Perghamb Stephan Sternhueber“ bei einem Pferdeunglück „v: l: f: Maria trost aufn Plain, St. Josep[h] vnd H: Ritter Georg“ verlobt habe, es wollte keine Besserung eintreten bis sich das Bein „Wider aller menschen mainung Vnd hoffnung Von / sich selber eingebiegt.“ Nach der Genesung löst der Votant sein Versprechen ein und stiftet eine Votivtafel.
„Aus Dankbarkeit für wunderbare Errettung am 26. Mai 1870.“ – so die Inschrift einer Votivtafel mit gekröntem Gnadenbild über einer Unglücksszene von 1870, wo ein Pferdewagen mitsamt Kutscher vor einem Tor stürzt.
Neben der Muttergottes wird in Maria Plain auch anderen Heiligen gedankt, zum Beispiel dem heiligen Expeditus. Die Inschrift der Votivtafel verrät, dass eine ganze Familie aus einem brennenden Haus „wundersam“ errettet wurde. Auch gut überstandene „Haushaltsunfälle“ veranlassten gläubige Menschen zu Dankesbildern – wie ein anlässlich eines Unfalls von 1892 gestiftetes Votivbild zeigt: Einer Frau explodiert in Händen ein Erdbeerglas, wobei sie erblindet. Der Dank auf der Inschrift gilt der Muttergottes und ihren Fürbitten, da die Frau ihr Augenlicht wiedererlangte.
Zahlreiche Bilder dieser Art entstanden auch in jüngster Vergangenheit. Besonders Kriegszeiten geben Anlass zur Stiftung von Votivbildern. Auf einem der jüngsten Bilder von Maria Plain (1939–1945) ist die Muttergottes mit dem Jesuskind, die ihren Mantel über der Stadt Salzburg ausbreitet, abgebildet. Als Zeichen des Krieges sind brennende Häuser, flüchtende Menschen und ein Militärflugzeug enthalten.