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„Mit allen Sinnen“ (Roswitha Meikl)

Ein erfolgreiches österreichweites Musik-Projekt stellt sich vor

Diese einzigartige Kulturinitiative, Volksmusik und Volkskultur SchülerInnen aller Altersstufen näher zu bringen, hat seinen Ausgang in einem – seit dem Jahre 1992 bestehenden, bundesweit geführten – Arbeitskreis „Lied, Musik und Tanz in der Schule“ mit informellen Treffen von LehrerInnen, FachinspektorInnen für Musikerziehung und Mitgliedern einzelner Bundesländer-Volksliedwerke gefunden. In weiterer Folge wurde 1996 eine österreichweite Informations- und Fortbildungstagung zum Arbeitsgemeinschafts-Thema für Lehrer, Musikerzieher und Vertreter der Schulaufsicht in Eugendorf bei Salzburg ausgerichtet, wobei dieses Musikprojekt konkrete Formen anzunehmen begann.

Getragen von der damals entstandenen Aufbruchsstimmung und Dank des Engagements von Maria Walcher, der damaligen Generalsekretärin des Österreichischen Volksliedwerkes und Marialuise Koch, der Fachinspektorin für Musikerziehung in Niederösterreich, konnte im Schuljahr 1996/97 dieses Projekt des Bildungsministeriums in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Volksliedwerk gestartet werden. Die Volksliedwerke der neun Bundesländer wurden als Verantwortliche für ihr jeweiliges Bundesland für die Durchführung und Abrechnung verpflichtet. Den teilnehmenden Schulen wird neben ideeller auch finanzielle Unterstützung gewährt.

Das 1. Symposium aller Bundesländer in Salzburg (1996) präsentierte eine bunte Palette an „Mit allen Sinnen“-Projekten mit Bezug auf die österreichische Volkskultur. Im sechsten Jahr des Projektes wurde der österreichweite Kongress „Wege zum Singen“ in Linz ausgerichtet. Der Andrang an Interessenten war groß. Neue Impulse und Sichtweisen strahlten in das eigene Wirkungsfeld hinein.

Traditionelle Musik im Unterricht

Was bietet dieses Projekt „Mit allen Sinnen“, dass es für SchülerInnen aller Schulstufen und deren LehrerInnen inhaltlich interessant wird? Wie der Name schon sagt, erfolgt der Zugang mit allen Sinnen, daher auch von allen Seiten bzw. von der, wo die Jugendlichen am besten abgeholt werden können. „Mit allen Sinnen“ bietet innovative Ansätze für die Einbringung traditioneller Musik in den Unterricht. Erfahrene ProjektbetreuerInnen in den Bundesländern stellen ihr methodisch-didaktisches Wissen zur Verfügung und somit auch eine persönliche Betreuung vor Ort. Unbürokratisch werden Fragen geklärt, wobei besonders auf regionale Besonderheiten Bezug genommen wird. Die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten des jeweiligen Projektes können sehr weit gesteckt werden.

Erwünscht sind Bezüge zur heutigen Popularmusik oder zu moderner Kunst. Das Thema Multikulturalität taucht – da die verschiedenen Volkskulturen in unserem Land gemeinsame Berührungspunkte aufweisen – immer wieder auf. Durch die Einbindung von MusikantInnen, Volkssängern, traditionellen Handwerkern und anderen Gewährspersonen, die ihre Erinnerungen an früher spannend erzählen, wird es den SchülerInnen ermöglicht, kulturelle Entwicklungen und die damit einhergehenden sozialen Veränderungen zu verstehen.

Mit diesem Projekt öffnet sich die Schule zwangsläufig nach außen: Verbindungen zwischen Vereinen und Schulen, zwischen den Generationen, zwischen Künstlern und Schulen ... werden geknüpft. Ein Lernen miteinander und voneinander entsteht. Das selbstständige Forschen, Gestalten und öffentliche Präsentieren des Erarbeiteten trägt zur Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen bei.

SchülerInnen spüren ihre kulturellen Wurzeln auf

Einen Schwerpunkt des Projektes „Mit allen Sinnen“ bildet das Singen. Diese Grundlage musikalischer Äußerung wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Der aktive Umgang mit der eigenen Sing-Stimme bleibt im Wettlauf mit den modernen Medien zumeist auf der Strecke. Doch das Projekt schafft Verbindungen und Lust aufs Singen: Rap (auch in Mundart), Obertonsingen, Computerstimme, Jodeln, Schlager, Gstanzl, traditionelle Volkslieder mit Themenbezug, Gospels, Austropop ... knüpfen an Traditionen, Feiern der verschiedenen Kulturen an, wobei der Phantasie der Lehrenden keine Grenzen gesetzt sind. Ungeahnte Kreativität und Gespür im spannenden Vermitteln dieser Inhalte kommen zutage.

Die Erfahrungen mit dem Projekt werden durchwegs positiv bewertet. Auch in Zeiten extremer Kürzungen und der Kritik an Lehrenden beweisen die teilnehmenden Schulen, dass man ein gemeinsames Musik-Projekt auf die Füße stellen kann. Der Normbetrieb einer Schule wird mit der intensiven fächerübergreifenden Auseinandersetzung am Projektthema durchbrochen. Das innersoziale Gefüge einer Schulgemeinschaft erreicht neue Qualitäten und ermöglicht ein anderes (Unterrichts)-Klima.

So lebt dieses Projekt in den österreichischen Schulen und bietet den Jugendlichen die Chance, die Wurzeln ihrer Kultur – vor allem in traditioneller Musik und bedingt durch die fächerübergreifende Projektgestaltung auch in Literatur, Kunst, Handwerk, Architektur, Kleidung und Essen – kennen zu lernen und diese als ein Teil ihrer Geschichte anzunehmen.

Statistik – Projektbeteiligung in Österreich und in Salzburg

Betrachtet man die Zahlen seit Beginn des Schulprojektes „Mit allen Sinnen“ im Schuljahr 1996/97 so kann man davon ausgehen, dass im jährlichen Durchschnitt in Österreich mindestens 201 Lehranstalten (von Volksschulen bis zu Pädagogischen Akademien), 660 LehrerInnen, 11.420 SchülerInnen und 215 ReferentInnen und Ensembles am Projekt beteiligt waren.[231] Österreichweit kamen an die 70.000 SchülerInnen mit dem Thema Volkskultur/Volksmusik in Berührung.

In Salzburg beteiligten sich bis zum Projektjahr 2003/04 folgende Lehranstalten:

  • 59 Volksschulen,

  • 8 Hauptschulen (mit den verschiedensten Schwerpunkten),

  • 3 Sonderpädagogische Zentren (ASO),

  • 9 Allgemeinbildende Höhere Schulen (inkl. BORG),

  • 5 Tourismusschulen (ohne Musikerziehung im Lehrplan),

  • 7 Berufsbildende Höhere Schulen (ohne Musikerziehung im Lehrplan)

  • 1 Landwirtschaftliche Fachschule[232]

7.503 SchülerInnen, 406 LehrerInnen sowie 341 ReferentInnen und Ensembles haben das Projekt „Mit allen Sinnen“ in den vergangenen Jahren in Salzburg gestaltet. Allen beteiligten Schulen und deren engagierten LehrerInnen gebührt große Anerkennung für diese wertvolle Arbeit, SchülerInnen aller Altersstufen das – in unserer Zeit nicht einfache – Thema Volksmusik in all ihren Facetten und Spielarten zu vermitteln und sie dafür zu begeistern!

Zugänge zu Volkskulturen und Volksmusik – Erfahrungen

Die Zugänge, Volkskulturen und Volksmusik mit allen Sinnen zu erfassen, sind äußerst bunt und vielfältig. In vielen Projekten steht die intensive Beschäftigung mit Bräuchen im Jahreslauf, welche die Alltagswelt der SchülerInnen auch gegenwärtig prägen, im Vordergrund. Diese Auseinandersetzung mit regionaler Volkskultur wird gerne von Volksschulen gewählt. Meist wird nach Ursprüngen und Sinn gefragt, die mit Bräuchen zusammenhängenden musikalischen Formen werden praktiziert und zum Beispiel in Form einer Ausstellung mit Berichten über die verschiedenen Tätigkeitsfelder und/oder eines Vorführungsabends, bei dem die gelernten Lieder, Musikstücke und Tänze vor Publikum präsentiert werden, dargestellt. Hierbei handelt es sich meist um einen kleinen Auszug aus der Jahresarbeit der teilnehmenden Schule.

Ein weiterer Zugang ist die Beschäftigung mit individueller Geschichte sowie verdrängtem regionalem Kulturgut, wie zum Beispiel traditionellem Handwerk und Arbeitsabläufen in Haushalt und Landwirtschaft. Auch die Erforschung und Verarbeitung einzelner Familiengeschichten aus Zeiten, in denen Technik und Maschinen eine geringe Rolle im Arbeitsalltag spielten, werden gerne gewählt. Meist werden die Arbeitsabläufe von früher nachgestellt, um den SchülerInnen den Kraft- und Zeitaufwand des Wäschewaschens, Stoffeherstellens, Kornanbauens, Brotbackens … spürbar zu machen. Heute werden die Güter des täglichen Bedarfs im Regelfall im Geschäft eingekauft, der Ursprung vieler Produkte ist oft nicht mehr nachvollziehbar. Dazu gesellt sich in der Projektdurchführung ein musikalischer Hintergrund mit Liedern, Tänzen und Musik zum jeweiligen Thema.

Regionales und Fremdes erforschen

Neben der Beschäftigung mit Bräuchen im Jahreslauf und mit regionalen Kulturgütern stellen „Mit allen Sinnen“-Projekte die Auseinandersetzung mit Musik und Lied in den Vordergrund. Neben die regionalen Formen stellen sich traditionelle Tänze und Lieder der zugewanderten Kulturen. Instrumente werden selbst hergestellt, neue Volkslieder gedichtet, Querverbindungen zu modernen Musikrichtungen wie Rock, Pop oder Jazz geknüpft und den volksmusikalischen Ursprüngen klassischer Musik wird nachgespürt. Traditionelle Musikgruppen österreichischer Nachbarländer werden zur Projektarbeit eingeladen, ein musik-kultureller Austausch unter Jugendlichen entsteht, Fremdes wird kennen gelernt und verstanden.

Andere Projekte stellen die gesprochene und gesungene Mundart in den Vordergrund. Die SchülerInnen werden in die „Geheimnisse“ der Feldforschung mittels Aufnahmegerät und Befragung eingeweiht. Geforscht und gearbeitet wird zumeist im weiten Feld der eigenen Verwandtschaft. Erstaunliches tritt zu Tage und Oma und Großonkel werden in einem neuen Licht gesehen. Mundartausdrücke und Redewendungen werden erklärt, fast Vergessenes wird dokumentiert und in CD-Form gepresst, der reiche Liederschatz einer Gemeinde aufgeschrieben und als gemeindeeigenes Liederbuch unters Volk gebracht. Bislang sind Volks-Musicals oder Theateraufführungen nach überlieferten Sagen, teilweise unter Einbeziehung moderner Bühnentechnik sowie Sound- und Lichteffekten sehr professionell inszeniert, entstanden.

Durch viele Projekte zieht sich das Bemühen, Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache, in die Gemeinden zu integrieren. Die Versuche, die Kulturen anderer Volksgruppen sichtbar zu machen, ihre Bräuche, Lieder, Musik und Tänze den Einheimischen näher zu bringen, sind manchmal langwierig und der Weg dazu ist mit mancherlei Vorurteilen und geistigen Hürden bestückt. Zugezogene bleiben oftmals unter sich und schotten sich nach außen ab. Einzig durch die Kinder und die Schule kann der Brückenschlag zu gemeinsamen Aktivitäten gelingen.

Kultur erleben – Lebendige Vergangenheit

An der Volksschule Abtenau im Lammertal wurde im Schuljahr 1997/98 unter der Projektleitung von VD Peter Grünauer ein „Mit allen Sinnen“-Projekt durchgeführt. Im Vordergrund stand die Begegnung mit heimischer Volkskultur in Lied, Tanz und Schrift.

Die SchülerInnen lernten überlieferte Volkslieder, Tänze und Gedichte, welche mit Bräuchen und Handwerk zu tun haben, kennen. Der Schulchor und eine vierte Klasse beschäftigten sich mit Volks- und Kindertänzen sowohl aus der Region als auch aus fremden Ländern. Eine weitere vierte Klasse beschäftigte sich mit der bäuerlichen Arbeits- und Lebenswelt und lernte so manch kulinarische Besonderheit des Lammertales kennen.

In allen dritten und vierten Klassen wurden Mundartausdrücke gesammelt und daraus ein kleines Wörterbuch erstellt. Um eine möglichst identische Aussprache der Ausdrücke zu erhalten, wurden Erzählungen von älteren Abtenauernauf Kassette bzw. Minidisc gesprochen. Daraus wurde eine CD erstellt, die als Ergänzung zum Wörterbuch gedacht ist. In einer Feier zum Schulabschluss wurden Wörterbuch und CD vorgestellt.

Rumpel, Pumpel, Hollerstock: Ein Wander-, Sing- und Spielbuch für Klein und Groß

Gemeinsam mit den Eltern erarbeiteten Lehrende und SchülerInnen der Integrationsklassen[233] am Sonderpädagogisches Zentrum Salzburg II, Stadt Salzburg, während des Schuljahrs 1998/1999 unter der Projektleitung von SL Susanne Steidl kindgerechte Wanderrouten rund um die Stadt Salzburg und ein Wanderbuch. Alle Wanderungen wurden mit den SchülerInnen und Eltern erprobt.

Auf die von Kindern gerne gestellte Frage: „Wie weit ist es noch?“, folgte als Antwort meist ein Spiel oder ein Lied, um die Gehzeit spannend und abwechslungsreich zu gestalten. Die im Wanderbüchlein enthaltenen Lieder wurden im Laufe des Schuljahres mit den Kindern erarbeitet. Dazu steht in der Einleitung: „Kinder haben Spaß und Freude an Bewegung, am gemeinsamen Spiel in der Natur sowie am Singen, besonders von ‚Dialektliedern’, wie Volkslieder von manchen unserer Kinder begeistert genannt werden.“[234] TV-Star und Bergsteiger Sepp Forcher schreibt dazu im Vorwort: „Mit dem vorliegenden Wander-, Sing- und Spielbuch ist es in beispielhafter Weise gelungen, der virtuellen Plastikwelt unserer Tage den unendlichen Wert von Natur und Heimat entgegenzustellen.“

Sehr wertvoll sind die Hinweise für Spielmöglichkeiten in Wald und Flur. Leicht nachzuspielen sind die vorgeschlagenen Spiele, da man die Utensilien dazu in der Natur findet. Illustriert wurde das handliche Wanderbuch von den SchülerInnen, bestens ausgestattet mit ausführlichen Wanderbeschreibungen wie Anreise, Gehzeit, Höhenunterschiede, Einkehrmöglichkeiten und einer Wanderkarte. Präsentiert wurde „Rumpel, Pumpel, Hollerstock“ von den LehrerInnen und SchülerInnen im Rahmen eines selbst gestalteten Frühschoppens im Untersbergmuseum Grödig-Fürstenbrunn.

Vom Almschrei über den Jodler zum Almlied

Beim „Mit allen Sinnen“-Projekt der dritten Klasse der Volksschule am Dom in St. Johann im Pongau, Schuljahr 2000/2001, unter der Projektleitung von VOL Theresia Mayr, standen Volkslieder und ihr Entstehungskontext im Vordergrund.[235] Die SchülerInnen sollten durch die Beschäftigung mit Volksliedern mit der Entstehungszeit, der Lebenssituation der Menschen (vor allem Dienstboten und arme Leute) und der Arbeitswelt in der Landwirtschaft vertraut gemacht werden. Sie sollten die große Emotionalität, die in diesen Liedern steckt, verstehen und die kulturellen Lebensäußerungen einfacher, ungebildeter Menschen achten lernen.

Bei Projekttagen im Maltatal in Kärnten erfuhren die Schüler im dortigen Heimatmuseum viel über das Leben der armen „Keuschler“ und Dienstboten, ihre Wohn- und Lebenssituation und die großen sozialen Unterschiede in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg. Die Almlieder, welche die Kinder lernten, wurden vor allem auf den Textinhalt hin untersucht. Alte Ausdrücke wurden erklärt und der emotionale Hintergrund beleuchtet. Die SchülerInnen dichteten selbst – angelehnt an die gelernten Liedtexte – Vierzeiler. Da das Edelweiß in vielen Almliedern vorkommt, versuchten sich die Kinder unter Anleitung eines Malers im Edelweißmalen. Die Alpenpflanzen wurden im Biologieunterricht behandelt, die Erlebnisse im Deutschunterricht schriftlich festgehalten. Auf der Alm konnten die Kinder erfahren, wie lustvoll es sein kann, in der Natur zu jodeln und zu singen. Das „Juchizen“ oder „Juh schreien“ machte den Kindern großen Spaß. Hier konnten sie bei der Herstellung von Butter und Käse mithelfen und die Sennerin erklärte ihnen den Tages- und Arbeitsablauf auf der Alm. Der Großvater eines Kindes, der in jungen Jahren als „Schafler“ (Schafhirt) sein Geld verdiente, erzählte vom damals kargen, in seiner Erinnerung aber trotzdem schönen Leben als Dienstbote.

Begegnungen: Eine multimediale Reise in die Welt der Volksmusik

Ausgehend von der Überlegung, dass moderne Vermittlungsmedien der Volksmusik den Hauch „das ist etwas für meine Großeltern“ nehmen könnten, entschloss sich Projektleiter Dr. Erich Wild mit einer sechsten Klasse (Wahlpflichtgruppe in Musik und Informatik) des Privatgymnasiums für Mädchen der Ursulinen, Stadt Salzburg, Schuljahr 1996/97, eine CD-ROM zum Thema Volksmusik zu gestalten.

Im Gespräch mit den Schülerinnen erweckte die Idee, eine CD-ROM zu produzieren, sofort Begeisterung, wenngleich das Thema unterschiedliche Reaktionen hervorrief. Die Interessen der Schülerinnen in der Musikgruppe waren sehr unterschiedlich: eine interessierte sich besonders für klassische Musik, zwei Schülerinnen kamen aus der „Volksmusikszene“ und waren begeisterte Anhängerinnen dieser Musik und wieder zwei bevorzugten irische Volksmusik.

Aus diesen Interessenslagen entwickelte sich die Überlegung, den Weg zur Volksmusik über drei Bahnen zu versuchen: Kunst und Volksmusik, Alpenländische Volksmusik und Irische Volksmusik. Diese Themenbereiche wurden von den Schülerinnen selbständig ausgearbeitet und entsprechen dem Auswahlmenü auf der CD-ROM. Zusammenfassend bemerkt Dr. Erich Wild: „Neben dem durch die Beschäftigung mit Volksmusik erzielten Lernerfolg und der Bereicherung, die mit der Beschäftigung einherging, zog das Projekt ungeahnt weite Kreise: einerseits die Befragung an der Schule zum Thema Volksmusik, andererseits der technische Werdegang des Projektes, der im Informatikraum interessiert von den Schülerinnen mitverfolgt wurde.“

Miteinander – eine Brücke der Verständigung in Wagrain

In einem Jahresprojekt in der Volksschule (vierte Klasse) und der Hauptschule Wagrain (dritte Klasse), Pongau, Schuljahr 1999/2000, unter der Projektleitung von VOL Christine Wladar und Maria Thurner, wurde miteinander getanzt, gejodelt und gesungen. Bräuche wurden kennen gelernt, erforscht und lebendig gestaltet.

Es war dies auch der erste Versuch, in Wagrain zugezogene und hier ansässig gewordene „Gastarbeiter“[236] aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei über die Schule in die dörfliche Gemeinschaft einzubinden und ihre kulturellen Gebräuche und Gewohnheiten kennen zu lernen. Am Ende der Projektarbeit wurden die Ergebnisse in einem „Miteinander-Fest“ am Marktplatz unter der alten Linde präsentiert. Dazu kamen Speisen und Getränke aus den verschiedenen Kulturen, welche die Eltern der SchülerInnen bereitstellten.

Aus den eher bescheidenen Anfängen entwickelte sich durch die unermüdliche Arbeit der Hauptreferentin am Projekt, Frau Maria Thurner, ein mittlerweile weitum beachtetes Miteinander-Fest aller in Wagrain ansässigen Volksgruppen im Juni jeden Jahres. Gemeinsam werden die jeweiligen Volkstänze getanzt, gemeinsam wird gekocht und die typischen Speisen jedes Herkunftslandes werden verkostet. Das Fest wurde mittlerweile zum „Miteinander-Brauch“ und findet jährlich statt. So hat ein Schulprojekt durch die Anregung gemeinsamer Aktivitäten zum besseren Verständnis der Volksgruppen untereinander in einer Salzburger Gemeinde beigetragen.

Amor lässt grüßen

In der siebten Klasse am BORG Radstadt, Pongau, wurde im Schuljahr 2003/04 unter der Leitung von Mag. Susanne Rindberger das Projekt „Amor lässt grüßen“ – eine Gegenüberstellung von traditionellen Liebes(Volks-)liedern und modernen Love(Pop-)songs – durchgeführt.

Da das Interesse dieser reinen Mädchen-Vokalgruppe sehr in Richtung Pop ging, nahm Susanne Rindberger das Projekt „Mit allen Sinnen“ zum Anlass, den Mädchen auch einmal überlieferte Volkslieder zu lernen. Das Thema ergibt sich bei 16-Jährigen fast von selbst: die Liebe, denn Liebe ist immer ein Thema! Der Vergleich der Darstellung der „Liebe“ zwischen den Musikrichtungen Volkslied und Pop gestaltete sich sehr spannend: Wie wird Liebe in unserer alpenländischen Volkskultur besungen? Worum geht es in den Pop-Lovesongs der heutigen Jugendkultur? Was sind die Themen und wo sind Parallelen?

Am Beginn des Projektverlaufs standen zwei Workshops mit schulfremden Referenten zu Volkslied und Popsong. Gemeinsam mit den Schülerinnen wurden Programminhalte (Lieder) für eine Veranstaltung ausgewählt, für die Moderation zwischen den Liedern passende Texte verfasst und gesucht und die weiteren Arbeitsaufgaben verteilt: Plakate und Einladungen gestalten, plakatieren, Werbung betreiben, ... kurz alles, um ein erfolgreiches Konzert auf die Bühne zu bringen. Präsentiert wurde das Projekt – passend zum Thema – im „Wonnemonat Mai“ und der Erfolg war großartig! Dazu die Lehrerin: „... das Projekt hat uns sehr viel Spaß gemacht! Das zielorientierte Arbeiten war für die Schülerinnen sehr motivierend, sie zeigten großes persönliches Engagement und verwendeten viel Freizeit für die Vorbereitung!“

Fremde Nachbarn – Vertraute Klänge

Unter dem Titel „Fremde Nachbarn – Vertraute Klänge. Parallelen in der Volksmusik Tschechiens und Österreichs“ machten es sich die Salzburger Tourismusschule Klessheim und Eb. Privatgymnasium Borromäum, Stadt Salzburg, im Schuljahr 2000/2001 unter der Projektleitung von Dr. Helga Vereno und Mag. Moritz Guttmann, zur Aufgabe, die vielen gemeinsamen und daher vertrauten Klänge in der Volksmusik beider Länder aufzuspüren und vorzutragen. Ein wesentliches, wenngleich in Österreich weniger bekanntes gemeinsames Instrument, die Bockspfeife oder der Böhmische Bock, ein Dudelsack, der auch bei uns bis ins 19. Jahrhundert heimisch war und in der Volksmusik neben der Geige eine wichtige Rolle spielte, wurde dabei in den Vordergrund gestellt.

Für die nötigen Kontakte nach Tschechien sorgte Rudolf Lughofer, der einmal in einem Kulturführer als „Urvater der österreichischen Dudelsackszene“ bezeichnet wurde. Er erarbeitete mit den SchülerInnen die gemeinsamen Lieder. Dazu gesellten sich tschechische Gäste aus Mràkov im Chodenland/Westböhmen. In ihrer Volksmusik finden sich zahlreiche Parallelen zu unseren Volksliedern und Tänzen. Diese jungen Leute aus Tschechien mit ihren bunten Trachten zeichneten sich durch einen sehr ursprünglichen Musizier- und Singstil aus. Die sprachlichen Barrieren wurden durch gemeinsam gesungene Lieder leicht überwunden. Die tschechischen Gäste sangen ebenso auf Deutsch, wie die SchülerInnen tschechisch sangen. Aus den einheimischen Jugendlichen rekrutierte sich auch eine Tanzmusik, besetzt mit Dudelsack, zwei Geigen und zwei Gitarren. In einem tschechisch-österreichischen Fest mit gemeinsamen Tänzen, Liedern und Musik wurde die Verbundenheit der beiden Länder deutlich spürbar und auch, wie mühelos miteinander singen und tanzen vielleicht vorhandene Barrieren wegschafft! Dazu gab es typische Speisen aus der tschechischen Küche sowie eine sehenswerte Ausstellung über das Land, welche von den Studierenden des Kolleg-Lehrganges für Tourismus-Management gestaltete wurde. Resümee der teilnehmenden SchülerInnen: „Fremde Nachbarn sind die Tschechen für uns längst nicht mehr!“

Schlaf Kindchen, schlaf ...

Alle 12 Klassen der Volksschule Mülln, Stadt Salzburg, beschäftigten sich im Schuljahr 1999/2000 unter der Projektleitung von VD Maria Gassner mit dem Suchen und Lernen von Schlaf- und Wiegenliedern. Da diese Schule auch von fremdsprachigen Kindern besucht wird, wurden auch deren Schlaf- und Wiegenlieder berücksichtigt. Ziel des Projektes war es, ein kleines Liederheft und eine CD mit allen gesammelten Liedern zu erstellen. Hintergrund für das Projekt war die Tatsache, dass viele Kinder ohne Geschichten und Schlaflieder ins Bett gehen, dass Vater oder Mutter keine Zeit (oder Lust?) haben, sich vor dem Schlafengehen ihren Kindern noch einmal intensiv zu widmen. Die Eltern sollten bewusst wahrnehmen, wie wichtig das abendliche Ritual für die emotionale Entwicklung ihrer Kinder ist.

Die Klassenlehrerinnen erarbeiteten mit allen SchülerInnen ein Abend-, Schlaf-, Wiegen- oder Gute Nacht-Lied (Volkslied oder Kinderlied). In den katholischen Religionsstunden wurde ein kindgemäßes Abendgebet gestaltet, in den evangelischen Religionsstunden ein religiöses Abendlied, in der islamischen Religionsstunde wurde der abendliche Muezzinruf auf Arabisch erarbeitet. Die Lieder wurden gesungen, teils mit traditionellen Instrumenten (Flöte, Hackbrett, Gitarre), teils mit Orff-Instrumenten von den Kindern begleitet, Vor- und Zwischenspiele wurden gestaltet bzw. komponiert. Im April 2000 wurde die CD produziert, gleichzeitig das Liederheft mit allen gesammelten Liedern illustriert und in Druck gegeben. Im Deutschunterricht wurden Gute Nacht-Geschichten gelesen oder selbst verfasst und bildnerisch gestaltet. In einem Fest der gesamten Schule in der Pfarrkirche Mülln wurden Liederheft und CD der Öffentlichkeit vorgestellt.



[231] Mit allen Sinnen – ein Schulprojekt, Österreichisches Volksliedwerk, Volksliedwerke der Bundesländer, FachinspektorInnen für Musik, bm:bwk: Statistische Auswertung 1996–2002, erstellt von Michaela Klimmer.

[232] Die Lehrenden und Studierenden der Pädagogischen Akademie des Bundes in Salzburg konnten trotz mehrmaliger Bemühungen noch nicht für das Projekt begeistert werden.

[233] Behinderte und nicht behinderte Schüler werden zusammen in einer Klasse unterrichtet.

[235] Die Projektleiterin VOL Theresia Mayr schreibt im Projektbericht, „dass erst die Arbeit an diesem Projekt es den SchülerInnen ermöglichte, einen Zugang zum alten, heimischen Liedgut zu finden und dass ein reger Gedankenaustausch mit der Großelterngeneration ein erfreulicher Nebeneffekt war.“

[236] In den Jahren um 1960–1990 kamen durch die damals sehr erfolgreiche Schifabrik Atomic und den florierenden Wintertourismus viele Arbeiter mit ihren Familien nach Wagrain. Viele blieben ganz hier und erwählten Wagrain zu ihrem Lebensmittelpunkt. Sie kamen großteils aus Bosnien, Kroatien, Serbien und aus der Türkei.

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